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Ausgabe:

1963

Spalte:

844-845

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Stanley, David Michael

Titel/Untertitel:

Christ's resurrection in Pauline soteriology 1963

Rezensent:

Koch, Gerhard

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843

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 11

844

Apg. 11, 27 ff. parallel gesetzt, sondern 9, 26 ff.). Das Dekret
von Apg. 15 gehört nicht mit den Verhandlungen von Gal.
2, 1 ff. zusammen (116) usw. Die Kennzeichnung der Gegner als
Judaisten ist durchweg gestrichen; statt dessen heißen sie
„gegnerische Judenchristen" o.a.; das Verständnis ihrer Besonderheiten
erscheint in Einzelzügen als variiert.

Das unter c) Angedeutete umfaßt eine Vielzahl von Stellen
, an denen das Gemeinte klarer herausgearbeitet wird durch
neues Formulieren alter oder durch Zufügen das Verständnis
des Textes weiterführender Sätze. Manches ist bestimmter,
manches zurückhaltender gefaßt, manches schlichter gesagt und
damit deutlicher. Mitunter sind weniger förderliche Erwägungen
gestrichen. Manchmal hat 6ich die Auffassung exegetischer
Einzelheiten gewandelt, zu 3,15 (143 f.), zu 3,19 (die Engel
werden jetzt als Vermittler des Gesetzes verstanden, 155), zu
5,26 usw., bis hin zum Gegenteil in 2,15 (Streichung eines
„nicht"; 88), vgl. 1, 9 (40).

Der 6chon äußerlich auffallendste Eingriff in die alte Fassung
bezieht sich auf die religionsgeschichtliche und theologische
Beurteilung von 3,19 und besonders 3,20. Zu V. 19
wird in dem Vergleich der Stellung des Paulus und der Gnosis
zum Gesetz bzw. zum AT der Unterschied deutlicher herausgestellt
und die letzte knapper und klarer skizziert. Zu V. 20
sind die früheren Ausführungen über den juEaaTjg erheblich
zusammengestrichen (statt 114-119 nun 161 f.s); die Auslegung
schließt sich an die vordem abgelehnte Oepkes an; als rcligions-
geschichtlicher Hintergrund wird nicht mehr die frühe Gnosis
betrachtet (vgl. Rez. 15 5), sondern als möglicherweise vergleichbarer
Text lQH 6, 13 f. angezogen3.

Übrigens sind auch die Belege offenbar weithin durchgesehen;
z.T. sind sie durch neue ersetzt oder ergänzt. Das erste Zitat S. 155,
A. 1 stammt (s. schon Rez. 156) aus (1.) Bar (LXX). Störende neue
Druckfehler: S. 54, A. 1, Z. 1 v.u. lies Hiob 10, 18; S. 131, Z. 12 lies
Rom. 14,17; S. 280, Z. 15 lies Aristoph. Plut. Die Texte zu den
Anm.-Ziffern S. 44, Z. 1 und S. 48, Z. 1 sind versehentlich weggefallen
; dabei hat sich die Beziehung der dazwischen liegenden Anm.-
Ziffern und dem zugehörigen Anm.-Text verschoben. S. 161 ist A. 3
ganz zu streichen und vor A. 4 die Ziffer 3 zu setzen.

Zugefügt sind außer einem Register griechischer Wörter
und einem Sachregister eine Einleitung (15—24)*, in der vor
allem über die Adressaten und die bei ihnen eingedrungenen
fremden Missionare gehandelt wird (neben der Beschneidung
spielt bei ihnen nach Schlier die Kalenderobservanz eine besondere
Rolle; religionsgeschichtlich zieht er gewisse Linien zu
einem Judentum apokalyptischer Prägung und besonders zu
Kerinth hin), und ein klar aufgebauter Exkurs „Die Problematik
des Gesetzes bei Paulus" (176—187)5, der die kommentierenden
Ausführungen durch wichtige paulinische Aussagen ergänzt.
Als Exkurs, „Indikativ und Imperativ bei Paulus" (264-267),
ist nunmehr ein früher an 5, 24 angehängter Passus bezeichnet.

Die Veränderungen sind übrigens offensichtlich nicht in einem
konfessionellen Zusammenhang zu sehen"; dem (neuen) Satz, daß für
Paulus nicht „Werke an sich verwerflich sind, wie sich an den gebotenen
Werken der Liebe" (5, 13 ff.) zeige (135), kann sicherlich zugestimmt
werden, er ist, in den Rahmen der Ausführungen des Exkurses
über das Gesetz (bes. 184—187) gestellt, unzweideutig (vgl. 235).

Die Neubearbeitung bemüht sich, noch präziser nach dem
zu fragen, was der Paulustext als solcher tatsächlich besagt. Das

2) Der Verlag ist zu einer größeren Type in Antiqua (abgesehen
von der Übersetzung) und zu einem etwas größeren Satzspiegel übergegangen
.

') Material aus Qumran usw. ist besonders auch zu 4, 10 eingearbeitet
; zur Abgrenzung s. 271 A. 1. — Der Autor des 2-bändigen
Werkes „Die Texte vom Toten Meer" (München 1960) heißt nicht
Meyer (so 162; 205, A. l), sondern Maier.

*) Hier ist 15 f. früher zu 1,2 benutztes Material verwartet.

5) Zur Literatur (176 f. A. 2) vgl. noch P. G. Verweijs, Evangelium
und neues Gesetz in der ältesten Christenheit bis auf Marcion
(Diss. Utrecht i960) spez. 49—76. — Der Artikel vö/toi im ThWb
stammt von Gutbrod.

