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Ausgabe:

1963

Spalte:

936-938

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Kleinheyer, Bruno

Titel/Untertitel:

Die Priesterweihe im römischen Ritus 1963

Rezensent:

Stuiber, Alfred

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 12

936

kurrieren nicht gegenseitig" (S. 380). Drei Aufsätze handeln
von den Beziehungen zwischen Diakonat und Ordensstand
(Prof. F. Vandenbroucke OSN, Abtei Mont-Cesar, Löwen),
Diakonat und „religiösen Instituten" (M.-D. Epagneul FMC,
La Houssaye-en-Brie), Diakonat und Säkularinstituten (Prof.
Dr. J. Beyer SJ, Rom). Dann folgen hochinteressante Überblicke
über die Voraussetzungen und Möglichkeiten in deutschsprachigen
Ländern, Frankreich, Polen, Italien, Portugal, Latein-
amerika (wo die Aufgaben am brennendsten sind), zweimal in
afrikanischer und zwar gegensätzlicher Sicht, in der Blickrichtung
der Mission, in Madagaskar, Indonesien und den skandinavischen
Ländern. Wieweit die Dinge im Hinblick auf eine Rückgewinnung
des Diakonats heute bereits in Deutschland vorbereitet
sind; zeigen der Aufsatz eines ungenannten Laien ,,Zur
Frage der seelsoTgerisch-katechetischen Grundausbildung des
D*" (S. 520 ff.), „Bemerkungen zum sachlichen Aspekt des Berufs
und der Berufsausbildung des D.s" (H. Wollasch, Direktor
des Seminars für Wohlfahrtspfleger, Freiburg i. B. S. 530 ff) und
der Bericht über das Diakonenseminar ak Ergebnis von Besprechungen
im Kölner Diakonenkreis (S. 548 ff.). Dazwischen
informiert E. Becker, der Leiter des Tamilnad Catechetical
Center in Tindivanam (Indien) über die Ausbildung der Kate-
chisten oder Diakone (S. 540 ff.). Der bereits genannte H.
Kramer hat noch einen weiteren Aufsatz über „das religiöse
Leben des D.s" beigesteuert (S. 555 ff.), der mir unter dem oben
schon erwähnten Gesichtspunkt einer inneren Formung kirchlicher
Amtsträger aller Beachtung wert scheint. Schließlich erörtert
abschließend der schon genannte A. Kerkvoorde die Frage
einer Erneuerung der niederen Weihen (S. 575—620). Ihm
geht es dabei in kühnen, oft revolutionären Erwägungen um
„eine prinzipielle und wirkliche Wiederherstellung des Kontaktes
zwischen dem Ordensstand und der apostolischen Hierarchie
einerseits, dem christlichen Laientum andererseits" als
„mächtigen Beitrag zu der Reform, auf welche die heutige
Kirche so sehr wartet" (S. 619 f.).

Selbst die 14 Seiten umfassende Bibliographie, die auch
viel evangelisches Schrifttum nennt, das die behandelten Fragen
berührt, ist insofern interessant, als sie zeigt, in welcher Breite
das im vorliegenden Buch behandelte Problem heute in der
katholischen Kirche diskutiert wird.

Wenn der Rezensent dem vorliegenden Werk diese relativ
umfangreiche Besprechung schuldig zu 6ein glaubte, dann einmal
deshalb, weil wir hier an einem eindrucksvollen Beispiel der
nicht wegzuleugnenden Tatsache gegenüberstehen, wie sehr
Kräfte neuen Lebens, tiefgegründet und zugleich zu engem Kontakt
mit einer gewandelten Umwelt strebend, in der katholischen
Kirche an6 Licht drängen. Andererseits sollten die
evangelischen Kirchen an diesem Beispiel lernen, wie die auch
bei uns längst fällige Ausgliederung des Amtes nur zu wirklich
fruchtbaren Gestaltungen führen kann, wenn sie mit einer
theologischen Neuerfassung von Amt und Ordination Hand
in Hand gehen wird.

Greifiwald William N»gel

Bartels, Christoph: Bekennen, was wir wirklich glauben.

Deutsches Pfarrerblatt 63, 1963 S. 301—303.
Benz, Franz: Plurale Seelsorge — Notwendigkeit und Richtlinien.

Tübinger Theol. Quartalschrift 143, 1963 S. 189-216.
Funke, Alex: Mit Konflikten leben — auch im Beruf des Pfarrers?

Deutsches Pfarrerblatt 63, 1963 S. 325—328.
Gallizia, Ugo- II latino della Chiesa. lingua viva o morta?

Salesianum XXV, 1963 S. 263—277.
Grin, Edmond: Vinet, Bonhoeffer et leur souci d'actualisation du

message biblique.

Theologische Zeitschrift 19, 1963 S. 195—212.
Härder, Günther: Einführung in die Lchrbcanstandungsordnung der
EKU.

Kirche in der Zeit 18, 1963 S. 326—328.
Kleiner, Raphael: Benediktinische Lebensform und moderne Massengesellschaft
.

Erbe und Auftrag 39, 1963 S. 308—316.
K r i m m, Herbert: Christos Diacono«.

