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Ausgabe:

1963

Spalte:

954

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Zobel, Hans-Jürgen

Titel/Untertitel:

Stammesspruch und Geschichte 1963

Rezensent:

Zobel, Hans-Jürgen

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Seite 1

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953

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 12

954

Vetter, Dieter: Untersuchungen zum Seherspruch im Alten Testa- und die seine Ankündigung legitimiert. Der Seherspruch ist weder

ment, begrenzt auf die Bücher Genesis bis 2. Regum. Diss. Heidel- wörtlich referierte noch entfaltete Botschaft von Gott her; er ist

berg 1963 270S immer eigene Rede des Sehers. Dennoch spricht auch der Seher

Die Frage nach'dem Seher in Israel ist von der at.lichen Forschung aus eigener Willkür, sondern weil Jahwe ihn zum Reden er-

bisher verschieden beantwortet worden. Gegenstand der Untersuchungen macht.gt hat. Dieser Bmdung des Sehers m.t seinem Wort an Jahwe

waren entweder die psychischen Erscheinungen im Leben des Schauen- aber steht seine freie Bescheidung gegenüber von se.nem Wissen

den. der religionsgeschichtliche Hintergrund oder der Gebrauch der Gebrauch zu machen oder nicht. Schweigt der Seher über seine höhere

hebräischen Ausdrücke für „sehen", „schauen" und ihrer Derivate. Kenntnis, dann ist er nicht ungehorsam. Die Aufgabe des Sehers be-

Die soziologischen Studien A. Jepsens schließlich verneinten eine steht darin, von Zeit zu Zeit für ein Jahweerlebn.s m der Gestalt

gegenüber dem Nabitum selbständige Funktion des Sehers in Israel. einer Schauung oder eines Horchvorganges ausersehen zu se.n und

Die vorliegende Arbeit befragt eine Anzahl at.licher Texte nach sein Seherwissen frei verwenden zu können __

Formen, die" für das Reden des Sehers kennzeichnend sind. Ein abschließender Teil (S 262-270) begründet m,t Hmwe.sen
Sie versuÄt. ursprüngliche und nachgestaltete Sehersprüche aus- auf akkadische, ägyptische babylonische und auf die Mar.-Texte, daß
, r , . . r ,K. ,t,„ D„j.f„_.n m die Vortcschichte des Seherspruchs über die Grenzen Israels
zuscheiden, hre Struktur und die Funktionen ihrer Rederormen zu <ue v o r g e s c n l c n t e ue» j r Rpicniolon wir dir
bestimmen, um dadurch zur Abgrenzung einer e i g e n e n F o r m des und des AT hinausfuhrt, und zeigt an «mg« 1B61^"- w,e ™
Seh er Spruchs von der wesentlich anderen des prophetischen N a c h g e s c h i c h t e des Seherspruchs in die Geschichte der Pro-
Botenwortes sowie des besonderen Amtes des Sehers von dem des phetie hineingewachsen ist.

Propheten zu gelangen. -

Der erste Teil (S. 1—207) besteht in der Exegese der Texte und

in der Bestimmung der Redeformen^ Hier bildeni sachlich Mitte und ^ „^.j . Stam mdl und Geschichte. Die den

Ausgangsort aller weite.en Untersuchungen die Spruche in Num. 23 gtammessprüchen von Gn 49> Dt „ und Jdc 5 zu entnehmenden

-24 und 2. Sam. 23, 1-7 Die dann festgestellten Merkmale dienen ^ ^ ^ litisAen und kultisdlen Zu6tande im da-

dazu, in der Genesis zwei Spruche (Gen 27 über Jakob und G. . 49 ^ ffl lfiI> m g

über Juda) und unter den von der Überlieferung als nebustische j» '

Äußerungen weitergegebenen Worten in den Samuelis- und Königs- Nachdem die zu bewältigende Aufgabe, die im Jakoh- und

büchern eine Reihe von Sprüchen zu finden, deren Aufbau und Formen Mose-Segen sowie .m Debora-L.ed enthaltenen Stammesspruche für

vom ursprünglichen Reden der Seher geprägt sind, wie z. B. in den die Frühgeschichte israelitischer Stämme wahrend des 14. bis 11,Jh.

