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Ausgabe:

1963

Spalte:

834-835

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Bloemendaal, Willem

Titel/Untertitel:

The headings of the Psalms in the East Syrian Church 1963

Rezensent:

Bertram, Georg

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 11

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Der Verf. will in diesem Werke mit der Methode der ana- können, und seine Behauptungen stützt er auf alte und neue Forschun-

lysierenden Erforschung die viel umstrittene und hauptsächlich gen der protestantischen und katholischen Exegese, aber er verweist

zum Verstehen der Psalmen unbedingt notwendige und unent- auch auf eigene Forschungen: nova et vetera.

behrliche Frage klären: Welche Psalmen, warum und wann, wie So spiegelt sich auch das Fest öfters in den Psalmen wider, ebenso

und auf welche Weise finden sich im Gebrauch in der alt- Reisen das Opfer und der kultisdie Anlaß ihre liturgische Benutzung

testamentlichen Liturgie? Z'B- APs£65' 106' 115< 148 usw-

Im Vorwort seines Buche« stellt Szörenyi fest: „Hier werden p , Auf diese Weise bereinigt der Verf. mit der Geschichte der

nur die sicheren und unzweifelhaften Grundlagen für weitere Arbeit ^Salm€n au* dle realistische Liturg.egeschichte der Psalmen,

aufgezeigt" (S. 11). In der S. 15-23 angegebenen Literatur vermissen Uer Abschnitt „Die kultischen Psalmen des Psalters nach

Wir die neuesten Quellenwerke. Nach 1945 erschienene Werke finden T?en °der Gattungen eingeteilt" (SS. 507-556) stellt endlich fest,

wir kaum, wenn auch der Verf. diesen Mangel sieht und bemerkt: welches ohne Zweifel diejenigen liturgischen oder kultischen Psalmen

„Die wissenschaftliche Arbeit war in den Nachkriegswirren geraume SInd' die fur die alttestamentliche Liturgie gemacht wurden. Hier

Zeit nicht möglich, doch soweit ich aus der Zeitschrift Biblica die stellt Szörenyi neun Gattungen auf: Die kultischen Hymnen (Ps 24,

Literatur verfolgen konnte, erschien in den Nachkriegsjahren kein !*' S7'93' I01> 121' 134' 136> 146' 149 und 15°)> welche die

Werk, welches mein Thema ausführlich behandelt hätte, ausgenommen ^'genschaften Gottes loben, 2. Sieges- oder Triumphlieder (Ps 46, 48,

Weisers, Bückers' und Mowinckels Werke" (S. 13). Doch hätten wir 68',76''. welcne Gott danksagen, 3. Vertrauenslieder (Ps 91 und 125),

gewünscht, daß die neuere Literatur bekannt gemacht worden wäre, W . . in den Schönheiten der Naturkräfte und auch in allen irdischen

zumal in unserer Zeit keine so großen Hindernisse mehr bestehen wie Ereignissen die Hand Gottes bemerken, 4. Öffentliche Danklieder

vor 15 Jahren. (Ps 65 ff" 107, 118, 126) und 5. Individuelle Danklieder (Ps 9, 18, 27,

In der Einleitung seines Werkes schreibt Szörenyi von „Dem 40, 57' 116)> welche die Gesänge des Dankopfers darstellen, wo die

kultischen Gebet im allgemeinen" (S. 27—64). Ganz vom Alten lnstrumente zusammen mit dem Lied der eigentliche Gottlobgesang

Testament aus leitet er den Zeitpunkt der Feste und die liturgischen £Ind- 6- Festliche Mahngedichte (Ps 75, 81 f., 95), diese fangen an mit

Riten ab, hauptsächlich die, welche im Pentatcuch nicht zu finden ymmschen Lobpreisen und werden mit der Vorstellung der dramati-

sind. Sechs kultische Handlungen können wir hier unterscheiden ^erten Worte Gottes fortgesetzt, so daß das Lob Gottes auch Befehle

