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Ausgabe:

1963

Spalte:

860-863

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Klostermann, Ferdinand

Titel/Untertitel:

Das christliche Apostolat 1963

Rezensent:

Lindroth, Hjalmar

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859

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 11

860

[Overbeck, F.:] Overbeckiana. Übersicht über den Franz-Overbeck-
Nachlaß der Universitätsbibliothek Basel. I. Teil: Die Korrespondenz
Franz Overbecks. Verzeichnisse, Regesten und Texte, hrsg. in
Zusammenarb. m. M. Gabathuler von E. S t a e h e 1 i n. Basel:
Helbing & Lichtenhahn 1962. 233 S. gr. 8° ■ Studien z. Geschidite
d. Wissenschaften in Basel, hrsg. v. d. Universität Basel, XII.
sfr. 18.—.

Aus Restmitteln der Franz Overbeck - Stiftung wird hier
mit zuverlässigen Regesten und großer Akribie der Katalog
über die in der UB Basel befindliche Korrespondenz Overbecks
und eine Auswahl von Brieftexten zum Teil in Regestenform
vorgelegt, während ein 2. Teil den Katalog über 6einen wissenschaftlichen
Nachlaß bringen soll. Die mitgeteilten, zum größten
Teil unbekannt gewesenen Briefe sind unterschiedlichen
Werts und Interesses, sie ergeben mehr für die wissenschaftsgeschichtliche
als für die bekanntlich höchst eigentümliche weltanschauliche
Position des „nichtchristlichen" Baseler Kirchenhistorikers
. Seine Behandlung von jüngeren Kollegen nach
seiner Emeritierung wie etwa Harnacks, Krügers und besonders
von Schuberts (vgl. Br. 302, 305) ist nicht immer 6ehr erfreulich
. Frühere Briefe O.s an A. Hilgenfeld (1870—1874) wurden
von H. Pölcher in ZRGG VI (1954), 49 ff. veröffentlicht;
letzteren charakterisiert seine Mahnung an O.: „Folgen Sie
Ihrer Überzeugung, aber nicht rücksichtslos" (Br. 45 dieses
Bandes). Natürlidi steht Friedrich Nietzsche in den späteren
Jahren im Mittelpunkt der Korrespondenz; am wichtigsten
6ind hier wohl die 43 mitgeteilten Briefe von Heinrich
Köselitz (= Peter Gast). Sehr interessant ist auch der Brief
Erwin Rohdes an Overbeck vom 1. IX. 1886 (Br. 187), in
dem dieser sehr abfällig über seinen ersten Eindruck von der
Lektüre von „Jenseits von Gut und Böse" berichtet:

„Das meiste habe ich mit großem Unmute gelesen. Allermeist
sind das doch Diskurse eines Übersättigten nach dem
Essen, durch die Weinanregung hie und da gehoben, aber voll
einer widerlichen Verekelung an allem und jedem. Das eigentlich
Philosophische darin ist so dürftig und fast kindisch, wie
das Politische, wo es berührt wird, albern und weltunkundig.
Und doch sind ja manche sehr geistreiche Apercus darin, auch
einfige fortreißende dithyrambische Stellen. Aber alles bleibt
willkürlicher Einfall; von Überzeugung ist nicht mehr die Rede;
es wird, nach Laune, ein Gesichtspunkt eingenommen und von
dem aus nun alles abgewandelt — als ob es auf der Welt nur
diesen einen Gesichtspunkt gäbe! Und natürlich wird dann
auch das nächste Mal ebenso einseitig der entgegengesetzte
Gesichtsunkt genommen und gepriesen. Ich bin nicht mehr im
Stande, diese ewigen Metamorphosen ernst zu nehmen. Es sind
Einsiedlervisionen und Gedankenseifenblasen, die zu bilden
gewiß dem Einsiedler Vergnügen und Zerstreuung gewährt;
aber warum sie, wie eine Art Evangelium, der Welt mitteilen?
Dabei ist mir die ewige Ankündigung ungeheurer Dinge, haarsträubender
Kühnheiten des Gedankens, die dann zu langweiliger
Enttäuschung des Lesers gar nicht kommen! — unsagbar
widerwärtig" (146).

Erlangen Hans-Joachim Sc h o ep s

S t r o 1 z, Walter: Der vergessene Ursprung. Das moderne Weltbild,
die neuzeitliche Denkbewegung und die Geschichtlichkeit des Menschen
. Basel-Freiburg-Wien: Herder [1959]. 170 S. S°. Lw. DM 10.80.

