Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1963

Spalte:

836-837

Kategorie:

Judaistik

Titel/Untertitel:

Introduction générale 1963

Rezensent:

Leipoldt, Johannes

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

835

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 11

836

leitung in das gesamte Problem umreißt der Verfasser die Ergebnisse
der bisherigen Forschung von Fritzsche (1836) und
Baethgen bis zu R. Devreesse und J. M. Voste. Noch nicht vorgelegen
hat ihm der Aufsatz von A. Penna, I titoli del 6alterio
siriaco e S. Gerolamo, Biblica 40 (1959) 177—187, der die
„historischen" Psalmenüberschriften bis auf Diodor von Tarsus
zurückführen möchte, das Problem allerdings vorläufig offen
lassen muß. Sicher bleibt die weitgehende Übereinstimmung der
Psalmenüberschriften in der syrischen Bibel mit Theodor. In
weiteren Abschnitten gibt Bloemendaal genaue Rechenschaft
vom Plan seiner Ausgabe der ostsyrischen Psalmenüberschriften
und den zugrundegelegten Handschriften, die in der üblichen
Weise nachgewiesen und beschrieben werden. Neben einigen
wichtigen Handschriften (A — H) stehen die umstrittenen gedruckten
Ausgaben von Urmia und Mosul und als besondere
Gruppe die Kommentare von Theodor, Denha-Gregorius und
einem Anonymus. Auch über die für die Ausgabe nicht benutzten
Handschriften wird referiert. Die Abweichungen innerhalb
der Überlieferung sind nur geringfügig, wie die Beispiele
zeigen; drei Ausnahmen, bei denen sich westliche Einflüsse
zeigen, können den Gesamteindruck nicht ändern. Die Übersicht
über die Einordnung der Psalmen (vier messianische, siebzehn
makkabäischc usw.) ergibt sich damit einfach. Anders ist es mit
dem Kommentar von Denha-Gregorius, dessen Zusätze von der
sonstigen Überlieferung der Psalmenüberschriften abweichen und
zu einer anderen Einteilung der Psalmen führen.

Alles das dient als Einleitung zu der wissensdiaftichen
Textausgabe der Überschriften der Psalmen 1 — 150, die so das
erste Mal geboten wird und in folgender Weise aufgebaut ist:
Die Überschriften der Handschrift A (oder F) stehen voran und
werden mit eigenem Apparat aus den übrigen wichtigen Handschriften
dargeboten, so daß die Einheitlichkeit dieser Überlieferung
deutlich zur Geltung kommt. Es folgen die Bemerkungen
aus dem Kommentar von Denha mit ihren ausführlichen
Erweiterungen gegenüber Theodor ebenfalls mit eigenem Apparat
. Die Aufgabe ist mit aller philologischen Genauigkeit durchgeführt
(vgl. die früheren verdienstvollen Ansätze z. B. Biblica
25 (1944) 210 ff., 261 ff.), so daß nunmehr das Material für
weitere Untersuchungen bereitsteht. Dabei wird es um die
schon angedeuteten Probleme gehen, schließlich aber um die
Geschichte der Psalmenexegese und ihre Einwirkung in Theologie
und Liturgie der (o6t-)syrischen Kirche im Zusammenhang
mit einer kritischen Betrachtung der masoretischen und
griechischen Überlieferung und den eigenständigen Erwägungen
einer entstehenden .historischen' christlichen Exegese. In diesem
Sinne kann die Arbeit wohl auch für das gegenseitige Verständnis
der Kirchen in ihrer geschichtlichen Verflochtenheit
von Nutzen sein.

Gießen Georg Bertram

Albright, W. F.: The Chronology of Middle Bronze 1 (Early
Bronze-Middle Bronze).

Bulletin of the American Schools of Oriental Research. Nr. 168,
1962 S. 36—42.

Balaban, Milan: Proto-Nahum und die Gesdiiditsphilosophie.

Communio Viatorum 5, 1962 S. 234—240.
C r o s s, Jr., Frank Moore: An Ardiaic Inscribed Seal frora the Valley

of Aijalon.

Bulletin of the American Schools of Oriental Research. Nr. 168,
1962 S. 12—18.
— The Inscribed Jar Handies from Gibeon.

Bulletin of the American Schools of Oriental Research. Nr. 168,
1962 S. 18—23.

Dahood, Mitchell, S. J.: Proverbs and Northwest Semitic Philology.
Rom: Pontificium Institutum Biblicum 1963. 72 S. gr. 8° = Scripta
Pontificii Instituti Biblici, 113. Lire 1.200.—.

Porter, J. R.: Moses and Monarchy. A Study in the Biblical Tradition
of Moses. Oxford: Blackwell [1963]. 28 S. 8°. 3s. 6d.

Schilling, Othmar, Prof. Dr.: Das Mysterium Lunae und die Erschaffung
der Frau nach Gn 2, 21 f. Vortrag. Paderborn: Schöningh
1963. 36 S., 45 Abb. a. Taf. gr. 8°. Kart. DM 4.80.

Youngblood, Ronald: Amorite Influence in a Canaanite Amarna
Letter (EA 96).