(S. 3 3-64): 1. Prozessionen 2 Sam 6 und 1 Chron 16 stehen 8°tteS vcröffentlichen soll. 7. Bittpsalmen (Ps 20, 22, 26, 5 5, 61, 8 5,

mit Ps 24 in Zusammenhang, 1 Kön 8 und 2 Chron 5 wiederum mit * 102> 109, 115, 132, 144), zu welchen die meisten Teile der

Ps 132, „der ebensfalls ganz dramatisch die einzelnen Momente des 1 ",rgl^ 011 Psalmen gehören. In diesen wechseln sich ab das Flehen

Zuges besdireibt" (S. 34). Der Verf. erwähnt noch Ps 68, „nach die- uncL nejße Seufzen der Chöre und des Königs und Jahwes Worte,

'cm kehrt der König der Herrlichkeit selbst, der an der Spitze seines D'daktisch-historischc Lieder (Ps 106 und 13 5), welche mit Lehran-

Volkes in die Schlacht gezogen war, unter dem Frcudenjubel seiner pjelungen die Geschichte des auserwählten Volkes erzählen. Und end-

Gläubigcn (vergl. V. 4 und 8) feierlich in sein irdisches Heiligtum '* 9- Öffentliche oder Volksklagelieder (Ps 44 und 94), welche die

zurück" (S. 35), und Ps 118, in welchem von einer „nicht theo- ebete, Nöte und Klagen des Volkes enthalten und volkstümlich um

forischen Prozession" die Rede ist. 2. V i g i 1 i e n. Hier spricht ottes Hilfe bitten.

Szörenyi von Ps 134 ff. als von der Feier des Laubhüttenfestes. Das Sach- und Psalmenregister (SS. 557-67) ist ausführlich

l- Wasser schöpfen (Wasseropfer), wo Verf. sich auf Is 12,3; und gut. Doch bei so einem ernsten und wissenschaftlichen

Ez 47,i; Zadi 13,1 und 14,8 beruft. 4. Hinsichtlich der am Werke müssen wir bemängeln, daß der hebräische und griechi-

10 Tischri gefeierten Riten des Versöhnungstages (Lev 16) schreibt sehe Text nur in phonetischer Umschrift dargeboten wird, was

Prophetische Festliturgie : „in die Gesänge des öffent- (55^Nyomda) zu erklaren ist. Pas Autorenverzeichms

•'dien Gottesdienstes mischte sich also häufig eine prophetisch? Rede" ■> ,st exakt.

(S-46)! 6. Am ausführlichsten beschäftigt sich Verf. mit den verschie- Natürlich wird sich die Bibelforschung der protestantischen
denen Psalmen der Bittgebete für Fluchabwendung •'chule auch nach dem Buch von Szörenyi nicht tödlich verwun-
(Ps 7, 109 usw.) und mit ihrer liturgischen Rolle. det fühlen, aber der Verf. hat insofern einen guten Pienst
Der I. Abschnitt behandelt „Die Geschichte dieser Frage und die getan, als die Katholiken nun in einer objektiven Parstellung
verschiedenen bisher vorgebrachten Meinungen". Bei der Suche nach die Lehre der „anderen Seite" sehen können. Umgekehrt kann
der liturgischen Anwendung der Psalmen muß der Verf. zwischen die forrngeschichtliche Schule die Meinung und zusammengehe
! Extremen den Weg finden. Zuerst mußte er gegenüber der kon- faßte Lehre der katholischen Wissenschaftler kennenlernen.
Scrvativcn Auffassung auf die Lehre der heutigen katholischen Kirche Tarjän/Ungarn Otto Kormos
verweisen. Der Konservativismus glaubt nämlich zu wissen, daß das

Judentum keine anderen Gottesdienste hatte als die Opferungen und ß,°emendaal, W., theol. D.: The Headings of the Psalms in the

d:>ß bei diesen keine Psalmen gesungen wurden. Die andere, vom East Syrian Churdi. Leiden: Brill 1960. X, 93 S. gr. 8°. Lw. hfl. 20.—.

