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Ausgabe:

1963

Spalte:

169-186

Autor/Hrsg.:

Brunner, Peter

Titel/Untertitel:

Zur katholischen Sakramenten- und Eucharistielehre 1963

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 3

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Christ, der als wissenschaftlicher Exeget ein Unaufgebbares an
und in der heiligen Schrift festhält, ist es, dem unsere Erinnerung
, unser dankendes Gedenken gilt neben allem anderen,
wozu er uns Wegweisung gegeben hat, etwa in dem Gespräch
mit Israel, so wie seine Mission unter Israel Gespräch mit Israel
war. Fassen wir dieses Gedenken zusammen in einem Bibelwort,
so kann es nur das Wort von den steinernen Tafeln und
fleischernen Herzenstafeln (2. Kor. 3, 3) sein. Das ehrende Andenken21
, das wir Delitzsch bewahren, ist nicht eingegraben auf

") Im Zusammenhang des ehrenden Gedenkens sei noch mitgeteilt
, daß die Grabstätte von Franz Delitzsch erhalten werden konnte.
Nachdem sein Sohn Friedrich Delitzsch sich der Familiengrabstelle auf
dem Leipziger Südfriedhof angenommen hatte, sorgte nach seinem Tod
bis etwa 1939 eine kirchliche Vereinigung für die Erhaltung der Grabstätte
. Nach 1945 kam die Familiengrabstelle, in deren Mitte Franz
Delitzsch mit seiner 1894 heimgegangenen Frau ruhte, durch Verkauf
in anderen Besitz. Nachdem die Randstellen des Erbbegräbnisses neu

Stein, sondern wird im Herzen getragen, aber in einem Herzen,
das um das unaufgebbaie, nicht auf steinernen Tafeln, sondern
auf fleischernen Herzenstafeln aufgezeichnete Element der
Heiligen Schrift weiß. In Pietät sei dieses Bibelwort in der
hebräischen Übersetzung aus dem hebräischen Neuen Testament
von Franz Delitzsch hier zitiert:

a?n mmb -raa nimb'bg'DK "9 yx» rrimb-b" so

belegt waren, bestand die Gefahr, daß auch die Mittelstelle neubelegt
werden würde. Verhandlungen über die Erhaltung der ursprünglichen
Grablage mit den jetzigen Besitzern konnten von diesen bei allem
gezeigten Verständnis nicht zu einem positiven Ende geführt werden.
So mußte im Mai 1961 zur Umbettung geschritten werden. Die neue
Grablage befindet sich jetzt im neuen Professorenfriedhof im Rahmen
des Leipziger Südfriedhofs an dem gleichen Weg, an dem auch das
Grab von Albrecht Alt liegt. Eine ganz schlichte Grabplatte trägt nur
die Namen „Franz Delitzsch und Klara Delitzsch geb. Silber" sowie die
Lebensdaten der beiden Genannten.

Zur katholischen Sakramenten- und Eucharistielehre1

Von Peter B r u n n e r, Heidelberg

Die hier zu besprechenden Bücher vermitteln einen Ein- Sehr interessant sind die kunstgeschichtlichen Ausführungen
druck von der Lebendigkeit der Diskussion, die in der katho- von Romuald Bauerreiß über die Geschichte der Darstellischen
deutschsprachigen Theologie in der Lehre von den jung des „Schmerzensmannes" (IV 49—67). Der Nachweis
Sakramenten und insbesondere in der dogmatischen Erörterung dürfte endgültig gelungen sein, das dieser Bildtyp aus der Ost-
der Eucharistie im Gange ist. Drei dieser Bücher (II, III, IV) £ir<he stammt und mit ihrer Liturgie eng zusammenhängt,
sind durch den eucharistischen Weltkongreß hervorgerufen wor- Sein ursprünglicher Sitz war in den kleinen Absiden jener
den, der 1960 in München stattfand. Sie enthalten Aufsätze ver- Nebenkapelle, in der die Opfergabenbereitung, die Proskomodie
schiedener Autoren zur Eucharistie. In II sind die Referate ge- oder Prothesis, stattfand. Dogmatisch wichtig ist die Tatsache,
sammelt, die auf der Tagung der deutschsprachigen Dogmatiker daß dieser „Schmerzensmann" im Einklang mit den entsprechen-
im Oktober 1959 gehalten wurden. Audi wichtige Diskussions- den liturgischen Texten als „der König der Herrlichkeit" gerade
beiträge sind wiedergegeben. Die Autoren, die in III das Wort den Triumph des Leidens bezeugt. „Die Darstellung hat von
ergreifen - es sind in der Mehrzahl Benediktiner - sind da- Anfang an ausschließlich eucharistischen Charakter, da sie in
durch zu einer Gemeinsamkeit verbunden, daß sie das Erbe von dem Augenblick des .Großen Einzugs' als Bild der Eucharistie
Odo Casel für die Lehre von der Eucharistie als Opfer frucht- selbst proleptisch gebraucht wurde"'(IV 59). Wie das östliche
bar machen wollen. Dieser Band scheint mir für das kontrovers- Bild nach dem Abendland kam und sich mit dem Motiv der
theologische Gespräch der wichtigste zu sein. Der reichhaltigste sogenannten „Gregoriusmesse" verbunden hat, ist eine sehr
ist die Festschrift der theologischen Fakultät München (IV). komplizierte und wohl nie mit Sicherheit zu beantwortende
Aus den historischen Untersuchungen dieses Bandes, auf die Frage. Wichtig ist aber die Feststellung, daß im Abendland
wir im folgenden nicht mehr werden zurückkommen können, dieser Bildtyp sich zu einem Bild des leidenden Christus geseien
einige kurz gekennzeichnet. wandelt hat.

