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Ausgabe:

1963

Spalte:

848-849

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Guy, Jean-Claude

Titel/Untertitel:

Unité et structure logique de la 'Cité de Dieu' de saint Augustin 1963

Rezensent:

Diesner, Hans-Joachim

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 11

848

ner damals eine der bestbesuditen Universitäten des deutschen
Sprachgebietes. Ein überraschend großer Teil der Basler Studenten
hat später im öffentlichen oder wissenschaftlichen Leben
angesehene, z. T. hervorragende Stellungen bekleidet.

Wenn die Herausgeber zum vorliegenden Band ausdrücklich
bemerken, „daß seine Redaktion im Vergleich zu den zwei
früheren Bänden vermehrte und nicht zu unterschätzende
Schwierigkeiten bot, vor allem sich das gedruckte und ungedruckte
Quellenmaterial sowie die zu benutzende Literatur als
außerordentlich umfangreich und schwer zugänglich erwies",
daher die „Identifikationen und sonstigen Angaben zweifellos
Lücken aufweisen", so ist das m. E. eigentlich nur Anlaß, ihnen
besonders herzlich für ihre Arbeit zu danken. Die Basler
Universitäts-Matrikel präsentiert sich auch in diesem 3. Band als
das, was sie von Anfang an gewesen ist: ein personengeschichtliches
Nachschlagewerk für die gesamte Wissenschafts- und
Kulturgeschichte Europas, das höchste Anerkennung verdient.

Bulach/Zürich Fritz BUfl er

Stiehl, Herbert [Hrsg.]: 750 Jahre St. Thomas zu Leipzig. Berlin:
Evang. Verlagsanstalt [1962]. 136 S., 48 Abb. a. Taf. 8°. Kart.
DM 4.50.

Im Jubiläumsjahr gab der Superintendent an der Leipziger
Thomaskirche unter Mitarbeit von drei Kirchen- bzw. Profanhistorikern
eine Geschichte seiner Kirche heraus. Dabei verfaßten
Arnold Roggisch „Das Stift der Augustiner-Chorherren"
(1212—1543), Johannes Herrmann „Im neuen Glauben" (1517
—1699), Christiane Goebel „Vernunft und Frömmigkeit,, (1700
—1830) und der Herausgeber selbst „Wandlung und Bewährung"
(1830—1962). Der Darstellung sind Listen der 29 Superintendenten
Leipzigs, sowie der 117 Pfarrer und 29 Kantoren der
Thomaskirche beigefügt. Die Abbildungen, die von der Stiftungsurkunde
aus dem Jahre 1213 bis zum Südostportal reichen,
das den heutigen Besucher empfängt, lassen Schätze der Kirche,
ihr wechselvolles Schicksal und einige ihrer Diener noch einmal
vorüberziehen.

Von der ersten bis zur letzten Seite ist dem Buche die
Freude an der Thomaskirche, ihrer Gemeinde und ihrer Geschichte
anzuspüren. Wie das Vorwort sagt, wurde bewußt darauf
verzichtet, eine wissenschaftliche Abhandlung zu bieten.
Bescheiden wird als Ziel angegeben, „die Geschichte von der
Gründung des Klosters bis zur Gegenwart zusammenhängend
darzustellen". Wenn bedacht wird, daß sich vier verschiedene
Mitarbeiter in die Aufgabe teilten und daß ihnen nur eine sehr
kurze Zeit zur Verfügung stand, kann man nur staunen, wie
gut diese Absicht gelungen und in welcher Weise das Buch aus
einem Guß geraten ist. Es wird hier tatsächlich eine Lücke geschlossen
; denn der Teil der „Neuen Sächsischen Kirchengalerie
", der die Ephorie Leipzig behandeln müßte, ist nicht erschienen
. Bei diesem gemeinsamen Unternehmen wahrt jeder
Darsteller sein eigenes Gesicht. Bringt der erste Beitrag vor
allem eine chronikartige Darstellung, so besteht der Vorzug
des zweiten darin, daß die zahlreichen Einzelheiten in den
historischen Zusammenhang eingefügt sind. Der dritte Bericht
bringt wieder viele Einzeltatsachen, wobei auch auf die starken
baulichen Veränderungen der Kirche eingegangen wird. Dem
letzten Beitrag merkt man an, daß hier der Mann der Praxis
spricht, der wohl zu scheiden weiß zwischen dem, was der
Kirche dient, und dem, was ihr schadet. Der Verfasser hat die
letzten neun Jahre der Geschichte der Kirche selbst mit gestaltet
und kann sie bis zu den seiner Initiative zu verdankenden
Erneuerungsarbeiten führen, die vor allem dem Innenraum
der Kirche gelten.

Bezeichnend für dieses Vornehmen, die siebenhundert-
fünfzigjährige Geschichte der Leipziger Thomaskirche darzustellen,
sind die Worte, mit denen der Herausgeber schließt: Wir wollen
„den Herrn um die Gnade bitten, daß an der Geschichte
unserer Thomaskirche noch viele Generationen mit ihrer Tat,
mit ihrer Liebe zum christlichen Glauben und zur christlichen
Kultur weiterschreiben mögen. Im Geiste Bachs bekräftigen wir
diesen Wunsch mit seinem J. J. : Jesu Juva!"

