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1963

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 10

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die alten Bilder der Bibel mit den Erfahrungen der Sklavenplantagen
zu einer Dichtung von unerhörter Ausdruckskraft.
Die Frage, welche Details dieser Synthese aus afrikanischer
Spontaneität und europäisch-abendländischer Gei6tigkeit nun
definitiv afrikanischen oder europäischen Ursprungs seien, die
ein halbes Jahrhundert die Diskussion um die Negro Spirituals
mit Plagiatsvorwürfen von beiden Seiten bestimmte, wird angesichts
des Objekts dieser Streitereien ziemlich belanglos. Dennoch
geht der Autor auch dieser Frage nicht aus dem Wege.
Der Leser erfährt von dem Raubzug, den weiße Kolonisten im
Zeichen des Kreuzes gegen das gold-, elfenbein- und sklaventrächtige
Westafrika ausrüsteten. Er hört von den unmenschlichen
Sklaventransporten über einen unwegsamen Ozean; von
den unchristlichen Statthaltern des Christentums im „cotton
belt", dem Baumwollgürtel der USA; vom Schacher mit menschlichem
Arbeitsvieh und entwürdigendem Frondienst; und immer
wieder von dem alle Qualen überdauernden Glauben an eine
unzerstörbare Substanz in der mißhandelten Kreatur. Alle diese
Texte sind vieldeutig. Sie sprechen von Rebellion und von der
Wiedergeburt, von der realen Flucht und von der Hoffnung auf
ein besseres Jenseits. Symbole der christlichen Mythologie verschmelzen
mit Chiffren einer schwarzen Resistance.

Im Laufe der Jahrzehnte wandelten die Negro Spirituals
Musikalisch und textlich ihr Gesicht. Aus dem ungefilterten
Schrei, der sich das Vokabular aus den Hymnenbüchern der
Erweckungsbewegung auslieh, wurde die Konfektion des Gospel
Songs mit allen Begleiterscheinungen, die in den USA heute
dazugehören — mit Leuchtreklamen an den Kirchen, geistlichen
Liedern in den Schlager-Hit-Paraden und Millionen-Umsätzen.
Und erneut fasziniert den europäischen Beobachter, daß das
Geschäft dem Glauben so wenig anzuhaben vermag wie vordem
die menschliche Dekla6sierung. Die dunklen Gesichter der Prediger
und Gemeindemitglieder bleiben in der modernen Kirche
aus Glas und Stahl die gleichen wie in der Holzkirche des
patriarchalischen Südens. Die Bilder dieses Buches sprechen die
gleiche Sprache wie die Texte. Sie verkünden die Botschaft einer
über Länder, Rassen und Klassen hinwegreichenden Menschlichkeit
.

Bremen Siegfried Schmidt-Joos

Dekkers, Eligius: Mönchtum und Liturgie.
Erbe und Auftrag 39, 1963 S. 204—213.

D e I 1 ' O r o, Ferdinando: Sacramentarium Bergomense.
Salesianum XXV, 1963 S. 75—80.

£ g i d i, Erhard: Erfahrungen aus der Kinderchorarbeit.
Musik und Kirche 33, 1963 S. 106—112.

Eichmeyer, Karl: Die Feier der Eucharistie bei den Kirchenvätern
.

Quatember 27, 1962/63 S. 112—117.
Eine kurze Erklärung der göttlichen Liturgie der Orthodoxen
Kirche.

Herausgegeben von dem Mitteleuropäischen Exarchat des Moskauer

Patriarchates. Berlin 1960.
lordahn, Bruno: Die eucharistische Feier.

Pastoralblätter 103, 1963 S. 272—279.
Lacan, Marc-Francois: Caeli Caelorumque Virtute6.

Kecherches de science religieuse LI, 1963 S. 240—246.
Dl« Nachtwache. Der Gottesdienst der Orthodoxen Kirche in

der Nacht zum Sonntag und vor großen Festen.

tine kurze Einführung, herausgegeben von dem Mitteleuropäischen

Exarchat des Moskauer Patriarchates. Berlin 1960.

r i m e 1 o n i, Ludovico : Commento liturgico alla nuova Ufficia-

tura per la festa di Maria Ausiliatrice.

Salesianum XXV, 1963 S. 144—156.
Zachariassen, Sybrand: Aktuelle Orgelbaufragen und Möglichkeiten
ihrer praktischen Lösung.

Musik und Kirche 33, 1963 S. 113—123.

Referate über theologische Habilitationen in Maschinenschrift

Kühn, Ulrich: Via caritatis. Theologie des Gesetzes bei Thomas von Christus ist und in dem die Gnade zur Erlangung der Tugenden ge-

Aquin. Habil.-Schrift Leipzig 1963. 380 S. geben wird. Im Unterschied zum Sentenzenkommentar wird das Ge-

Das kontroverstheologische Erfordernis, sich mit den „klassischen" setz in der Summa contra Gentiles als Mittel der Vorsehung Gottes

Theologen der je anderen Konfesson zu befassen, sowie die Notwen- erstanden, durch das der Mensch al6 Vernunftwesen zu seinem Ziel

d'gkeit, das eigene mittelalterliche theologische Erbe fruchtbar zu geführt werden soll. Von der heilsgcschiditlichen Konkretion ist hier

madien, bilden den Anlaß für eine evangelische Beschäftigung mit abgesehen, vielmehr verfährt Thomas metaphysisch-deduktiv, indem

