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Ausgabe:

1963

Spalte:

141

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Kimme, August

Titel/Untertitel:

Der Inhalt der Arnoldshainer Abendmahlsthesen 1963

Rezensent:

Graß, Hans

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141

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 2

142

reits erwiesen, daß es dem Befund aller Textanalysen zuwider- Lohff, Wenzel: Die Bedeutung der philosophischen Frage nach

läuft, wenn man die Einsetzungsworte in allem Wesentlichen ^esus für den Glauben.

Jesu selbst zuschreibt? Man braucht hier bloß auf die eben- Evangelisches Forum Heft 2 (hrsg. von der Ev. Akademie Tutzing);

falls moderne Exegese und vor allem sorgfältigste Philologie üottmgen: Vandenhoeck & Ruprecht 1962 S. 41-56.

bietende Arbeit von J. Jeremias zu verweisen. Mcintyre, ].-. The Place of Imagination in Faith and Theology. I.

Lelpz,g August Kimme o? m^tJ^" ?A l ^

^ s e r, h.-m.: 1 heologie de 1 adoption.

Nouvelle Revue Theologique 94, 1962 S. 495—517.
Kimme, August: Der Inhalt der Arnoldshainer Abendmahlsthesen S m 0 1' k, Josef: Die Kirche in der säkularisierten Welt - Zur Theokritisch
analysiert, hauptsächlich an Hand der offiziellen Erläute- '°gle »• k Hromädkas.

rungen der Abendmahlskommission der EKD. Berlin: Luth. Ver- T ,V,angdlsdle Theologie 22, 1962 S. 358-379.

lagshaus 1960. 184 S. 8° = Luthertum, hrsg v. W.Zimmermann, V, ' J-M-R-: L'Eucharistie, purification de l'Eglise peregrinante.

F. Lau, H. Schlyter u J. Pfeiffer, H. 23, DM 9 80 Nouvelle Revue Theologique 94, 1962 S. 449-474.

_ Unter den zahlreichen Stellungnahmen zu den Arnolds- Tbe' E»«^0"8V"' B«th/o Doc'rine of Reconciliation.

liair.,., tu«,__j; t • j f m- -i txpository Times 74, 1962 S. 21—23.

nainer Ihesen, die z. I. in dem von G. Niemeier herausgegebenen
Sammelband „Lehrgespräch über das Heilige Abend-

difl'.'nf1960- whaIt,e" jind' istndIs Bud5 vorl A.Krme wohl PRA KT ISCHE THEOLOGIE:

de umfangreichste. In diesem Buch werden die Erläuterungen

der Thesen, die Gollwitzer, Meyer und Kreck im Auftrag der ALLGEMEINES UND HOMILETIK
Theologenkommission gegeben haben, die Auslegung der Thesen
durch P. Brunner (ELKZ 1958, S. 295 ff. = Niemeier 104ff.) Vice dorn, Georg F.: Das Dilemma der Volkskirche. Gedanken und
und die Kritik von H.Sasse (Luther. Blätter 1958, S. 1-11 = Erwägungen. München: Claudius Verlag [1961]. 107 S. gr. 8° =
Niemeier 294 ff.) miteinander verglichen. Auch das Protokoll Theologie und Gemeinde, hrsg. von E. Fikenscher, H. 4. Kart,
der abschließenden Sitzung der Kommission in Arnoldshain DM 5-8o.