Leipzig Ingetraut L u d o 1 p h y

M o 1 n a r, Amedeo: L'histoire de la foi.
Communio Viatorum 5, 1962 S. 261—272.

Schneider, Paulus: Die Wiederbesiedelung der Abtei Weingarten
.

Erbe und Auftrag 39, 1963 S. 180—191.
Seilmann, Wilhelm, Dr.: Bibliographie zur Geschichte der evangelischen
Kirche im Raum der Stadt Essen. (Aus der „Essener Bibliographie
"). Zum 400jährigen Bestehen der evangelischen Gemeinde
in Essen 1563—1963. Essen 1962. 185 S. 8°.

KUiCHEN GESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Guy, Jean - Claude, S. J.: Unite et structure logique de Ia „Cite de
Dieu" de saint Augustin. Pari6: Etudes Augustiniennes 1961. V,
158 S. gr. 8°. N.F. 22.—.

Diese im Verlag der Etudes Augustiniennes (die 6ich in den
letzten Jahren immer größere Verdienste um die Augustin-
forschung erworben haben) erschienene Arbeit setzt sich nach
Aussage des Vorworts (Introduction, S. 1) das Ziel, für die CD
„la structure generale de l'oeuvre, et sa cohesion d'ensemble"
evident zu machen. Der Verf. deutet mit Recht an, daß auch
damit ein weiterer wichtiger Schritt auf einen immer noch ausstehenden
Gesamtkommentar zur CD hin getan wird, der nur
bei einer sinnvollen Zusammenarbeit der verschiedenen Mitforscher
alle Aspekte berücksichtigen könne. Weil er die CD
in ihrer „originalite propre" verfolgen will, verzichtet G. —
methodisch zu Recht — generell auf eine Parallelisierung mit
anderen Augustinschriften. An manchen Stellen erweist sich
diese Eingrenzung allerdings als Beschränkung. Bedenklicher ist
es hingegen, daß der Verf. die Auseinandersetzung mit der
Fachliteratur, insbesondere mit der außerfranzösischen, höchstens
am Rande vornimmt. So werden seine Ergebnisse aus dem
Zusammenhang gerissen und teilweise auf Kosten der bisherigen
Forschung überhöht. Daß G. beispielsweise auch auf der
deutschen Forschung, so neben dem fast nur in der Einleitung
erwähnten Kamiah auf Altaner, H. Fuchs, Dinkler oder Ziegenfuß
basiert, bleibt dem Leser allzu leicht verborgen, da die
Namen nicht in Erscheinung treten.

Die Feststellungen, die G. selbständig oder auf vorgezeichneter
Grundlage trifft, sind folgende: Die Einnahme Roms durch
Alarich ist nicht Ursache, sondern nur Anlaß für die CD; denn
„Le Souvenir de ce desastre cristallise des objections paiennes
bien plus anciennes que lui, et dont il constitue comme Ie
point d'aboutissement visible" (S. 6). Von hier aus zeigt der
Verf. aber auch, daß die Meinung, Augustin habe mit der CD
— ebenso wie etwa mit der Briefgruppe 132 und 135—138 —
zeigen wollen, daß das Unglück von 410 für Rom nur von relativer
Bedeutung sei, eine unvollständige Interpretation bedeutet
. Vielmehr kam es dem Kirchenvater darauf an, von dem
gegebenen (und rückschauend gewissermaßen willkommenen)
Anlaß aus alle Formen des Paganismus vernichtend zu bekämpfen
und parallel damit das Mysterium des Gottesstaates in
seinem ganzen Reichtum zu zeigen (S. 10).

Dementsprechend läßt sich die CD in folgende fünf Teile
gliedern (neben denen das grundlegende Buch 1 eine Sonderstellung
einnimmt): 1) Buch 2—5 : Widerlegung des Heidentums
, sofern es das Glück im Diesseitsleben sucht. 2) Buch
6—10: Widerlegung des Heidentums, sofern es das Glück im
Jenseitsleben sucht. 3) Buch 11—14: Der „Exortus" des Gottesstaates
. 4) Buch 15—18: Der „Excursus" (= die historische
Entwicklung) des Gottesstaates. 5) Buch 19—22: Die beiden
Staaten am Ende der Geschichte.

Die Einzelanalysen der Bücher sind, von der oben gekennzeichneten
Einengung abgesehen, gut und verständlich durchgeführt
, und G. gelangt hier zu mancher erhellenden Feststellung
und Formulierung. Es liegt aber in der Themastellung begründet
, daß man an fast jeder beliebigen Stelle ansetzen kann,
um das Fehlen bestimmter wichtiger theologischer, philosophischer
, philologischer oder historischer Aspekte anzumerken und
die ,Einheitlichkeit' der CD und der Analyse Guys durch Hinweise
auf die Abhängigkeit Augustins von seinen Quellen
(unter denen besonders Cicero, Sallust, Varro und Vergil hervorstehen
) wieder in Frage zu stellen. Thematisch bedingt ist es