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Ausgabe:

1963

Spalte:

147-148

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Titel/Untertitel:

Das Buch der Spirituals und Gospelsongs 1963

Rezensent:

Lehmann, Theo

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Seite 1

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147

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 2

148

9. Jahrg. 1959:

Josef A. Jungmann: Aufbauelemente im römischen Taufritus.
Alois S t e n z e 1: Wege und Umwege in der Geschichte des Taufrituals
.

Johannes Beckmann: Taufvorbereitung und Taufliturgie in den

Missionen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Heinrich Kahlefeld: Für und wider den Kult.
Emil J. Lengeling: Das Deutsche Hochamt und der HI. Stuhl.
Alfons Raes: Die Taufriten im Orient.
Dokumente.

Instructio de Musica sacra et Sacra Liturgia.
Dekret des Hl. Offiziums bezüglich der Instructio.

10. Jahrg. 1960:

Alfons Kirchgässner: Das Opfer Christi im Licht archaischer

Opfervorstellungen.
Joseph Pascher: Das Invitatorium.

Augustinus Kardinal B e a: Diener des Sakramentes und Diener des
Wortes.

Alois Winter: Deutsche Psalmodie.

Theodor Schnitzler: Kommuniongebet im Geist der Liturgie.
Joseph Pascher: Der Kelch in den Texten der römischen Meßliturgie
.

Emil J. Lengeling: Ein Handbuch des evangelischen Gottesdienstes
.
Dokumente.

Sacra Rituum Congregatio: Variationes in Missali et in Rituali Romano
in Precibus pro Iudaeis.

Düsseldorf Joadlim Beckmann

L i 1 j e, Hanns, Hansen, Kurt Heinrich, Schmidt-Joos, Siegfried
: Das Buch der Spirituals and Gospel Songs. Hamburg: Furche-
Verlag [1961]. 232 S. m. 28 Taf. 4°. Hlw. Ausg. A m. 25 cm-
Schallplatte u. Kommentar DM 48.—; ohne Schallplatte DM 38.—.
Das hier anzuzeigende Buch hält wirklich, was sein Titel
verspricht: Es ist „Das Buch der Spirituals und Gospel Songs"
und hat in der gesamten Fachliteratur nicht seinesgleichen. Der
großzügig und vorzüglich ausgestattete, übersichtlich angelegte
Band vereinigt fünf Beiträge. An erster Stelle steht ein Aufsatz
von H. Lilje (S. 8—21), der besonders die „genuine, unmittelbare
und legitime Aufnahme christlichen Glaubensgutes" (21)
durch die Spirituals betont. Den zweiten Teil (S. 38—141) bilden
102 Texte im Original und der deutschen Fassung mit einer
Einleitung (S. 24—36) von K. H. Hansen, der 6eine Übertragung
(mit Recht) als einen „von Wort zu Wort anfechtbaren Versuch
" (24) bezeichnet, den man aber trotz häufigeT Bedenken
als gelungen ansehen kann.

Der Verfasser des dritten Teiles (S. 144—191), Jazzredakteur
S. Schmidt-Joos von Radio Bremen, bietet eine sachkundige
, im Urteil ausgewogene Analyse der geistlichen Negerlieder
unter historischen, musikwissenschaftlichen und soziologischen
Aspekten. Ohne sie einseitig von Afrika oder den
White Spirituals abzuleiten, erklärt er die Spirituals als „Dokumente
einer kulturellen Synthese" (15 3) und führt von diesem
einzig sachgemäßen Ansatz aus zum Verständnis dieser ihrem
Wesen nach ekstatischen Musik der Negerkirche, die nicht ausschließlich
als Protestmusik intepretiert werden kann. WeT das
oft zunächst schockierende Ineinander von „Geistlichem" und
„Weltlichem" in den Spirituals gegeneinander ausspielt, hat die
diesen Liedern zugrundeliegende ganzheitliche Frömmigkeit, die
gerade ihren Reiz ausmacht, nicht verstanden. Denn offensichtlich
ist es „jene heile, ungeteilte Welt des amerikanischen Negers
" (188), welche das Interesse breiter Kreise — vor allem der
modernen Soul-Jazzmusiker - an dieser schwarzen Kirchenmusik
begründet.

