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Ausgabe:

1963

Spalte:

62-67

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Schütz, Paul

Titel/Untertitel:

Parusia 1963

Rezensent:

Dilschneider, Otto A.

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 1

62

Bea, Augustinus Cardinal: Die Bedeutung des 2. Vatikanischen Konzils
für die Einheit der Christen.

Stimmen der Zeit 170 (Jg. 87, 1961/62), S. 241—258.
— Am Vorabend des II. Vatikanischen Konzils.
Stimmen der Zeit 171 (Jg. 88, 1962/63), S. 1—4.

Benz. Ernst: Römisches Konzil und Weltkirchenkonferenz in evangelisch
-theologischer Sicht.

ökumenische Rundschau 11. 1962 S. 186—214.
Endres. Heinz: Vor dem II. Vatikanischen Konzil.

Die Zeichen der Zeit 16, 1962 S. 361—369.
Engelhardt. Hanns: Die Sdiutzbestimmur.gen zugunsten der

Sonderbekenntnisse in der Ordnung der Evangelischen Kirche in

Hessen und Nassau.

Zeitschrift für evangelisches Kirchenrecht 8, 1962 S. 374—387.

Gneditsch, P.: Eine Schatzkammer der Theologie.
Stimme der Orthodoxie Heft 8, 1962 S. 39—44.

Hees, Ulrich: Evangelische Kirche — der Bund der Synoden lutherischen
Bekenntnisses in Brasilien — innerhalb der brasilianischen
Wirklichkeit.

Die evangelische Diaspora 33, 1962 S. 23—29.

Hughey, John David: Die Taufe im Glauben und in der Praxis der
Baptisten.

Theologisohe Zeitschrift 18, 1962 S. 190—204.

Hutten. Kurt: Kirche und Spaltungsgemeinschaften |mit Dokumenten
zum Selbstverständnis der Sekten].
Lutherische Monatshefte 1, 1962 S. 312—317.

Jaegcr. Lorenz: Am Vorabend des ökumenischen Konzils. Hoffnungen
und Erwartungen im Anschluß an die Vorbereitungsarbeiten
für das II. Vaticanum.

Theologie und Glaube 52, 1962 S. 241—260.
K ü n g, Hans: The Ecumenical Council in Theological Perspective.

Dialog — A Journal of Thcology I. 1962. Nr. 3, S. 40—49.
Küppcr6. Werner: ..Das Tridentinum im Lichte des kommenden

Konzils".

Internationale kirchliche Zeitschrift 52, 1962 S. 120—132.

May, Gerhard: Probleme der Gustav-Adolf-Arbeit in Österreich.
Die evangelische Diaspora 33, 1962 S. 1—8.

M i n a r d, Pierre: Monastisdie Erneuerung.
Erbe und Auftrag 38, 1962 S. 385—398.

Ocsch, W. M.: Bekenntnis und Bekenntniskirchen. Thesen zur
Wechselwirkung zwischen der Geltung der altkirchlichen und lutherischen
Bekenntnisschriften und der Rechtgläubigkeit verfaßter
Kirchen.

Lutherischer Rundblick 10, 1962 S. 83—87.

R a h n e r, Karl: Über das Latein als Kirchensprache.

Zeitschrift für katholische Theologie 84, 1962 S. 257—299.

R a m s e y, Michael: Konstantinopcl und Canterbury.

Internationale Kirchliche Zeitschrift 52, 1962 S. 199—212.

Spul er, Berthold: Die orthodoxen Kirchen. XLV.

Internationale Kirchliche Zeitschrift 52, 1962 S. 157—198.

Stakemeier, Eduard: Lutherische Stimmen zum kommenden Konzil-
Theologie und Glaube 52, 1962 S. 260—279.

Svrakov, B.: Die Mariologie in der Orthodoxen Kirche des Ostens.
Internationale kirchliche Zeitschrift 52, 1962 S. 113—119.

T h i 1 s, Gustave: L'infaillibilite de l'Eglisc ,.in credendo" et .,ül
docendo".

Salesianum XXIV, 1962 S. 298—336.

Uspenski, N. D.: Die Aufgaben der orthodoxen Theologie im
kirchlichen Leben der Gegenwart.
Stimme der Orthodoxie Heft 9, 1962 S. 37—39.

Vries, Wilhelm de: Konzil in ostkirchlicher Sicht.
Stimmen der Zeit 170 (Jg. 87. 1961/62), S. 401— 417.

Walter, Eugen: Alle meine Quellen sind in dir. Würzburg: Echter-
Vcrlag [1962]. 153 S. 8° = Christi. Konfessionen in Selbstdarstellungen
, hrsg. v. G. Stachel, Bd. I. Lw. DM 8.40.

Wilkens. Erwin: Reform of the Roman Catholic Law on Mixed
Marriages.

The Ecumenical Review 14, 1962 S. 437—448.
Zankow, Stephan: Sobornost oder Katholizität der Kirche.
Internationale kirchliche Zeitschrift 52, 1962 S. 108—112.

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Schütz, Paul: Parusia. Hoffnung und Prophetie. Heidelberg: Lambert
Schneider [i960]. 692 S. 8°. Lw. DM 22.50.

