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Ausgabe:

1963

Spalte:

849-850

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Novatianus Presbyter Romanus, De trinitate 1963

Rezensent:

Löffler, Paul

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 11

850

wohl auch, daß G. auf die Dialektik und Ambiguität Augustins
einen gar zu geringen Wert legt.

So tritt bei der Analyse des 19. Buches, in der leider auf
H. Fuchs verzichtet wird, die Ambiguität der Friedenslehre oder
des Friedensgedankens Augustins gar nicht hervor, vielmehr
harmonisiert G. überall dort, wo es die Uneinheitlichkeit augu-
stinischen Denkens hervorzuheben gilt (weil jedes andere Vorgehen
dem historischen Verständnis des Kirchenvaters entgegensteht
). Denn mag man auch mit Recht die Großartigkeit des
Wurfes dieser Friedens- (und Gesellschafts-) Lehre und ihre
logische Einheit hervorheben, so darf man doch auch nicht übersehen
, daß 6ie dem politischen und sozialen Entwicklungsstand
ihrer Zeit, auf die sie immer wieder reflektiert, meist nicht gerecht
wird. Dies hätte G. mindestens ansatzweise durch Paralleli-
sierung der CD-Aussagen mit anderen Stellen des augustini-
schen Corpus (es bieten sich vor allem zahlreiche Brief stellen
an) zeigen sollen; der jetzige Stand der Arbeit entbehrt einfach
des erforderlichen Negativ6.

G. hat aber zweifellos das Verdienst, erneut auf die durchschlagende
Kritik Augustins am zeitgenössischen Heidentum
verwiesen zu haben, die durch geschickte Benutzung der heidnischen
Religionskritik und Skepsis die christliche Position mit
allen Mitteln stärkte.

Halle/Saale Hans-Joachim D i es ner

Novatianus: De Trinitate, Über den dreifaltigen Gott. Text
und Übersetzung m. Einleitung u. Kommentar, hrsg. v. H. Weyer.
Düsseldorf: Patmos - Verlag [1962]. 219 S. 8° = Testimonia, Schriften
der altchristl. Zeit, hrsg. v. E. Stommel f u. A. Stuiber, Bd. II.
Lw. DM 19.80.

Die Sammlung „Testimonia", als deren zweiter Band der
vorliegende Beitrag erschienen ist, unternimmt es, ausgewählte
Texte der altchristlichen Zeit im praktischen Nebeneinander von
Urtext und Übersetzung neu darzubieten. Dem Text sind
außerdem Literaturangaben und recht ausführliche Anmerkungen
beigefügt, die beinahe den Charakter eines zusammenhängenden
Kommentars haben. Eine umfangreiche Einleitung zur
Schrift und Person des Verfassers rundet schließlich jeden dieser
Bände als in sich geschlossenen Beitrag ab.

Bei Novatians De Trinitate hat der Herausgeber in allen
diesen vier Stücken verdienstvolle Arbeit geleistet:

Der lateinische Urtext des wichtigsten Werkes des Nova-
tian ist vor 53 Jahren zum letzten Mal in vollem Umfang ediert
worden. Die Neuherausgabe durch Weyer folgt zwar auch
wieder im wesentlichen der Pariser Ausgabe des 16. Jahrhunderts
als bester Textüberlieferung, der kritische Apparat ist
jedoch gründlich überarbeitet und durch die Berücksichtigung
weiterer Varianten verbessert worden. Man würde allerdings
wünschen, daß der textkritische Apparat in übersichtlicherer
Form, zum Beispiel getrennt von den Bibelstellenangaben, dargeboten
würde.

Eine vollständige deutsche Übersetzung hat es bisher überhaupt
noch nicht gegeben, so daß die vorliegende Arbeit eirre
wesentliche Lücke schließt. Wer über ein bloßes Lesen des Textes
hinaus in die patristische Theologie und die dogmengeschichtlichen
Hintergründe vordringen möchte, wird in den Anmerkungen
wertvolles Hinweismaterial finden. Zusammen mit einem
Register der Bibelzitate, der zentralen Begriffe und der bedeutendsten
Sachen und Personen bieten sie ein umfassendes Arbeitsmaterial
an, das fachlich-patristischen Ansprüchen durchaus
gerecht wird. Es ist nur zu bedauern, daß diese Ausgabe nicht
auch über eine systematische Bibliographie verfügt.

Die 31 Seiten Einleitung geben eine allgemein verständliche
aber ebenso gründlich gearbeitete Zusammenfassung der
Lebensgeschichte des Novatian mit einer sachkundigen Darstellung
der Textüberlieferung von De Trinitate. Einige Fragezeichen
wird man dagegen an der Einführung in die dogmengeschichtlich
-theologischen Hintergründe der Schrift anbringen
müssen. Schon durch die Kürze der Darstellung werden Akzente
falsch gesetzt: Kann man Novatians Trinitätstheologie
wirklich damit gerecht werden, daß man sie einfach zu Modalismus
, Adoptianismus und Ditheismus in Beziehung setzt?
Kommt der Eigencharakter der Theologie des Novatian und

der westlichen Trinitätslehre im allgemeinen deutlich genug zum
Ausdruck?

