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Ausgabe:

1964

Spalte:

352-355

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Konrad, Johann-Friedrich

Titel/Untertitel:

Abbild und Ziel der Schöpfung 1964

Rezensent:

Schmidt, Werner H.

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Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 5

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devons nous resoudre ä ignorer toujours" (S. 128) mit ,,Doch
neben dem, was wir uns für immer vorenthalten müssen"
(S. 140) —, so kommt der Sinn doch überall klar heraus. Ein
kleines Versehen darf angemerkt werden: Im „Verzeichnis der
Abbildungen" heißt es zu Anfang (S. 174): „Auf dem Umschlag
: Kanaanitischer Ba'al (Mischrife)". Das entspricht der
auf S. 158 stehenden Angabe des Originals: „Sur la couver-
ture: Ba'al cannaneen (Mishrife)". Für den Umschlag der französischen
Ausgabe trifft das zu, für den der deutschen aber
nicht. Der zeigt vielmehr Stücke aus der Tafel XI „Deportationsszene
: Relief aus dem Palast Assurbanipals (Ninive)".
= „Scenes de deportation. Relief du palais dAssurbanipäl
(Ninive)". Verfasser, Übersetzer und Verlag verdienen den
aufrichtigen Dank der deutsch sprechenden Bibelfreunde, daß
sie es ihm so leicht gemacht haben, sich mit den die Bibel
angehenden reichen Schätzen des Louvre bequem vertraut zu
machen.

Halle/Saale Otto K i ß fei rl t

Schmidt, Werner: Königtum Gottes in Ugarit und Israel. Zur Herkunft
der Königsprädikation Jahwes. Berlin: Töpelmann 1961. IX,
90 S. gr. 8° = Beihefte z. Zeitschrift f. d. alttestamentliche Wissenschaft
, hrsg. v. G. Fohrer, 80. DM 14.—.

Die von R. Rendtorff angeregte und seinerzeit der Kirchlichen
Hochschule Berlin vorgelegte Dissertation setzt sich das
doppelte Ziel, das Königtum der Götter innerhalb der kanaanäi-
schen Religion, wie sie durch die ugaritischen Texte dokumentiert
ist, in seiner Mannigfaltigkeit zu erheben und „dessen
Übernahme und die mit ihr verbundene Wandlung in Israel
aufzuzeigen" (S. 3). Nach einigen kurzen Vorbemerkungen über
die Forschungslage (S. 1—3) gibt ihr Verfasser eine Charakterisierung
der ugaritischen Götterkönige EI und Baal (S. 4—9) und
eine kurze Inhaltsangabe des Baalmythos, wobei er die Texte
(entsprechend der Numerierung von Gordon) in der Reihenfolge
129; 137; 68; "nt; 51; 67; 62; 49 und 76 anordnet (S. 9
— 16). Dabei werden jeweils die typischen sich auf das Königtum
Eis und Baals beziehenden Sätze oder Formeln zitiert
. In dem Hauptteil der Arbeit wird das Königtum der
Götter in Ugarit abgehandelt und jeweils mit dem alttestament-
lichen Vergleichsmaterial konfrontiert (S. 17—63), worauf abschließend
noch einmal die These von der Übernahme der Vorstellung
vom Königrum Jahwes nach der Landnahme an Hand
der für eine gegenteilige Theorie bedeutsamen alttestamentli-
chen Texte überprüft, die Umgestaltung der Idee skizziert und
der vermutliche Zeitpunkt der Übernahme fixiert wird (S. 64
—79). Ein Literatur- und ein Stellenverzeichnis beschließen die
Abhandlung.

Es gelingt dem Verfasser nachzuweisen, daß ein wesentlicher
Unterschied zwischen den ugaritischen Vorstellungen über
das Wesen des Königtums des Gottes El und über das des Gottes
Baal besteht. Einmal kennzeichnet der Titel mlk „EI als
den Herrscher in der Götterwelt, d. h. zugleich als den, der der
Götterversammlung vorsteht" (S. 20). Zum anderen will beachtet
sein, daß El als bnj bnwt, als „Schöpfer der Geschöpfe"
betrachtet wurde (S. 49 f.). Entsprechend ist das Königtum Eis
„zeitlos-unveränderlich" (S. 22). Weiter wird ihm allein das
Prädikat mlk appositionell beigelegt (S. 18). — Das Königrum
Baals wird demgegenüber erst durch seinen Sieg über den
Meeresgott Jam begründet (S. 21 f.). „Baal muß sich sein Königtum
erwerben, durch einen Tempelbau sichern, gegen Feinde
verteidigen, verliert es aber dennoch, um schließlich neu als
König zu erstehen" (S. 22). Er wird nicht von einer Götterversammlung
umgeben, sondern gehört selbst dem Götterrat Eis
an. Entsprechend ist in Ugarit mit einem Thronbesteigungsfest
Baals, aber nicht Eis zu rechnen (S. 23). Die früher von mfr
betonte Abweichung der ugaritischen Mythologie von der
babylonischen, der zur Folge der Kampf zwischen Marduk und
Tiamat vor der Schöpfung der Welt erfolgt, während er hier
erst nach derselben stattfindet1, ist von Schmidt einleuchtend
damit begründet worden, daß „Schöpfung und Drachenkampf

*) BZAW 78, Berlin 1959, S. 76. — In der zweiten Auflage 1962
war es mir möglich, die Anregungen von W. Schmidt zu verarbeiten,

so daß ich für Einzelheiten darauf verweise.