— Im Erblicken des Unsdiaubaren. Ausgewählte Vorträge und Aufsätze
. (Paul Schütz gewidmet z. 70. Geburtstag.) Stuttgart: Evang.
Vcrlagswerk [i960]. 229 S. 8°. Lw. DM 21.80.

Die „Parusia" stellt sich uns als eine umfassende Konzeption
und Darstellung der theologischen Aspekte vor, wie diese sidi
in der langen Entwicklung des Forsdiens und Denkens von Paul
Sdiütz herausgebildet haben. Das Werk beginnt mit einer Gesamtorientierung
über die derzeitige Lage von Kirdie und Theologie
unter der Thema: „Institution und Konfession, Im Zeitalter
der kollektiven Gewalten" (S. 13—147). Diese Einleitung
gliedert sich in zwei Abschnitte: „Die Selbstverschließung der
Kirche" (S. 13—68) und „Die Selbsteröffnung der Wahrheit"
(S. 69—147). Hier werden wir zunächst im ersten Abschnitt befaßt
mit der „pathologischen Sozialstruktur der allgemeinen
Gesellschaft" und mit der „pathologischen Sozialstruktur der
Kirche".

Man kann gewiß nicht sagen, daß wir arm wären an Zeitdiagnosen
. Was uns hier in diesem einleitenden Kapitel von
Paul Schütz geboten wird, geht über den Bereich allgemeiner
Zeitdiagno6e hinaus. Es ist eine geistesgeschichtliche Orientierung
über den Befund christlicher Existenz und über den derzeitigen
Ort und Inhalt evangelischer Theologie. Hier lesen
wir Sätze wie folgende: „Der Grund der pathologischen Sozialstruktur
der Gesellschaft ist weder psychologischer noch soziologischer
, sondern dämonologischer Natur. Die Christenheit ist
verdrängt aus ihrer Sendung als Prophet des auf diese Erde
kommenden Gottesreiches." UnseTe Gesellschaft krankt daran,
daß die christliche Verkündigung ihr eigentliches Zentrum aus
dem Auge verloren hat, oder, wie Schütz sagt: „Während sich
die abendländische Theologie seit dem Versinken des mittelalterlichen
Regnum-dei-Gedankens in einer individuellen
Sünden- und Versöhnungsreligion bis auf die letzte Flocke ihres
Marks verbraucht, hat sie das Zentrum des Evangeliums aus
dem Auge verloren" (S. 44). Schon hier klingt in der geistes-
gc-schiditlidien Orientierung das zentrale Anliegen und Thema
der theol. Konzeption von Paul Schütz an: An die Stelle der
Reichs- Gottes -Botschaft ist das Fragment einer Rechtfertigungstheologie
getreten. Wir werden sehen, daß sich Paul Schütz dazu
noch eindringlicher äußern wird. Zunächst aber macht uns
der Autor darauf aufmerksam, daß die Kirdie selber an der
Pathologischen Sozialstruktur der Gesellschaft in ihren kirchlichen
Bereichen reichlich teilhat. Ist die Kirche wirklich noch
communio 6anctorum, oder ist auch sie bereits ein Kollektivindividuum
geworden (S. 49). „Die Sozialstruktur der Kirche
wird mitbestimmt durch ihre Glieder. Diese Glieder aber sind
auch Glieder der Gesellschaft" (S. 56).

Schütz schildert uns nunmehr, wie 6ich die Sozialpathologie

— übrigens ein Tatbestand, den er von dem Mediziner Wilhelm
Kütemeyer übernimmt (S. 3 3) — auf das heutige Leben der Kirche
auswirkt. Hier kommt er zu folgenden Feststellungen: „Auch
in der Kirche finden wir den Menschen, der sich mit den
41 Prozent für die Sicherheit und mit den 2 Prozent für die
Freiheit erklärt" (S. 56, bezugnehmend auf S. 27). — „So scheint
nicht die Freiheit, sondern die Sicherheit heute die große Aufgabe
unserer evangelischen Kirche zu sein. Eine Ordnungsbewegung
von kirchengeschichtlichem Rang geht seitdem durch
das deutsche protestantische Kirchenrum . . . Eine konformistische
Welle geht über Haupt und Glieder, der Gottesdienst
wird einheitlich durchgeformt, die Liturgie wieder neu entdeckt,
eine Bewegung der Kirchenzucht und zum ordnungsgemäßen
Leben ist spürbar" (S. 58). — „In wieviel größerer Gefahr ist in
der Zeit des Massenmenschen die Kirche, wenn sich Glaubensgehorsam
und Sicherheitsinstinkt miteinander vermischen?"
(S, 67). Als ein eigenes Lebenszeugnis lesen wir in diesem
Zusammenhang den Satz von Paul Schütz: „Der einzelne läuft
Gefahr, daß sein Akt der Freiheit, den er mit dem Einsatz 6einer
Person vollzog, ohne Zuruf bleibt . . . Denn keiner ist mehr
unabhängig. Überall ist das Kollektiv schon unsichtbar anwesend
als mächtiger, stiller Diktator" (S. 66).