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Ausgabe:

1963

Spalte:

846-847

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Titel/Untertitel:

1601/02 - 1665/66 1963

Rezensent:

Büsser, Fritz

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 11

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und Auferstehung — seinen Liebesplan mit der Menschheit maßgebend gewordene geschichtliche Strukturen neu zu durch-

verwirklicht. dringen und in manchem neu sehen zu lehren vermag.

Ü6 ist nicht möglich, auf die vielen Einzelbeobachtungen Die neue Sicht des Verf.s kommt, in Abwehr der ungercchtfer-
einzugehen, die auf einem langen Untersuchungswege gewonnen tigten Verdunkelung der geistigen Größe des alten Jena der Barockwerden
. Sie werden auf Grund profunder Literaturkenntnis *eit durch ein« von der Aufklärung bestimmte Historiographie, auch
(IIS. Literaturangaben) im Zusammenhang mit der theologi- Beurteilung der Jenaer Theologie zugute. Dem Verf. ist es in

gischen Diskussion gemacht. Hierbei werden katholische und «Iun™*7- I L r!,te Universitäts-Bibliothekars)
i. , TL , . j n j n i i . i gelungen, die reichen Schatze der Universitatsbib othek für seine
evangeIisdie Theologen angeführt so daß das Buch g e.chze.tig aufschlußreichen „Beiträge" auszuwerten und dabei auch die jekume!
gut informiert. Die Entwicklung des paulinischen Denkens dar- nische Bedeutung der Theologischen Fakultät neu zu beleuchten
zulegen und somit eine Fülle von Nuancen aufzuweisen, ist ein Die int€rnationaie Position der Universität Jena ist bisher vordankenswertes
Unternehmen; es entsteht dadurch ein lebendi- nehmlich auf ihre klassische, philosophische Periode in der Goethe-
ges Bild, das sich wohltuend von den kurzatmigen Heraus- Schiller-Zeit eingeschränkt worden. In Wirklichkeit ist sie viel älter.
Stellungen je eines paulinischen Gedankens unterscheidet. Hier- Jenas Rang unter den europäischen Universitäten wurde in der Zeit
zu verhilft das liebevolle Nachgehen der Entwicklung. Die na* dem Dreißigjährigen Kriege von 1650 bis 1730 erstritten.
Wichtigkeit des bearbeiteten Themas bedarf keiner besonderen . Nur an einigen Stichworten, die sich durch weitere vermehren
Unterstreichung, hier liegt für die gegenwärtige Theologie eine £ j,"' ka"n, die Bedeutung der Arbeit für die Theologie- und
zentrale Aufgabe. Doch ist an den Autor eine Frage zu Stellen, d"*«n^*i*te veranschaulicht werden: Wir erfahren Neues über
j; .j^, 6 „ . i . . i . .. i.i r- j. „„„„ °en europaischen Ruf Johann Gerhards, die zahlreichen von Johann
die wichtiger zu sein scheint als ein möglicher Einspruch gegen Ernst Gerhard angeregten konfessionskundlichen Arbeiten über die
diese oder jene Einzelbeobachtung. Wenn Paulus vom Kerygma Ostkirche. Deutlich profiliert wird der oekumenische Rang des Theo-
der Urgemeinde ausgeht, dieses indessen umformt in seine ogen, Philosophen und Pädagogen J. F. Budde us, des „Vaters der
These von der Einheit von Kreuz und Auferstehung, wenn also Ungarn". Die Verdienste des Buddeus-Kreises für die deutsche Ost-
dir ursprüngliche Antithese (Ap. Gesch. 2,36 u.ö.) durch Paulus €Uropakunde und Orientalistik kann Feyl durch neue Quellenfunde
in eine Synthese (Rm. 4, 25) verwandelt worden ist, worin liegt "ten- Au* zum ungarländisch-slowakischen Protestantismus stand
der Grund? Die Liebe Gottes wäre doch nur erst die Angabe " 'Jeus J.n e.n2en Beziehungen, die von J. G. Walch fortgesetzt
des Themas. Nicht die Motive, die zu dieser Einheit führen, rhlJnD" YeL bezeichnet im allgemeinen die Wirkung der Jenaer
also nicht die historisch-psychologischen Voraussetzungen, son- u ° ^ 'JJV'0™kiedlcn' deutschten und madjarischen Luthertum

j j/^i o j i_l j • L-U;,,4„» u"£arns und Siebenbürgens von 1650 bis 1858 als stärksten Bidunes-

dem der Grund muß dargelegt werden, wenn eine b.b .sehe strang der Universjtät Küberhaupt Vielfadl haben die . KrS*

rheologie im Sinne des Verfs. gefordert wird. So stehen letzt- die von der Jenaer Theologie ausgegangen sind, mitgeholfen, natio-
hch die beiden Arbeitsgänge - der historische und der theolo- nale kulturelle Entwicklungen zu entbinden. - Nebenbei wird ge-
gische — unverbunden nebeneinander; die theologischen Gedan- handelt u.a. über die Bedeutung der Jenaer Theologie bei der Entken
treten meist nur als Arbeitsergebnisse der historisch- ^"^'""g der ev.-theol. Fakultät Wien, über altböhmische Literatur-
Psychologischen Arbeit auf. Es mag ärgerlich sein, wenn in der je^, und älfere madjarische Drucke der Universitätsbibliothek
heutigen evangelisch-theologischen Arbeit ständig die herme- '

neutische Fragestellung bewegt wird; die Notwendigkeit dieser ~er Verf., der die Arbeiten aiw dem theologischen Bereich