Diese Fragezeichen zu einem Teil der Einleitung können
jedoch den Wert der Ausgabe im ganzen nicht in Frage stellen.
Der vorliegende Band macht ein bedeutsames Dokument patri-
stischer Literatur jedem kirchengeschichtlich interessierten Theologen
zugänglich, ohne aber die hohen fachlichen Ansprüche
preiszugeben.

London Paul Löf fler

Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen

Literatur. Bd. I. Antikes und mittelalterliches Buch- und Schriftwesen
. Überlieferungsgeschichte d. antiken Literatur. Von H. Hunger,
O. Stegmüller, H. Erb6e, M. Imhof, K. Büchner,
H. G. Beck, H. Rüdiger. Mit einem Vorwort v. M. B o d m e r.
Zürich : Atlantis Verlag [1961]. 623 S. m. 73 Abb. 8*. Lw. sfr. 39.—.
S. 149-206 (56Lit. Anm., 5 Abb.): O. Stegmüller, „Überlieferungsgeschichte
der Bibel". 1. AT: Umfang und Zeit der
Abfassung (nur allgemein), handschr. Überlieferung in Ursprache
und jüdischen Übersetzungen. 2. NT: Umfang, Äbfassungszeit,
Sprache, Handschriften (Papyri, Majuskel, Minuskel und Kursiv),
Lektionare (man vermißt Hinweis auf G.Kunze, 1947), Bibeltext
der Väter, alte Übersetzungen (syr., armen., georg., kopt.,
got., Vetus Latina [fehlt Verweis auf liturgische Überlieferung],
Vulgata). 3. Arbeiten am Bibeltext. 4. Spätere lat. Übersetzungen
, deutsche Übersetzungen bis Luther. Die fundamentale Bedeutung
der Arbeit an der Bibel, historisch und systematisch,
für das ganze in diesem Werk erstmalig zusammenfassend dargestellte
Thema kommt leider in keinem Beitrag genügend zum
Ausdruck.

In den Beiträgen zur Überlieferungsgeschichte der griech.
Lit. wird in dem der „nichtchristlichen griech. Lit. der röm.
Kai6erzeit" gewidmeten Kapitel von M. Imhof als einziger
Kirchenvater Klemens v. Alexandria behandelt. Die griech. Pa-
tristik wird von H.-G. Beck als ein Teil der byzantinischen Lit.
dargestellt (S. 494—509). In G. Büchners Darstellung der Über-
lieferungsgesch. der lat. Lit. ist Kap. 7 „Nachblüte um 400;
Symmachuskreis, Christentum" betitelt (frühchristl. Bibliotheken
S. 359 ff.). S. 367 f. frühe Klosterbibliotheken. Unter den „ausgewählten
Textgeschichten einzelner Autoren" S. 418 Augustinus
, S. 420 Prudentius.

Offenbar hat man nachträglich gemerkt, daß diese Behandlung
der christlichen Lit. unzureichend ist, und in dem „Katalog
" versucht, die Lücken durch Notizen über Ambrosius, Augustin
, Basilius v. CäsaTea, Benedikt, Cyprian, Didache, Irenaus,
Eusebius, Gregor v. Nazianz, Hieronymus, Johannes Chrystosto-
mus, Johannes Damascenus, Justinu6 Martyr, Klemens v. Alexandria
, Lactantius, Origenes, Prudentius, Symeon den Neuen
Theologen und Tertullian (Angaben über Handschr. u. Lit.) auszufüllen
.

In dem der Renaissance gewidmeten Kapitel weist H. Rüdiger
auf die Bedeutung der Reformkonzilien für die Handschriftenfunde
in noTdeuropäischen Klo6terbibliotheken hin.

Der zweite Band wird die Textüberlieferungsgeschichte der
mittellatein. und der volkssprachlichen Literaturen im Mittelalter
darstellen. Der einzigartigen Textüberlieferungsgeschichte
der Liturgie sollte dabei gedacht werden.

Basel John H en n ig

Harn man, Adalbert, OFM.: Gebete der ersten Christen hreg. Mit
einer Einführung von H. Daniel-Rops. Deutsche Übertr. u. Ausgabe
v. Benediktinerinnen d. Abtei St. Hildegard, Eibingen. Düsseldorf:
Patmos-Verlag [1963]. 494 S. m. 1 Kte. 8° = Alte Quellen neuer
Kraft, hrsg. v. E. v. Severus u. Th. Michels. Lw. DM 24.—.

Lebourlier, J.: A propos de l'etat du Christ dans la mort.
Revue des Sciences Philosophiques et Theologiques 46, 1962 S. 629
—649.

Stelzenberge r, Johannes: Syneidesis bei Origenes. Studie zur
Geschichte der Moraltheologie. Paderborn: Schöningh 1963. 71 S.
gr. 8° = Abhandlungen zur Moraltheologie, hrsg. v. J. Stelzen-
berger, IV. Kart. DM 7.80.

Völkl, Richard: Frühchristliche Zeugnisse zu Wesen und Gestalt
der christlichen Liebe. Freiburg/Br.: Lambertus-Verlag 1963. 112 S.
8° = Quellen z. christl. Verständnis d. Liebe, z. Geschichte d. Caritas
u. sozialer Fragen, hrsg. v. R. Völkl, Bd. II. Kart. DM 7.80.