Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1964

Spalte:

366-367

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Macarius Aegyptius, Neue Homilien des Makarius/Symeon 1964

Rezensent:

Adam, Alfred

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

365

Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 5

366

Schncemelcher, W. [Hrsg.]: Bibliographia l'atristica. Internationale
patristische Bibliographie. IV: Die Erscheinungen des Jahres
1959. V: Die Erscheinungen des Jahres 1960. Berlin: de Gruyter
1961/62. XXXIII, 126 S. u. XXXIII, 114 S. gr. 8°. Lw. je DM 23.-.

Band IV ist noch wie die vorausgegangenen aufgebaut und
gestaltet. Das Unternehmen wurde von diesem Jahrgang an in
die Reihe der Arbeitsvorhaben der Patristischen Kommission
der Akademien der Wissenschaften zu Göttingen, Heidelberg,
Mainz und München aufgenommen. Die Berichterstattung ist
wiederum gewissenhaft, doch nicht ganz vollständig. Zu Irenaus
beispielsweise vermißte Rez. u. a. Unger D., S. Irenaei . . . doc-
trina ... de Maria — Maria et Ecclesia III (Rom 1959) 67
—140 (der Pauschalhinweis auf dieses Werk in Nr. 1182 genügt
nicht). Des Unterzeichneten Apostolische Väter (vgl. Bd. L
Nr. 677) erschienen 1959 in Darmstadt, Wissenschaftliche Buch-
gescllschaft, in 3. Aufl. Der in Nr. 688 unter dem Stichwort
Hegcsippus angeführte Aufsatz von K. Mras betrifft nicht den
Antihäretiker des 2„ sondern den irrtümlich so genannten lateinischen
Bearbeiter des Joscphus Flavius im 4. Jhdt.; hier wäre
zu unterscheiden, zumal im nachfolgenden Bd. V, Nr. 548 ff.
unter dem gleichen Stichwort drei Aufsätze über den älteren
Hegesipp angegeben werden. Titel, die früher übersehen wurden
, sollten nicht, wie dies bei Nr. 295 der Fall ist, im laufenden
Jahrgang „eingeschmuggelt", sondern ak Nachträge kenntlich
gemacht werden.

Im Aufbau des V. Bandes wurden, wie versprochen, gegenüber
den vier ersten Jahrgängen einige Änderungen vorgenommen
. In Abschnitt I ergaben sich verschiedene Umgruppierungen
und wurde besonders die patristische Philologie mit Recht besser
herausgestellt. Im früheren Abschnitt IV fand auch eine Anregung
des Rez. (ThLZ 1960, 674) Beachtung: Liturgica erscheinen
nun als selbständige Gruppe (IV), während die Hagiogra-
phica nicht ganz glücklich zum großen Abschnitt III (Auctorcs)
gezogen wurden; die nun dort aufgeführten Sancti singuli waren
nicht Auctorcs, sondern sind im Gegenteil Objekte der
Darstellung. Abschnitt VI erscheint in neuer Gliederung, die zugleich
zeitgenössischen Fragestellungen mehr entgegenkommt;
über Einzelheiten dieser Disposition läßt sich streiten; so sind
die angeli et daemoncs zu weit an den Schluß gerückt; was
unter anthropologia steht, sprengt zum Teil den dogmengeschicht-
lichcn Rahmen und gehört zur Moraltheologie; besser hieße es
wohl auch wieder Deus unus et trinus (statt umgekehrt). Neu
eingefügt ist der Abschnitt Gnostica (VII), der heute keiner
eigenen Rechtfertigung bedarf. Zu wünschen wäre immer noch,
daß der Abschnitt zur Väterexegese (VIII) doch weiter vorgezogen
würde.

Im einzelnen wurde, um nur eine Stichprobe vorzulegen,
zu Origenes vermißt: Gueiaud O. — Nautin P., Origene et ie
rite de Ia dedicace de l'agneau pascal — Bulletin de l'Institut
Francais dArcheologie Orientale 60 (Lc Caire 1960) 1-8; Louf A.,
Caper emissarius ut typus Redcmptoris apud Patres — VD 38
(i960) 270—274; ferner wäre bei Origenes auch auf Nr. 563 zu
verweisen gewesen. Der genannte Aufsatz von Louf hätte ebenso
für Barnabas (aber richtiger: Pseudo-Barnabas), Justinus Martyr,
TertuHlanui und Cyrillus Alexandrinus, sowie in Abschnitt VIII 2
(Leviticus 16) angegeben werden sollen.

So ist es — die Belege ließen sich vermehren — dem so
verdienstlichen Unternehmen leider auch beim fünften Mal noch
nicht gelungen, erschöpfend zu informieren. Die Bibliographia
Patristica erfüllt ihren Zweck bisher weitgehend, aber noch nicht
restlos. Der Behebung dieses Mangels wird 6ich in erster Linie
der Herausgeber selbst und sein lokaler Mitarbeiterstab noch
nachdrücklicher widmen müssen. Man wird es zu danken wissen,
inzwischen liegt bereits Bd. VI mit den Erscheinungen des
Jahres 1961 vor.)

Frcisiug Joseph A. Fischer

Klostermann, Erich, u. Heinz B e r t h o 1 d [Hrsg.]: Neue Homi-
lien des Makarius Symcon. L aus Typus III. Berlin: Akademie-
Verlag 1961. XXVIII, 178 S. gr. 8° = Texte und Untersuchungen z.
Geschichte d. altchristlichen Literatur, hrsg. v. W. Eltester u. E. Klostermann
, 72. Bd. = V. Reihe, Bd. 17. DM 34.50.

