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Ausgabe: | 1963 |
Spalte: | 881-891 |
Autor/Hrsg.: | Haendler, Gert |
Titel/Untertitel: | Die Trennung der abendländischen Kirchen vom römischen Staat im Zeitalter der Völkerwanderung 1963 |
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Cijeologtfcfte Itteratitrjettung
Jftonatsfdjuft für Das gefamte ßebtet Der Cfjeologie unö Keligionsfotffenfdjaft
Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
HERAUSGEBER: PROFESSOR D.ERNST SOMMERLATH. LEIPZIG
NUMMER 12 88. JAHRGANG DEZEMBER 1963
sPal,e Spalte Spalte
Die Trennung der abendländischen Kirchen Kleinheye r, B.: Die Priesterweihe im römischen Seidmann, P.: Der We? der Tiefenpsychologie
Ritus (A. Sluiber) ..............03g (O. Haendler)................928
vom römischen Staat im Zeitalter der
Völkerwanderung. Von O. Haendler . . .
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ÄlTaU^^tSJa^^ 902 Scha.ler, Th., s. Kirchenlexikon, Pfälzi.ches' ! 901 Neue Bücher ................,53
Die Trennung der abendländischen Kirchen vom römischen Staat
im Zeitalter der Völkerwanderung'
Von Gert Haendler, Rostock Walter Elliger zum 60. Geburtstag
Trennung von Kirche und Staat — das ist eine Formulierung, und Revolution wurden die Staaten zerstört, mit denen die
die heute von Vertretern des Staates wie von Vertretern der Kirche verbunden gewesen war.
Kirche häufig zu hören ist. Es scheint zuweilen, als habe man Skizzieren wir kurz den geschichtlichen Rahmen für unsere
mit dieser Formel so etwas wie einen Zauberschlüssel, mit dem Untersuchung: Kaiser Konstantin und seine Nachfolger hatten
uralte Probleme nun einfach gelöst werden könnten. Tatsächlich - ausgenommen Julian 361/63 - den römischen Staat und die
2«igt die jüngste Kirchengeschichte, daß man unter Trennung Kirche eng miteinander verbunden, so daß man üblicherweise
von Kirche und Staat sich durchaus etwas Verschiedenes vorstel- die Kirche des 4. Jahrhunderts als „Römische Reichskirche" bc-
'en kann. Es sollte zu denken geben, daß die Formel „Trennung zeichnet. Am Ende des 4. Jahrhunderts begann die Volkeren
Kirche und Staat" sowohl in der Sowjetunion wie auch in Wanderung: Zahlreiche, meist germanische Stämme brachen in
den USA, sowohl in der DDR wie auch in der deutschen Bundes- da6 römische Reich ein; revolutionäre Bewegungen im Inneren
«publik gültig ist. Wenn im folgenden das Thema „Die Tren- des Reiches liefen diesen Angriffen von außen parallel. Schließung
der abendländischen Kirchen vom römischen Staat im Hch ging ^ajjei dje westiiche Hälfte des römischen Reiches, also
Zeitalter der Völkerwanderung" untersucht wird, so soll dabei vor allem Gallien, Spanien, Italien und Nordafrika verloren,
deutlich werden, wie verschieden ein solcher Vorgang aussehen Das rg^^ Rei(jj eyte as oströmisches Reich mit der Hauptmann
. Natürlich werden wir uns hüten müssen, zwischen der Zeit 6tacjt Konstantinopel weiter bis zum Einbruch der Türken 1453.
der Völkerwanderung vor rund 1 Vi Jahrtausenden und unserer ]n den westiicjlen Gebieten herrschten um das Jahr 500 ausGegenwart
vorschnell Parallelen zu ziehen. Dennoch liegen ge- schließlich germanische Stämme. Rückerobeningsversuche des ostwisse
Gemeinsamkeiten vor: So ist die Trennung von Kirche römischen Staates wie sie besonders Kaiser Justinian unter-
und Staat damals wie heute ein höchst komplexer Vorgang ge- hatfen ^ kurzfristig Erf0lg. So sahen sich die Kirchen
wesen, der mit einer Fülle anderer Fragen zusammenhängt, die des Abend]andes vor ejne ncUe Situation gestellt: Der römische
auf dem Gebiet der Politik der Wirtschaft, der Soziologie, der $taat ^ ^ ^ so eng verblmden warenj hörtc im Abfind
Rechtswissenschaft, der Kultur- und Ge.stesgeschichte hegen. ]and existieren. Die Kirchen mußten vom römi-
Damals wie heute war die Trennung der Kirche vom Staat ein ^ ^ weiterkberij _ und sie haben weiter.
Vorgang, der sich nicht von heute auf morgen ereignete, son- JJ ^ Völkerwand fur
dern über einer. längeren Zeitraum erstreckte. Damals wie heute * ^Zsltr Aktualität. Wir werden nun zu fragen ha-
51 nlAt dle K,rd,C d,C tTe'ben<le Kraft SOndcm durA KnCg ben, wie die Trennung der Kirche vom Staat sich vollzog und
') Antrittsvorlesung in Rostock, gehalten am 30. Mai 1962. welche Konsequenzen sich daraus ergaben. Aus der Fülle des
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