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Ausgabe:

1963

Spalte:

949-951

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Geisser, Hans Friedrich

Titel/Untertitel:

Die Trinitätslehre unter den Problemen und in den Prolegomena christlicher Theologie 1963

Rezensent:

Geisser, Hans Friedrich

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g49 Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 12 950

gewissen dabei aber meist ziemlich vagen Gesichtspunkten grup- später so genannten ,ordo saluris') aufgenommenen Motiv der unio

pien Schon dieses fast durchgängige Vorhandensein von Sinnein- mystica (als wesentlicher Etawohnung der Traut« und - bei den

heiten daneben ua auch derUmstand, daß sich zwischen diesen Lutheranern - des Fleisches Christi) an trinitatetheologischer

E nheUen mehrereGebete, Psalmen oder ähnliche Gebilde befinden, Artikulation in der Spracbalchimie einer spannungsre.chen Spekula-

s Jen die tSchate verbreitete Ansicht ins Unrecht. Sirach tiven Selbstauslegung gewonnen worden war. Be, J. Böhme etwa

habe'da bibh che Spruchbuch nachahmen wollen. Demgegenüber ver- hatte die Alternative ..okon^m.sche ojer immanente Trai.

map der Verheer für die eigenartige Anlage sirazidischer Spruch- nicht aufkommen können Dabei hatte er sich noch der »äußeren

Einheiten auf fra pan" Parallefen ta'der demotischen Weisheit auf- Ökonomie" der deichen He, sgeschichte ^fl.chte gefuh^

merksam zu machen. Weiter ergab sich aus der Analyse eindeutig, daß Erst recht ließe sich bei 2rnze ndor f^ e e ^™^ J«

Sinch bei der Abfnssune seines Buches schriftlich fixierte Quellen chronologischen Dogmas beobachten, wie es in der luthenschen

httoT *7*t£ UTZ als Anthologe. der vorhandenes. Orthodoxie mit dem genusmaiestat,cum ^om^no^^.

hauptsächlich (aber nicht ausschließlich) biblisches Formelgut aus seinem matum auf die Spitze g«™b n word« D°* 80 ""g^^

Gedächtnis schöpft, sondern auch und noch mehr als Exzerptor und äußerste dogmatische „w^T ver tdlich maAen So

Bearbeiter außerbiblischen Schrifttums. Das traditionelle Material wird Interpretation Zinzendorfs ^ ^

nidit um seiner selbst, mithin auch nicht eigentlich um seiner Kommen- unterblieb fürs erste e.ne konsequent chnstologische Ruckubersetzung

tierung willen mitgeteilt, sondern es dient Sirach namentlich als Mittel des trinitarischen Dogmas. „ttnA«t. A„ «lten

der Anregung zu eigenem Denken und Produzieren. Durch dieses Zur Bemühung um ein gesch,chthehes Vernandms der alten

eigentümliche Verfahren erweist er sich, der bisher herrschenden Auf- Lehre und zur Auseinandersetzung * "

faLng entgegen als ausgesprochener Literat. Problematisch bleibt der legung innerhalb einer umfassenden Wirklichkeiudeutung II. Teil.

Charakter und ;0r allem die Herkunft der aufgenommenen außer- „Neue Fragestellungen an das Dogma") sah sich die professionelle

biblischen Traditionen. Viele Spuren weisen nach Ägypten, anderes Theologie erst dadurch genötigt und instandgesetzt, daß philosophi-

läßt sich wohl nur als ein Nachklang kanaanäischer Weisheit begrei- sehe Spekulation mit trinitätstheolog.schen ™n'en J" f

fen. In beiden Fällen ist kaum an direkte Abhängigkeit, sondern an „inneren Ökonomie" des subjektiven menschlichen Bewußtsems d e

israelitisch-jüdische Vermittlung zu denken, der Sirach auch ohnedies äußere Ökonomie" einer neu und endgültig zu h^1™*™ 8°"'

das Wichtigste verdankt. In Sirachs individuellen Gedanken kreuzen liehen Heilsgeschichte sich rekapitulieren ließ. Das nimmt bei

sich die Ansprüche einer autonomen Weltweisheit und der sich auf L es sing. Fichte und Kant Gestalt an, wird1 aber von

