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Ausgabe:

1964

Spalte:

345-346

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Theologen unserer Zeit 1964

Rezensent:

Eisenhuth, Heinz Erich

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Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 5

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und de6 von der Kirchenverfassung von 1949 statuierten Terri- einem neuen Verständnis der Offenbarung um unsere heutigen

torialitätsprinzips besondere Schwierigkeiten. Probleme bemüht 6ind. Als ein gemeinsames Merkmal zwischen

4. Der Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Öster- ihnen allen erscheint es, daß sie nicht doktrinär überzeugen,

reich D. Gerhard May schreibt über „Unerledigte Wünsche im sondern „eine oberflächliche Selbstsicherheit" infrage stellen

Protestantengesetz". Österreich hat das in fast allen Ländern wollen (IX).

der Bundesrepublik Deutschland heute das Verhältnis von Staat Es wird bei dem einzelnen Theologen mit gutem Bedacht
und Kirche bestimmende System der Kirchenverträge nicht über- eine weise Beschränkung auf die Fragen vorgenommen, die
nommen. Die Beziehungen zwischen Staat und Kirche werden für ihn selbst, aber vielleicht noch mehr für uns heute von
hier nach wie vor durch den staatlichen Gesetzgeber einseitig besonderer Dringlichkeit sind. Wie schwierig das im einzelnen
geregelt. Aber es ist dankbar anzuerkennen, daß nach dem sein mochte, geht z. B. aus den vierhundert Titeln von Barths
Toleranzedikt von 1781 und dem Protestantenpatent von 1861 Bibliographie und seiner umfangreichen Dogmatik hervor. Die
das neue österreichische „Bundesgesetz über äußere Rechts- persönlichen Daten werden knapp berührt, z. B. der Übertritt
Verhältnisse der Evangelischen Kirche in Österreich" vom 6. Juli von Schlier zum Katholizismus 1953 (157), das Ausscheiden von
1961 hinsichtlich der Autonomie und Bewegungsfreiheit der Urs von Balthasar aus dem Jesuitenorden 1950 (199) und die
Kirdie einen gewaltigen Fortschritt darstellt. Wenn es sich auch Einberufung von Ives Congar im Juli (I) 1939 zum Militär und
um kein Vertragswerk handelt, so ist das Gesetz doch als ein seine fünfjährige Kriegsgefangenschaft (203). Aus der Fülle der
„paktiertes" Gesetz zu bezeichnen, da sein Inhalt im wesent- gegenwartsnahen Themen sei die Staatsauffassung von Schlier
liehen in vorausgehenden Verhandlungen zwischen Kirche und erwähnt. Vom eschatologischen Denken her sieht er im GeStaat
abgesprochen worden ist. - Immerhin sind einige Wünsche horsam dem Staat gegenüber „ein Zeichen echter Weltfremdheit
der Kirche, die hier im einzelnen aufgezählt werden, unerfüllt und wahrer Enthaltsamkeit von den Werken des .Fleisches'";
geblieben. Sie finden sich auf dem Gebiet der staatlichen Mit- denn der wahre Staat ist nach Phil. 3, 20 im Himmel (159).
hilfe bei der Einhebung von Kirchenbeiträgen. Ferner wäre ein Bemerkenswert ist auch bei ihm, daß alle Arbeiten aus seiner
erweitertes BegutachtungSTecht der Kirche bei Gesetzentwürfen evangelischen Zeit, die er nach seinem Übertritt in dem Band
erwünscht. Es sollte nicht nur eng auf die Gesetzgebung über „Die Zeit der Kirche" (1955) veröffentlichte, das kirchliche
die äußeren Rechtsverhältnisse der Kirche beschränkt sein, son- Imprimatur erhalten haben.

dem auch die Gebiete betreffen, die für das religiös-sittliche Diese Darstellung evangelischer und katholischer Theologie

Leben im allgemeinen von Bedeutung sind. Zu den noch nicht nötigt Achtung ab vor der geistigen Leistung, mit der die

erfüllten Wünschen von kirchlicher Seite gehören weiter eine drängenden Gegenwartsfragen vom Worte Gottes her gesehen

volle (nicht nur hälftige) Wertsicherung der staatlichen Beihilfe werden, bis hin zu jener Sicht des Amerikaners Niebuhr, der

an die Kirche und steuerliche Absetzbarkeit von Leistungen der christlichen Friedensbewegung angehört und der sich gegen-

an die Kirche, wie sie in der Bundesrepublik Deutschland üblich über der liberalen Wirtschaftspolitik seines Landes zum Mar-

ist. xismus bekannt hat (101). Ein Buch, das Dank und Empfehlung

Damit sind die speziell für das evangelische Kirchenrecht verdient,
einschlägigen Abhandlungen kurz wiedergegeben. Um einen Eisenadi Heinz Erich Eisenhut h

Gesamtüberblick über den reichen Inhalt des gesamten Werkes in i n i vn/i a a v i o n u a pt

zu verschaffen, seien abschließend die Überschriften der 6 Kapi- nhLlUlUNbWlbdhlVbLnAb 1

tef genannt, denen die einzelnen Beiträge eingeordnet sind: ,,,,,,

Mission - der Weg der Kirche in die Welt; Heilswerk und Wach, Joachim: Vergleichende Religionsforschung. Mit einer EinGemeinwohl
; Rechtsprobleme von Kirche und Staat in Öster- ül"ung von Joseph M. ^tagawa. Deutsche Übertrag, v. H. Ho 1 -

reich; Aus dem kirchlichen und staatlichen Hochschulwesen; 'a"d e r ,.Stuttgart: hamm,er [9? 2l. 1 ■ kL K7 1 rba"'
. ucl" M'<-»"u'ti, Bucher, die wissenschaftl. Taschenbuchreihe, hrsg. v. F. Ernst, 52.

