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1963

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Systematische Theologie: Allgemeines

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 10

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Die zweite Gruppe steht unter der Überschrift „Die Kir- Offenbarung); „Das Kreuz und der Böse" (S. 181, 1938, Aus-
che". Hier stehen voran zwei Aufsätze („Die eine Kirche", einandersetzung mit K.Heims Versöhnungslehre); „Die Bekeh-
S. 62, 1959; „Die oekumenische Bedeutung des lutherischen rung in reformatorischer und pietistischer Sicht" (S. 224, 1959);
Bekenntnisses", S. 76, 1954), die um das Problem Einheit und endlich am Schluß des Ganzen: „Vom Sinn und Ziel der Weltkonfessionelle
Zerspaltung der Kirche kreisen. Bemerkenswert geschiente" (S. 304, 1955).

ist die Entschlossenheit, mit der A. sich gegen ein (freilich wohl Das ist eine sehr vielfältige Thematik; und doch ist das
oft unbewußtes) Selbstverständnis des Luthertums als Partikular- Buch nicht eine Nachlese von varia et dispersa. Die innere Ein-
kirche wendet, die in „konfessionellem Patriotismus" nur das heit ist spürbar: nicht nur in den theologischen Linien, sondern
eigene Erbe als solches zu wahren habe. Es gelte vielmehr, die besonders auch in der Kunst gerechter, die Wahrheit in der
Grundthesen der lutherischen Confessio als Ausdruck der einen Meinung des Andern suchender Gesprächsführung, die für Alt-
Wahrheit des Evangeliums in oekumenischer Begegnung mit der haus charakteristisch und in der er m. E. für unsere heute oft
Gesamtchristenheit zu bezeugen in gleichzeitiger Bereitschaft, verwilderte theologische Diskussion einfach vorbildlich ist.
sich in solcher Begegnung über Verengungen des eigenen Erlangen Wilfried Joest
Kirchentums hinausführen zu lassen. Im zweiten der genannten

Aufsätze wird ein beachtlicher Versuch gemacht, diese Grund- Fascher, Erich: Da» Menschenbild in biblischer Sicht. Berlin:

thesen lutherischer Confessio (die nicht identisch sind mit dem Evang Verlagsanstalt [1962]. 24 S. gr. 8« = Aufsätze u. Vorträge

in vielem auch zeitgebundenen theologischen Gesamtbestand z. Theologie u. Religionswissenschaft, hrsg. v. E.Schott u. H. Urner,

«er Bekenntnisschriften) inhaltlich zu umreißen (S. 82 ff.): A. H. 24. Kart. DM 1.50

s'eht sie im centrum Paulinum der Rechtfertigung allein durch D- 1 . ... , . . , . , ... ,.,

rU- rt u • j r -<il j a j j • •• j » t- • j„ Ule christliche Anthropologie wird gewöhnlich unter einem

den Glauben; in der Gewißheit, daß der darin gegründete Friede vierfark„„ a »c k 5 r» n ! 1 n i.~ c r ±

m)4 r ^ . . , ... t, .. „ , r 6. ... _ , Vlerrachen Aspekt entfaltet: Der Mensch als Geschöpf Gottes,

mit Gott In „eindeutiger Präsenz gegeben ist >n Wort und der Mensdi jm Wid A zu Gott und der Mens<Jj unter den

