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Ausgabe:

1964

Spalte:

449

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Murray, Robert

Titel/Untertitel:

Die Schwedische Kirche 1964

Rezensent:

Israel, Friedrich

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449

Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 6

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jedoch vom Abt nicht nur mit Benedikt gesagt wird, daß er im
Kloster die Stelle Christi vertritt (302), sondern wenn es heißt:
„der allein repräsentiert im Kloster den Vater-Gott" (309),
dann geht das für evangelisches Empfinden auch bei hoher Einschätzung
der Bedeutung des Amtes zumindest in der Formulierung
über die Grenze dessen, was man sagen darf, hinaus.

Wir weisen abschließend lediglich noch auf zwei äußere Formalien
hin, die die Lektüre des Buches ein wenig erschweren. Das eine
ist die vom Verf. selbst bemerkte (11) Tatsache der Verschiedenheit
von Thematik und Methode bei einzelnen Stücken, die einerseits
manchmal gewisse Gewaltsamkeiten der Gliederung mit sich bringt,
andererseits eine Knappheit in der Andeutung wichtiger theologischer
Aussagen, die hier und da unbefriedigend bleibt. Das andere Formale
sind die sehr häufigen und langen Zitate, die zwar gute Illustrationen
bieten, weithin aber zugleich den Gedankenfluß ein wenig hemmen.
Ob diese Methode des langen und häufigen Zitierens (die man öfters
bei katholischen Theologen findet, z.B. in den Barth-Büchern V.Balthasars
und Küngs) vom Väter- und Theologenbeweis der dogmatischen
Arbeit herrührt?

Die Fragen schmälern in keiner Weise den Dank, den die
evangelische Christenheit Thomas Sartory für sein Buch und
seine ganze Arbeit schuldig ist. „Mut zur Katholizität" wird
gerade auch von Nichttheologen als wegweisend empfunden
werden. Es ist ein schönes Zeugnis für einen wirklich ökumenischen
Geist in der katholischen Kirche, und man kann nur wünschen
, daß hier ein Weg eingeschlagen ist, dem noch eine weite
und reiche Zukunft beschieden ist.

Leipzig Ulrich Kühn

Murray, Robert: Die Schwedische Kirche. Aus dem Schwedischen
übers, von Ernst D e t e r t. Stockholm: Diakonistyrelsens bokförlag
1961. 125 S., 24 Abb. kl. 8°.

Nach Band II der Ekklesia, Die skandinavischen Länder,
Hrsg. von F. Siegmund-Schultze, ist nach über einem Vierteljahrhundert
mit einschneidenden Veränderungen eine neue Darstellung
der schwed. Kirche fällig. In 4 Kap. bewältigt Murray
die Geschichte der Kirche: Mittelalter, Reformation, die luth.
Einheitskirche, die großen Volksbewegungen. In 6 Kap. wird
die gegenwärtige Organisation in musterhafter Klarheit dargestellt
: Kirche, Volk, Staat, die Gemeinde, der Bischof und das
Bistum, Finanzen, Gottesdienst, jenseits der Grenzen. Die
Druckerei in Stockholm hat ohne Fehler gearbeitet.

Vier Wünsche für die neue Auflage! Wie wichtig die
schwed. Theologie ist, wird nur mit acht Zeilen auf den beiden
letzten Seiten belegt. Unter den reichsschwedischen Gemeinden
wird Helsingfors 1924 erwähnt: hier handelt es sich um 2500
Lutheraner, die sich bis 1924 zu den Gemeinden der 350 000
finnlandschwedischen Lutheraner hielten. Bei aller gebotenen
Kürze wäre der Einfluß Deutschlands auf die schwedische Kirche
auch nach Ansgar zu streifen; noch im Gesangbuch von 1937 ist
ein Viertel der Lieder deutschen Ursprungs. Die deutschen Gemeinden
in Stockholm und Gothenburg mit ihren alten Kirchen
und reichem Leben, die vollberechtigte Mitglieder der schwed.
Kirche sind, wären in einem deutschen Buche eines Wortes wert.

Leipzig Friedrich O s ta rh i 1 d

Antweiler, Anton: Das Lateinische in der Kirche. Zur Apostolischen
Konstitution Veterum Sapientia vom 22. Februar 1962
(ThQ 143, 1963 S. 257-324).

Auf der Maur, Ivo: Mönche von St. Benedikt als Glaubensboten
(Erbe und Auftrag 39, 1963 S. 447--163).

Di e z - A 1 e g r i a, J. M.: El coneepto de justicia en la enciclica
Mater et Magistra (Ciencia y Fe 19, 1963 S. 3—19).

G e i ß e r, Hans: Das Abenteuer der Lutherinterpretation als verbindendes
Element zwischen den Konfessionen. Zu Albert Brandenburgs
Buch „Gericht und Evangelium" (Materialdienst des Konfes-
sionskundlichcn Instituts 14, 1963 S. 81—90).

Harms, Hans Heinrich: Der Dialog mit der Kirche Roms (ÖR 13,
1964 S. 73—83).

Hof mann, Linus: Zur Mischehenfrage (TThZ 73, 1964 S. 50—53).

I a h n, Christoph: Die lebendige Gemeinde in der Diaspora. Gemeindeaufbau
in Südbrasilien. „Punktuelle" und „lineare" Arbeit
in der Diaspora (Die evangelische Diaspora 34. 1963 S. 71—78).

M a 11 h e i, Mauro: Redescubrimiento de la vida religiosa comuni-
taria en cl protestantismo (Tcologfa y Vida 4, 1963 S. 105—111).

Meyer, Carl S.: The Historical Background of "A Brief Statement"
[Forts.] (Concordia Theological Monthly 32, 1961 S. 466—482 u.
526—542).