wird herangezogen. Kimme, der auf dem streng lutherischen Da man unter „Dilemma" soviel versteht wie Verlegen-
Standpunkt steht, möchte mit diesem Vergleich erweisen, daß heit, Notlage, Sackgasse, scheint der Verf. durch die Titelwahl
die Abendmahlsanschauung der Arnoldshainer Thesen weit- andeuten zu wollen, daß der Volkskirche trotz aller Not und
gehend unklar ist. Von 23 Sätzen des Arnoldshainer Dokuments Pein noch eine Chance gegeben sei. Nach der Lektüre aber wird
seien 8 nur wirklich klar, 14 Lehrpunkte blieben unklar, da- man anders urteilen. Tatsächlich sieht Vicedom keine Zukunft
von so wichtige wie die Frage: Realpräsenz, Personalpräsenz, der Volkskirche. Alarmierend ist solche Prognose nicht mehr,
Aktualpräsenz, Spirituaipräsenz, die Frage der manducatio in- weil der Grund zu ihr in der ekklesiologischen Diskussion seit
dignorum und die Frage der Funktion des Wortes im Abend- Wichern und Stöcker gelegt ist. Auf vieles, das der Verf. neu
mahl. Dem Dokument als ganzem eigne kein hinreichendes vorbringt, braucht deshalb hier nicht näher eingegangen zu
Maß inhaltlicher Klarheit (172). Allerdings gibt Kimme zu, daß werden. Zweierlei heben wir als besonders wichtig hervor. Zu-
dieses Verhältnis der sachlich klaren und sachlich unklaren nächst: wo die kirchlichen Bemühungen sich in reichen Kontakt-
Lehrpunkte etwas günstiger aussieht, sobald man P. Brunners aufnahmen mit dem Volks- und Kulturleben erschöpften —
Auslegung als nicht wirklich geglückten Versuch bewertet, die viele haben hier das biblische Bild des Sauerteiges verwendet —,
Thesen, soweit es irgend geht, lutherisch zu interpretieren. da hatte auf die Dauer nur das Volkstum Gewinn, weil es darüber
das verschlimmert für Kimme noch die Sache. Die Arnolds- gereichte christliche Energien und Gaben säkularistisch nutzte,
hainer Thesen sind für ihn ein kaum eingeschränkter Sieg der die Kirchen aber erlitten horrende Einbußen und Verluste,
reformierten Abendmahlsauffassung, welche sich dabei auf eine -Die volkskirchliche Situation ist kein Nährboden für eine
kerygmatisch-aktualistische Exegese stützt. Kimme dagegen christliche Gemeinde, sondern ist ein Schwamm, der alles aufweint
, daß das lutherische Zeugnis vom realistisch-objektiven saugt." In der Missionsgeschichte liefere dafür die Ostasien-
Sakrament des Leibes und Blutes Christi in seinen grundlegen- mission den Beweis. Zweitens: die Kirche hat das Gegenüber
den Aussagen keineswegs exegetisch überholt sei (S. 183). Er zum Volk zu sein und vor ihm in lebendigen Gemeinden in
begründet das aber nicht weiter, sondern stellt der lutherischen Erscheinung zu treten. Überraschenderweise entfalte das Wort
Exegese die Aufgabe, das zu erarbeiten, wobei sie allerdings dort seine Kraft, „wo es zu den Menschen in der Gestalt einer
auch die Arbeiten .mderer namhafter Abendmahlsexegeten ^erson oder einer Gemeinde kommt, bei der das Reden dieses
heranziehen soll. Die Kritik, die Kimme an der Relativierung Wortes und das Leben aus ihm eine Einheit sind". Das bedeute
der Stiftung des Abendmahls durch den historischen Jesus übt allerdings auch Distanz der Gemeinde zum Volk. „Wo die Ge-
On vorliegendem Buch und in 6einem Aufsatz Extra controver- meinde sich angleicht, wird sie einflußlos", — das sei für die
S'am ELKZ 1959, 101 ff.) zeigt, daß er kaum bereit ist, die Unbelehrbaren eine „niederschmetternde Erkenntnis". „Das
Exegese wirklich frei arbeiten zu lassen. Der bis ins einzelne Ziel muß die Bildung echter Gemeinden sein". Die Freikirchen
durchgeführte Vergleich der Auslegungsmöglichkeiten der erscheinen hier als Vorbild. „Wenn wir lesen, daß in Nord-
Arnoldshainer Thesen liefert manchen interessanten Gesichts- amerika jeden Sonntag nahezu fünfzig Prozent der Kirchen-
PUnkt. Er ist jedoch bedrückend in seiner Abzweckung, da jedes glieder einen Gottesdienst besuchen, während es bei uns nur
Entgegenkommen in der Abendmahlsfrage von vornherein ab- vier bis fünf Prozent sind, dann überlegt man, wo ist eigentlich
gelehnt wird. die Volkskirche, bei uns oder bei den Freikirchen?" Den wach-
Marburg/Lahn HansGraB 6^«n übergemeindlichen Bestrebungen begegnet der Verf. mit

Mißtrauen und Ablehnung, weil sie von der Bewährung des

- Glaubens an Ort und Stelle wegführten; wir begriffen nicht,

„daß unsere Worte wie ein Ton im Wirrwarr der Stimmen in

ßally, Gustav: Die Gottlosigkeit der Welt und die Glaubensfrage. unserm Volk verklingen müssen, wenn sie nicht von den Ge-

Wege zum Menschen 14, 1962 S. 337-346. feinden getraeen sind, die ihrem Herrn gehorchen". Letztes

D'onkcrs, A.: De mogelijkheid van een Christusbeeid. Zie' ist die Schaffung kleiner Parochialgemeinden um Kirchen

Nederlands Theol. Tijdschrift 17, 1962 S. 39—53. und Gemeindezentren. Alles wird so eindrucksvoll gesagt, daß

Nejdanek, Ladislav, u. Petr Pokorny: Jesus, Glaube, Christo- eigentlich kein Leser im pfarramtlichen Schlendrian oder in

Jfgie. traditioneller ekklesiologischer Gedankenträgheit verharren

Theologische Zeitschrift 18, 1962 S. 268-282. könnte. Wie versuchlich aber ist die Situation dort, wo den

Hi Idebrand, Franz-Reinhold: Recht und Grenzen der Kirche ai Kirchen alle volkskirchlichen Wege geebnet sind wie nie zuvor,

Institution und wie erdrückend die Situation dort, wo das geforderte

Jfi , a I fn"' 9.6^ u • a AnthronoWie auf Minderheiter*chicksal bereits harte Wirklichkeit wurde!
JUngel, Eberhard: Die Möglichkeit theologischer Anthropologie a«'

dem Grunde der Analogie. Rostock Gottfried Holt«

Evangelische Theologie 22, 1962 S. 535—557.