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Ausgabe:

1963

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 12

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Als offene Wünsche an das Werk möchte man anmelden, finnirM „,,n v n »7 r-,^ , „ .T., „ ,-,

daß das Literaturverzeichnis auf S. 220 bibliografisch wenig gut KltiLHhlS- UND HU DI t tS S10NS KUNDt

erarbeitet ist. Bedauerlicherweise fehlen vor allem die zahlrei- D1 . .....

dien Veröffentlichungen Martin Schmidts zur Geschichte John P'ank' Bernhard P. OESA: Kathol.z.tat und Sobornost'. Ein Bei-

Weslcys und seiner Zeit, die ja gerade in deutscher Sprache lr,a« .2Um Verständnis der Kathohz.tat der Kirche bei den russischen

v^rl:„,„ d La** j. -u c. j -v/ l-u • Wl! „„j Incologen in der zweiten Haltte des 19. Jahrhunderts. Würzburg:

£ T h 5° ~l "ahcra"f ^Verhältnis von Wh. und Augustinus-Verlag 1960. 150 S. 8« = Das östliche Christentum,

Jonathan Edwards, über den sich die Literatur jeder Art noch hrsg y R M Bfedermann OESA> N R H ,4 Kart ^ ^JJ*

immer mehrt, eingehen sollen. Gewiß schildert er die kurze und ■

etwas frostige Begegnung der beiden großen Erweckungsleute . _Starker «]s Titel und Untertitel es erkennen lassen, steht

Amerikas im Jahre 1740. Er sieht auch, daß die Ströme von "" Zentrum dieses Buches eine Gestalt und ihr ekklesiolo-

Edwards' und Wh.s Tätigkeit sich verschlingen. Aber er geht ^s*es Denken: Chomjakov ( 1804-1860) der slavophile

leider nicht auf so brennende Fragen ein wie die, inwiefern die K'rchenvater wie man ihn halb im Scherz und doch mit einer

neuartige Verbindung von Prädestinationslehre und Voluntaris- gew>s«en Berechtigung genannt hat.

mus bei Edwards sich mit der Predigtweise und Heilslehre eines _ ,|ta Einleitungskapitel schildert die Herkunft und Bedeutung des

Wh. überkreuzt, der doch ausdrücklich als Anhänger der Vorher- ■•katholisch" und seines slav.schen Äquivalents sobornyj".

, , . , iir i j jl • __.«.: Besonders der dem slavischen Wort gewidmete Abschnitt ist recht

bestimmungslehrc sich von Wesley und manchen seiner sonsti- durftjg €her vewirrend A klarend. er enthält 2ahlreiche Feh]cr>

gen hreundc absetzt. angefangen von der Transskription über den Gebrauch sprachwissen-

Mei">'" BwBwaKU»« schaftlicher termini und sprachliche Ableitungen bis zu Fehlern im

Historisch-Faktischen. Alsdann führt ein kurzer Überblick über die

Niemöller, Wilhelm: Aus dem Leben eines Bekenntnispfarrers. ^esd]id!ter_,der nissischen Theologie mit schnellen (manchmal stol-

Bielefeld: Bcchauf tlMl]. 287 S. gr. 8°. Geb. DM 18.-. P«nden) Schritten aus dem frühen Mitte alter in das 19 Jahrhundert.

„. ii i . i r i ii n ■ i z Intcressant ist der nun folgende Überblick über die Auffassun-

Der unermüdlich mit der Samm ung allen Materiah; aus gcn von sjeben maßgeb,idlen DogmatJkem der russischen Kirche im

der Zeit des Kirchenkampfes, mit der Herausgabe wichtiger 19. Jahrhundert. Wir erfahren, daß vor dem Einsetzen der Wirkung

Akten dazu und mit eigenen Darstellungen dieser Zeit be- Chomjakovs das Wort „sobornyj" in der Schuldogmatik zwar gele-

schäftigte Verfasser legt uns hier ein neues Zeugnis seiner gentlich gebraucht, aber nicht besonders beachtet wurde,

großen Sachkenntnis und seines Heißes vor. Niemand, der Im 3. Kapitel wird die Ekklesiologie Chomjakovs, besonders

diese Zeit selber miterlebt hat, wird das Buch ohne Bewegung "^ne Lehre von der ..Sobornost'" mit gut gewählten Zitaten aus den

und brennende Teilnahme lesen. Denen, die diese Zeit nicht Werken Chomjakovs dargestellt.

miterlebt haben und davon kaum etwas wissen, wird es eine Das 4. Kapitel verspricht in seiner Überschrift, „die geistigen

gute Einführung in das Wesen und die Bedeutung des Kirchen- «rundlagen der Sobornosf-Lehre" darzustellen, zu zeigen, „woher ihm

kampfes sein. Handelt es sich doch um eine Darstellung, die üm^. ^ fÜÜ ^"I?!0" ?°mm?' & ^ ^ *fe Vcrf'

„__J.j. . , , , c , • ejMmtaJL^l A;„ n;„„» dles Versprechen schlecht. Zwar berichtet er über Caadaievs An-

ungeschminkt und ohne Schwarz- oder Schönfärberei die Dinge Rriff auf Ku]turbed und übcr die darauf antwortcnde

•0 sieht und erläutert, wie der Verfasser sie im Großen und Verteidigung der russischen Kultur durch die Slavophilen. Aber dann

Kleinen miterlebt und mitcrlitten hat. Niemöller stellt sich, geht er, nach einem wenig ergiebigen und nicht fehlerfreien Exkurs

wie auch in seinen früheren Veröffentlichungen, nicht in den in die Geschichte der russischen Kirche (S. 74 f.) sogleich wieder auf