Deutsches Pfarrerblatt 62, 1962 S. 533—535.

Martin, James Perry: Belonging to History — A Communion Meditation
on I Corinthians 1 1,23—26.

Interpretation 17, 1963 S. 188—192.
Schimmelpfeng, Hans: Patriarchalismus und Partnerschaft. Ein

Wort zur Autoritätskrise in den Anstalten der Diakonie.

Deutsches Pfarrerblatt 63, 1963 S. 25—30.
Schönherr, Albrecht: Askese. Eine pastoral-ethische Untcrsudiung.

Die Zeichen der Zeit 17, 1963 S. 251—257.
Scholl, Robert: Unmittelbares Verstehen der Bibel. Ein Versuch.

Deutsches Pfarrerblatt 63, 1963 S. 305—307.
Schütz, Paul: Sprache und Wirklichkeit — Mythos und Prophctic.

Deutsches Pfarrerblatt 62, 1962 S. 553—558.

Stählin, Wilhelm: Die Zurüstung zum geistlichen Amt als Lebensfrage
der Kirche.

Deutsches Pfarrerblatt 62, 1962 S. 521—524 und 560—564.
Uhsadcl, Walter: Unterwegs zur Sprache?

Deutsdies Pfarrerblatt 63, 1963 S. 328—330.
W i 1 k e n, Waldemar, u. Walter Becker: Kirche und Fernsehen.

Deutsches Pfarrerblatt 63, 1963 S. 35—37.

W ö 1 b e r, Hans-Otto: Usus evangelii — Das Bischofsamt in refor-
matorischcr Sicht.

Mensch und Menschensohn — Festschrift für Bisdiof D. Karl Witte.
Hamburg 1963 S. 81—98.

LIWHGLEWISSENSCHAFT V. KIRCHENMUSIK

Kleinheye r, Bruno, Dr. theol.: Die Priesterweihe im römischen
Ritus. Eine liturgiehistorische Studie. Trier: Paulinus - Verlag 1962.
XVII, 268 S. gr. 8° = Trierer Theologische Studien, 12. Bd. Kart.
DM 25.80.

Was viele Generationen von Liturgiehistorikern durch die
Sichtung der Überlieferung, durch Texteditionen und durch
Detailforschungen vorbereitet haben, bringt seit ungefähr 40
Jahren immer mehr ausgereifte Früchte. Die Geschichte der
abendländischen Eucharistiefeier hat bereits Darstellungen gefunden
, die vorläufig als erschöpfend und abschließend gelten
können. Man wendet sich daher mehr und mehr anderen Themen
zu, die jetzt auf der Grundlage ausreichender Vorarbeiten
zusammenfassend dargestellt werden können. Hierher gehört die
liturgiegeschichtliche Untersuchung von B. Kleinhcyer über die
Priesterweihe im römischen Ritus, für die besonders M. Andrieu
die entscheidenden Vorarbeiten geleistet hat, indem er seine
Ordines Romani nicht nur ediert, sondern auch in sorgfältigen
Studien datiert, lokalisiert und liturgiehistorisch eingeordnet
hat. Als weitere Quellen benützt K. die Sakramentare und die
aus ihnen erwachsenen späteren Textbücher, die fast alle in
guten Editionen vorliegen. Trotz dieser hervorragenden Vorarbeiten
war noch viel Fleiß, Geduld und Geschick vonnöten,
um sich durch das frühmittelalterliche Dickicht einen Weg zu
bahnen.

Als Führer auf diesem Weg dienen die Untersuchungsergebnisse
zweier Kapitel über den Ordinationsritus im ntl-
Zeitalter und in der Apostolischen Überlieferung Hippolyts, wo
Gebet und Handauflegung als die wesentlichen Elemente et'
seinen, die als solche trotz mancher Verdunkelungen bis heute
geblieben sind. Bei Hippolyt finden sich auch die entsprechenden
Ordinationstexte, die nur als Muster, nicht als absolut verbindliche
Formulare gelten wollen, so daß die in den älteren
römischen Sakramentarien (Leonianum, Gelasianum vetus, Gr«'
gorianum) überlieferten Texte zwar einen ähnlichen Gedanke"1'
gang aufweisen, aber doch nicht ohne weiteres ableitbar sind-
Ähnlich wie es im NT beschrieben ist, will auch Hippolyt, daß
eine Mehrzahl von Ordinatoren die Hände auflegen, und zwar
bei der Presbytcrordination neben dem Bischof auch die anwesenden
Presbyter. Die ältesten römischen Sakramentare,
spätestens den Zustand des 6. Jhdts. reflektieren, bieten einen
Ordinationstext, dem zwei einleitende Formeln vorausgehen,
nämlich eine Gebetsaufforderung und ein abschließendes Geb«*
Der Ordo Rom. XXXV fügt zwischen die beiden genannten
Texte eine Litanei ein; für das 8. Jhdt. hat K. sicher Recht BW
der Annahme, daß man der Gebetsaufforderung mit ejjjjf
Litanei nachkam, die der Bischof mit einem Gebet abschloß-
Man darf aber zweifeln, ob diese Litanei im 6. Jhdt. üblich war;