Jahwes Selbstdarstellung gründenden israelitischen Religion. Ein Aus- S c h 1 e i e r m a c h t r mit Bedacht abgewiesen - wie der Vergleich

gleich zwischen diesen sich im Grund widerstrebenden Größen wurde mit Storr, B r e t s c h n e i d e r und We g s che i d e r-ieigt

kaum als nötig empfunden und schon deswegen auch nicht erreicht. keineswegs aus Gleichgültigkeit sondern gerade aus ^ngel,nd^

Immer wieder zeigt sich, daß Sirachs Denken an gegenwärtigen .Gleichmut' gegenüber der an sich falligen .neuen Bearbeitung des

Autoritäten oder Werten orientiert ist. Ob solchem Positivismus geht Dogmas.

der Sinn für das Geschichtliche verloren. Auch Jahwe wird ihm in Von Schleiermacher unbefriedigt oder zur Vermittlung gestimmt,

erster Linie wichtig als der z e i 11 o s Gegenwärtige in seiner schöp- von Hegel (nachhaltiger als von Sc hell inj-) inspiriert oder

ferischen Aktualität. Der Stil der Weisheit, in der Kategorie allge- provoziert, von kritischen Folgerungen aufgebracht oder zur Vor-

meiner Wahrheiten zu denken, beginnt sich so auch auf dem Felde sieht eemahnt, geht dann eine Reihe von Theologen £™ J*

religiösen Wissens und Erlebens durchzusetzen - als Prinzip einer natürlichen Grenzen oder die metaphysische Reichweite des trin.ta-

gefährlichen Degeneration rischen Gottesgedankens anhand eines Gesdiichtsprozesses oder einer

Erfahrunosexplikation in unterschiedlicher Weise und mehr oder weni-

- per endgültig zu bestimmen (Feuerbach, Marheineke, Daub,

F. Chr. Baur, D. Ft. Strauß, Biedermann. A.Schweizer,
Gcißcr, Hans: Die Trinitätslehre unter den Problemen und in den Hofmann. Thomasius, Frank, Hase, Rothe, Dorner
Prolegomena christlicher Theologie. Beobachtungen am Schicksal kommen j^ei zu Wort). Jeweils wird an feststehenden oder in der
des Dogmas in der evangelischen theologischen Tradition des „inneren Ökonomie" festzustellenden Begriffen des absolut Gött-
19. Jahrhunderts bis zur Rezeption durch Karl Barth. Diss. ]ic}l(,n un<J dps eigentlich Menschlichen gemessen, was es mit der
Tübingen 1962. VI, 477 S. Dreieinigkeit Gottes und der im Dogma verarbeiteten bzw. von ihm
Der Trinitätslehre. die in der Geschichte der neueren evange- beherrschten Überlieferung auf sich haben könnte,
lischcn Theologie auch' konservativen Lehrern Verlegenheit bereitete Es mag demgegenüber geraten erscheinen — mit Ritschi —
und sonst vielfach der Problematisierung oder der völligen Ver- „einfachere Lösungsvorschläge" (Teil III) zu suchen. Auf die eine
werfung anheimfiel, hat Karl Barth eine Auslegung gegeben, die das umfassende Wirklichkeitsdeutung beanspruchende Erörterung des
Dogma als authentische Auslegung der Hl. Schrift begreift und in den -r>jnit;;r<.dormas ^gnnte dann verzichtet und seiner in den bisherigen
Rang der Prolegomena der kirchlichen Dogmatik rückt. Die Arbeit Fragestellungen noch wahrgenommenen Herausforderung mit dem
Reht der Frage nach, wie dieser Vorgang seinerseits auszulegen sei. Rückcang auf die positiv gegebene neutestamentlicbe Offenbarung
In Frage kamen dafür solche Äußerungen und Entwürfe, die sich benennet werden; Metaphvsik und Mystik wären als Fehldeutungen
ernsthaft um eine Verdeutlichung oder eine Kritik des Sachgehalts, beiseite zu lassen. Die Ansätze zu einem Verständnis der hermeneuti-
<fer geschichtlichen Funktion und der aktuellen Lehrbarkeit des S(T,en Funktion jener alten Kategorien können allerdings wegen der
Dogmas bemühten manc-Hnden Einsicht in die Mehrdeutigkeit des eigenen dogmatischen
Die Schriftgemäßheit und die dogmatische Gültigkeit der Betrags — auch bei W. Herrmann — einer Übersetzung des
Trinitätslehre war von der humanistischen und spiritualistischen Dohmas nicht zugekommen. So:meint man es der Histone überKritik
seit der Zeit der Reformation in zunehmendem Maße ange- lassen (H n r n a c V. T ro e 1 t s c h) und dann auA wied r biblisch
fochten worden. Soweit mit der „Infragestellung des alten Dogmas oder rehg.onsgeschichthch nacherleben zu können (Kahl er.
(Teil I) nicht überhaupt Gleichgültigkeit gegenüber den trinitäts- l Ka f t a n. VV/ !\ I

