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Ausgabe:

1963

Spalte:

110-112

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Hempel, Johannes

Titel/Untertitel:

Apoxysmata 1963

Rezensent:

Stöber, Hans

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109 Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 2 110

kritische Würdigung Baudissins durch Eißfeldt, den er als sein Hempel, Johannes: Apoxysmata. Vorarbeiten zu einer Religion«-

letzter und bedeutendster Schüler fraglos am besten zu würdi- gesdiichte und Theologie des Alten Testaments. Festgabe zum

gen imstande war, da nicht nur gründliche Kenntnis des Wissen- 3<>- Juli 1961. Berlin: Töpelmann 1961. xi, 328 S., 1 Titelb. gr. 8°

schaftlers, sondern auch des Menschen Baudissin auf Grund ~ Beihefte z. Zeitschrift f. d. alttestamentl. Wissenschaft, hrsg. v.

persönlichen Umgangs sich hier ausspricht, wobei die Schwächen g. Fohrer, gl. DM 45.—; geb. DM 48.—.

der Forschung Baudissins aufgezeigt werden, etwa in der Kritik Es ist nicht nur ein Zeichen des Dankes für den langjähri-
der „Einleitung in das AT" von Baudissin, die, wie ich aus per- gen Herausgeber der Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissen-
«önlichem Zeugnis weiß, von Sellin sehr hoch geschätzt wurde. Schaft, es ist auch ein gutes Gedenken des siebzigsten Geburts-
In diesem Aufsatz kommt noch einmal das Verhältnis zwischen tages von Johannes Hempel, wenn Herausgeber und Verleger
Delitzsch und Baudissin zur Sprache in der Nennung der dieser Zeitschrift eine Auswahl aus seinen kleineren Schriften
Baudissinschen Rezension des Buches von Delitzsch „Iris. Farben- zu einem Bande vereinigt haben. Er enthält Arbeiten aus den
Studien und Blumenstücke" und in dem Zitat des Selbstbekennt- Jahren 1924—1952; dabei sind die früheren durch deutlich als
nisses Baudissins über seine eigene Entwicklung. Wissenschafts- Erweiterungen kenntlich gemachte Zusätze des Verfassers an die
geschichtlich sind diese Zeugnisse, die Eißfeldt mitteilt, eine Diskussion der Gegenwart herangeführt. Diese zumeist nur
großartige Ergänzung dessen, was Harnack über beide schrieb schwer zugänglichen Arbeiten, so vereinigt, ermöglichen es
(Erinnerungen an Wolf Grafen von Baudissin: „Aus der Werk- gleichsam, den Weg eines Forschers noch einmal ein Stück weit
statt des Vollendeten" 1930, 21-24). Der dritte wissenschafts- mitzugehen (ich denke dabei auch an solche Anmerkungen wie
geschichtliche Aufsatz zeichnet mit Recht und Gerechtigkeit S. 25. 170), sich den Umfang der überschauten Gebiete und Fra-
Wellhausen als den Vollender eines großen Zeitalters der gen zu vergegenwärtigen, und darin die inneren Zusammen-
wissenschaftlichen Forschung, der in seinem literarischen Werk hänge dieser Arbeiten wie ihr theologisches Ziel zu erkennen,
eine Entfaltung seines Menschentums übte. Denn das Ziel ist es immer, vom Allgemeinen, vom noch
Dankbar wird der Benutzer es vermerken, daß der be- Gemeinsamen mit einer ernst genommenen und auch so dardeutende
Vortrag über „Die kleinste literarische Einheit in den gestellten geistigen und religiösen Umwelt zum Besonderen der
Erzählungsbüchern des AT" (S. 143-149) abgedruckt ist, der einmaligen biblischen Aussage zu führen.

den größeren Zusammenhang der alttestamentlichen Erzählun- Das wjrd sAon am erfiten Aufsatz deutlich S. 1-29.

gen, feststellbar durch Untersuchung des Horizontes der einzel- „Jahwegleichnisse Israelitischer Propheten" (ZAW 1924). Aus-

nen Erzählung, heraushebt. Dieser Hinweis auf die Zusammen- gangspunkt dieser Untersuchung ist die Frage, wie sich in den

hänge hat sich dann auch theologisch sehr fruchtbar ausgewirkt. Gleichnissen das ästhetische und das prophetische Moment zu-

Aus der Debatte der zwanziger Jahre über Wesen und Aufgabe einander verhalten, einander durchdringen und eine Einheit

der Disziplin „Biblische Theologie des AT ist der Aufsatz bilden. Auf dem Hintergrund verwandter Erscheinungen in

über „Israelitisch-jüdische Religionsgeschichte und alttestament- Hellas und im alten Orient wird die Verwurzelung in der

liehe Theologie" (S. 105-114) abgedruckt, der seinerzeit das Eigenart pr hetisdler Erfahirung aufgezeigt, sowohl formal in

von C. Steuernagel (BZAW 41, 1925, 266-273) eröffnete Ge- der Richtig auf ihr visionares Erleben, wie nach der inhalt-

«präch über alttestamentliche Theologie und alttestamentliche liehen Seite, die besonders im drohenden Charakter der Tier-

Religionsgeschichte fortführte und dabei den Hauptakzent auf gleichnisse ent tritt (F wird man, ob die vom Löwen

die eigentlich wissenschaftliche Disziplin der alttestarnen liehen genommenen Bilder wirklich darauf führen, daß Jahwe einmal

Religionsgeschichte legte. Eiduodt (ZAW 1929^ 83-91) hat audl unfer dm g.^ ^ L„wen

demgegenüber den theologischen Charakter der Disziplin stark <. ^ jsrae]jtischen Anschaullr|£:en von Segen

~' n, , , . , . j. cm. » Und FIudl ™ Lichte altorientalischer Parallelen" (ZDMG 1925).

