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Ausgabe:

1964

Spalte:

256-258

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Herrmann, Ferdinand

Titel/Untertitel:

Symbolik in den Religionen der Naturvölker 1964

Rezensent:

Dammann, Ernst

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Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 4

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(S. 157—165), die der Frage nachgeht, ob der Apostel Rom. 7, 7 auf
die Paradicsesgeschidite Bezug nimmt oder ob, wozu Lyonnet neigt,
dies nicht der Fall ist. M. Black, The interpretation of Romans 8, 28
(S. 166—172) teilt mehrere interessante Vorechläge mit, ohne doch zu
einem Entscheid zu verhelfen. E. Dinkler, Die Taufterminologie in
2. Kor. 1, 21 f. (S. 173—191) versucht in förderlicher Weise, die
jeweils besonderen Beziehungen zum Taufvorgang zu klären, die die
4 Partizipia besitzen dürften. G. Bornkamm, Der Philipperbrief als
paulinische Briefsammlung (S. 192—202) unternimmt auch seinerseits
einen Vorstoß, Phil, in 3 Briefe nach Philippi aufzulösen, wobei besonders
beachtlich seine zahlreichen methodischen Bemerkungen zur
Frage der Teilungshypothesen überhaupt erscheinen. B. Reicke, Unite
chreticnne et diaconie, Phil. 2, 1—11 (S. 203—212) weist vor allem
nach, wie stark 2, 1—4 als Hintergrund von 2, 5—11 gesehen werden
muß. W. G. Kümmel, Das literarische und geschichtliche Problem des
1. Thess. (S. 213—227) bietet weithin eine scharfe, aber nicht zu
scharfe Abrechnung mit K. G. Eckart; der Brief ist nach Kümmel einheitlich
und „doch wohl in Korinth etwa im Jahre 51 geschrieben".
C. Spicq, La morale neotestamentaire: morale chretienne et morale
de la charite (S. 228—239) behandelt vor allem das paulinische
Material.

Im Teil „Patristica" (S. 241—330) macht zunächst G. Quispel,
Das Thomasevangelium und das AT (S. 243—248) die teils auf die
LXX, teils auf den hebräischen Text zurückgehenden Bezugnahmen
des Thomasevangeliums auf das AT dafür geltend, daß dessen Verfasser
kein Gnostiker gewesen sei, sondern ein kirchlicher Enkratit.
Bei J. Munck, Die Tradition über das Matthäusevangelium bei Papias
(S. 249—260) sodann ist am interessantesten, wie er eine Antwort
auf die Frage sucht, warum die Behauptung semitischen Ursprungs des
Mt.-Ev. in der patristischen Exegese nicht stärker nachgewirkt habe.
N. A. Dahl, The particularity of the Pauline Epistles as a problem
in the Ancient Church (S. 261—271) bemüht sich mit Erfolg, von der
besonderen Fragestellung seines Themas aus die Vorgeschichte des
Corpus Paulinum aufzuhellen. C. W. Dugmore, Lord's Day and Easter
(S. 272-281) beharrt darauf, daß Did. 14, 1 an den Ostertag und
nicht an den Sonntag zu denken sei. J. Danielou, Figure et evenement
chez Meliton de Sardes (S. 282—292) gewinnt aus der Passah-
Homilie des Melito wertvolle Hinweise auf die Sicht des Verhältnisses
zwischen AT und NT. W. C. van Unnik, Der Ausdruck „In
den letzten Zeiten" bei Irenäus (S. 293—304) führt mit etlichen
Korrekturen an M. Werners Thesen den Nachweis, daß die Anschauung
von der Endzeit bei Irenaus noch durchaus lebendig sei und
Irenäus in dieser Hinsicht als „Fortführer des NT" gelten könne.
W. Seston, Tertullien et les origines de la citoyennete romaine de
S. Paul (S. 305—312) macht auf die leider nur geringen Auskunftsmöglichkeiten
aufmerksam, die Scorpiace 15 entnommen werden
können. H. Chadwick, Pope Damasus and the peculiar claim of Rome
to St. Peter and St. Paul (S. 313—318) ehrt den Jubilar durch eine
genauere Untersuchung der 6. Zeile des Epigramms 26 von Papst
Damasus. J. N. Bakhuizen van den Brink, Versöhnung. Augustin, De
trinitate XIII, X, 13-XX, 26 (S. 319—330) liefert eine Interpretation
des im Untertitel genannten Abschnittes.

Bern Wilhelm Michaelis

[Piper, Otto A.:] Current Issues in New Testament Interpretation.

Essays in honor of Otto A. Piper, ed. by W. Klassen and G. F.

Snyder. New York: Harper & Brothers [1962]. XV, 302 S.,

1 Titelb. 8°. Lw. $ 5.—.

Die vorliegende Festschrift ist O. Piper zum 70. Geburtstag
gewidmet. Die den einzelnen Beiträgen vorausgehende Würdigung
der Person und des Lebenswerkes von Piper stammt von
James I. M c C o r d (Princeton), der mit Recht hervorhebt, daß
der Titel des Buches ganz den Absichten entspricht, die Piper
selbst bei seiner theologischen Arbeit verfolgt hat: biblisches
Denken auf zeitgemäße Fragen und Probleme anzuwenden.
Will man Pipers theologische Stellung kurz umreißen, so kann
man sie als „biblischen Realismus" kennzeichnen. Durch die
Zeitumstände bedingt ist Piper ein Mann zweier Kontinente
geworden. Er begann seine Lehrtätigkeit 1920 als Privatdozent
in Göttingen, wurde 1930 als Nachfolger von K.Barth auf den
Lehrstuhl für systematische Theologie in Münster berufen,
mußte dann aber unter dem Druck des Nazi-Regimes Deutschland
verlassen, lehrte kurze Zeit in Großbritannien, war von
1937 — 1940 Gastprofessor am Princeton Theological Seminary
(USA), bis er dort im Jahre 1941 die Helen H. P. Manson
Professur für Neues Testament erhielt, die er noch innehat.