— The Role of "A Brief Statement" since 1932 (Concordia Theological
Monthly 33, 1962 S. 199—209).

S c h 1 i n k, Edmund: Die Umklammerung der Gegensätze. Predigt in
der evangelisch-lutherischen Kirche in Rom am Sonntag nach der
Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils (Dienende Kirche. Festschrift
Julius Bender, Karlsruhe 1963 S. 3 5—39).

Seibel, Wolfgang: Die pastorale Zielsetzung des Konzils (StZ 173,
89. Jg. 1963/64 S. 33—44).

Erzbischof Sergius (Larin): Die fortschrittliche Bewegung im russischen
Mönchtum des 15. und 16. Jahrhunderts (Stimme der Orthodoxie
Heft 1, 1964 S. 37—42).

V a 1 e s k e, Ulrich: Die Kirche als Konzilsthema (Materialdienst des
Konfessionskundlichen Instituts 14, 1963 S. 61—66).

Voll, Dieter: Das geistliche Amt in England (ZW 34, 1963 S. 811
— 820).

Will am, Franz Michel: John Henry Newman und die Aggiorna-
mento-Idee des Papstes Johannes XXIII. (ThQ 143, 1963 S. 325—333).

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Wingrcn, Gustaf: Schöpfung und Gesetz. Übers, aus dem Schwedischen
von Gerhard Klose. Göttingen: Vandenhoeck & Rupredit
[i960]. 198 S. gr. 8° = Theologie der Oekumene, 9. Lw. DM14.80.

Das vorliegende Werk G. Wingrens schließt sich eng
an die Veröffentlichung aus dem Jahre 1954 (deutsch 1956)
über „Die Methodenfrage der Theologie" an. Sein primäres
Interesse, so liest man hier, war schon damals „nicht auf die
Methode, sondern auf den Inhalt gerichtet" (192); die damalige
Auseinandersetzung mit A. Nygren, K. Barth und R.
B u 11 m a n n mündete in die Kritik ein, „daß der Schöpfungsglaube
in diesen dogmatischen Systemen keinen wirklichen Platz
hat, daß das Alte Testament in der biblischen Grundlage der
systematischen Theologie nicht wirklich berücksichtigt wird, und
daß das universale Gesetz in einer theologischen Ethik, die nach
einem spezifisch christlichen Ethos sucht, problematisch wird"
(192 f.). W. stand demnach vor der Aufgabe, seinerseits nun
positiv zu entfalten, was er bei den andern vermißte. Die Antithese
gegen A. Nygren und K. Barth — neben den hier
sehr oft N. H. S 0 e tritt — ist ein Kennzeichen auch dieses
Buches geblieben. Ob das Bild, das er von seinen Gegnern entwirft
, immer zutrifft, ist eine andere Frage.

Die beiden Hauptteile des Buches — L Die Schöpfung, II. Das
Gesetz — zerfallen in je drei Kapitel, deren erstes jeweils die Grundlegung
gibt, während die beiden andern es in genauer Entsprechung
zueinander entfalten. So geht es bei der Schöpfung unter A) um das
Verhältnis von „Schöpfung und Evangelium", näherhin um die Reihenfolge
des dreigliedrigen Glaubensbekenntnisses, das als Parallele zur
heilsgeschichtlichen Reihenfolge der biblischen Berichte anzusehen ist.
Sachlich spricht für die Reihenfolge nach W., daß schon „die Tatsache,
daß ein Mensch lebt" (34) Hinweis auf Gottes Leben schaffende Tätigkeit
ist und „die primäre Gottesbeziehung" in sich enthält (33). Daß
Gott Leben schenkt und ständig „alles neu macht" tritt zwar „am
klarsten im Evangelium hervor" (36), aber das ist kein Grund, den
zweiten vor den ersten Artikel zu stellen. Und wie steht es mit der
Schöpfungsmittlerschaft Christi? Nach W. ist dies „ein .schwerer' Gedanke
" (3 8). Er will ihn dahin interpretieren, daß der Mensch „auf
Christus hin angelegt ist" (39): dessen Gabe ist ja „das Leben", das
ewige Leben als die „Verwirklichung des ursprünglichen göttlichen
Schöpfungsplanes" (44), die Wiederherstellung des Menschen „auf der
Ebene der Schöpfung" (47)..

Unter B) „Schöpfung und Gericht" beginnt W. mit einem Abschnitt
„Die Sünde und der Zorn". Der „Nerv des Schöpfungsglaubens"
ist für ihn (wie früher schon für G. Aulen) „die Gewißheit, daß Gott
am Werke ist" (52); also creatio continua. So geht es nun um die
„Betonung der Souveränität Gottes durch allen Zusammenhang der
Sünde hindurch" (54, Anm.). Hier heißt das: Der Mensch — auch wenn
er noch nichts von Christus weiß — „stößt . . . beständig auf Gottes
Handeln und auf die Forderung, die vom Nächsten her an ihn herangetragen
wird, und wird daran erinnert, daß irgendetwas in ihm nicht
in Ordnung ist. Wäre es nicht so, dann wäre nicht Gott, sondern der
Mensch Herr der Schöpfung" (59): W. will mit diesen Gedanken den
Satz vermeiden, daß Sündenerkenntnis nur durch die Offenbarung in
Christus zustande käme — ohne andererseits zu behaupten, daß es
Sündenerkenntnis „schon durch das Leben selbst" gebe, denn „in
Christus . . . wird erst völlig offenbar, was Sünde ist" (58). Eine
der Weisen, in denen Gott jetzt handelnd eingreift, sind „menschliche