Thomas. Die ,.Theologie des Gesetzes" bei Thomas ist für das kontro- er Notwendigkeit, Tatsache und Inhalt des Gesetzes aus dem allge-

versthcologische Gespräch im Fragenkreis „Gesetz und Evangelium" memen Gott - Mensch - Verhältnis ableitet. Übereinstimmend sehen

relcvant. Zugleich nimmt diese Thematik einen zentralen Platz im ^,ent«nzenkommentar und Summa contra Gentiles die Absicht des

System des Thomas ein, weshalb die Beschäftigung mit ihr aufschluß- Jfesetzes darin, den Menschen zur Liebe zu Gott als der höchsten

j?>ch ist auch für die Gesamttheologie und das System des Thomas. '"gend zu führen.

vorliegende Untersuchung befragt Thomas ihrem Anliegen ent- Kapitel III „Theologie des Gesetzes in der Summa theologiae"

sprechend in systematischer, nicht in rein historischer Hinsicht. Sie ]st dem großen Gesetzestraktat der Summa theologiae gewidmet, der

Untersucht — nach einem Einblick in die Thomasforschung — die m der Prima Secundae ein zentrales Stück der allgemeinen Ethik bil-

Gesctzcstraktate der drei großen Hauptwerke des Thomas je für sich det- Die Darstellung geht von der Gesetzesdefinition des Thomas aus

Wnter jeweiliger Heranziehung anderer Äußerungen in zeitlich zuge- "nd behandelt dann im Anschluß an Thomas die verschiedenen Arten

°rdneten Werken des Thomas), um auf diese Weise dem in jedem def Gesetzes: ewiges Gesetz, Naturgesetz, menschliches Gesetz, gött-

Wcrk besonderen Denkgefälle des Thomas auf die Spur zu kommen »*es Gesetzes des Alten und des Neuen Bundes. Dabei wird die

Und so ein zutreffendes Gesamtbild zu erhalten. Bedeutung der Abhandlung über altes und neues Gesetz, die über

. Kapitel I „Der Weg der Forschung zum Theologen Thomas" zeigt, dle Hälfte des ganzen Gesetzestraktates umfaßt, als einer Theologie

~7 und inwiefern die gegenwärtige, besonders die französische <jer Hei sgeschichte in nuce betont. An dieser Stelle stellt sich sowohl

.rn°masforschunK sich mehr und mehr für Thomas als Theologen zu das Problem der Stellung der Christologie im System des Thomas ein

pressieren beginnt - im Unterschied zur früheren Forschung, die a'f. audl das Problem des Verhältnisses von metaphysischem zu ge-

Inn vorwiegend als Philosophen gewürdigt hat. Das wird aufgezeigt "Sichtlichem Denken bei Thomas. Die Quaestionen über das neue

e"lmal an einem neuen Verständnis des Verhältnisses von Philosophie ^«etz erweisen sich als der Schwerpunkt des ganzen Gesetzes-

Und Theologie bei Thomas (Gilson, Pieper u.a.), sodann an der Be- «"ktates und zugleich als Höhepunkt der Theologie des Gesetzes bei

acufung, die neuerdings der Christologie im System des Thomas zu- Inomas überhaupt. Das neue Gesetz besteht nach der Summa theolo-

*CSchrieben wird (Chenu, van Kol, Schillebecckx u. a.), schließlich an pe nicht primär und eigentlich in äußeren Geboten, sondern in der

neuen Aufmerken auf die Elemente geschichtlichen Denkens bei 'nncren Gnade des Heiligen Geistes; die äußeren Gebote sind nur

'nomas (Congar, Horst u.a.). Die genannten drei Fragenkreise sind zum rechten Gebrauch der inneren Gnade notwendig. Eigentliches

^"ndlegcnd auch für die Interpretation der thomanischen Theologie ethisches Ideal des Thomas ist es. aus gottgewirktem innerem An-

aes Gesetze«. tncb sich selbst Gesetz zu sein (dieser Gedanke war auch bereits im

A Kapitel II „Theologie des Gesetzes bei Thomas bis zur Summa Sentenzenkommentar und in der Summa contra Gentiles zu finden).

^c°logine" untersucht nacheinander den Gesetzestraktat des Senten- Chnstus ist sowohl durch seine personhehe Erfüllung des Gesetzes in

nkTmcnta" und den der Summa contra Gentiles. Charakteristisch "inem Leben und Leiden als auch durch sein physisches Wirken »

fUr, Behandlung des Gesetzes im Sentenzenkommentar ist der der Küche mittels der Sakramente der Urheber des neuen Gesetzes.

^'Isgesduchtliche Ansatzpunkt: Das alttestamentliche Gesetz ist um Das Gesetz richtet den Menschen insbesondere auf d.e ewige Gottes-

2? Sünde willen dem Menschen gegeben worden; es «oll ihn zur schau als auf sein eschatologisches Ziel aus indem es aufgrund seiner

'"gend führen, vermag das aber nicht, sondern weist durch dieses "»nerlidi umwandelnden und erneuernden Gnadenkraft den irdischen

vn CI'nÖRen sowic auch durch den Symbolgehalt seiner Zeremonial- Weg des Christen al« „via caritatis , Weg der Gottesliebe Gestalt

Schriften über sich hinaus auf das neue Gesetz, dessen Zentrum w«den läßt.