Da es unmöglich ist, die 15 Beiträge der Festschrift eingehend
zu würdigen, beschränken wir uns jeweils auf eine

kurze Charakteristik. Th. B o m a n (Oslo) untersucht in seinem
Aufsatz „Das Problem der Ontologie" die hebräischen und
griechischen Denkformen im NT. Von P. S. M i n e a r (Yale)
stammt eine Darlegung über „Die Kosmologie in der Apokalypse
". Einen eindrucksvollen Überblick über die Literatur zur
Hermeneutik des NT, verbunden mit einer kritischen Stellungnahme
zur existentialen Interpretation, gibt A. N. Wilder
(Harvard). Hermeneutische Überlegungen liegen auch dem Essay
von M. Barth über „Das AT. im Hebräerbrief" zugrunde.
Das Thema „Biblische Theologie und synoptisches Problem"
erörtert mit großer Sachkenntnis F. C. Grant (Union Seminary
, New York), wobei er feststellt, daß die synoptischen
Evangelien nicht eigentlich theologische, sondern in erster Linie
religiöse Dokumente sind. „Die formale Struktur der Botschaft
Jesu" ist Gegenstand der Abhandlung von J. M. Robinson
(Southern California School of Theology), wobei die Frage:
Historischer Jesus — Kerygmatheologie die entscheidende Rolle
spielt. Zwei Beiträge sind dem Johannesevangelium gewidmet:
der von F. V. F i 1 s o n (McCormick Seminary) über „Das Evangelium
des Lebens" und der von N. A. Dahl (Oslo), der in
sehr instruktiver Weise mit vielen neuen Gesichtspunkten der
Frage „Johanneische Kirche und Geschichte" nachgeht. Von
R. Bultmann (Marburg) liegt ein schon früher erschienener,
nunmehr ins Englische übersetzter Aufsatz „Adam und Christus
nach Rom. 5" vor. Ed. Schweizer (Zürich) vergleicht „Zwei
neutestamentliche Glaubensbekenntnisse ( 1. Kor. 15,3 — 5 und
1. Tim. 3,16)" miteinander. In Auseinandersetzung mit
E. Haenchen untersucht K. H. Rengstorf (Münster) „Apg-
1, 15 ff. (Die Wahl des Matthias)", mit dem Ergebnis, daß die
Erzählung ihre vollkommen richtige Stellung im Gesamtaufbau
der Apostelgeschichte hat, da der erhöhte Christus, ebenso wie
der historische Jesus, seinen Anspruch auf die zwölf Stämme
Israels nicht aufgegeben hat. Der bereits in Deutschland veröffentlichte
Vortrag von L. G o p p e 11 (Hamburg) über „Die
Existenz der Kirche in der Geschichte nach den Apostolischen
Vätern und dem frühkatholischen Denken" liegt nun auch hier
englisch vor. Zwei Beiträge haben es mit der Gnosis zu tun.
C. K. Barrett (Durham) gibt einen sehr bemerkenswerten
„Vergleich des theologischen Vokabulars des 4. Evangeliums mit
dem Evangelium der Wahrheit", während J. Munck (Aarhus)
in einer eindringlichen Studie über „Das Neue Testament und
die Gnosis" die Forderung nach einer klaren wissenschaftlichen
Definition des vagen Sammelbegriffs „Gnosis" erhebt. Der
letzte Beitrag über „Die Apokalypse des Johannes und die
Briefe des Paulus im Muratorischen Fragment" hat K. Stendahl
(Harvard) zum Verfasser.

Den Abschluß bildet eine Bibliographie der Bücher und
Artikel von Piper, die von dem ungemein weitbekannten, eine
Fülle von Themen behandelnden Interessenkreis des Verfassers
Zeugnis geben. Bei uns ist Piper vor allem durch seine Sexualethik
und neuerdings durch seine Mitarbeit an der 3. Auflage
der RGG bekannt.

So grüßen auch wir den Siebzigjährigen, dem ich persönlich
vor Jahren in Princeton begegnen durfte.

Berlin Johannes Sc h n c i d e r

RELIGIONSWISSENSCHAFT

Herrmann, Ferdinand: Symbolik in den Religionen der Naturvölker
. Stuttgart: Hierscmann 1961. 268 S. gr. 8° = Symbolik der
Religionen, hrsg. v. F. Herrmann, IX. Kart. DM 55.—.

Das Wort Symbolik wird in dem vorliegenden Buch selbstverständlich
als Darstellung der sinnbildlichen Bedeutung von
Dingen oder Ordnungen (vgl. Mulert RGG2 s. v.) in den Naturreligionen
gebraucht. Im besonderen widmet der Verfasser
seine Arbeit der Kultsymbolik. Da diese, wie er selbst sagt,
„ohne Kenntnis des geistigen Hintergrundes: der Glaubenswelt
und der Mystik" (S. 13) nicht verständlich ist, behandelt er
nach einer Einleitung über „das Denken und Handeln der Naturvölker
und das Symbol" zunächt die Glaubenswelt (S. 16—123).
In neun Abschnitten werden die Seelenvorstellungen, die Toten
und das Totenreich. Geister und Dämonen, Mana und Tabu,