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Ausgabe:

1963

Spalte:

822-823

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Honderd eeuwen Nederland 1963

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Theologische Literaturzeitung 83. Jahrgang 1953 Nr. 11

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mehr wissen als zuvor. Dagegen ist Kuhn sehr nüchtern in Leipzig eine kritische Würdigung des Begriffes „Schöpfungsseiner
Beurteilung der dritten Frage. Der Unterschied zwischen Ordnung".

den Qumran-Texten und dem NT wird ebenso stark unter- Nicnt groß (nur 11 Spalten), aber von grundsätzlicher Bestrichen
wie die Gleichheit. Man ist als Leser dankbar, daß die deutung ist der Artikel „Säkularismus". Systematisch wird die-

P"mran"Flebcr Angesteckten hier ni** das Wort bekom- ses Thema von C. H. Ratschow in Münster analysiert, der an

men haben. die Arbeiten von Schreiner und Gogarten anknüpft und die

Nach dem systematischen Teil des Artikels „Religions- Säkularisierung als ein positives Phänomen betrachtet.

Philosophie" (4 Spalten) von N. H. See, in dem man ungefähr Die Quelle der Säkularisierung ist gerade der Schöpfungsglaube

dasselbe finden kann wie in seinem dänisch geschriebenen Lehr- in seiner lutherischen Fassung, die ja auch biblisch ist: Säkulari-

buch der Religionsphilosophie, folgt, ein wenig überraschend, sierung bedeutet echte Weltlichkeit. Säkularismus ab

er

ein neuer Artikel oder eine neue Abteilung mit dem Titel ist eine Ideologie, eine Heilslehre, die die Welt „religionisicrt"

..Religionsphilosophen" (7 Spalten), von Trillhaas in Göttingen und sie als Gott (Abgott) anbetet. Aber auch der Aufsatz von

geschrieben. Trillhaas kann heute nur zwei Religionsphilosophen W. Hahn in „Kerygma und Dogma" 1959 wird von Ratschow

im herkömmlichen Sinne auf dem Boden des Protestantismus positiv bewertet. Das bedeutet eine Komplikation: bei Hahn

entdecken, Scholz und Tillich. Ein Schwede bemerkt, daß die füllt der Begriff „Religion" eine notwendige Funktion, was ja

religionsphilosophische Arbeit in Lund dabei nicht erwähnt bei Gogarten nicht der Fall ist. Ratschows Artikel ist von Inter-

wird. Das ist, glaube ich, sehr typisch. Auf dem Kontinent sieht esse und weckt im Leser Fragen, die keine Antwort bekommen,

man nicht die religionsphilosophische Grundlage der schwcdi- Nach der systematischen Analyse kommt eine neue Abteilung,

sehen Motivforschung (im Artikel „Theologie und Philosophie" „Säkularismus in Asien und Afrika", von J. C. Hoekendijk in

im sechsten Band von RGG 1962 wandert man durch 56 Spal- Utrecht. Der Unterschied zwischen Europa einerseits, Asien und

ten, ohne auf den Namen Anders Nygren zu stoßen). Es ist Afrika andererseits scheint nicht allzu groß zu sein. Ein Grund-

jetzt notwendig, daß die älteren Werke von Nygren in deut- problem ist überall das pietistische Verständnis der Welt und

scher oder englischer Sprache erscheinen. Sonst wird im Ausland die Schwierigkeit, „hinter" dieses Verständnis zu kommen. Die

das Bild von der schwedischen Theologie schief. Bibel und die Reformation sind unpietistisch, aber sie können

Der Artikel „Philosophie" hier im fünften Band (7 Spal- heute nicht reproduziert werden. Will man zurück zu ihnen

ten) hat als seinen Verfasser Professor G. Patzig in Hamburg kommen, muß man vorwärts gehen, wahrscheinlich philosophisch

l'nd beschränkt sich auf Literatur in deutscher Sprache. Patzig vorwärts. Sonst bleibt man der Historie verhaftet,
behandelt auch, sehr kurz, „Philosophia perennis" (l1 Spalte), „Predigt" ist ein großer Artikel (23 Spalten). Professor

dem Ncuthomismus gegenüber kritisch, mit guten Gründen. Niebcrgall in Marburg stellt in einer gelehrten Abteilung mit

Trotz aller Kürze sind die zwei Artikel von E. Schott in einer ausgezeichneten Bibliographie die Geschichte der Predigt

Halle über „Ritsehl" (4 Spalten) und „Ritschlianer" (2 Spalten) dar. In der systematischen Abteilung desselben Artikels hat

lehrreich. Die Linien vom Ritschlianismus zu Barth und zu Professor Doerne in Göttingen das Wort (kurz aber klar). Dazu

Bultmann werden nicht verwischt. treten Sonderabteilungen über die römisch-katholische Predigt

Es ist immer schwierig, korrekte Zahlen über die Ausbrei- (von Pfarrer Lell) und über „die Heidenpredigt" (von Professor

tung der Pfingstbewegung zu finden. Hier schreiben Dr. Eggen- Dürr). Der Schwerpunkt des Artikels liegt aber in den Aus-

kerger, Dr. du Plessis und Professor R. C. Wolf den Artikel führungen von Niebergall und Doerne. Beide beschäftigen sich

■/Pfingstbewegung" (3 Spalten) mit vielen Ziffern. Lateinamerika mit Luther, sind zugleich aber offen für die Probleme der

ist jetzt offenbar das Hauptland dieser Bewegung. In Europa Gegenwart.

haben Rußland und Schweden die größten Zahlen. ^Reidi an Diese Beispiele aus dem fünften Band mögen genügen. In-

wertvollcn Einzelheiten sind auch die Artikel „Papst , „Papst- zwischen ist auch der letzte, der sechste Band von RGG ab-

nanien", „Papstregister", „Papsttum" usw. (mit allen Unter- geschlossen. Man kann schon jetzt sagen, daß dieses Werk

abteilungen 45 Spalten). Ein chronologisches Verzeichnis der gelungen ist.

