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Ausgabe:

1963

Spalte:

133-134

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Nüdling, Gregor

Titel/Untertitel:

Ludwig Feuerbachs Religionsphilosophie 1963

Rezensent:

Schilling, Werner

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 2

134

..offenbarte Metaphysik" wäre eine Barbarei (Offenbarung ist in seiner Mitmenschlichkeit, impliziert Gott". An solchen
eben keine Lehrmitteilung, sondern Gegenwart Gottes „in ..theologischen" Ausführungen zeigt sich etwas von der Ver-
abscondito"). Damit gibt es aber nur entweder eine Rück- fahrenheit gegenwärtiger Modern-Theologie: Man landet in
kehr zu der kantischen Einsicht, daß alle philosophischen Aus- Selbstauflösung leicht auf der Ebene F.s. In solcher Situation
sagen über Gott uneigentliche Grenzaussagen sind, oder die ist jeder Hinweis auf die F.sche „Apothese des Menschen" als
Wiederaufnahme der vorkantischen, unkritischen philosophischen Warnungszeichen für Theologie und Kirche hilfreich und verMetaphysik
. Das letzte lehnt Ulrich Mann jedoch selber ab. dienstlich, weil klärend. Nüdling verweist im Vorwort darauf.

Diese die ganze Darstellung bei Mann durchziehenden Un- daß er in der Festschrift für Th. Steinbüchel (Der Mensch

klarheiten und Widersprüchlichkeiten, welche die Lektüre des vor Gott, 1948) sich kritisch zu F. geäußert habe.

Buches quälend machen, dürften ihre letzte Ursache schon im Ein beträchtlicher Mangel des vorliegenden Buches liegt

Ansatz der Fragestellung haben. Die Religionsphilosophie Manns leider in der Außerachtlassung der gesamten Feuerbach-Litera-

will „von der Offenbarung her denken", aber trotzdem keine *ur der letzten fünfundzwanzig Jahre. Sie ist weder verar-

..Offenbarungsphilosophie" sein. Sie soll von der Offenbarung beitet noch im Literaturverzeichnis angegeben. Dieses kommt

her denken, den Absolutheitsanspruch der christlichen Offen- vielmehr über das Jahr 1933 nicht hinaus. Unerläßlich wäre es

barung aber irgendwie ausklammern. (In der „Apologetik" wird gewesen, auf die Neuausgabe der „Gesammelten Werke" Feuer-

dann seltsamerweise die Absolutheit des Christentums nun bachs hinzuweisen, die seit dem Jahre 1958 in Stuttgart, auf

doch „objektiv" damit begründet, daß „Christus und das zehn Bände berechnet, erscheinen. Auch ohne Berücksichtigung

Kcrygma der Urgemeinde den absoluten Anspruch erheben, als wichtiger Aufsätze zu F. und zum Illusionsproblem, vor allem

eschatologische Heilstat Gottes anerkannt zu werden". Welche aber der Arbeiten von F. L o m b a r d i, L. Feuerbach, Florenz,

große Religion hätte einen ähnlichen Absolutheitsanspruch '935, H. Lubac, Die Tragödie des Humanismus ohne Gott,

wohl nicht gestellt?!) m-!**' 1950' W" Schillin8' Feuerbach und die Religion,

Verf. hat - im Gegensatz zu den von ihm abgelehnten München, 1957, W. Schilling, Glaube und Illusion, Mün-
sauberen Begriffsklärungen Schleiermachers — es versäumt, das *en. 1961, und K. Bockmühl, Leiblichkeit und Gesell-
Verhältnis der Religionsphilosophie zur Dogmatik scharf zu f*?Studien zur Religionskritik im Frühwerk von L. Feuerbestimmen
. Dies Versäumnis ist für die begriffliche Klarheit bach und K. Marx, Göttingen, 1961, kann man heute bei einer
des ganzen Gedankenganges verhängnisvoll gewesen und hat Behandlung F.s wohl kaum auskommen,
die essayistische Form der Darstellung geradezu notwendig Hof/Saale Werner Schilling-
gemacht. ß

Es bleibt das Verdienst des Buches — gerade in seiner Un- sAerib'^d1" D" ^ermensch. Grundprobleme des heutigen Men-

zulänglichkeit —, die Frage nach einer wahrhaft protestan- Tel?.2 c"'£ „ ,. . . ... v„,

tischen Religionsphilosophie aufs neue unüberhörbar ge- Bei fIii n ~ ^lst,esg"dlldlte ^V1*?/l*7S?"

.„„Ii. uu ' trnill°: Die Hermeneutik als allgemeine Methodik der Geistes-

stellt zu haben. Wissenschaften. Tübingen: Mohr 1962. 64 S. gr. 8° = Philosophie

K,el HayoGerdes „n<J Geschichte, eine Sammlung von Vorträgen und Schriften aus

Nüdling, Gregor: Ludwig Feuerbach. Religionsphilo.ophie. Die R «« Gebiet der Phllwophie und GesAi^te. 78/79. DM 4.50.

Auflösung der Theologie in Anthropologie. 2. Aufl. Paderborn: bl^er- "gen: Was besagt Nietzsches: These Gott ist IM"7 Ele-

Schöningh 1961. VIII. 216 S. gr. 8°. Kart. DM 9.80. W^^™^*?-^?«?* ^ ,^

s * ,. _ vv'Ssenschaft und Weisheit 2 5, 1962 S. 102—127.