Mittelpunkt seiner Ausführungen und hält sich auch hier von die Anschauungen Chomjakovs ein, die weiterhin ausführlich darge-

allem Selbstlob frei. Er spricht schlicht und einfach von den ste"t werden, jetzt besonders seine Polemik gegen die westlidien

Tatsachen und den Menschen, um die es ging, und schildert Konfessionen. Fragt man sich am Ende des Kapitels, was denn nun

ganz offen in diesem Zusammenhang seinen Weg vom Partei- c ■•Reuigen Grundlagen der Sobornost'-Lehre" waren, so bleibt

genossen zum Bekenntnispfarrer. Wir sehen in die ungeheuren ?r *" Parnphlet Caadajevs. Aber dies war doch höchstens auslösen-

Schwierirkciten hinein, mit denen die Bekennende Kirche und S^*™ent; _dJc Sftes- und theologiegeschichtlichen Wurzeln der

;i , .. i. i i •• c u „ J ____„„„ "Kicsiologie Chomjakovs hegen natürlich ganz wo anders. Auch der

ihre Glieder tagtäglich zu kämpfen hatten, und erfahren von 50 Sejten ^ fo,gcnde bciiäufigc » platon> plotin_ H ,

den Spannungen, die in ihren eigenen Reihen bestanden und und Schelling als geistige Väter Chomjakovs führt nicht weit, geht

sie oft zu sprengen drohten. Wir lesen in dem Werk manch nicht in die Tiefe.

nachdenkliches Wort, das heute zu beherzigen wir gut tun. Das 5. Kapitel schildert die Reaktion russischer Theologen auf

Beim Lesen dieser Darstellung wird einem deutlich, daß d,e Lehre Chomjakovs von der Kirche, wieder recht interessant, so-

auch hier ein Stück unbcwältigter Vergangenheit vorliegt und we,t der Verfasser referiert, dagegen unbefriedigend, wo er Stellung

daß es an der Zeit ist, sich ernstlich damit'auseinanderzusetzen. n:mrnt: die russischen orthodoxen Kritiker Chomjakovs zeigen nach

Es ist erfreulich zu bemerken, daß man das jetzt da und dort S„Mcim,nS "idlt- "wo kt2te" Endes der Ansatzpunkt falsch ge-

zu erkennen beginnt und daß auf theologischem, juristischem SÄ** T'n u"™^ = f r a,ufzc,gcnj

„„j -j . »T»"**** rr*, . . , ^nenbart eine erschütternde Unsicherheit in Fragen des Glaubens und

und pädagogischem Gebiet daran gearbeitet wird. Die nächste der Kirche" (S. 125). Ich muß gestehen, daß mich gerade d

le

^eit wird uns einige Veröffentlichungen - etwa über das „Sicherheit in Fragen des Glaubens und der Kirche" erschüt-

kirchlichc Notrecht - bringen. Nicmöllcrs Buch gehört zu den tert, mit der der Verfasser im letzten Kapitel zeigt, „wo Chomjakov

Rüchern, die uns nachdenklich stimmen und uns vielerlei An- letzten Endes den Ansatzpunkt falsch gewählt" hat. Zwar zweifelt er

regungen zu rechter Besinnung geben. ni£ht an der Lauterkeit seines Charakters. Allerdings: daß er eines

Frankrurt/M.in Wilhelm Fresenius "J"* Werke unter einem Pseudonym herausgeben wollte, „müßten

_ w,r als einen Fälschungsversuch verurteilen, wenn wir nach strengen

Maßstäben urteilen wollten" (S. 130); doch werden Chomjakov hier
wegen der in Rußland herrschenden Zensurverhältnisse mildernde

Graef, Hilda: Neue Literatur über den hl. Johannes vom Kreuz. Umstände zugebilligt.

Theologische Revue 59, 1963 Sp. 145—150. Schlimmer sei die Unbestimmtheit und Ungenauigkeit seiner

Hessing, Erich: Das Erste Vatikanische Konzil. Terminologie, dann aber vor allem seine sorglose Art zu zitieren.

Deutsches Pfarrerblatt 62, 1962 S. 262-265. j~j viel Akribie wird nachgewiesen, daß er das Synodalschreiben der

iT , , , „ u ,j__. m . ,, . ., etlichen Hierarchen aus dem Jahre 1 848 nicht genau zitiere. Ich kann

Hu p fei d. Renatus: W^M Leberecht de Wette und Hermann Hupfeld. nicht finden, daß Chomjakov, bei großer Freiheit dem Wortlaut

Ein Briefwechsel aus theologisch und politisch bewegter Zeit. gegenüber, den Sinn wirklich entstellt hätte. Zu Chomjakovs Polemik

Neue Zeitschrift für systematische Theologie und Religionsphiloso- pegen das „j.^.. wjrd g„agt hj€r W£fde der moJraljsdle AsJg

P 5' 1963 Si m't dem dogmatischen vertauscht. Nun, — ganz trennen lassen sich

Petri, Hans: Zürichtal auf der Halbinsel Krim und Schweizer als diese Aspekte in dieser Frage wohl nicht. Lind daß sie grundsätzlich

Pfarrer in südrussischen Gemeinden. zusammengehören, sagt schon der Verfasser des Ephcserbriefes:

Theologische Zeitschrift 19, 1963 S. 180—194. >M»ldtt orrec <5s iv nynitfj ..." (Eph. 4, 15).

Wach holz, Johannes: Die christlich-konservative Opposition der Wie wenig Plank trotz genauer Kenntnis Chomjakovs und

Brüder von Gcrlach. durchaus richtiger Darstellung seiner Gedanken „seines Geistes

Zeitwende XXXIV, 1963 S. 294—309. einen Hauch verspürt" hat, sieht man aber am deutlichsten bei