') Die leichte Variante in der Formulierung zu 1,19 etwa, die
Identifizierung des Jakobus mit dem Alphäussohn und seine Bezeichnung
als Vetter Jesu seien „schwer zu begründen" (statt „unbegründet
"), ist ohne Belang.

Ergebnis ist, wenn auch der Text mancher Seiten unverändert
geblieben ist, m. E. so wichtig, daß man die neue Auflage auch
als Besitzer der früheren nicht entbehren kann.

Halle/Saale Gerhard De 11 i n g

Stanley, David Michael, S. J.: Christ's Resurrection in Pauline
Soteriology. Roma: Pontificio Instituto Biblico 1961. XXVII, 313 S.
gr. 8° = Analecta Biblica, Investigationes Scientificae in Res
Biblicas, 13. Lire 3.900.— ; $ 6.50.

Die Bedeutung der Auferstehung Jesu innerhalb der pau-
linischen Heilslehre herauszustellen, ist die Absicht des Autors.
Zu dieser wichtigen Aufgabe führt ihn die seit einiger Zeit
geäußerte Bekümmerung darüber, daß der Auferstehung um der
juridischen Konzeption des Versöhnungswerkes willen, die allein
dem Tod Jesu Objektivität zuerkannte, nur subjektive Bedeutung
zugestanden worden sei. Zur Durchbrechung dieser unerträglichen
Enge sei allerdings erforderlich, die durch bestimmte
Ontologien (aristotelische Philosophie) gesetzten Fundamente
zu zerbrechen, die die Erfassung der biblischen Zusammenhänge
verwehren. So gipfelt die Forderung des Autors in
der Erarbeitung einer neutestamentlichen Theologie, die keine
bloß historische Aufgabe 6ein dürfe, wie sie auch dann noch
verkannt sei, wenn sie nur Materialsammlung für systematischtheologische
Systeme anzustellen habe. Biblische Theologie sei
hingegen eine theologische Disziplin. Mit dieser grundsätzlichen
Forderung wendet sich Verf. dem bereits genannten Gegenstand
seines Buches zu. Ihr entspricht auch das Verfahren, den
Werdegang der paulinischen Heilslehrc nachzuzeichnen, hierbei
in Ansatz bringend, daß es eine Entwicklung der paulinischen
Lehre gebe, die mitbestimmt sei durch wesentliche Begegnungen
und Erfahrungen, Zusammenstöße und sachliche Konflikte im
Leben des Apostels. Mitbestimmend für Aufbau und Inhalt des
Buches ist weiter der theologische Entwurf des Lehrers Stanislas
Lyonnet, der unter Soteriologie die Heimkehr des von Gott
durch die Sünde getrennten Menschen zu Gott versteht, die
ermöglicht ist durch Tod und Auferstehung Jesu als der „ersten
Frucht" innerhalb des Menschengeschlechts. In der sakramentalen
Anteilhabe (Taufe) an Tod und Auferstehung Jesu wird
diese Heimkehr Wirklichkeit. Es ist somit die Liebestat Gottes,
die diesen Heilsprozeß einleitet und bewirkt. Der Liebes-
gedanke schafft die Überwindung der leblosen Aufteilung in
objektive und subjektive Faktoren, die die Theologie selbst in
die Erstarrung geführt haben. Diese Konzeption nimmt der
Autor auf und versucht 6ie durch biblisch-theologische Arbeit
ihres Entwurfcharakters zu entkleiden.

Die Untersuchung bewegt sich in zwei Arbeitsgängen. Im
ersten, den größten Teil der Arbeit ausmachenden Abschnitt
wird zunächst aus dem lukanischen Schrifttum Kerygma und
Lehre des (hellenistischen) Urchristentums erarbeitet (23-38).
auf das Paulus nach seiner Bekehrung stößt. Diese Lehre, für
die die Betonung der Auferstehung als Tat Gottes gegen die
schuldhafte Tat der Juden, die den ebed Jahve umgebracht haben
, charakteristisch ist, übernimmt Paulus — insbesondere i"
seiner Verkündigung (39-59), um nun in einem langen Arbeitsprozeß
seine ausgeführte Lehre vom göttlichen Hcilswcrk
darzustellen (60—249). Hierfür wird eine chronologische Ordnung
der paulinischen Briefe versucht, um dann die eigentümlichen
Aussagen jeder Epoche herauszustellen, sie mit den
Daten der Ap. Gesch. zu vergleichen und so den Werdegang des
paulinischen Denkens zu erhellen. Besondere Anlässe für diese«
Werden sind der Zusammenstoß mit den Juden, mit ihm verbunden
die eigenartige Betonung des Kreuzes aU skandalon.
und der Konflikt mit dem griechischen Geist, der dazu führt,
daß Paulus die urchristliche These von Auferstehung und Par'
usie in die paulinische von Tod und Auferstehung, mit ihnen
der Präsenz des Heils (der Gedanke des Leibes Christi) und der
sakramentalen Teilhabe überwindet. Der zweite Arbeitsgang
vergleicht die so gewonnene Darstellung der paulinischen Lehre
mit dem ganz anders bestimmten Entwurf von Hb. und ra^
schließlich als Ergebnis den von Lyonnet gegebenen Entw"r
zusammen (250—286). Hier ist besonders wichtig die Aussag
von Gott als dem Vater, der durch seinen Sohn — durch KrC