Sprüchen Ahias von Silo 1. Reg. 14 und Michas ben Jimla 1. Reg. 22. v. Ott nutzbar zu madien, sk.zz.ert (S. 1) und die Forschungs-

Der zweite Teil (S 208-261) faßt das Ergebnis zusammen. Er geschiente seit 1788 (J.H.Hasse) verfolgt worden ist (S. 2-7), wird

1,..^ L ? lei (i-208 26i; raur. aas cg h im , Abschnitt der Arbeit (S. 8-93 eine umfassende, die genaue

b schre.bt d.e verschiedenen Formen der Rede m S*W™<^£™ Abgrenzung der einzelnen Sprucheinheiten und die Gewinnung for-

Funktionen: Die E.nfuhrungs- und Verbindungsforrneln> mäkr Kriterien besonders beachtende Interpretation der Sprüche

den Seher als das Subjekt im eigenen Wort und ^knüpfen«e.nen ^ ^ $ ,

Spruch mit dem Zusammenhang. « dem er überl.ef rt w.rd. D e (S. 94-10.) insofern vor. als

Eigenart des Seherspruchs a) als der Ww.der^. £ nun mit Hilfe der erarbeiteten formalen Gesichtspunkte eine relative

Audit.on, b) als de,-Deutungfeines Fernwissens fuhrt zur Un*e«d.e. hrono] ^ Stammessprüche aufgestellt wird, die durch all-

t^^Ä^ gemeine, grundsätzlich in die vorstaatliche Zeit Israels verweisende

gung, die das kommende und nodVerborgene Ereignis bereits vor- Erwägungen und durch die Heranziehung der ze.tl.ch z.eml.ch genau

wegnimmt. Sie ist efngHedrig insofern sie'nur die Folgen für den fixierbaren Sprüche des Debora-Liedes noch we.ter praz.siert w.rd.

davon Betroffenen ansagt Sie begegnet als Form der antezipie- Damit ist die Ausgangsbasis für den 3. Abschnitt der Arbeit

r enden Heils- und Ge'richtsankündigung. Unter Nebenformen gewonnen (S. 102-157). In das geschaffene zeitliche Ger.ppe werden

der Rede im Seherspruch versteht der Verf. Formeln, die gegenüber die auf exegetischem Wege erhobenen Aussagen der Stammesspruche

den Grundfomen der Rede und der Form der antezipierenden An- über die politischen und kultischen Zustande im Israel der sog.

kündigung von untergeordneter Bedeutung sind, wie z.B. die Legiti- Richter-Zeit eingefügt, mit den anderen im AT noch vorhandenen

mierungs-, die Seherspruch- und die Sehersprucheröffnungsformel. Im Nachrichten darüber verbunden und verbleibende Lücken, soweit

Gegensatz zu den Einführungs- und Verbindungsformeln haben sie möglich, ausgefüllt. Dabei wird d.e Geschichte jedes Stammes ge-

ihren Ort im Wort des Sehers selbst und unterscheiden sich von den sondert behandelt.

explikativen Nebenformen der Rede, die in entfaltender Funk- In den Schlußbemerkungen (S. 158-161) werden die erzielten

tion auf die Ankündigung bezogen sind. - Vom Prophetenwort al» Ergebnisse zusammengefaßt und die Linien nach vor- und rückwärts

einem Botenwort hebt sich der Seherspruch durch das Subjekt der ausgezogen. - Im 2. Teil der Arbeit finden sich die Anmerkungen

Rede ab: Das Kriterium des Seherwortes ist die im eigenen Spruch (S. 1-96), das Literaturverzeichnis, das zugleich den Versuch einer

redende Person des Sehers (als direktes oder logisches Subjekt). Jahwe diesbezüglichen Bibliographie seit etwa 1850 darstellt (b. 97-133),

kann im Seherspruch als diejenige Autorität (in der 3. pere. sing.) und ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen ^. 134-136). Die

zitiert werden, auf die der Seher das zukünftige Geschehen zurückführt Veröffentlichung dieser Arbeit als Beiheft zur ZAW Ii

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