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Ausgabe:

1964

Spalte:

444

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Zander, Lev A.

Titel/Untertitel:

Die westliche Orthodoxie 1964

Rezensent:

Müller, Ludolf

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Seite 1

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443

Theologkche Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 6

444

Wir haben schon mehrfach angedeutet, worin der Wert
dieser Publikation liegt. Indem sie sich auf ein ganz spezielles
Arbeitsgebiet selbst einengt, gibt sie dem mitarbeitenden Leser
Gelegenheit, von hier aus 6eine eigenen Vergleiche zu dem
heutigen Konzil zu ziehen. Gleichzeitig erhält man interessante
Einblicke in das allgemeine und kirchliche Nachrichtenwesen der
damaligen Zeit.

Allerdings darf nicht verschwiegen werden, daß aus dem Buch
ein erstaunlich schlechtes Deutsch spricht. Unbeholfene Sätze und
stilistisch unbegreifliche Schachtelsätze erschweren dem Leser die Mitarbeit
. Dazu kommt, daß eine Fülle von Druckfehlern und anderen
Schnitzern den aufmerksamen Leser verärgern.Wir nennen einige Beispiele
:

Warum wird im Vorwort der Name des Redakteurs der Zeitung
mehrmals in Anführungsstriche gesetzt?

Der auf S. 16 zitierte Professor heißt nicht Send, sondern Smend.

Auf S. 20 muß es heißen „vielleicht" und nicht „wielleicht".

Auf S. 21 wird plötzlich das Wort ,wurde' in kursiv geschrieben,
ohne daß eine Begründung vorliegt.

Mehrfach werden Namen angeführt, fast immer ohne Vornamen,
die der Leser nicht kennt. Einige Seiten später wird dann plötzlich
über diese Namen ausführlich referiert. Ein Beispiel für diesen Lapsus
finden wir auf S. 3 5: Drei Namen, nämlich Rauscher, Schwarzenberg
und du Panloup. Einige Seiten später erst hören wir, wer diese den
meisten Lesern unbekannten Männer 6ind.

Auf S. 84 werden plötzlich 5 Zeilen im Petitdruck gebracht. Ganz
offensichtlich liegt ein Versehen der Druckerei vor.

Mehrmals werden Zahlen voll ausgeschrieben und dann wieder
als Ziffern gesetzt.

Von diesen Druckfehlern und Sprachschnitzern könnte noch eine
ganze Liste aufgeführt werden. Dem Verlag ist dringend zu raten,
eine zweite Auflage gründlich zu überarbeiten.

Hambu rg Waldemar W i 1 k e n

Bäumer, Remigius: Zur Geschichte der Deutschen Diaspora in der
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (ThGl 54, 1964 S. 43—45).

B e u m e r, Johannes: Da6 für das Erste Vatikanische Konzil entworfene
Schema De Ecclesia im Urteil der Konzilsväter (Schol. 38,
1963 S. 392—401).

Geiselmann, Josef Rupert: Das Übernatürliche in der Katholischen
Tübinger Schule (ThQ 143, 1963 S. 422—453).

Gl atz, Alfred: Ein Kapitel von der Toleranz heute und vor über
100 Jahren. Zur 125-Jahr-Feier der Zillertaler Emigration (Die evangelische
Diaspora 34, 1963 S. 79—82).

H a j j a r, Joseph: Die unierten Kirchen und das erste Vatikanische
Konzil (TThZ 72, 1963 S. 334—348).

Hertzberg, Hans-Wilhelm und Ernst Rhein: Zur neueren Geschichte
der Deutschen Evangelischen Gemeinde in Jerusalem (Die
evangelische Diaspora 34, 1963 S. 94—100).

Juhäsz, Koloman: Staat und Kirche im Banat zur Zeit Maria
Theresias (ThGl 53, 1963 S. 441—448).

Kleef, B. A. van: Dominkus Maria Varlet 1678—1742 (Schluß)
(IKZ 53, 1963 S. 193—225).

Kornetzki, Heinz: Die Hallischen Jahrbücher (StZ 173, 89. Jg.
1963/64 S. 254—261).

M a y r, Johann: Ein Exemplar der Einheit Möhlers (MThZ 14, 1963
S. 270—276).

KIRCHEN- UND KONFESSIONSKUNDE

Kirchliches Jahrbuch für die deutschen Alt-Katholiken
1963. Mit Jahres weiser und kirchlichem Behördenverzeichnis. Im
Auftrag des Kath. Bistums Bonn der Alt-Katholiken in Deutsdiland
hrsg. v. Pressereferat. 62. Jg. Bonn (Gregor-Mendel-Str. 25): Verlag
des Bistums Bonn [1963], 96 S. m. Abb. gr. 8°.