Sakrament; ,„ der strengen Unterscheidung des Evangeliums Vorzeichen der Versöhnung und der verheißenen Erlösung. Die
vom Gesetz Die noch folgenden Aufsatze dieser Gruppe behan- vorliegende Studie schlägt einen anderen Weg ein. Sie geht aus
dein das ekklesiolog.sche Thema nicht unm.ttelbar sondern von dm Sat2 ^ > Kjrdl,idlen D tik« K|rl Barths in m>2:
Mittelbar indem sie zu bestimmten Fragen des kirchlichen Le- „Was Menscniichkeit { übera„ ^ nQch oder
Jens und Handelns Stellung nehmen: „Der theologische Ort mehr gesehen wq Mensdlen ejnc abstrakte> das hdßt einc
der^D.akon.e S. 92, 1954); Der Sinn der Liturgie (S_106; von der Mitexjstenz sejnes Mitrnenschen abstrahierte Existenz
1937); „Dle Illustration der Bibel als theologisches Problem zugeschrieben wird. Wer den Menschen für sich und also ohne
•117, 1959). den Mitmenschen sieht, der sieht ihn gar nicht." Barth fährt
Die dritte, weitaus umfangreichste Gruppe steht unter der dann christologisch fort und kommt im Angesicht der Mensch-
Uberschrift „Die Lehre". Es handelt sich um Aufsätze zur Theo- werdung Gottes in Jesus Christus zu dem Bekenntnis: „Jeder
'°gie im engeren Sinne. Aus dem Inhalt heben wir zunächst Mensch als solcher ist der Mitmensch Jesu",
auch hier die beiden einleitenden Aufsätze hervor. Sie sind aus Dieser Ansatz wird für Fascher zum Ausgangspunkt, dar-
der lebenslangen inneren Berührung und Auseinandersetzung nach zu fragen, was im Alten und Neuen Testament über die
des Vcrfs. mit seinem Lehrer Adolf Schlatter hervorgegangen. Mitmenschlichkeit gelehrt wird. Es ist ihm gelungen, auf knap-
•>A. Schlatters Wort an die heutige Theologie" (S. 131, 1950/51) pem Raum ein erstaunlich reiches Material zusammenzufassen,
vergegenwärtigt die Gestalt des großen Tübingers in lebendiger Schon in der Genesis gilt es als die schwerste Versuchung und
Weise und läßt ihn so zu uns reden, daß man diesen Aufsatz Belastung des Menschseins, das Leben des Mitmenschen zu
geradezu als ein Brevier zur Neueinübung im rechten Verstehen vernichten und für solche Vernichtung wiederum Rache zu üben,
^er eigenen theologischen Aufgabe lesen kann. Das ist ein Im Pentateuch stehen nicht nur die Witwen und Waisen, son-
sdiöncs und seltenes Beispiel dafür, wie ein Lehrer auch und dem auch Fremdlinge und Sklaven unter dem Rechtsschutz
gerade durch den Mund des kritischen Schülers weit über seine S.ottes- Eines besonderen Beistandes bedarf der Körperbehinderte.
eigene Lebenszeit hinaus reden kann. Daß Althaus, selbst ein Wohl kennt das Alte Testament auch Unbarmherzigkeit, Härte
Deister der Lutherforschung, der Lutherkritik seines Tübinger un<* Grausamkeit, wo es um die Ausrottung der Fremdvölker
Lehrers kritisch gegenübersteht, ist aus seinen früheren Arbei- Lande der Verheißung geht. Gleichwohl fehlt es bereits im
te» bekannt. „Adolf Schiatters Verhältnis zur Theologie Lu- Alten Bund nicht an bedeutsamen Zeugnissen, wo das Gebot
thers" (S. 145 1953) faßt Argumente und Ergebnisse dieser ?er M.tmenschlichkeit die Schranken der Nationalität durchKritik
nochmals zusammen, aber wie schon früher in einer ™; [n gleicher Weise wird das Neue Testament befragt nach
Weise, die mit Apologetik des Luthertums tale quäle nichts zu *en Kräften.der Gemeinschaftsbildung „Jesus von Nazareth hat
tu* hat und dem sachlichen Gehalt der Schlatterschen Bedenken "ne Gemeinschaft geschaffen, die als Kirche aus Juden
r^i* gerecht wird. Hervorzuheben ist aus dieser Gruppe ™d "«^n bis heute in der ganzen Welt existier Er macht

«"«er der Aufsatz über „Arnoldshain und das Neue Testament' ™ ™f «* zu K.ndern Gottes er »acht uns untereinander

(S in-, ,„ 7 • Ä 1 j a ij. • 11 1 uie zu Fudern und Schwestern. En kurzer Schlußteil wendet die

he en i96?' el"e lySC (dC; Ar"oldshain" ,AbcHndma<h' ' also gewonnenen Einsichten an auf die Fragen des Zusammen-

ge S' d'Cc d,CSC V°r allem dT- •, 1 h„en l£benS von Renschen und Völkern in der gegenwärtigen

getischer Erkenntnisse positiv würdigt, ohne freilich m ihnen Weltenstunde. So erweist sich der Barthsche Ansatz als frucht-

Gn,n S. ^°ft ZU, '«hen- Ein!*f Auf"tz,f •m Sdlluß d!f" b»r, das biblische Menschenbild unter neuen Aspekten zu ent-

^PPe: „Luther und das öffentliche Leben" (S. 248, 1946/47), falten.

■'Luthers Lehre von den beiden Reichen im Feuer der Kritik" „v... ,

(S ici _ . 1 -.r 1 m 1* 1 1 rilhinirn Adolf K ooerle

^■263, 1957), ..Recht und Vergebung (S. 293, 1948/49) krei- _

Um das in letzter Zeit so umstrittene Thema der Lutherschen

'•^Wei-Rcjche.Lehre". A., seinerseits nicht unkritisch gegenüber Brunn er, August: Von der Entfaltung der christlichen Erkenntnis.

Crn. was aus dieser Lehre in der Entwicklung des deutschen Stimmen der Zeit 172 (88. Jg. 1962/63) S. 168—181.

uthertums geworden ist, macht nun für sie m. E. zu Recht Gawrisch, Wilbert: O Relato Bfblico da Criacäo e a Teologia

. en Grundsatz abusus non tollit usum geltend. Er hält sie in Moderna.

1* Grundsinn a,s gütige« Wort zur Theologie des Politi- 'greja Luterana XXIII, 1962 S. 185-202.

*cn fest und einer Neuinterpretation in bezug auf heutige Heidler, Fritz: Evangelium oder Gesetz?

^»tische Verhältnisse und Probleme durchaus für fähig. Die Die Zeichen der Zeit 17, 1963 S. 225-227.

rigen Aufsätze dieser Abteilung seien wenigstens genannt: Rahner, Karl: Über Bischofskonferenzen.

£,v°n der Leibhaftigkeit der Seele" (S. 158, 1958); „Durch das Stimmen der Zeit 172 (88. Jg. 1962/63) S. 267—283.

^setz kommt Erkenntnis der Sünde" (S. 168, 1957, gegen die S t ä h I i n, Wilhelm: Gibt es ein Lehramt in der evangelischen Kirche?

lese dcr Gesetzes- und Sündenerkenntnis allein aus der Heils- Quatember 27, 1962/63 S. 117-122.