das Werk zweier verschiedener Götter" sind (S. 3 8). So verdienen
seine Hinweise auf alttestamentliche Texte, die nur vom
Meereskampf, aber nicht von der Schöpfung reden (Ps. 93;
77,17-19; Jes. 51,9-15 und 27,1), besondere Beachtung bei
der Diskussion darüber, ob Jahwes Thronbesteigung als eine
Wiederholung der Schöpfung gefeiert wurde oder nicht (vgl.
S. 39 ff.). Da andererseits Texte überliefert sind, nach deren
Darstellung der Schöpfung ein Drachenkampf vorausging (Ps. 74,
12—17; 89, 10—15), bleiben verschiedene Erklärungsmöglichkeiten
für diesen Gesamtbefund offen, so daß die Frage nach
dem Festmythos des Jerusalemer Herbstfestes weiterhin, wenn
nun auch mit verfeinerten Fragestellungen, untersucht werden
muß. Schmidt bevorzugt für die Genese der zweitgenannten
Textgruppe die Erklärung, daß es sich hier um eine sekundäre
Verbindung handelt, die ganz einfach daraus resultierte, daß
Jahwe die entscheidenden Funktionen von El und Baal übernahm
(S. 41). Auch wenn man Eißfeldt und unserem Autor
darin zustimmt, daß die Königsvorstellung aller Wahrscheinlichkeit
nach bereits in Silo von Israel rezipiert worden ist (S. 76 ff.),
wird man bei weitergehenden Schlüssen 6chon deshalb vorsichtig
sein müssen, weil, was Schmidt selbst betont, Motive des
El- und des Baal-Vorstellungskreises aller Voraussicht nach
schon vorisraelitisch im Kult des Jerusalemer Stadtgottes El Eljon
fusiert waren (vgl. S. 78, Anm. 71; ferner S. 23, Anm. 44 u.
S. 27, Anm. 71). Da uns bis zum Tage keine ugaritischen Baals-
Hymnen bekannt geworden sind, mit deren Existenz bei der
beherrschenden Stellung des Gottes innerhalb des Pantheons zu
rechnen ist, möchte ich auch im Blick auf den Versuch zur Vorsicht
mahnen, das Huldigungsmotiv einseitig zum El-Vorstellungs-
kreis zu rechnen (S. 20 f.). Ebenso scheint mir angesichts eines
ugaritischen Textes wie 107 der Satz gewagt, daß „die kanaanäi-
schen Götter als .Naturgötter' die persönliche Hinwendung zum
Menschen nicht kennen" (S. 34; vgl. weiter S. 73 f.). Das fragmentarische
Material, das uns bisher über die Frömmigkeit der
Ugariter Auskunft gibt, rechtfertigt wohl bereits die Feststellung
von Gray, „that the religion of ancient Canaan was much
fuller and deeper than the imitative magic of the fertility-
cult"*.

Schmidt betont richtig, daß angesichts der Verteilung von
Schöpfung und Erhaltung auf El und Baal das Interesse sich
naturgegeben stärker Baal zuwenden und entsprechend auch die
Hauptauseinandersetzung zwischen Jahwe und Baal erfolgen
mußte (S. 52). Dabei wurden dann auch entscheidende Züge
aus dem Baal-Vorstellungskreis auf Jahwe übertragen. Als mit
dem eigenen Glauben unvereinbar wurde das Sterben und
Wiederauferstehen Baals nicht auf Jahwe übertragen, während
Israel ihm das Schöpfertum Eis und die Verleihung von Fruchtbarkeit
und Leben einschließlich des dazugehörigen Meeres-
kampfmythos, wie sie bislang Baal charakterisierten, zuschreiben
konnte (S. 71 f.). Und letztlich hat Schmidt 6icher auch
recht, wenn er das Ergebnis seiner Arbeit dahingehend zusammenfaßt
, daß er feststellt: „Die Geschichte des Königsprädikats
hat sich als ein langsamer, aber tiefgreifender Prozeß der Ent-
mythisierung enthüllt. Aus der mythologischen Vorstellung
eines Gottes als König über die anderen Götter wird Israels
Glaube an den ihm gnädig zugewandten König Jahwe, der zugleich
Herr der Erde und der Völker ist" (S. 75).

Marburg/Lahn Otto Kaiser

■) The Legacy of Canaan, SVT 5, Leiden 1957, S. 142.

Konrad, Johann -Friedrich: Abbild und Ziel der Schöpfung. Untersuchungen
zur Exegese von Genesis 1 und 2 in Barths Kirchlicher
Dogmatik 111,1. Tübingen: Mohr 1962. X, 273 S. gr. 8° = Beiträge
z. Geschichte d. bibl. Hermeneutik, 5. DM 30.— ; Lw. DM 34.50.

Diese Bonner Dissertation hat sich zur Aufgabe gesetzt,
der alttestamentlichen Exegese K. Barths kritisch nachzugehen.
Das geschieht in zwei Hauptteilen: I. stellt als „Zurüstung" in
einem guten, durch eingehende Zitate reich belegten Überblick
Barths atl. Hermeneutik (hauptsächlich nach KD 1/2) vorwegnehmend
dar, II. überprüft als Beispiel die Auslegung (KD III/1)
des priesterschriftlichen (Gen 1,1—2,4a) und kurz auch des
jahwistischen (Gen 2, 4b — 25) Schöpfungsberichts.