Geologischen Implikationen des spezifisch christlichen Gottesbegriffc Th. H ä r , n g, S c b U 11 <r)ohne t™^*^**™*^

pi... ,, r, , ,, , .,i /t a 1 l «»11 wie we man es selbst mit den klassischen aoqmariscn"n Bestimmungen

™tz zu greifen beg nnt, sieht sich der Neologc (To 11 ne r) wie w c man es seipsi m. . , n-.„m„ „.-Uli.

der Pi.*;.; m i r. -u ■ j. ,u» 1 ehreefüge halte. Es sei denn, man versuche jenseits des Dogmas partielle

tZn,• > u^''W,?,'0 2U- E,ngnfen 'n.daS ^ b t Momente der einstigen Lehre frei aufzugreifen (Wobbermin,

K; Mit d" Hilfskonstruktion der R S ,n h n. G o g a r t e n. Tillich. H. B u h r, Pannen-

lieJn? pVu thC0'0R,S*er .?:'*! das .,n der StrUktUrionoms^r b e r g). Doch auch wo man mit den dogmatische Sätzen sich strikt

egende Problem der Verhaltnisbest.mmung von «««SS* an die Weisungen des in der Schrift bezeugten Offenbarungsgeschehens

auf, ,'mrnertCr IT? • beh°bu' ■ 8°nde:; ^TI! zu halten bedenkt und dabei in größere oder geringere Nähe zum

aufgebracht. Es erhält fortan se.ne verbreitete Mod.fikation «J ^ Dof!ma gerät, bleibt ungeklärt, in welchem Medium und

jS f,V"n dc! obiekt.ven „äußeren öknnomi- der ub-r ^ nach wr](heT Lo(;ik ejne so](h( TehHyt Entfernung des Dogmas von

*n,t,chen He,lsgesch,chte die innere Ökonom,,. d.s K**°f£ def Verkündigung bzw. Annäherung des Dogmatikers an eine ent-

It ,xCr/7tr "'JktS aWWn W7d;' w'sen femtere geschichtliche Lehrgestalt vor sich gehe (E. Brunn er.

oas Wesentliche der Geschichte wie dessen, was man a's d"1« " *c" F]crt Althaus)

Gottes zu verstehen gelernt hatte, ohne w-iteres 7"m Bew>ißts-'n • ___J _ . , „

pehnrl,f j fttj l j.j. n ai i ,j,„ so Wie eine „fraglose L-ultigkeit des Dogmas (IV. Teil) auf dem

gebracht, das übnge als unwesentlich außer Acht gelassen werde , soU. * „niversalen Ontologie und ekklesiologischen Ökonomie

Weni.P. SPate 0rth° A i ^d,e V"Wdi7n deS. ^e statuiert und zugleich anhand des in diesem Horizont ver-

Ration,, ■'°,StCn,n/ T l- a ,ZertSrtZUnv ViT 1 1 *t So laufenden gnadenhaften Heilsgeschehens die ökonomische Trinität

Kat onahsierung des do,mat,schen Systems Vorsch-b gele,^ 50 imrnanente Trinität Gottes selbst verifiziert und identifi-

natte sie auch keine Verwendung gefunden für das. was aus dem oei i- , ^ . . , ,i ,. j. p,

ihr i„ j i u „j n t- • -i . i. • Men ziert werden kann, zeigt der moderne römisch-katholische Dogmatikcr

>nr in das Lehrstuck ,Dc gratia spintus sanet app catnee iaen * "