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1963

Kategorie:

Praktische Theologie

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 11

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mentlicher Text auch einwandfrei christlich sei, ist nicht die
unsere. Wenn wir erst das Alte Testament christlich zu machen
haben, dann können wir uns ebensogut auf das Neue
Testament beschränken" (Westermann S. 15). Man soll das Alte
Testament sagen lassen, was es selbst zu sagen hat. Das darf
nicht heißen, daß nicht immer wieder nach der Erfüllung des
Verheißenen und damit nach dem Fortgang des Heilshandelns
Gottes zu fragen wäre. Es wird auch in unserer Sammlung so
verfahren (so erörtert Westermann ausdrücklich für Jer. 31,
31—34 den „Bezug zum Neuen Testament", S. 114). Hüten muß
man sich vor einem erbaulichen „christlichen Erfüllungsschema"
(Breit, S. 28). Auch wer dem zustimmt, wird sich freilich fragen
, ob der Satz richtig ist: „Jes. 38 bedarf keiner neutesta-
mentlichen Überhöhung und Füllung" (Breit, S. 187). Kann die
christliche Predigt auch nur einen Augenblick davon absehen,
daß inzwischen Christus auferstanden ist? Daß Gott sich der
Seele des Hiskia herzlich angenommen hat, ist Evangelium.
Aber dieses Evangelium ist Zusage, die in der Auferstehung der
Toten eingelöst wird. Wir haben mehr zu verkündigen, als daß
der Schatten am Sonnenzeiger um zehn Stufen zurückgezogen
wird (Jes. 3 8, 8). Die Frage, wie Gott seine Gemeinde ans Ziel
bringt und was er, damit es dazu komme, inzwischen hat geschehen
lassen und noch geschehen lassen will, ist grundsätzlich
für jeden alttestamentlichen (und auch neutestamentlichen) Text
zu stellen, ohne daß das Proprium des jeweiligen Textes eingeschmolzen
werden und aufgehen dürfte in einer Legierung
allgemeiner „christlicher" Wahrheiten. Das alttestamentliche
Zeugnis bleibt oft hinter dem des Neuen Testaments zurück,
weil Erfüllung nun einmal mehr ist als Verheißung. Andererseits
darf alttestamentliche Verheißung nicht von neutestament-
licher (Teil-) Erfüllung her verengt werden. Mal. 3 und Joel 3
(Breit S. 27 f. und 151 f.) greifen mit ihrer eschatologischen
Botschaft weiter, als daß im Auftreten des Täufers und im
ersten Pfingstfest die prophetische Schau schon als realisiert gelten
dürfte. Im Corpus der Predigt über Joel 3 „das Auge der
Gemeinde ausschließlich auf das AT zu lenken" (S. 152), scheint
mir nicht richtig, weil damit die heilsgeschichtliche Horizontale
außer Sicht käme, die neben einem pneumatologischen
Aktualismus ihr unveräußerliches Recht behalten muß; aber
man kann dem nur von Herzen zustimmen, daß Joel 3 „dem
Pfingstfest eine besondere eschatologische Farbe verleiht"
(Breit ebd.), und diese Sicht darf nicht durch Acta 2 abgeblendet
werden. — Nur eine Frage mag noch angemeldet sein. Vor
der „Willkür der Typologie" ist freilich zu warnen (Rupprecht
S. 105). Immerhin: typologisches Denken ist der Bibel geläufig,
und es wäre schon zu fragen, ob das Präfigurationsschema nur
eine zeitbedingte, uns nicht mehr verpflichtende hermeneutische
Denkform der biblischen Zeugen ist oder ob — ich darf es einmal
so ausdrücken — Menschen, die Gott gerufen und gebraucht
hat, nicht wirklich die „Stigmata Christi" tragen, ob nicht auch
Dinge und Einrichtungen, deren Gott sich bei seiner Offenbarung
bediente (z. B. das Zelt, das Opfer, das Königtum) strukturell
der Offenbarung Gottes so zugeordnet sind, daß hier
Kontinuität und Diskontinuität wahrzunehmen sind. Dies
wäre aber eine Frage nicht in bezug auf einen einzelnen Beitrag
, sondern eine Frage an uns alle, die mit Fragen der Auslegung
des Alten Testaments beschäftigt sind.

Leipzig Gottfried Voigt

Bauer, JiH: Predigtdienst heute.

Communio Viatorum 5, 1962 S. 180—188.
Besnard. A. M.: Die christliche Wallfahrt. Aus dem Französ. übers.

v. W. Neubert. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag [1962]. 92 S.

kl. 8°. Kart. DM 4.50.
Bonhoeffer, Dietrich: Le Prix de la gräce. Sermon sur la mon-

tagne. Trad. de l'allemand par R. Revet. Neuchätel: Delachaux et

Niestie [1962]. 240 S. 8°.

(s. hierzu Besprechung v. Bonhoeffer, Nachfolge, in ThLZ 1961,
Sp. 721 )

Dewailly, L.-M.: La personne du ministre ou l'objet du ministere?
Revue des Sciences Philosophiques et Theologiques 46, 1962
S. 650—657. ;• J'|

Der Dienst des Lektors. Eine Handreichung. Berlin-Hamburg: Luth.