Wilhelm Z i e g 1 e r bringt einen Beitrag zur Eucharistie- Die Abhandlung von Hermann T ü c h 1 e, Eucharistie und

lehre des Irenaus (IV 21-43). Er verfolgt den „erdnahen und Propaganda-Kongregation in den ersten Jahrzehnten ihres Be-

erdhaften Realismus" des Irenäus bis in die Eucharisticlehre Stehens (IV 68-81), ist auf sorgfältigen Archivstudien auf-

hine.n. Der Heilsakzent, der auf der irdischen Schöpfung als gebaut. Sie bringt u. a. aufschlußreiches Material für das Ver-

solchcr bleibend ruht, wird gut herausgearbeitet. Wenn das hältnis der Konfessionen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhun-

gnostische Weltbild Wahrheit wäre, hätte Jesus Christus nie derts. Man beachte z. B. die strikte Ablehnung der Eucharistie-

das Brot und den Wein aus der Schöpfung nehmen und zu sei- feier in einer Kirche, die auch von Protestanten benutzt wurde,

nem Leib und Blut machen können. Schon die Tatsache, daß Andererseits läßt sich eine gewisse Großzügigkeit in der

Christus seiner Kirche die Eudiaristie gegeben hat, ist eine missionarischen Praxis jener Zeit nicht verkennen. So durfte in

Widerlegung der Gnosis Auch zwischen der Leiblichkeit der Äthiopien, wo der Wein selten war, Saft von aufgeweichten

Ä » ?n S^CV NC"S?ÖP fung U"d,der Eu*aristie bestehen bei Rosinen statt Wein benutzt werden. „Als 1624 die Karmeli-

h-Ttc Element IZl TZ "t u'1 der,Eucharistie das "t ten I» arabischer und persischer Sprache zelebrieren wollten,

Pf"! t'e.me"t das himmlische Leben aufnehmen kann, deshalb wurde ... die Messe in arabischer Sprache unter Benützung des

Wenn vS Z 2 VÄ *!*» ^«««lidikcit" (IV 41). lateinischen Ritus und des wörtlich übersetzten, vorher in Rom

Irenäus eine Ttiv, *H H £ gw ? ^ AbendtnahIslehre des approbierten lateinischen Meßbuches täglich einmal in jeder

der To-, l T J nC W,eltf cstalt™g folgern will, die Kirche gestattet" (IV 75). Es ist aufschlußreidi zu beobachten,

»d geheltt wSF »Tr? " 1 ^ ^ VC"3 G°" ^ <»« Hl OffizSm mehr und mehr wichtige Fragen missio-

?,I„n A■ w.ird'.so.(iu™.n dam't eine moderne Folgerung narischer Praxis an sich gezogen hat. So ist diese Studie auch

loS des'Irenät ^mI^^' * <" ^ ^ ^ d" ™e ™ ^.Jahrhundert wichtig.

Aus Michael Hartig, Die eucharistischen Gnadenstätten in
Bayern (IV 97—113), erfährt man, daß sich heute in Deutschland
') Rah n er, Karl: Kirche und Sakramente. Freiburg - Basel- »nur noch" gegen hundert eucharistisdie Gnadenstätten finden,
Wien: Herder [i960]. 104 S. 8° = Quaestiones Disputatae, hrsg. v. die Hälfte davon in Bayern. Indem diese Abhandlung vor allem
K.Rahncru. H. Schlier. io. (I) zur religiösen Volkskunde des Mittelalters einen Beitrag lie-

schmaus, Michael (Hrsg.): Aktuelle Fragen zur Eudiaristie. fert, deckt sie einen rätselhaften - um nicht zu sagen: un-
nNeen„„ hUeuers^r60R U VV!0 , „• m "Jüchen - Untergrund der Hostienverehrung auf, der sich

Die Lehrrvom M ßonfer^M P" SS*,'"!- ^S", K"f'r °hne die Lehre von der bleibenden Realpräsenz extra usum

Pro Mundi Vita. Festschrift z. eucharistischen Weltkongreß 1960. *™ ganz andere Art von Sakramentsfrommigkeit begeg-

r mV' Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilian-Universi- "et uns in der feinsinnigen Studie von lhecdench Kamprat
München. München: Hueber [i960]. 331 S. 4°. (IV) mann, der die „Leitmotivische Bedeutung" untersucht, die