Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1963

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

925

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 12

926

führt wurden", als Versuche, die Schrift auszulegen, dienen
(S. 40). So unterwerfen wir uns „mit der ganzen Kirche der
Botschaft der Heiligen Schrift" und kehren mit ihr „zur apostolischen
Kirche zurück", mit der wir „in der Glaubensnachfolge
mit der Kirche Israels" leben (S. 40). In eindrucksvoller
Weise wird dann vom „Prediger und Hirten" als einem entscheidenden
Amt und Dienst in der Kirche gesprochen. Der
Gegenüberstellung des „lebendigen Wortes des Herrn" zu dem
..mit allen Mängeln und Grenzen" behafteten menschlichen
Worte der Schrift sind in der Hauptsache die Ausführungen des
6. Kapitels gewidmet. „Das Grundthema der Schrift" sieht der
Verf. schließlich in der Botschaft „von dem Gott, der von
Ewigkeit her ist, der immer war und wirklich in unserer
Mitte ist, aber auch als Sieger vor uns ist" (S. 79).

Haben wir der Grundlegung des ersten Teiles das Hauptaugenmerk
gewidmet, so können wir uns jetzt kürzer fassen,
weil die nun folgenden Ausführungen der Teile zwei bis fünf
im wesentlichen die von einem „Grundriß der Glaubenslehre"
zu erwartenden Hauptstücke enthalten, allerdings in durchaus
eigen geprägten Darstellungen, Sachbezügen und Formulierungen
. „Das Wort über dem Menschen", „Das fleischgewordene
Wort", „Die Kirche auf dem Wege zum Menschen" und „Erwartung
in Hoffnung" heißt die Thematik dieser Teile. Dabei
enthält der zweite Teil drei, der dritte fünf, der vierte vier
und der fünfte Teil ein Kapitel.

In dem zweiten Teil geht der Verf. von der „geheimnisvoll
verborgenen Weisheit Gottes" aus und nimmt in diesem
8. Kapitel auch die Frage nach dem dreieinigen Gott auf. Er
leitet dann zu der „fröhlichen Botschaft von der Erschaffung der
Welt" (9. Kapitel) über und behandelt abschließend die Frage
„Woher das Böse? (linde malum)" (10. Kapitel).

Der dritte Teil enthält die Darstellung der Christologie
in der Sicht des tschechischen Gelehrten: „Jesus von Nazareth
— Gott im Fleisch" (11. Kapitel), „Jehoschua — der Herr macht
frei" (12. Kapitel, „Die Erfüllung des Gesetzes" (13. Kapitel),
„Der Versöhner" (14. Kapitel) und „Die souveräne Autorität"
(15. Kapitel). Schon diese Kapitelüberschriften dürften deutlich
werden lassen, in welcher Weise der Verf. vorgeht. Überall —
6o auch in diesem vielleicht entscheidendsten und wesentlichsten
Teile — geht es H. um Tiefenlotungen der ganzen Problematik
und um die Frage, was das alles uns Menschen von heute
in unserer so und nicht anders gearteten Welt angeht.

In dem vierten Teil bietet der Verf seine ganz eigen geprägte
Ekklcsiologie, die im fünften Teil in ein Überdenken
dessen ausmündet, was schlechthin die „Lehre von den letzten
Dingen" genannt werden kann. Die Kapitel des vierten Teiles
haben „Die Kirche als das Volk des Neuen Bundes" (16. Kapitel
), „Die Funktion der Kirche" (17. Kapitel), „Kirche und
Welt" (18. Kapitel) und „Das Leben aus dem Glauben und
der Weg zum Menschen" (19. Kapitel) zum Inhalt. Ein besonders
eindrucksvoller Satz aus dem ersten Kapitel des vierten
Teiles möge hier an Stelle vieler anderer wesentlicher Gedanken
stehen, weil ich meine, daß dem Verf. an diesem
Satz besonders viel gelegen ist: „Die Kirche ist und bleibt eine
Gemeinschaft der Pilger auf dem Wege, die
nirgends haltmachen, die immer neue Aufgaben sehen und die
Stimme ihres Herrn in immer neuer Weise nach den Erfordernissen
des ganz bestimmten Lebens hören, in das sie hineingestellt
sind" (S. 198). Bei der Darstellung der „Funktion der
Kirche" geht es H. vor allem um die Parallelisierung dieser
Funktion zu dem Werke Christi, also um jene Funktion, die zu
■dem prophetischen, priesterlichen und königlichen Amt Jesu
Christi in Beziehung steht. In dem Kapitel „Kirche und Welt"
spricht der VeTf. außer der Bedeutung von Taufe und Abendmahl
vor allem von den „drei Tendenzen" (S. 223), denen wir
in der Geschichte der Kirche begegnen, von der Tendenz der
Anpassung, der klaren Sicht und des Sendungsbewußtseins, und
widmet am Schluß dieses Kapitels einen großen Abschnitt dem
„Verhältnis von Kirche und Welt" (S. 234-239), das er in fünf
Punkten abhandelt. In dem letzten Kapitel dieses Teiles scheinen
zwei Dinge von besonderem Gewicht zu sein, die sich in
den folgenden Sätzen niederschlagen: „Das Leben eines Gläubigen
wird vom unsichtbaren Wort und von der unsichtbaren
Hand des gegenwärtigen Christus gestaltet" (S. 240) und: „Wir
können uns auf nichts stützen, weder auf eine Weltanschauung
noch auf ein dogmatisches System, nicht auf Tradition, prunkvolle
Kirchenbauten und gut ausgestattete Kirchen und nicht
auf die Gunst der Welt oder auf materielle Vorteile. Unser
eigentlicher Kampf kann gerade dann wirksam und siegreich
werden, wenn wir alles verloren haben, worauf wir uns verlassen
wollten, und neben uns allein Jesus von Nazareth in
seiner Treue, den Menschen jedoch in seinem Elend, aber auch
in seiner Würde und einzigartigen Bestimmung sehen" (S. 250).