Päpste mit Wahltermin und Todestag für jeden Papst ist von Lund Gustaf wingren

Professor Aland in Münster aufgestellt (4 Spalten). Auch wenn

man an die biblische und systematische Theologie gar nicht "onderd Eeuwen Nederland. Samengcsteld onder redactie
denkt - dort liegen ja die wesentlichen Beiträge der neuen Auf- van »• E Bogaers, W. Glasbergen, P. Glazema, H. T. Waterbolk met
"age von RGG -, sind Tabellen gerade dieser Art, Zahlen und "V™^ "Ärl V-^" SSi L,UC'v M^T

'?»ßere Daten, von höchstem Wert. Man findet kaum heute in 9". 3>«.- Abb. g - Antiquity and Surv,val Vol. II,9-4.
lr8endeincm anderen modernen Werk so präzise Angaben über D e Publikation (siehe zu Vol. II Heft 2. 3, ThLZ 1961.2.

80 viele Felder der Religionswissenschaft und der Theologie. vnr j r . 7 flnneitlid,,en Thema niederländischen
T i ... , ; i | . n„;p„;ai„ „-„ „rnftpn , und Frühgeschichte gewidmet ist, enthält ein Geleitwort

Ich mochte aber auch gern einige Beispiele von groben, j ■ * • »_

srrimJ i j a f- l £ / cJ,Sn(,,^" (mit niederländischen Ministers für Erziehung, Kunst und

rfUOdiatz ichen Ausführungen nennen. Erstens „bchoprung (mit m. , . „ , 7 *r. i ..

Unt-,„ u*. ,1 . -r , * „„„„„ ->c CnlLnl tther yvissenschaften, in dem die Bedeutung der Verbreitung vor-

ynterabtciluiiccn und Zusammensetzungen 25 spalten), uoer >hjiiij.ji v . , , , 6 , r. , r.

die v~ "u"^." . „ ,. ._____«aiA*. cj,r„iuf prnfM=or geschichtlicher Kenntnisse hervorgehoben wird. Eine kurze Ein-

°T™ U ft KSÄSÄf? -f L AT P o eitUnS beschäftigt sich mit den neuen Aspekten der niederer
VWl (! W «Ä A CMte ,ändisdle" Altertumskunde und hebt die Kulturforschung, die

und i cE W7ht ° SfT mt p t 5 Sn- ^ologische Forschung, die Anthropologie und die Archäologie

»ja der^otcriologie), über dasI NT Professor Michel in Tu bin- der Römerzejt ^ un(J wejst zugldA W hjn |aß

Zl,c Schcpfungsgcdankc „nd Umkehrpredigt gehören im Nl Grabungen in zerstörten alten Kirchen wichtige Aufschlüsse

sammen. Theologicgcschichtlich und systematisch wird das uber dgs Vorhandenscin ehcma1s heidnischer Kultstätten gege-

^oplungsthcma von Professor Glocge in Bonn ausfuhrlich dar- ben hgben Wje ^ ßand 2 Heff 2 3 ^ ejne d,ronoiogische
gestellt. Von der skandinavischen Lutherforschung sagt Gloege, Jafel über die Zeiträume der Vor- und Frühgeschichte gegeben
ta . jic zwar Dedeutendes zur Wiedergewinnung des reforma- mit Abbildungen der für die einzelnen Epochen typischen
fischen Schöpfungsgedankens geleistet hat. daß sie aber zu archäologischen Überreste. Chronologisch führen durch die Vorzeitig
der Historie verhaftet geblieben ist. Diese Kritik ist und Frühgeschichte der Niederlande ebenfalls die achtzehn ein-

crechtiKt. Erst wenn Schöpfungsglaube und Religionsphilosophie zelnen Aufsätze. Am Anfang steht eine Abhandlung von

j^sammen gesehen werden, können wir aus dem Gefängnis der H. T. Waterbolk, „De prehistorie van Nederland in absolute

^'«torie befreit werden. Nur wenige Zeichen deuten auf eine gefallen" (S. 12-26). W. van Zeist schreibt über „Botanisch

*° die Befreiung in der Zukunft hin. Auch bei Gloege wird onderzoek en prehistorie" unter ausführlicher Berücksichtigung

'llich erwähnt, einer von den Wenigen, die noch philosophisch der Pollenanalyse, die für die Vorgeschichte von größter Be-

n,t dem Begriff der Schöpfung arbeiten. Pfarrer Klemm behan- deutung ist (S. 27-36). J. Huizinga steuert eine ausführliche

?T* danach das pädagogische Problem der Schöpfung in der Untersuchung (S. 37-54) über „De prehistorische mens in

■fchlichen Unterweisung, und zuletzt gibt uns Professor Lau in Nederland" mit genauen Tabellen über die Schädelmaße mit