Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1963

Spalte:

144

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Diakonie der Gemeinde, Arbeitsbuch für die Nächstenhilfe

Titel/Untertitel:

1. Halbbd. 1963

Rezensent:

Krimm, Herbert

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

143

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 2

144

Facht er, Ruth: Besuch und Seelsorge im Krankenhaus. Göttingen:
Vandenhoeck & Ruprecht [i960]. 143 S. gr. 8°. Kart. DM 9.80;
Lw. DM 12.-.

Von der Verfasserin liegen manche hilfreiche praktisch-
theologische und insbesondere seelsorgerliche Veröffentlichungen
vor. Ihrem „Zu Hause am Krankenbett" (2. Aufl. 1950, Göttingen
, 159 S., kart. DM4.80) entspricht das ausgereifte und mit
großer Wärme und klarer Nüchternheit geschriebene schöne
Buch „Besuch und Seelsorge im Krankenhaus". Auch wenn diese
Veröffentlichung sich zunächst auf westdeutsche Verhältnisse
bezieht, die ja nur scheinbar ein leichteres geistliches Wirken
ermöglichen, so kann doch jeder Leser, jedeT theologische und
medizinische „Laie" für die Fragen der Krankheit, des Kranken-
fcauses, der Auseinandersetzung mit dem Schicksal von Krankheit
und Sterben reiche Belehrung finden. Die Verfasserin hat
Jahrzehnte hindurch in seelsorgerlichem Dienst als Vikarin gestanden
und allein zehn Jahre hindurch als Leiterin eines ganzen
Helfer-Teams für Krankenhaus-Seelsorgebetreuung gewirkt
und weiß von echten Erfolgen zu berichten. Aber sie sieht auch
die großen Schwierigkeiten im Bewußtsein des heutigen Menschen
wie auch die Gefahren einer allzu „erfolgssicheren" Seelsorgepraxis
. Der Leser wird von der mütterlichen Weisheit und
Bescheidenheit dieser sehr kenntnisreichen Verfasserin bewegt
und ermutigt. Sie weiß davon, daß der meditative Umgang mit
dem lebendigen Wort auch in der Krankenseelsorge erst die
innere Vollmacht verleiht, der lebendigen Person des angefochtenen
oder verhärteten Patienten wahrhaft hilfreich dienen zu
können. Aber nirgends drängt das sich in einer unweisen „erbaulichen
" Art auf, sondern sowohl die grundsätzlichen theologischen
Darlegungen wie die zahlreichen sehr konkreten praktischen
Erfahrungsratschläge suchen den Leser in ein lebendiges
Gespräch zu ziehen und seine eigene Initiative anzuregen.

In drei Hauptteilen ist das Buch gegliedert: Grundlegende
Besinnung, Möglichkeiten der Durchführung der Seelsorge,
Krankenhaus als Aufgabe der Gemeinde. Der erste Teil zeigt
in einem ersten Kapitel, aufschlußreich und interessant, wie das
Krankenhaus, seine Räume und seine Menschen ihre Bedeutung
im Leben dieser Gegenwart für jeden besitzen. Das zweite
Kapitel: Krankheit und Tod in der Sicht des heutigen Menschen
zeigt das charakteristische Verhalten des modernen Menschen
. Es weist hin auf die Krankheit, nicht krank sein zu können
, auf die Flucht in die Krankheit andererseits und auf das
Wegblicken von der Wirklichkeit des Sterbens und des Todes.
Ein drittes Kapitel gibt einen schlichten und tiefen Überblick
über Krankheit, Sterben und Tod in der Sicht des christlichen
Glaubens. Grundsätzlich wird dann in zwei Kapiteln über die
Fragen der Seelsorge, ihr Wesen und ihren Vollzug gehandelt,
sehr eindringlich vom allgemeinen Priestertum in der Seelsorge
gesprochen und von der Seelsorge im Krankenhaus, die zur Bereitung
zum Sterben führen kann, aus Erfahrung berichtet. Vom
Aufbau der Arbeit mit dem Krankenhaus-Helferkreis und mit
der Hausgemeinde im Krankenhaus selbst wird im letzten Abschnitt
des grundlesenden Teiles berichtet.

Der zweite Teil belegt jeden Abschnitt mit wertvollen
praktischen Erfahrungen und kann vor manchem Versäumnis
und mancher Gedankenlosigkeit schützen helfen. Stationsbesuche
und Einzelbesuche (Zeiteinteilung! Vor und nach Operationen
, bei Genesenden, Einsamen und Schwerkranken), besondere
Gelegenheiten (Feste des Kirchenjahres, Garten- und
Abendgespräche, die Bedeutung der Nachtwache, das Verhalten
bei den allgemeinen Besuchstagen) führen zu den Ratschlägen
anläßlich der Wortverkündigung, der Sakramentsausspendung
und schließen mit einem besonders wertvollen Abschnitt über
das Handeln am Sterbenden.