Ausgehend von der Hoffnung werden im letzten Teil des
Buches sehr eindrucksvolle Ausführungen über die letzten Dinge
(Gericht, Auferstehung des Fleisches und ewiges Leben) gemacht
.

In dem „Nachwort statt eines Vorwortes" legt der Verf.
nicht nur ein wissenschaftliches Bekenntnis ab, sondern bezeugt
in seiner schlichten und liebenswürdigen Art, „daß im christlichen
Glauben und Denken und auf dem Lebensweg eines
Christen alles in ständiger Bewegung und unabgeschlossen ist"
(S. 283). Mit dem Gebetsruf: „Dein Reich komme! Dein Wille
geschehe auf Erden wie im Himmel!" schließt dieses Buch, das
man nur in tiefem Ergriffensein aus der Hand legt, um es immer
wieder zur Hand zu nehmen. Denn das Zentrum dieses
Grundrisses der Glaubenslehre, der Mensch als Geschöpf Gottes
und in seiner ständigen Beziehung zu Gott und dem Mitmenschen
, sowie die großartige Einfachheit seiner Diktion lassen
einen nicht mehr los.

Es fällt schwer, der Lebensarbeit dieses weitschauenden
Gelehrten mit Kritik zu begegnen, obwohl — und das sei offen
ausgesprochen — manches auch mit kritischen Augen gelesen
werden kann und soll.

Leipzig Kurt Wiesner

Althauß, Paul: Von der Präsenz Gottes im Menschsein des Menschen
.

Mensch und Menschensohn — Festschrift für Bischof D. Karl Witte.

Hamburg 1963 S. 11—19.
Altizer, Thomas J. J.: Nirvana and Kingdom of God.

The Journal of Religion 43, 1963 S. 105—117.
Baden, Hans Jürgen: Die Bedeutung Paul Tillichs.

Deutsches Pfarrcrblatt 62, 1962 S. 240—244.
Barr, James: The Interpretation of Scripture: II. Revelation Through

History in the Old Testament and in Modern Theology.

Interpretation 17, 1963 S. 193—205.
Barth, Karl: Das Christentum und die Religion.

Junge Kirche 24, 1963 S. 436—438.
Bcrtetto, Dominicus: Sacra Scriptura et Traditio.

Salesianum XXV, 1963 S. 278—287.
Beumer, Johannes: Die Kirche, der Leib Christi oder Volk Gottes?

Theologie und Glaube 53, 1963 S. 255—268.
Breuning, Wilhelm: Sakramente des Logos.

Trierer Theologische Zeitschrift 72, 1963 S. 212-220.
Dantine, Wilhelm: Die Rechtfcrtigungslehre in der gegenwärtigen

systematischen Arbeit der evangelischen Theologie.

Evangelische Theologie 23, 1963 S. 245—265.
D e u g d, C. de: De methode van correlatie tussen theologie en filo-

sofie in Paul Tillich's filosofische theologie.

Nederlands Theologisch Tijdschrift 17, 1963 S. 161-180.
Dombois, Hans: Konfessionelle Auseinandersetzung als hermeneu-

tisches Problem.

Zeitschrift für Theologie und Kirche 60, 1963 S. 124—131.
Durst, Bernhard: Inwiefern ist die Eucharistiefeier ein wahres Opfer

Christi und der Gläubigen? (Fortsetzung)

Theologie und Glaube 53, 1963 S. 268-287.
Engelland, Hans: Versuchung und Sündlosigkeit Jesu.

Mensch und Menschensohn — Festschrift für Bischof D. Karl Witte.

Hamburg 1963 S. 33—44.
Erling, Bernhard: Communicatio Idiomatum Re-Examined.

Dialog. A Journal of Theology 2, 1963 S. 139—145.
Fenton, John Young: The Post-Liberal Theology of Christ without

Myth.

The Journal of Religion 43, 1963 S. 93—104.