Die Titel der weiteren Arbeiten seien noch angeführt. Es kf ^ ^ Arbdtcn serl( die für diese Themastellung

•Jahve und Baal' (S. 1-22), „Die Bedeutung der Märchen- grundsätzliche Bedeutung gehabt haben. Nachdem zunächst die

orsdiung für die Religionswissenschaft besonders für die Verwurzelung im Bereich magischen Denkens, auch die Aus-
WisserKchaft vom AT" (S. 23-32) speziell eine Auseinander- Wirkungen dieser Herkunft in alttestamentlichen Texten aufgesetzung
mit dem Buch von Gunkel, Das Märchen im AT. ferner: 2eigt jst wjrd dje Ljnje verfo]gt auf der Se(;en wje F]udl
..Die Schichten des Hexateuch als vornehmste Quelle für den aus dm ^ magischen Handlungen heraustreten. Es
Aufriß einer israelitisch-jüdischen Kulturgeschichte (S. 33-43). wird gezeigt, wie der Fluch seiner dämonistischen Elemente ent-
" „s ,Alte und das Neue Testament in ihrer Stellung zur Kul- k]eidet wjfd wje an dgs Se?ens ^ Vürhitte> an Ste„e
^r (S. 44-5 5) „Christentum und Altes Testament. Eine Be- der Unreinheit das Bewußtsein der Sündhaftigkeit tritt, und
merkung zu Harnacks Marcion (S. 72-75). „Luthers „fcm schließlich die sittliche Beschaffenheit dessen entscheidend wird,

este Burg und der 46 Psalm (S. 76-83). Aus der Gunkel- der Segen oder Fluch ausspricht. Da wird Fluch schließlich Kennfestschrift
stammt der Aufsatz Stammessage und Novelle m zeichen des Gottlosen, die Geschichte des Segens aber vollendet
aen Geschichten von Jakob und von seinen Söhnen (S. 84 sich im gebet jesu am kfeuz damjt sdiejnt schon dje frage_
-104). „Jahve-Name und Zauberwesen. Ein Beitrag zur Frage stellung des drjtten Aufsatzes angedeutet.
..Religion und Magic (S. 150-171), ferner „Jahve als König S. 114-173. „Das Theologische Problem des Hiob" (ZSTh
Sem,> - ,c "Gottcrnamcn und GottcsvorSte Iu„gen bei den l929) A h d d drej ßen Versuchen einer einheit-

E^T, S't f 'u^u ^ S£- dp 1.5 2?<&2i ifdlen Lebe"s" «"d Leidenserklärung, wird der Glaube an eine in-

u; FCUgC j w j wgr '"u J vT3 „( 1 dividuelle Vergeltung eingehend in seiner Problematik dargestellt,

tun« A Ul ^Ti!1 ngCv » , Zt' Es Reht da"™. die Rationalität des Handelns Gottes in seiner Ge-

cL /raeht.sch-,udisch-christlichen Religion S. 247-265), rechtigkeitdem Menschen an seinen Erfahrungen verständlich zu ma-

-A»tt und Götzen im Alten Testament (S. 266-273), „lft chen. Lag darin die große Kraft des Jahweglaubens, die ihn den

'vs- 19, 45 und 17 'Iovdala 1. Makk. 4, 15 ■= el-jehudije" Zusammenbruch des Exils überstehen ließ, so auch der Ansatz

(S. 274—279). zJ*t entscheidenden Krisis, die im Hiobbuch entgegentritt, weil

Den Herausgebern und dem Verlag gebührt wärmster die Lebenserklärung aus der Vergeltung praktisch nicht durch-

Dank für diesen Band und das gesamte verdienstvolle Werk führbar ist. Der Gang der Untersuchung folgt dem literarischen

der Herausgabe der Kleinen Schriften. Dem Autor gilt aber die Aufbau des Buches und sucht den theologischen Gehalt jeder

Versicherung ehrender Dankbarkeit, nicht nur gegenüber den nachweisbaren Einheit herauszustellen. Schon der Rahmen, nicht

w'6senschaftlichen Ergebnissen, sondern auch gegenüber dem mehr ein einfaches Volksbuch, will zeigen, daß es ein Fromm-

YOTbildlichen wissenschaftlichen Ethos, das diese erarbeitete. ?5ln auch im Leiden gibt, setzt also das Nachdenken über die

folgen der Vergeltungslehre voraus. In seiner Bewährung be-

L0ip,|g HansBardtke *ornmt Hiob den Charakter eines Gotteszeugen. Im Dialog

wird in den einzelnen Phasen verfolgt, wie wohl der Versuch,
•j. Walten Gottes zu verstehen, aufgegeben wird, aber damit
nicht der Glaube zerbricht; so daß der Glaube an Gottes iitt-