Aus dem Personenrecht; Aus Eherecht und Eherechtsvertahren. Kan DM 4 8Q

Erltingen Hans Li e r m a n n

Das vorliegende Buch ist die Übersetzung von „The

... r. r... u Comparative Study of Religions", New York (Columbia Univ.

Kemisch, Leonhard: Theologen unserer Zeit. Eine Vortragsreihe p, c JLat* Ii r i j- t ur i_ • t

des Bayerischen Rundfunks hrsC. München: Beck [i960]. IX. 254 S. ™> 1958. Es enthalt die Vorlesungen, die J. Wach 1952 in In-

g" Lw DM 9 80 n und 1954/55 — also kurz vor seinem plötzlichen Iode

tv Ti j tili* l • j i„u. .... ;„ j„,v, (am 27.8.55) — an verschiedenen Universitäten der USA auf

Dieser Band enthalt, ebenso wie der ein Jahr zuvor in dem- c . ' . , , , , c__. .. , ,.

s„il0„ ■,, , t-, , . i . ., A„n 1QÄrii Einladung des American Council of Learned Societies gehalten

selben Verlag erschienene „Theologie heute (2. Aufl. i960;, , .6 , __

„:„- v . * ., , „ . i t> je i „ rv 1,1». hat; sein Mitarbeiter J. M. Kitagawa hat sie postum ncraus-

eine Vortragsreihe des Bayerischen Rundfunks. Diese zweite ___, * cm. i-j. n . n t l

R^iUo „. j j tl kt r> A. ■ <iAn* gegeben und mit einer ausführlichen Darstel hing von „Leben

Kcihe stand unter dem Thema „Neue Deutung; christlicher „ , , , ,VIII VI., ,B , „ " .

Tlir-nl™;,," r i j «i ,. tl. u •,. ~l ______„ und Denken des Verfs. eingeleitet (XIII—XL VIII; dt. S. 7—37).

i ncoiogie . ts wird über die Lebensarbeit von sechs evange- v '

lischen und sechs katholischen Theologen berichtet: Karl Barth, ... * I* unstreitig ein großes Verdienst, wenn Jetzt dieses

Rudolf Bultmann, Emil Brunner, Paul Althaus, Paul Tillich Werk als letztes Vermächtnis von W. auch in deutscher Sprache

und Reinhold Niebuhr; Karl Adam, Romano Guardini, Heinrich vorliegt, hat er doch von 1924-1935 an der Leipziger Philosoph.

Schlier. Hans Urs von Balthasar, Yves Congar und Karl Rahner. «kultät als Religionswissenschaftler gelehrt und gehörte zu

Es fällt auf, daß alle katholischen Abhandlungen von Jakob fen. führenden Vertretern dieser jungen Disziplin in Deutsch-

Laubaeh geschrieben worden sind (1917 in Mainz geboren. ?nd' fur^ « Habilitationsschrift eine , w.ssenschafts-

Verlagsleiter des Matthias Grüncwald-Verlags in Mainz) (254). *heoret's*e Grundlegung gegeben hatte . In diesem Werk

Die evangelischen Beiträge stammen dagegen von: Ernst Wolf, hAatte W- bereits eine ..Kunde der .religiösen Sprache eine

Wenzel Lohff, Horst Bürkle und Heinrich-Constantin Rohrbach. Art -.religiöser .Grammatik (70), eine „Typologie der Reli-

Die einzelnen Abhandlungen sind als Orientierung gedacht. ^!onen gefordert, und er hat als anerkannter Meister auf

Sie geben für ihre Darlegungen die Quellen an und Verweisen J,e,sem Geb,et jer Systematischen Religionswissenschaft In der

auch auf die wesentlichsten der nicht benutzten Werke. Die ™8*™< versucht, diese Forderungen zu verwirklichen beson-

Auswahl wird allerdings etwas seltsam begründet: Das Werk ders ,auf de™ von Am sehr gepflegten Gebiete der Rel.gions-

d.eser Theologen sei nicht stehengeblieben „in der Enge einer S02I°l°gf- War er jedoch m seiner Anfangszeit bemüht, diese

bürokratischen Heilsgemeinschaft" sondern habe „Christen vie- Untersuchungen auf streng historischer („empirischer ) Basis

jer Konfessionen und Nichtchrisren zu erreichen vermocht". ~— . „ . . . , _ _ ,

Da es Sich bei einer solchen Veröffentlichung immer um eine , . } V» • darüber >etzt. K. Rudolph, DIC Religionsgeschichte «i der

Auswahl handeln muß, bleibt sie in jedem Fall auch ohne diese K^o^T«^ sSL AkT'J w" ^^mTk^«^'

wenig überzeugende Begründung der Entscheidung des Heraus- s. !37ff ( '

f'v? uberla^sen- Yon -neuen Deutungen" soll insofern ge- *) Religionswissenschaft, Leipzig 1924 (Veröff. d. Forschungsinst.

fprochen werden als bei den Interpretationen der einzelnen f. vergl. Religion*gesch. a. d. Univ Leipzig, Nr. !0).

Iheologen besonders darauf geachtet wird, inwiefern sie mit •) Vgl. ib. S. 112 ff.