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Ausgabe:

1963

Spalte:

112-114

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Kapelrud, Arvid S.

Titel/Untertitel:

Central Ideas in Amos 1963

Rezensent:

Rowley, Harold H.

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 2

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liehe Heiligkeit, nachdem ihm die rationalen Stützen genommen
ßind, sich aus der Kraft religiösen Erlebens tragen kann, darin
in gewisser Weise Ps. 73 verwandt. Die Gottesreden des heutigen
Buches gehen über diese Linie damit hinaus, daß sie dieses
Nichtverstehenkönnen begründen wollen. In den Elihureden
tritt neben den Vergeltungsgedanken der Erziehungsgedanke.

S. 174-197. „Vom irrenden Glauben" (ZSTh 930). Der
Ausgangspunkt ist die eschatologische Erwartung, die Deutero-
jesaja an die Gestalt des Cyrus knüpft; von hier aus werden
die Linien zu der Gestalt des Gottesknechtes gesucht, der durch
den Gestaltwandel des Erlösers die zukünftige Erfüllung der
unerfüllten und enttäuschten Weissagung ermöglicht. Gerade
hier wird man manche Frage haben. Wenn die Auslegung in
den letzten dreißig Jahren immer mehr von der Auffassung des
Gottesknechtes als Individuum abgerückt ist, so hat das seine
Konsequenz für die Beurteilung der Zusammenhänge und auch
für die letzte Frage des Aufsatzes nach dem Recht der christlichen
Kirche, in neuem Gestaltwandel in Jesus Christus nun
erfüllt zu sehen, was der Prophet durch seinen Gottesknecht zu
6agen hat. Aber Fragen zu stellen und sie in ihrer unausweich-
baren Wichtigkeit vor Augen zu rücken, war ja gerade die Absicht
dieses Aufsatzes.

S. 198 — 228. „Gott, Mensch und Tier im Alten Testament,
mit besonderere Berücksichtigung von Gen. 1—3" (ZSTh 1931).
Einsatzpunkt ist die Gottesebenbildlichkeit des Menschen in der
theozentrischen Bestimmtheit dieser Aussage; von hier führt
der Weg zur Darstellung des Wertes, den das Tier als Bild
Gottes und als Gegenstand des Opfers hat, den es verliert,
wenn es in der prophetischen Kultpolemik in gleichem Unwert
mit dem Menschen Gott gegenübertritt. Das wird an den beiden
Schöpfungsberichten durchgeführt. Für den jahwistischen
Sündenfallbericht wird die innere Spannung nachdrücklich herausgearbeitet
, die eine gottfeindliche Macht, in Schlangengestalt,
inmitten der gottgeschaffenen Welt darstellt. Als Hintergrund
dieser Spannung wird ein mythischer Gott-Chaos-Drachenkampf
aufgezeigt. Wobei zu fragen bleibt, wie weit sich der Jahwist
eines solchen Mythus noch bewußt gewesen ist; von der Antwort
hinge das Urteil darüber ab, ob die Erschaffung der Tiere
als Hilfe des Menschen ursprünglich nicht mit Kap. 3 zusammengehören
könne; fragen kann man auch, ob im Verlangen des
Menschen nach einer menschlichen Gehilfin das erste Aufbegehren
liegt. In der Priesterschrift ist die Herrenstellung des Menschen
über das Tier Ausdruck der Gottesebenbildlichkeit. Sehr
einprägsam ist in diesem Zusammenhang die Verfolgung dieser
Linien in der Geschichte der Exegese.

S. 230-258. „Das Reformatorische Evangelium und das
Alte Testament" (Lutherjahrbuch 1932). Ausgehend von einem
kirchengeschichtlichen Überblick, der Luthers Stellung gegenüber
Karlstadt und Melanchthon charakterisiert, wird die
Glaubenseinheit zwischen Altem Testament und reformatorischem
Evangelium herausgestellt (S. 249 Geschichtliche Menschheit
als Offenbarungssphäre Gottes kraft seiner Schöpfung;
Gemeinde als Trägerin des Gotteswortes; Erlösung als Ziel der
geschichtlichen Wege Gottes). Daneben werden die Unterschiede
herausgearbeitet, die sich von daher entfalten, daß in Christus
die Inkarnation Wirklichkeit geworden ist. In der Fragestellung
eng zusammen damit hängt S. 258—286. „Sünde und Offenbarung
nach Alt- und Neutestamentlicher Anschauung" (ZSTh
1933). Der in magischem Lebensverständnis wurzelnde primitive
Sündenbegriff reicht wohl in die Welt des Alten Testaments
hinein, darf aber nicht verabsolutiert werden. Das eigentliche
alttestamentliche Sündenverständnis begegnet da. wo
Sünde am Bund orientiert ist. Dies wird nach den verschiedenen
Seiten entfaltet (Bundesbruch als Störung des göttlichen Heilsplanes
; Eingliederung der Sünde in diesen Heilsplan als Ver-
stockung und Strafe: Sünde und Offenbarung, wobei durch die
Offenbarung die Sünde als transsubjektive Macht und Lebens-
geeensatz gegen Gott erkannt wird; schließlich Sünde und
Offenbarungsträger). Dabei werden die zum Neuen Testament
führenden Linien herausgearbeitet.