Wertvoll ist auch, daß die Verfasserin das Krankenhaus,
mag es unmittelbar kirchliches oder staatlich-weltliches sein,
als im Verantwortungsbereich der christlichen Gemeinde liegend
verstehen lehrt. Von dem Auftrag der Gemeinde her wird die
Seelsorge, die durch Besucher und die von den Patienten aneinander
selbst geübt werden kann, erhellt. Daß der Weg des
Gebetes, der meditativen Versenkung und des geistlichen Fürdienstes
nur von der lebendigen christlichen Gemeinde her sich
erschließt und so jedes Krankenhaus zu einer „Herberge Gottes"

werden kann, die Theologen und Ärzte, Schwestern und
Krankenhaushelfer, Patienten und „Heimgehende", in beiderlei
Sinn, umschließt, — für diese ganze umfassende Sicht darf man
der Verfasserin sehr dankbar sein. — Ihr Buch ist flüssig und
allgemeinverständlich geschrieben. Ein Anmerkungsteil und
eine gute Literaturauswahl regen zu weiterer Vertiefung an.
Auf den erst 1961 erschienenen besonders wertvollen Vortrag
von J. Girgensohn - Bethel „Gottes Wort über Sterbenden und
Toten" sei hier hingewiesen. (In: „Wege zum Menschen", Göttingen
, Märzheft 1961.)

Pönilz bei Leipzig Friedrich Haufe

Hase, Hans Christoph von |Hrsg.]: Diakonie der Gemeinde. Arbeitsbuch
für die Nächstenhilfe. 1, Halbbd. Berlin-Stuttgart: Lettner-
Verlag [1961]. 280 S. 8° = Schriften für Diakonie und Gemeindebildung
, hrsg. v. Chr. Berg u. G. Noske, Bd. VI, l. Lw. DM 9.80.

In der Tat ein „Arbeitsbuch" in seinem besten Sinne. Es
i6t durchaus auf die Praxis, auf die Verwirklichung, die Realisierung
der Diakonie in der Gemeinde gerichtet und weist die
Sachzusammenhänge, die Möglichkeiten, die Pflichten und Probleme
auf den verschiedenen Teilgebieten menschlicher Not auf.
Der Herausgeber, Direktor der theologischen Abteilung in der
Hauptgeschäftsstelle der Inneren Mission und des Hilfswerks in
Stuttgart, hat dafür vierzehn verschiedene, gut ausgewiesene
Sachkenner zusammengerufen und läßt sie, geordnet nach den
Diensten an der Jugend, den Familien, den Kranken und den
Alten die verschiedenen Arbeitsfelder abhandeln. Die Idee des
Ganzen ist unmittelbar einleuchtend: dem vielen Sprechen über
lebendige Diakonie soll hieT die praktische Anwendung folgen.
Daran liegt es, daß der Band trotz der Vielzahl der Mitarbeiter
durchaus als Einheit wirkt. Wahrscheinlich wird ihn selten
jemand in einem Satz durchlesen. Wer aber mit einer Vormundschaft
oder einer Hauspflege, mit einer Adoption oder einer
Altenhilfe zu tun hat, der wird einfach den einschlägigen Beitrag
nachlesen und sich alsbald sehr wohl orientiert finden.
Eine Fortsetzung über Behinderte, Gefährdete, Asoziale und
Straffällige ist in Aussicht gestellt — von Hase hat eine sehr
schwache Stelle im Leben der christlichen Gemeinde aufgespürt
und tut sein Bestes, sie zu stärken.

Heidelberg Herbert Kri mm

Eichholz, Georg: Herr, tue meine Lippen auf. Eine Predigthilfe.
Band 5: Die alttestamentlichen Pcrikopen. 2., neu geschriebene
Aufl. Wuppertal-Barmen: Emil Müller Verlag [1961]. VIII, 620 S.
8°. Lw. DM 26.40.

Wie der Band über die alten Episteln, 60 ist nun auch die
alttestamentliche Reihe der gehaltvollen und wohleingeführtcn
Sammlung von Predigthilfen völlig neu erarbeitet worden. Man
greift mit noch größerer Spannung danach, weil diesmal fast
ausschließlich Alttcstamentler vom Fach am Werke sind. Es ist
für die Gesamtlage der alttestamentlichen Forschung kennzeichnend
, daß sie sich der Aufgabe der Verkündigung verpflichtet
weiß. Nur in dem Maße, in dem dies der Fall ist — sei es, daß
unmittelbar oder auch nur mittelbar in die homiletische Situation
hinein gedacht und geredet ist—, bejaht sich Wissenschaft
vom Alten Testament als theologische Disziplin. Daß
dies geschieht, dafür sind die Beiträge dieses Bandes durchweg
Beispiele. In der Art und Weise, w i e dies geschieht, herrscht
große Mannigfaltigkeit. Das ist ganz gewiß ein Vorzug des
Buches. Es entspricht der Gesamtlage der hermeneutischen Diskussion
, daß wir suchen und experimentieren müssen und daß
auf verschiedene Weise versucht werden muß, den rechten Weg
zu finden. Dazu kommt noch in diesem Bande, in dem 17 Mitarbeiter
zu uns reden, die Vielzahl der Individualitäten, die auf
alle Fälle Reichtum bedeutet. Was fast allen Beiträgen gemeinsam
ist, ist der Auswahl der Autoren zu danken: wir bekommen
viel treffliche Belehrung über den Ertrag neuester alttestament-
licher Forschung. Formgeschichtliche, traditionsgeschiebtliche,
liturgiekundliche, profan- und religionsgeschichtliche Forschungsergebnisse
sind hier zusammengetragen und in den Dienst
einer theologischen Auslegung gestellt. Dies im einzelnen zu
zeigen, wäre eine weitläufige Aufgabe. Wir können hier nur
wieder feststellen, wie die methodischen Neuansätze besonder?