Vorliegende Schrift ist Neudruck einer Dissertation, die B o r o s, Ladislaus: Entwurf einer philosophischen Eschatologie.

bereits im Jahre 1936 unter gleichem Titel in Gießen erschien. Orientierung (Zürich) 25, 1961 S. 252—254; 26, 1962 S. 4—7 und

Der Verf. beschäftigt sich mit F.s Lebensgang und Lebenswerk. 30— 32.

will sich in sein Zeit- und Weltbewußtsein hineinversetzen und B u c h s e 1, E.: Aufklärung und christliche Freiheit: J. G. Hamann

F.s Standpunkt aus dessen Gedanken nachdenken. Nüdling will C^tn^.KV>t- . e . , n , ,

aus dem Wesen des jungen F. das Wirken des fertigen Mannes Nc'«• Zeitsdirift für Systematische Theolog e 4 1962 S_ ,33-157.

„__. , , ' 6 . 1 j. n i- • l-1 ..„„U;» das c c 1 1 e rn a c h, Helmut: Laßt sich die Existenz Gottes beweisen?

verstehen und zeigen, wie sehr die Rcligionsphilosophie das Zeitwende XXXIII, 1962 S 294-303.

zentrale Anliegen in der Gesamtanschauung und Gesamt- Fellermeier. Jakob: Das Univcrsalienproblem in der Sicht de«

entwicklung des Philosophen ist. Dabei wird im I. Teil F.s Weg erkenntnistheoretischen Realismus.

von der Theologie über die Philosophie zur Anthropologie be- Münchener Theologische Zeitschrift 13, 1962 S. 116—121.

schrieben, während ein II. Teil die „Auflösung der Theologie Geyer, y q. Gespräch mit Heidegger.

in Anthropologie" zeigt: „F. gibt keine Auflösung der Theo- Verkündigung und Forschung 1958/59 S. 173-185.

logie in Atheismus, sondern in Anthropologie" (197). Nüdling u j^Hw i t z c r, Helmut: Zur Religionskritik von Feuerbach und

erkennt richtig, daß die Religionskritik F.s in einer Apothe- y^*. S. 201-209.

ose des Menschen endet und die gewonnene Wertung des Hennemann, Gerhard: Teleologisches Denken.

Menschen doch nur wieder eine neue Art von „Religion oe Deutsches Pfarrerblatt 62, 1962 S. 355-358.

deutet, die doch gerade vernichtet sein soll. Treffend ist dabei Krieger, Evclina: Der deutsche Neuidealismus als atheistische

erkannt, daß F. anfangs eine philosophische Umstülpung Hegel« Gottcslehre.

vollzog und daraus seine Resultate gewann (keineswegs Wissenschaft und Weisheit 25, 1962 S. 81—102.

also aus angeblicher „Mystik seiner Jugendjahre", wie R. Kl'pisch, Karl: Wilhelm Dilthey.

Lorenz, vgl. Ev. TheoWic, 1957, 4, S. 171 ff., behauptet!). ****** für Religion*- und Geistesgeschichte XIV ,962 S 1-19.

Die Linienführung des Buches ist sachgemäß und zuverlässig. ^Ü^^^f^^ « hb"te ^n^c.

Alle Angaben smd gut belegt. Mi„kowski> E . La Unitude de ]a vie _ image premiire.

Freilich ist das Ergebnis keineswegs neu. Der bewuute nostaI(!ie du bjen reAerdl6

Verzicht auf eine kritische Auseinandersetzung, abgesehen von Tijdschrift voor Filosofie 24, 1962 S. 507-523.

der der Analyse innewohnenden immanenten Kritik, ist be- Ra n d e n b or gh, G. van: Wie beantwortet Kierkegaard die Frage

dauerlich. Heute wäre nicht nur Darstellung der an sich nach der rechten Verkündigung?

bekannten Position Fs sondern intensive kritische Aus ein- Neue Zeitschrift für Systematische Theologie 4, 1962 S. ,58-196.

andersetzung mit den einzelnen Gedanken der F.schen > *n c h e z - R u i z, Jose M.» : La teoria del conoeimiento en el

Theorie nötig. Solche wäre heute methodisch sowohl vom ^^7»^ To^T« .<

Philosophischen als aud, ^„^"'^^^1^ S c h u 1 z" Walti^Ne« Wege rad Ziele in der Philosophie.

theologischen Standort her willkommen. Alle drei p»*f""'2 Universitas ,7, ,962 S ,075-1094.

haben hier noch zu tun. War es doch z.B. verwunderlich, aa« Thiry, A.: Le philosophe et la theologle.

kürzlich ein Neutestamentier in der „Zeitschrift für Theol°F>£ Nouvelle Revue Theologique 94. ,962 S. 337-364.

und Kirche", 1961, Beiheft 2, Seite 18, schreiben konnte: „len Wide, J. van de: „Res" en ..Ding". Bijdrage tot een vergelijkende

kann von Gott nur reden wo ich vom Menschen rede, also Studie van de zijnsopvatting in het Thomisme en bij Heidegger.

anthropologisch". Und: „Der Mensch als Mensch, der Mensch Tijdschrift voor Filosofie 24, 1962 S. 427-506.