287-307. „Prophet und Dichter" (JThS 1939). Hier
werden Gedanken weiter auseeführt, die schon in den ..Jahwegleichnissen
" anklangen. Wohl können Parallelen (z.T. überraschende
Parallelen) zwischen dem Selbstbewußtsein der Propheten
und der griechischen Dichter aufgezeigt werden. Der
grundsätzliche Unterschied, der auch nicht durch volkliche
Verschiedenheiten geklärt werden kann, liegt in dem Wissen
des Propheten um Gottes verzehrende Heiligkeit.

Schließlich sind noch in dem Band abgedruckt S. 308—318
„Wort Gottes und Schicksal" (Bertholetfestschrift 195 2) und
S. 319 — 328 „Das AT im Religionsunterricht" (Der Weg zur
Seele, Bd. IV, 1952). Es ist ein feiner Gedanke, daß dieser Band
mit dem Ausblick auf die Praxis des Unterrichts schließt; damit
wird noch einmal unterstrichen, wie die Wirklichkeit der
menschlichen Existenz vor Gott im Blickpunkt des Verfassers
steht.

Man entdeckt bei der Lektüre mit wachsender Freude die
inneren Zusammenhänge zwischen den einzelnen Arbeiten aus
verschiedener Zeit, man folgt dem Verfasser mit Interesse bei
seinem Eindringen in die letzten Hintergründe und Zusammenhänge
der Lebensfragen und dankt für reiche Anregung, dankt
und ist gefördert auch da, wo man vielleicht anderer Meinung

Ba»el H. J. Stoebe

Kapelrud, Arvid S.: Central Ide» in Amol. Oslo: Univeraity
Press 1961. 86 S. 4°.

Professor Kapelrud's original and valuable study was first
published in 1956 in the Proceedings of the Norwegian Aca-
demy. That a reprint is now called for is evidence that it
attracted a good deal of attention. The author studied in Oslo
under Mowinckel and in Uppsala under Engnell, and his book
is important because it offers a treatment of the leading ideas
of Arnos from the point of view of what may be loosely called
the "Scandinavian School". The result is that, as the author
say«, the picture of Arnos which is here given is quite other
than that of "revivalist preachers" or of the "liberal theology
of last Century". The outstanding difference is, as might be
expected, that Arnos here appears, not as the preacher of mora-
lity with no interest in the cultus, but as one who stood in
the closest relation with the cult.

The reviewer has frequently dissociated himself from the
view that prophets and priests held irreconcilably opposed
views of the essential nature of Yahwism. To set the good
prophets over against the bad priests could only yield distorted
views. There were also bad prophets and good priests. and we
must recognize the varieties on both sides. This does not
mean that the difference between priests and prophets is
obliterated. There was a difference of funetion, and even if
the view that there were cultic prophets in Israel is allowed
— as the reviewer would allow — this does not mean that
cultic prophets and priests are to be equated, or that all prophets
are to be classed as cultic prophets, with a defined funetion
in the Temple Services.

It is precisely here that the reviewer feels there has been
far too great a reaction on the part of some members of the
"Scandinavian School", and in Kapelrud's book he finds too
strong an emphasis on the cult. Arnos is said to have been a
person of high rank, who had charge of part of the temple
herds. For this the evidence is tenuous in the extreme. It is
largely based on the Statement that Arnos belonged to the
B*ip:, who are held to have been cultic officials. This con-
tention is not new with Kapelrud, but to the reviewer it does
not seem to hold water. The Ras Shamra text which refers to
Atn-prln as rb.khnm rb.nqdm is cited, and it is argued that
in Ugarit the nqd belonged to an important guild in the service
of the temple. This would not necessarilv mean that the term
could only be used of a temple official. The word 'dean' deno-
tes an ordained cnthedral official, but it can also be used of
the 'dean' of a Faculty of Science. Moreover, whatever the
area of meaning of the word nqd in Ugaritic, this does not
prove that it had the same area of meaning in Hebrew. In
origin German Knabe and English k n a v e are one, but the
area of meaning is not the same in both languages. In 2 Kingi
3:4 Mesha, the king of Moab, is said to have been a nps.