Für die Behauptung, daß nach Ansicht der Negersklaven
Jesus nicht in Jerusalem (gemeint ist Bethlehem) geboren wurde,
„sondern in einer ärmlichen Negerhütte" (181) und daß für sie
Maria, Josef und das Christkind schwarz, nur der Teufel weiß
war (ebda), bleibt Schmidt-Joos leider (wie 6chon vor ihm
J. E. Berendt in: Spirituals, München 1955) den Nachweis schuldig
. In keinem mir bekannten Spiritual, vor allem auch nicht in
denen des angezeigten Buches, findet sich eine „Qualitätsverschiebung
der Farben Schwarz und Weiß zugunsten von
Schwarz" (Berendt, op. cit. 80). Diese tritt erst in der späteren
Negerpoesie, z. B. bei Countee Gullen, in Erscheinung, fehlt

aber bei den Spirituals, zu deren Interesse an den Heilstatsachen
auch die Betonung der Geburt Jesu in Bethlehem gehört und
die, wenn sie nicht überhaupt über die Hautfarbe Jesu, der Engel
uew. schweigen, die üblichen Farbwerte beibehalten. Gern hätte
man auch einmal ein Spiritual gelesen, das die Vorstellung enthält
, daß die Neger „mit dem Fahrstuhl in den Himmel" (184)
fahren möchten.

Der vierte Teil (S. 194—220) enthält 28 hervorragende
Fotos aus der „Welt der Spirituals und Gospel Songs", die
Liljes Satz „Eine unbeteiligte Musik gibt es nicht" (14) erst
voll verständlich machen. Das Foto Father Divine's gehört
allerdings nicht in diesen Rahmen; er hätte ruhig an 6einem
Platz, am „äußersten Rand des Christentums", (144) bleiben
können. Der abschließende fünfte Teil bietet ein gut ausgewähltes
und kommentiertes Schallplatten- und Literaturverzeichnis
als solide Grundlage für weiteres Studium. Auf Noten wurde
mit gutem Grund verzichtet, dafür liegt eine Schallplatte mit
10 Titeln (nebst Kommentar zur Platte) bei, die ihren Zweck,
einen „repräsentativen Querschnitt durch die Vielfalt der echten
Spirituals und Gospel Songs" zu vermitteln, durchaus erfüllt.
Allerdings ist es sehr zu bedauern, daß die Platte nur zwei der
im Textteil aufgenommenen Spirituals enthält. Eine deutsche
Übertragung der restlichen acht Spirituals wäre unbedingt zu
wünschen, denn ohne beigefügte Übersetzung dürfte die Platte
für die meisten Benutzer stark an Wert verlieren.

Die einzelnen Beiträge fügen sich harmonisch zusammen
und ergeben — hauptsächlich dank der Arbeit Schmidt-Joos' —
einen Band, der alles zum Thema Wesentliche enthält und zu
einem Standardwerk der schwarzen Kirchenmusik werden dürfte.

Corrig.: S. 167: wo beginnt das Zitat? S. 176: Schulte Nordholt
ohne Bindestrich. S. 179: „Dock Reed" statt „Rock Reed". S. 183:
Das Zitat wird gewöhnlich nicht Luther, sondern John Wesley zugeschrieben
. S. 190: „jazzgerechter als" statt „wie". S. 199: „Clara
Ward" statt „Erna". S. 226, Z. 29: „dar" statt „das". S. 228:
„Puckett" statt Pckctt". S. 231: ..Slavery" statt „Slaverly". Ebda:
„The Virgin Mary had a baby boy" steht auf S. 64, nicht S. 39. Im
Kommentar zur Platte bei Plattenseite 1, Band 2 „22 000" statt
,.2200". Plattenseite 2, Band 3 und 4: „So High" statt „So Higgh".

Hallc/Saal« Theo I.« h m a n n

Benoit, J.-D.: Les Liturgies Eticharistiques de l'Eglise Romaine et
des Eglises de la Reforme.

Stüdes Theologiques et Religieuses 37, 1962 S. 3—39.
Birk, Reinhold: Emotion und Nüchternheit in Religion und Kirchenmusik
.

Musik und Kirche 32, 1962 S. 102-111.
Blankenburg, Walter: Jan Pieter Swcelincks Psalmlied-Motetten.

Musik und Kirche 32, 1962 S. 164—168.
Clement, O.: Breve introduetion ä la Liturgie Byzantine.

Etudes Theologiques et Religieuses 37, 1962 S. 49—93.
Diem, Hermann: Taufverkündigung und Tauf Ordnung. München:

Kaiser 1962. 40 S. gr. 8° = Theologische Existenz heute, eine

Schriftenreihe, hrsg. v. K. G. Steck u. G. Eichholz, N. F. Nr. 98.

DM 2.20.

Dietzfelbinger, H.: Gottesdienst als Auftrag und Inhalt unseres
Pfarramtes.

Pastoralblätter 102, 1962 S. 483—498.
Dürig, Walter: Liturgiereform und liturgische Bildung des Klerus.

Münchener Theologische Zeitschrift 13, 1962 S. 47—51.
Dürr, Alfred: Zum Wandel des Bach-Bildes. Zu Friedrich Blume«

Mainzer Vortrag. Mit einer Antwort von Friedrich Blume.

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Haag, Herbert: Jazzgottesdienst?

Musik und Kirche 32, 1962 S. 111—114.
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