Bulletin of the American Schools of Oriental Research. Nr. 168,
1962 S. 24—27.

jVDAICA

[Philon d'Alexandrie:] Les Oeuvres de Philon d'Alexandrie. Publica
sous le patronage de l'Universite de Lyon par R. Arnaldez,
J. Pouilloux, C. Mondesert. 1: Introdaction Generale par
R. Arnaldez. De Opificio Mundi par R. Arnaldez. 259 S. 2: Legum
Allegoriae I — III. Introduction, Traduction et Notes par C. Mondesert
, S. J., 319 S. 9: De Agricultura. Introduction, Traduction et
Notes par J. Pouilloux. 101 S. 26: De Virtutibus. Introduction et
Notes de R. Arnaldez. Traduction de P. Delobre, M.-R. Servel,
A.-M. Verilhac. 161 S. 27: De Praemiis et Poenis de Exsecrationi-
bus. Introduction, Traduction et Notes par A. Beckaert. 129 S.
Paris: Editions du Cerf 1961/62. 8°.

Von den Werken Philons, des einzigen alexandrinisdien
Juden, den wir genauer kennen, besitzen wir eine deutsche
Übersetzung, die, wie ich höre, seit den Tagen des Nazismus
fast unauffindbar geworden ist. Auch eine englische Übersetzung
erschien. Heute können wir die ersten fünf Bändchen einer französischen
Ausgabe anzeigen, die neben den französischen Text
den griechischen Urtext stellt; es sind im ganzen 35 Bändchen
vorgesehen. Zu diesem Werke taten sich drei französische
Philonkenner zusammen, die von Kollegen und Organisationen
unterstützt werden: ein schneller Fortgang der Arbeit scheint
also gesichert. Die Titel der Lieferungen nennen die Namen der
Forscher, die für die Übersetzung verantwortlich 6ind; der
Wortlaut ist aber von einem Ausschusse durchgesehen. Die Beigabe
des Urtextes ist um so mehr zu begrüßen, als er in einer
wundervoll klaren Type gedruckt ist. Die große Ausgabe von
Cohn, Wendland und Reiter ist, wie auch das sonstige deutsche
Schrifttum, benutzt. Wir freuen uns der Würdigung, die Philon
hier findet. Er 6teht in bemerkenswerter Weise zwischen den
Kulturen: christliche Schreiber erhielten uns seine Werke; er
war für sie eine Art Kirchenvater.

Das erste Bändchen, von R. Arnaldez bearbeitet, bietet zunächst
eine allgemeine Einleitung. Der Verf. kennt die Texte,
die mit Philon verglichen werden müssen (vor allem Aristeas,
die Weisheit Salomos, die Sibyllinen); ebenso den Gang der
Forschung. Besondere Anschaulichkeit wird dadurch erreicht, daß
er scharfe Fragen stellt: War Philon ein kontemplativer Mensch
oder ein Mann der Praxis? (Hier wird mit Recht auf die legatio
ad Gaium verwiesen.) Wie stand er zur Eschatologie? Dabei
werden ihm auch missionarische und apologetische Absichten
zugeschrieben. Etwas kurz 6ind Therapeuten und Qumranleute
behandelt. An die Einleitung schließt sich der Text der Schrift
de opificio mundi. Ich würde in den Anmerkungen eine stärkere
Berücksichtigung der Rabbinen begrüßen (vgl. z. B. S. 190 Anm.).

Von den größeren Schriften Philons bringt das zweite
Bändchen, das dem Gedächtnisse des verdienten Philonforschers
Brehier gewidmet ist, die drei Bücher legum allegoriae. Hier ist
in dankenswerter Weise hervorgehoben, was nicht selten übersehen
wird: daß Philon ein religiöser Mensch war, und daß man
nur von hier aus eine gewisse Einheitlichkeit bei ihm finden
kann. Herausgeber ist C. Mondesert S. J.

Von den kleineren Schriften Philons wurden bereits veröffentlicht
: im 9. Bändchen de agricultura von J. Pouilloux; im
26. Bändchen bearbeiteten drei gelehrte Damen den Text de
virtutibus; im 27. bringt A. Beckaert die Traktate de praemiis et
poenis und de exsecrationibus. Überall werden von den Übersetzern
wertvolle Hinweise gegeben. Philon knüpft gern an ein
einzelnes Textwort an und hängt ein ganzes Buch daran. Er
gleicht oft einem Prediger, der seine Hörer erbauen will. Und
er wird von ihnen verstanden; er darf erwarten, daß auch leise
Anspielungen verstanden werden (de agr.). Die erbauliche Art
macht sich besonders in der Schrift de praem. et poen. und de
exsecr. geltend. Leider wird nicht die Gelegenheit benutzt, den
Friedensgedanken Philons § 8 5 ff. nachzugehen und sie in die
Friedensbewegung der alten Welt einzureihen; das wäre eine
wertvolle und zeitgemäße Aufgabe! Aber wir finden nur eben
den Hinweis auf Jes. 11, der für den Leser selbstverständlich ist.
Ebenso wünschte ich bei den merkwürdigen Ausführungen
Philons de virt. § 223 ff. Erläuterungen, die Philons Gedanken
zur Frauenfrage erklären.