Unter dem Namen des Mönchsvaters Makarius sind „geistliche
Homilien" überliefert, deren Abdruck durch Floß im
34. Bande von Mignes Patrologie 1860 auf die Erstausgabe von
Joh. Picus, Paris 1559, zurückgeht. Nachdem L. Villecourt 1920
festgestellt hatte, daß in ihnen messalianische Tradition vorliege
, wandte sich die Forschung der ausgedehnten handschriftlichen
Überlieferung zu, und H. Dörries konnte 1941 als erstes
großes Ergebnis seine Untersuchung über „Symeon von Mesopotamien
, die Überlieferung der messalianischen Makarius-
Schriften" veröffentlichen. In ihr war eine neue Sammlung von
Homilien analysiert, die jetzt als „Typus I" bezeichnet wird,
während die alte Sammlung bei Migne, deren Übersetzung
durch Stiefenhofer 1913 im 10. Bande der „Bibliothek der
Kirchenväter" erschienen war, den Namen „Typus II" erhalten
hat. Über das erste Stadium der Vorarbeiten, als noch daran
gedacht wurde, die 50 Homilien dieses Typus II zuerst herauszubringen
, hatte E. Klostermann in dieser Zeitschrift 1948 berichtet
(„Zum Makariustext", Sp. 687 ff.). Die fortgesetzte
Arbeit an den Handschriften hat dann eine neue Gruppe von
43 Logoi erkennen lassen, „Typus III" genannt, aus dem die
noch unedierten 28 Stücke in dem vorliegenden Bande in vorbildlicher
Form herausgegeben sind. Die neuen Stücke des von
H. Dörries behandelten Typus I sollen in einem zweiten Bande
folgen, dem ein Gesamtregister beigegeben wird.

Der Inhalt der Ansprachen, Fragebeantwortungen und Predigten
des vorliegenden Bandes bestätigt die Ergebnisse der Untersuchung
von Dörries: es handelt sich auch hier um Zeugnisse eines milden
Messalianismus, der in Nordsyrien zuhause war. Diese Homilien sind
original griechische Erzeugnisse; aber der leicht semiti6ierende Stil,
dessen Grundton der Klangfarbe des Johannesevangeliums ähnelt,
deutet auf die Herkunft aus einem zweisprachigen Gebiet, wo das
Griechische nur die Sprache der Gebildeten war. Daß eine semipelagia-
nische Theologie herrscht, kann nicht verwundern. Dem freien Willen
ist der Anfang des Heilsweges zugesprochen, und das Gebet ist das
große menschliche Werk, das den Geist Gottes in das Herz zieht und
dort festhält. Die messalianische Gebetsformel „deo/ial aov, firopai
aov" wird zitiert (S. 58,4); die zwei Stufen de6 Christseins werden
genannt, und die höhere Stufe ist den Adressaten der Schriften zugeteilt
. Die Erlangung der endgültigen Vollkommenheit bleibt der
Eschatologie vorbehalten. Was auf Erden möglich ist, wird mit der
Zwei -Seelen-Lehre umrissen, in der die christologischen Kategorien
der nestorianischen Theologie konsequent auf die Anthropologie des
Christen angewendet sind. Es geht um eine „Vermischung" der göttlichen
und der menschlichen Natur (S. 14,22; 15,9; 105,1; 147,19;
149,15), und die Forderung wird formuliert, der Mensch müsse
„zwiefältig" oitiIovq) werden (S. 56, 14), d.h. in sein Inneres den
himmlischen Geist aufnehmen, also zu seiner menschlichen Seele die
göttliche Seele hinzuempfangen. Bei Afrahat gibt es eine entsprechende
Anschauung. — Von hier aus ist eine breite und tiefe Paränese möglich
, die sowohl auf die Erlangung der verlorenen Ebenbildlichkeit
(S. 83, 13; 3,3—8) als auch auf die Erreichung der Vollkommenheit
Christi schaut (S. 2, 26); sie ruht in einer eigenartigen Christusmystik,
die als Vermischung der Seele mit dem Pneuma Christi empfunden
wird (S. 15,8; 147,19). Aber diese Christusmystik entfaltet sich zu
einer radikalen Gottesmystik: „Der, in dem Gott (6 deös) nicht
wohnt, hat Gott nicht erkannt" (S. 37, 14). Die positive Formulierung
dieses Satzes findet sich als mcssalianisches Zitat in Babais
Kommentar zu Evagrius Pontikus: „Wie Gott sich erkennt, so erkennen
auch wir ihn, und unser Auge kann ihn fassen" (W. Frankenberg
, Evagrius Pontikus, 1912, S. 137; Kmosko, Patrologia Syriaca 3,
hat dieses Zeugnis nicht angeführt). Von dieser kirchlich nicht anerkannten
Gottesmystik aus ist die Behauptung folgerichtig, nnnOeia
(S. 121,25; 168,9) und Sündlosigkeit (S. 76, 11) seien auf Erden erreichbar
, da eine reale Umwandlung (iifraßoli)) stattgefunden habe
(S. 112, 11). Die Ekstase ist in enthusiastischen Worten beschrieben
(S. 112, 15—20), und der erreichte Zustand wird als „reich sein und
herrschen" bezeichnet (S. 112, 27), ähnlich wie in Spruch 29 des gno-
stischen Thomas-Evangeliums. Mit gnostischen Vorstellungen verwandt
ist auch die Anschauung, in Gen 1,26 f. sei nur die Erschaffung
der Seele gemeint, während Gen 2,7 von der Erschaffung des
Leibes handele (S. 148,24 ff.). — So vermitteln uns diese Schriften
de» 5. Jhdts., die nach und nach in die griechische Kirche eingedrungen
sind und auf die Anschauungen des griechischen Mönchtums weithin