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1964

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Neues Testament

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275

Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 4

276

Christus versetzt, kann sie nur a baptism in the Spirit sein (276);
Taufe ist die Gelegenheit, bei der der Geist den Glaubenden zu neuem
Leben bringt (278). Taufe ist sodann Eintritt in die esdiatologische
Ordnung der neuen Schöpfung (292), bezogen auf das bereits erfüllte
und das noch ausstehende Heilsgeschehen. Zu der zuletzt gestellten
Frage meint B.-M. schließlich, daß sie nicht unter dem Stichwort .notwendig
' zu behandeln sei, daß vielmehr die Taufe als Gabe der Gnade
Gottes angenommen werden solle (304). Wenn er in diesem Zusammenhang
von Rom. 4 (V. 9 ff.) her argumentiert, der Glaube erscheine
hier als völlig unabhängig von einem äußeren Ritus — in dem
Falle: von der Beschncidung — (303), so wird völlig übersehen, daß
Paulus die Beschneidung gänzlich anders beurteilt als die Taufe (vgl.
Gal. 5, 2 ff.; Phil. 3, 2 f. usw.; offenbar mißversteht B.-M. Gal. 6,15
ebenfalls im Sinn einer Geringschätzung des Ritus, bes. 344, s. 158.
298; Gal. 6, 15 und 5,6 sind jedoch je in ihrem Zusammenhang zu
interpretieren; vgl. auch l.Kor. 7, 19).

In Kap. 6 äußert sich B.-M. zu dem Thema The Rise and
Significance of Infant Baptism (308—386), zu dem ersten Stichwort
nur kurz und allgemein (3 52—359) — er führt die Entstehung der
Kindertaufe zurück auf das Fehlen zur Führung fähiger Männer in
der Kirche der nachapostolischen Zeit t und auf das Eindringen außerchristlicher
Vorstellungen in das Taufverständnis. Im übrigen bemüht
sich der 1. Abschnitt des Kapitels, alle möglichen Argumente zu entkräften
, die für die Praxis der Kindertaufe im Urchristentum beigebracht
worden sind. Bei dem einen oder anderen mag das nicht allzu
schwierig sein (so etwa hinsichtlich der vermeintlichen Entsprechung
zwischen Proselytentauchbad und Taufe in der Behandlung der Kinder);
aber im ganzen macht sich B.-M. die Lösung dieser Aufgabe zu leicht.
Seinerseits trägt er ein, wenn er etwa zu Mark. 10, 13 — 16 meint: die
Kinder sollen zu Jesus kommen dürfen, denn im Glauben zu ihm
kommen, heißt ein Erbe der Königsherrschaft werden (326); diese
soll ihnen gegeben werden kraft dessen, daß sie zu Jesus kommen
(328). Der Heilsformel in baptism by faith (339. 372) Entsprechendes
findet sich im 2. Abschnitt des Kap. 6, der über Kindertaufe und Bekenntnis
, . . . und Sterben und Auferstehen mit Christus,. . . und Vergebung
der Sünden usw. handelt (3 59—3 86); Gott erweckt den
Toten in der Taufe in response of the faith of the baptized (364)
usw. — Ein Postscript fragt, wie es zu einer Verbesserung der Beziehungen
zwischen Baptisten und Nichtbaptisten kommen könne.
Die letzten müßten auf jeden Fall die .undisziplinierte' Praxis der
Taufe jedes beliebigen zur Taufe gebrachten Kindes sowie die
Bezeichnung der Baptisten als Wiedertäufer aufgeben (38 8 f.). Seine
baptistischen Brüder fragt B.-M., ob man nicht auf die Forderung
der Taufe ( ! ) als Kinder Getaufter ( !) bei ihrem Eintritt in
baptistische Gemeinden verzichten könne, sofern die Eintretenden
sie nicht ausdrücklich wünschen; er selbst vermag freilich in der
Kindertaufe nicht die Taufe der Kirche des NTs zu erkennen (392).
Wie diese letzten Sätze (mit anderen, die neben dem zweiten stehen)
sich zueinander verhalten, ist mir allerdings nicht klar geworden.