Aufgabe wird indessen deutlich, wenn beobachtet wird, wie p?r?taltig notiert und die kirchen- und theologiegeschichtlichen

Verf. sich bemüht, verhärtete Positionen zu durchbrechen. Das jjnanomene kenntnisreich behandelt hat, hat einen wichtigen

nicht geklärte Ineinander von Psychologie und Theologie seiner ^«trag zur Theologie- und Fakultätsgeschichte geleistet. Es

Arbeitsweise jedoch führt ihn seinem Ziel, biblische Theo- Ware zu wünschen, daß vorliegende und künftige Untersuchun-

logie zu betreiben, nur bedingt zu. fLVi. nur ,lnnerhaI]> der BibÜotheks- und Wissenschafts-

B(,r|in Gerhard Koch Kesctiichte, sondern auch in der Kirchengeschichte (bes. der

r__ 1 err'torialkirchengeschichte, <he die Arbeiten zur Kontakt- und

üildungsgeschichte nur vereinzelt in Angriff genommen hat) die

Braun, Herbert: Qumran und das Neue Testament - Ein Bericht ihnen gebührende Beachtung finden. Was W. Eiert im IL Band

über io Jahre Forschung (1950-1959) (Fortsetzung). der Morphologie des Luthertums (1932) geboten hat, wird

Theologische Rundschau N. F. 29, 1963 S. H2-176 durch Feyl für ein Teilgebiet in aufschlußreicher Weise unteren
kämm, Günther: Die Theologie Rudolf Bultmanns in der mauert und ergänzt

neueren Diskussion - Zum Problem der Entmythologisierung und Jena Eberhard H Pältz

Hermeneutik.

Theologische Rundschau N. F. 29, 1963 S. 33-141. W.ckernagel, Hans Georg: Die Matrikel der Univerrität Basel.

vossberg, Herbert: Die Funde am Toten Meer im Lichte des m Auf{r der Universität Bafie] h unt Mi(arb yon M. Sieber,

Neuen Testaments. 3., erweit. Aufl. Berlin: Evang. Verlagsanstalt H. Sutter u. A. Tammann. HL Bd. 1601/02- 1665/66. Basel: Ver-

(zu beziehen durch J. Herrmann. Zwickau) [1963]. 49 S. m. 1 tun.- ]ag der Universitätsbibliothek 1962. XXXI, 776 S. gr. 8°. sfr. 69.-.

Skizze, u. 10 Abb. a. Taf., davon 4 färb. 8°. DM 1.80. W,„^^ ^ r l j_ r j. • j n n»„j / tut

Wieder nur 6 Jahre nach Erscheinen des II. Bandes (s. ThLZ

XlHCHENGESCHICHTE: ALLGEMEINES £L£j& £,Tfi &X^Z7tT&^

Fevl. Othmar Dr • Beiträge zur Geschichte der slawischen Verbin- ^ammann den 3. Band der Basler Univereitäts - Matrikel vor.

dungtn und internationalen Kontakte der Universität Jena. Jena: ^Ieser umfaßt die Jahre 1601/02 bis 1665/66. Eingeschrieben

VEB Gustav Fischer 1960. XXXI, 378 S. m. 25 Abb. a. Taf. gr. 8°. *,nd in diesen 60 Jahren 5682 Studierende. Es handelt sich bei

Lw. DM 30.—. diesen natürlich größtenteils um Schweizer (unter diesen sind be-

Die bisher dominierende Pflege der inneren „Inventar- sonders gut die Basler, Zürcher, aber auch etwa die Bündner ver-

G«chichtc" der Universität sucht der Verf. durch eine Erfor- *et(?l> und Studenten aus dem Gebiet des Heiligen Römischen

s*ung des Profils der Universität von der nationalen und pei*es Deutscher Nation (Brandenburger, Franken, Friesen,

'"'"nationalen Geisteswirksamkeit her zu ergänzen. Für die Preußen, Sachsen, Schlesier), dann aber auch verhältnismäßig

Bildungs- und Wirkungsgeschichte der Jenaer Theologie, zahlreiche Böhmen und Polen. Seltener vertreten sind Franzo-

auf die sich diese Anzeige beschränken muß, bieten die Ergeb- s*n- Dänen, Engländer, Italiener und Schotten, nur vereinzelt

^isse der matcrialrcichen Arbeiten Feyls, die zuerst in der Balten, Iren, Norweger und Schweden, Ungarn. Nur je einer

™>ssenschaf fliehen Zeitschrift der Universität Jena erschienen stammt von der Kanalinsel Jersey, aus Mazedonien, der Türkei

*'nd und hier zusammengefaßt und mit Registern versehen in u"d Rußland. - Kurz zusammengefaßt lassen die verschiedenen

Bu*form vorgelegt werden, viele überraschende neue Erkennt- Listen noch folgende Feststellungen zu: ihrer soziologischen

"jssC die zum Schaden von Theologie und Kirche weithin dem Herkunft nach studierten in der 1. Hälfte des 17. Jhdts. in Ba-

VcrRcsscn anheimgefallen waren. Es bewahrheitet sich von sei vor allem Söhne von Adligen, Patriziern und Akademikern.

n5Ucm. daß vertiefte Geschichtserkenntnis auf der Basi« inten- Basel war dank eines ausgezeichneten, manche Berühmtheiten

siver Einzclforschung anscheinend festgefügte, für Generationen aufweisenden Lehrkörpers für Theologen, Juristen und Medizi-