«tholischen Standpunkt aus unmögliche Ansicht, ist die „formge- Die syrisAe Überlieferung scheint die Psalmenübeirschriften

«WchtH&e Schule oder Methode". Sigmund Mowinckel zeige z.B. der Masora wie auch der Septuaginta verworfen zu haben. Sie

vier, TZC UT?:e **l "Thronbcst7"n*. Jahw« «f ,Und,::° von vornherein nicht mitübersetzt worden, weil man ihnen

S J?! ?f™ f Iii tfV If ht"ch tiet keine kanonische Gültigkeit beimaß und sie im Gegenteil für

Kiscncn Brauch d eses Festes gedichtet wurden. Der Verl. beschäftigt u-^tal. 1 . . . . „ , • , ,. , , . 1

si* auf den S 65-34! ausführlich mit diesen Ansichten. Hier können "«führend hielt. So beanspruchen die entsprechenden Angaben

auch wieder feststellen, daß seine Bibliographie die Bücher der 'n ostsyrischen Handschriften und Kommentaren, die also von

le'zten Jahrzehnte kaum oder überhaupt nicht erwähnt. °er masoretischen und der griechischen Tradition unabhängig

Der II. Abschnitt „Die Kriterien zur Lösung der Frage" (SS. 345 s™. ein selbständiges Interesse als Zeugnisse eigener exege-
-501) verteidigt die katholischen Behauptungen und untersucht sie t'fdler Arbeit, die in kürzerer oder längerer Form als Über-
]°n theologischen und philologischen Gesichtspunkten aus. Mit seiner Schriften der Psalmen in den Handschriften oder als Einfüh-
^ethode will der Verf. nachweisen, welche von den 150 Psalmen die- Hingen in den Kommentaren weitergegeben wurden. Inhaltlich
lem'gen sind, die in der alttcstamentlichcn Liturgie des Tempels Platz gehen 6ie nach der üblichen Anschauung auf Theodor von
gefunden haben und für die man von der Hl. Schrift und den Tradi- Mopsuestia, den kritischen Theologen und Exegeten der anti-
*"°ncn her dementsprechende Beweise erbringen kann. Nach unserer ochenischen Schule, zurück, der auch seinerseits die in der
Ansicht ist es das erstemal, daß man genau zeigt, welches diejenigen hebräischen und griechischen Bibel tradierten Überschriften ab-
Fsalmen waren, die ausdrücklich für die alttestamentliche Liturgie ge- ^ ms ische Material ist, von geringfügigen Unter-
Erleben wurden, bei welchen Gelegenheiten sie benutzt wurden wie ^ „fet* einheitlich erhalten und läßt sich

tllrrt rd "V£ *fÄJl Ef Ä bin- viel^cht in seinen Ausstrahlungen im Abendland bis zu Pseudo-

■«atlidl der Verfasser und der Anschriften der Psalmen und auch hin »tintn « »

WAtHch ihres U ngs über alles, was zu beweisen möglich ist. ^ verfolgen. In der syrischen Kirche selbst reicht der Einfluß

Mit inneren Kri erien (SS. 396—421) überzeugt uns der Verf. Theodors * *™ nestonanischen Bibelausleger Ishodad von

V°« den „B st1,1 gen des kultischen Ortes, wo ein Psalm gesungen Merw. In der vorliegenden Arbeit werden zum Vergleich mit

Wurde: Der Tempel der im Psalme real gegenwärtig ist" (SS. 396 dem sonstigen Bestand an einleitenden Formulierungen u.a.

-406); z.B ps 26 117 und in gewissem Sinn auch Ps 39. Der Verf. seine Bemerkungen zu den schon von Theodor als solche her-

sPricFit natürlich von allen Psalmen, die überhaupt in Frage kommen vorgehobenen vier messianischen Psalmen mitgeteilt. Als Ein-