Die vorliegende Ausgabe kreist um das Thema der Katholizität,
wie der Alt-Katholizismus sie in seinem Bekenntnis verwirklicht sieht
oder wenigstens zu verwirklichen trachtet. Sie wird in Grundsatz-
Artikeln umschrieben (S. Kraft, E. Nickel, Th. Dietz) und vom Evangelium
sowie von der Liturgie und ihrer Entwicklung her betrachtet
(J. Lieser, K. Pursch). Auch die im Alt-Katholizismus stets lebendigen
ökumenischen Verbindungen, besonders zur anglikanischen Kirchengemeinschaft
, mit der Interkommunion besteht, kommen nicht zu
kurz (E. W. Heese). Daneben stehen eine Würdigung Blaise P a s c a 1 s
(von P. F. Pfister) und des Batak-Missionara L. Nommensen
(1834—1918, von M. Rademacher), Gemeindeberichte, auch Erzählungen
, und schließlich das Behörden- und Gemeindeverzeichnis. — In

der Überechau der zwischenkirchlichen Beziehungen ist das Bild des
Ökumenisdien Patriarchen Athenagoras fälschlich als das des Moskauer
Patriarchen Alexis bezeichnet.

Hamburg Bertold Sp u lc r

Zander, L. A.: Die westliche Orthodoxie. Au6 dem Französischen
übers, v. G. von Lilienfeld. München: Kaiser 1959. 30 S. 8° =
Theologische Existenz heute, hrsg. v. K. G. Steck u. G. Eichholz,
N.F. Nr. 73. DM 1.90.

L. Zander, Professor für vergleichende Konfessionskunde
am russisch-orthodoxen St. Sergius-Institut in Paris, „alter
Kämpfer" der Ökumenischen Bewegung, Teilnehmer an ungezählten
ökumenischen Tagungen und Konferenzen, von daher
wohl vertraut mit allen möglichen Kirchen und Konfessionen
der alten und der neuen Welt, schildert, aus vielfachem eigenen
Erleben schöpfend, in dieser Broschüre vier Erscheinungsformen
„westlicher Orthodoxie" und deren kirchliche und ökumenische
Bedeutung.

Es sind dies 1) aus westlichen Kirchen und Völkern
stammende Konvertiten zur Östlich-orthodoxen Kirche. Da die
Orthodoxie meist sehr eng mit dem Volkstum der einzelnen
orthodoxen Nationalkirchen verbunden ist, sind diese westlichen
Konvertiten als „Ausländer" meist in einer schwierigen
Situation (besonders wenn sie orthodoxe Priester werden),
haben aber auch eine besonders verantwortungsvolle kirchliche
Aufgabe — nicht nur den westlichen Konfessionen gegenüber,
als Vermittler der Orthodoxie, sondern auch der Orthodoxie
selbst gegenüber.

2) Zur westlichen Orthodoxie gehört ferner das, was die
Orthodoxen (gleich welcher Herkunft) tun, um den Menschen
des Westens das Wesen der Orthodoxie verständlich zu
machen, näher zu bringen. Der Verfasser wendet sich hier mit
einer Reihe von Vorschlägen an seine Glaubensgenossen.

3) Westliche Orthodoxie ist aber auch das, was nichtorthodoxe
Menschen des Westens aus Liebe zur Orthodoxie,
aus Interesse am Leben der Orthodoxen Kirche tun. So etwas
gibt es nach Kenntnis des Verfassers auf wissenschaftlichem,
organisatorischem und karitativem Gebiet. Zwar stehe diese
westliche Orthodoxie jenseits der kanonischen Grenzen der
Orthodoxen Kirche, aber da sie zum Wachstum und zur Entwicklung
der Orthodoxen Kirche beitrage , sei sie eine
lebendige Zelle an ihrem peripherischen Leibe.

4) Westliche Orthodoxie ist nach Zander endlich das, was
im Leben der westlichen Christenheit irgendwie orthodox ist,
zu dem hin tendiert, was das innerste Wesen der Orthodoxie
ausmacht. Solche Tendenzen findet er im Anglikanismus,
im Altkatholizismus, im Römischen Katholizismus, aber auch
im Protestantismus: hier vor allem in der sakramentalen, in
der liturgischen, in der monastischen Bewegung und in
manchen neuen Tendenzen des dogmatischen Denkens. Diesen
„orthodoxen Tendenzen" im Protestantismus hat Zander übrigens
noch einen besonderen Aufsatz gewidmet, der gleichfalls
sehr bedeutsam und lesenswert ist: „Treue oder Verrat? Neue
Strömungen im Protestantismus in der Sicht eines russischen
Orthodoxen", in: „Basileia. Walter Freitag zum 60. Geburtstag
", Stuttgart 1959, S. 420—436.

Tübingen Ludolf Müller

Conciliorum Oecumenicorum Decreta. Ed. Centro di Documenta-
zione, Istituto per le Scienze Religiöse — Bologna. Curantibus
J. Alberigo, P.-P. Joannou, C. Leonardi, P. Prodi.
Consultants H. J e d i n. Freiburg/Br.: Herder 1962. XXIII, 792, 72* S.
8U. Lw. DM 55.-.

„Das Werk bietet erstmals eine handliche Ausgabe in
einem Band von allen dogmatischen und disziplinaren Beschlüssen
der 20 ökumenischen Konzilien: ein notwendiges und
unentbehrliches Textbuch für alle Teilnehmer und Konsultoren
des 2. Vatikanischen Konzils, für Dogmatiker, Dogmenge-
schkhtler, Kirchenhistoriker, Kanonisten, Kirchenrechtshistoriker,
für alle wissenschaftlichen und kirchlichen Bibliotheken, Priester-
seminarien und theologischen Studienanstalten." Diese Worte
auf dem Schutzumschlag 6ind die einzigen zusammenhängenden
Sätze in deutscher Sprache. Die Praefatio von H. Jedin, die