Die Stärke des in einer klaren Sprache geschriebenen
Buches liegt in der Darstellung der Situation der modernen
Naturwissenschaft in ihren Disziplinen und Strukturen, die sich
transzendental und transzendierend auf eine letzte, nicht mehr
verfügbare Wirklichkeit hin öffnen. Ebenso ist trefflich herausgearbeitet
, wie der naturwissenschaftlich erkennende Mensch
und das naturwissenschaftlich Sich-zu-erkennen-Gebende heute
in eigenartiger Weise aufeinander angelegt erscheinen. Zu den
geistesgeschichtlichen Darlegungen wäre einiges anzumerken;
das Phänomen des XVIII. Jhdts. in seiner Naturwissenschaft
und seinen Naturperspektiven überspringt Verf. praktisch ganz.
Es bringt Gewinn, die ersten zwei Drittel des Buches zu lesen,
die mit sorgfältig ausgewählten Zitaten moderner philosophierender
Naturforscher belegt sind. Mit gewissem Bedauern sieht
man dann die Darstellung in eine Wiederholung Heideggerscher

Andacht zum „Seyn" münden, die den Praemissen wie dem
Format des Verfs. nicht recht angemessen erscheint und in
sprachlichen Imitationen störend wirken muß. Gelegentlich erscheint
auch Jaspers' „Umgreifendes" am Horizont. Unmerklich
verwandelt sich dann in einem dritten Schritt das daseinsmystische
Sein des älteren Heidegger in das Ungeschaffene
Sein der röm.-katholischen Ontologie, das den „vergessenen
Ursprung" der Forschung darstellt. Wenn sich der Verf. entschließen
könnte, in einer neuen Auflage seine Prämissen einer
unmittelbaren Begegnung mit der echten Ontologie seines
Glaubens entgegenzuführen, würde er in einer ihn selbst und
alle Leser bereichernden Weise eine Frage in Angriff nehmen,
die jetzt als offenes Problem über dem Buch stehen bleibt.

Marburg/Lahn Wolfgang Philipp

Girardi, Giulio: Pour une definition de l'atheisme.

Salesianum XXV, 1963 S. 47—74.
H o 11 a k, J.: De structuur van Hegels wijsbegeerte. Vervolg.

Tijdschrift voor Filosofie 24, 1962 S. 524—614.
Honecker, Martin: Die Gottesfrage bei Albert Camus.

Kirche in der Zeit 18, 1963 S. 278—284.
Jung, Walther: Mathematik und Existenz — Versuch einer Interpretation
von Whiteheads Vorlesung „Mathematics and the Good."

Neue Sammlung 2, 1962 S. 505—517.
L e g r a n d, J.: Connaissance de Dieu et philosophie.

Nouvelle Revue Theologique 95, 1963 S. 239—269.
M a i c r, Anneliese: Das Problem der Evidenz in der Philosophie des

14. Jahrhunderts.

Scholastik XXXVIII, 1963 S. 183-225.

Peperzak, Adriaan T. B.: Existenz und Denken im Werden der
Hegeischen Philosophie.
Scholastik XXXVIII, 1963 S. 226—238.

Seyppel, Joachim [Hrsg.]: Texte deutscher Mystik des 16. Jahrhunderts
. Unruhe und Stillstand. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
[1963]. 88 S. 8° = Kleine Vandenhoeck-Reihe 157/15S. Kart.
DM 3.60.

Vahanian, Gabriel: Beyond the Death of God: The Need of
Cultural Revolution.
Dialog 1, 1962 Nr. 4 S. 18—21.

Z i n z e n, Arthur: Die ontologische Betrachtungsweise. Meisenheim/
Glan: Hain 1963. 59 S. gr. 8° = Beihefte zur Philosophia Naturalis
, H. 2. Kart. DM 7.50.

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Klostcrmann, Ferdinand: Das christliche Apostolat. Innsbruck-
Wien-München: Tyrolia-Verlag [1962]. 1195 S. gr. 8°. Lw. öS 320 —;
DM 53.-; sfr. 53.—.

Das umfangreiche Werk von Msgr. Ferdinand Klostermann
ist als eine grundsätzliche Studie über die Idee des christlichen
Apostolates vom Verf. selbst (S. 36) charakterisiert worden.
Aber es ist mehr als dies. Es ist eigentlich ein Nachschlagewerk
, das das christliche Apostolat und alle einschlägigen Fragen
behandelt. Es dürfte keinen Gesichtspunkt des Apostolates
geben, den der Verf. in seiner Darstellung ausgelassen hätte.
Man kann ruhig sagen, daß alles Material, das relevant ist, in
dem beinahe 4000 Fußnoten umfassenden wissenschaftlichen
Apparate registriert worden ist. Die Quellen sind in erster
Linie die heilige Schrift, vor allem das Neue Testament, und
die Schriften der Kirchenväter, aber neueres Material ist auch
berücksichtigt worden, nämlich sämtliche zugänglichen päpstlichen
und kurialen Dokumente der letzten Pontifikate, von
Leo XIII. an. Neben diesen Quellen ist die seit etwa dreißig
Jahren rasch anwachsende Literatur, besonders aus dem deutschen
, französischen, italienischen und spanisch-portugiesischen
Sprachraum, bis zum Herbst des Jahres 1960 herangezogen
worden. Ein ausführliches Personen- und Sachverzeichnis erleichtert
den Gebrauch dieses Nachschlagewerks, das aber nicht wie
ein solches aufgestellt ist, sondern eine monographische Darstellung
mit drei Hauptteilen bildet.

Der erste Teil bringt eine Wortanalyse des Apostels und
des Apostolates und registriert den Gebrauch dieser Wörter.
Der zweite Teil bildet eine Darstellung der geschichtlichen
Grundformen des christlichen Apostolates von dem „Uraposto-