Verlagshaus 1963. 31 S. 8° = Missionierende Gemeinde, eine

Schriftenreihe, H. 3. Kart. DM 2.80.
Hertzsch, Erich: Methodische Seelsorge.

Die Zeichen der Zeit 17, 1963 S. 204—211.
Leenhardt, Franz J.: La parole et le buisson de feu. Les deux

sources de la spiritualite chretienne et Turnte de l'Eglise. Neuchätel:

Delachaux et Niestie [1962]. 159 S. 8° = Collection de Taize.
Lehmann, Kurt: Aufspaltung der Konfirmation.

Pastoralblätter 103, 1963 S. 342—347.
Lerle, Ernst: Kerygma aus der Perspektive der Hörer. Berlin: Evang.

Verlagsanstalt (zu beziehen durch J. Herrmann, Zwickau) [1963].

55 S. 8°.

Möller, Joseph: Vielleicht ist alles anders? Gedanken eines gläubigen
Skeptikers. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag [1962]. 185 S. 8°.
Lw. DM 11.80.

Silomon, Enno: Frage der Publizistik in der kirchlichen Ausbildung
.

Kirche in der Zeit 18, 1963 S. 284—290.

S p e n e r, Philipp Jakob: Von der Wiedergeburt. Aik seiner Berliner
Bibelarbeit hrsg. v. H.-G. Feller. Stuttgart: Steinkopf [1963]. 264 S.
kl. 8° = Steinkopfs Hausbücherei.

Uhsadel, Walter: Distanz und Solidarität in der Telephonseelsorge.
Wege zum Menschen 15, 1963 S. 8—17.

Walter, Eugen: Selig, die im Herrn sterben. Mainz: Matthias-
Grünewald-Verlag [1962]. 103 S. 8°. Kart. DM 5.40.

LITURGIEWISSEN SCHAFT

K o h 1 h a a s, Radbert, Dr. P.: Jakobitische Sakramententheologie im
13. Jahrhundert, Der Liturgiekommentar des Gregorius Barhebraeus
erstmals hrsg. u. erläut. Münster/W.: Aschendorff [1959]. XII, 118 S.
gr. 8° = Liturgiewissenschaftl. Quellen u. Forschungen, hrsg. v.
O. Heiming, H. 36. Kart. DM 12.50.

Aus dem .Buch der Leuchte des Heiligtums', einem umfangreichen
dogmatischen Werk des letzten großen Theologen der
syrischen Jakobiten Gregorius Barhebraeus (1225/6—1286), veröffentlicht
Kohlhaas den 6. Teil, der die Überschrift .Über das
irdische Priestertum' trägt, den aber K. mit Recht als Liturgiekommentar
bezeichnet. Von den insgesamt 12 Teilen hat J. Baros
(Paris 1930/33) den 1. und 2. Teil und (Leiden 1948) den 8. Teil,
F. Nau (Paris 1919) ein Stück aus dem 4. Teil (.Über die Inkarnation
') ediert. K. benutzt nicht nur die Handschriften, die in
Rom, Berlin, Paris und Cambridge aufbewahrt werden, sondern
auch die Handschrift, die dem jakobitischen Markus-Kloster in
Jerusalem gehört.

Nach einer (I) Einleitung (S. 1—16), in der nach knappen
Angaben über Barhebraeus Rechenschaft über die benutzten
Handschriften gegeben und der .Sakramentenbegriff des B.' skizziert
wird, bringt K. (II) eine Übersetzung (S. 17—47) und (III)
einen Kommentar (S. 48—8 3) und endlich (IV) den syrischen
Text (S. 84-115).

Barhebraeus ist aufs stärkste abhängig von der pseudodionysischen
Schrift ,De ecclesiastica hierarchia', aus der er oft
wörtlich zitiert. K. weist darauf hin, daß B. nicht nur die Gliederung
des Areopagiten abgeändert hat, sondern auch von
einem anderen Sakramentenbegriff ausgegangen ist: „Es geht
dem Areopagiten darum, in der sakramentalen und personalhierarchischen
Ordnung der Kirche seine aus neuplatonischer
Tradition stammende Lieblingsidee von der Dreigliedrigkeit
alles Seins aufzuzeigen . . . Die Sakramente müssen sich einem
von außen an sie herangetragenen System einfügen. . . Bei B.
dagegen findet sich der Ansatz einer in der Sache bedingten
sakramententheologischen Systematik, wie sie der . . . Scholastik
im Abendland vertraut ist: de sacramentis in genere — de 6acr.
in specie" (S. 10 f.). „Dieser Systematik entspricht die Einteilung
des Traktates ... in 2 Kapitel" (S. 11), im Unterschied zu
den 7 Kapiteln des Ps. Dionys! „Die neuplatonische Spekulation
weicht. .. einem Realismus, der den einfach denkenden Praktiker
erkennen läßt" (S. 82). „Mit dem Areopagiten verglichen
könnte B. geradezu als Hauptvertreter einer syrischen Scholastik
gelten, deren Entwicklung aber ... in den Ansätzen stecken
blieb" (S. 83).

Die .Sakramententheologie' basiert auf der Lehre „Von der