Es braucht kaum noch einmal erwähnt zu werden, daß zum
Thema des breit angelegten und z. T. auch etwas breit geschriebenen
Buches, die Taufe im NT, Kap. 4 am meisten Förderliches
beiträgt. Daneben fördert es das Gesprädi zwischen
den christlichen Gruppen. Daß das genauere Studium des NTs
und der neueren Forschung zum Thema neue und, wie sich
zeigt, ein Stück weit nunmehr gemeinsame Einsichten zeitigt,
ist ein erfreulicher Vorgang. Das vorliegende Buch läßt freilich
zugleich erkennen, daß damit erst ein Anfang gemacht ist.

Halle/Saale Gerhard D el 1 i n %

Rissi, Mathis: Die Taufe für die Toten. Ein Beitrag zur paulini-
schen Tauf lehre. Zürich-Stuttgart: Zwingli Verlag 1962. 96 S. 8"
= Abhandl. z. Theologie d. Alten u. Neuen Testaments, hrsg. v.
W.Eichrodt u. O. Cullmann, 42. Kart. sfr./DM 14.50.

Die alte Frage, wie die 1. Kor. 15,29 erwähnte Taufe für
die Toten zu verstehen sei, wird vom Verfasser dieser Studie
zunächst in ganzer Breite aufgerollt, indem er nahezu zwei
Drittel seiner Untersuchung einer Darstellung der Auslegungsgeschichte
und einer kritischen Beurteilung der vielerlei Lösungsversuche
widmet. Aus dieser ergibt sich für ihn die Notwendigkeit
, die Taufe für die Toten im Zusammenhang mit dem pau-
linischen Taufverständnis überhaupt zu begreifen: für Paulus
sei die Taufe wesenhaft Ausdruck des Glaubens, ein Bekenntnis
des Täuflings, daß im Sterben und Auferstehen Jesu über seine
Existenz entschieden worden ist. Dann aber könne „die Taufe
an der Stelle von Verstorbenen keinen anderen Sinn haben als
Zeichen zu sein, das die Hoffnung auf die Auferstehung für

die bestimmten Toten, an deren Stelle Lebende sich stellvertretend
taufen lassen, sichtbar macht" (S. 89).

Es mag dahingestellt 6ein, ob es ein ertragreiches Unterfangen
war, die verwirrende Fülle der mancherlei Erklärungsversuche
vorzuführen, die doch weithin von apologetischen
Motiven geleitet sind. Grundsätzliche Bedenken aber sind %e-
gen die vom Verfasser vorgetragene Interpretation des paulini-
schen Taufverständnisses zu erheben. Wenn er S. 75 behauptet,
die Taufe sei für Paulus nicht der Beginn des Seins in Christo
und die Geistbegabung werde bei Paulus nirgends auf die Taufe
zurückgeführt, so ist das angesichts von 1. Kor. 12,13 u.a.
rundweg zu bestreiten. Warum 2. Kor. 1,21 f. nichts mit der
Taufe zu tun haben soll (S. 75, Anm. 78), ist schlechterdings
nicht einzusehen. Und wenn die Taufe wesenhaft als Ausdruck
des Glaubens des Täuflings hingestellt wird (S. 82 f.), so ist der
Apostel zweifellos einseitig und gründlich mißverstanden worden
. Doch abgesehen von der bedenklich erscheinenden Darstellung
der paulinischen Tauftheologie ist zu fragen, ob denn
wirklich 1. Kor. J5, 29 von den Voraussetzungen einer paulinischen
Tauflehre und nicht vielmehr von denen der korinthischen
Schwärmer her zu begreifen ist. Wie anders als eben magisch
kann man jene eigenartige Taufpraxis bezeichnen, die sich
sehr wohl zu dem übersteigerten Sakramentalismus der Korinther
fügt (vgl. 1. Kor. 10)? Im Zusammenhang von 1. Kor. 15
spricht Paulus nicht von der Taufe, sondern von der Hoffnung
auf die Auferweckung der Toten. In V. 29 möchte er die Korinther
auf eine Inkonsequenz in der von ihnen vertretenen
Position hinweisen. Man mag darüber diskutieren, ob Paulus
hier wirklich glücklich argumentiert, aber man wird nicht umhin
können, de Wette zuzustimmen, der schon vor mehr als
einem Jahrhundert mit Recht „den einzig möglichen Wortsinn"
der Stelle in einer Vikariatstaufe Lebender für Tote fand
(Vgl. S. 24 f.).

Kiel Eduard Lohse

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