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1963

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

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Neuerscheinungen

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55

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 1

SA

folgt" (S. 51). - Wenn freilich dieser Glaube, den Bizer hier
erwähnt, nicht der evangelische Glaube sein soll, so werden
auch neue Einzelanalysen des gesamten Materials erforderlich
sein, um sowohl Bizers eindrucksvollen Darlegungen als auch dem
zeitlich eben doch anders anzusetzenden reformatorischen Grundansatz
Luthers gerecht werden zu können.

Jena Horst ß e i n t k e r

Stupperich, Robert: Der unbekannte Melandithon. Wirken und
Denken des Praeceptor Germaniae in neuer Sicht. Stuttgart: Kohlhammer
1961. 244 S. 8°. Lw. DM 19.80.

In diesem für einen breiteren Leserkreis bestimmten Buche,
das — aus den Quellen geschöpft — „eine notwendige Vorarbeit
für die [jedoch erst nach Vorliegen einer neuen er-
ichöpfenden Melanchthonbriefausgabe mögliche] große Darstellung
, die 6eit langem aussteht, sein will", hat Verfasser —
als Melanchthonforsdier durch verschiedene wissenschaftliche
Einzuarbeiten und Quellenveröffentlichungen, seinen in der
Sammlung Göschen (Bd. 1190) erschienenen Melanchthon-Abriß
(1960), besonders aber durch die von ihm veranstaltete
Melandithon-Studienausgabe bekannt — eine Reihe meist kürzerer
Essays aneinandergereiht. Dabei lag ihm, wie auch schon
der Buchtitel: „Der unbekannte Melanchthon" besagt, besonders
daran, „die breiten, ausgefahrenen Wege zu meiden und
gerade auf solche Pfade zu führen, die neue Ausblicke eröffnen
und manche Zusammenhänge deutlicher werden lassen". Aus
dieser Zielsetzung ergibt sich aber auch zugleich die Begründung
dafür, daß das Buch weder im Gesamtaufbau noch in
Einzelfragen • erschöpfend sein kann und will. Nach einem einführenden
Kapitel, in der „Melanchthons geistiges Profil" gezeichnet
wird, behandelt Verf. nacheinander den „Prediger und
Ausleger", die Bedeutung von M.s „katecherischer Arbeit",
„M. als deutschen Schriftsteller", seine „geschichtliche Arbeit
und Geschichtsbetrachtung" und sodann, von der reinen Systematik
mehr zu biographischer Darstellung übergehend, M. als
Kontroverstheologen und endlich seinen „Kampf um die theologische
Position" (d. h. M. im Kampf um das Interim, gegen
Andreas Osiander und um seine Abendmahlslehre innerhalb der
fünfziger Jahre). Eine kurze Würdigung von „M.s Anteil am
Reformationswerk" beschließt den darstellenden Teil, dem
Anmerkungen — meist Literaturangaben — beigefügt sind.

Am wenigsten befriedigt — bei einem Theologen verständlich
— das Kapitel über „Melanchthon als deutschen Schriftsteller
", das auf eine viel breitere Quellengrundlage zu stellen
wäre. Viel zu knapp ist gegenüber der Analyse einiger deutscher
Schriften M.s dessen bedeutsamer Anteil an der Lutherbibel behandelt
; ganz unberücksichtigt blieb auch die Frage nach der
von ihm angeblich veranstalteten Übersetzung der beiden
Makkabäerbücher (vgl. zuletzt darüber Weim. Lutherausg. Bibel
Bd. 12, S. L. f.). Verf. hätte seine These: „Manche Wendungen,
die wir zuer6t bei Melanchthon finden, sind auch, insbesondere
im AT, in die Lutherbibel eingegangen" (S. 59), durch genaue
Belegstellen erhärten müssen. Unklar ist der Satz: „Auch der
Wechsel der Vokale bestätigt dasselbe (d. h. Melanchthons
oberdeutsche Herkunft)" (S. 63).

Des Verfs. Absicht bestand aber nicht nur darin, „die in
Fluß geratenen Probleme aufzunehmen, duTch Feststellungen
aus neuerschlossenen Quellen zu bereichern, andererseits auch
auf noch unbearbeitete Gebiete hinzuweisen" (ThLZ 1962,
Sp. 254), sondern er ließ in einem zweiten Teil (gleichzeitig
zur Ergänzung des „Corpus Reformatorum") auch Melanchthon
selbst in neun kürzeren (z.T. nur schwer zugänglichen) deutschen
Texten aus den Jahren 1527/46 zu Worte kommen (vier
davon sind zeitgenössische Übersetzungen). Dasjenige Stück,
das wohl das größte Interesse beanspruchen darf, ist M.s völlig
in Vergessenheit geratene, aber für seine Geschichtsauffassung
besonders wertvolle deutsche Vorrede zu Johann Cuspinians
„außerleßner Chronica von C. Julio Caesare dem ersten bis auf
Carolum quintum dieser Zeit Rhömischer Keyser" von 1541.

Trotz mancher Einschränkungen stellt dieses Werk eine
wertvolle Bereicherung der durch das Melanchthonjubiläum von
1960 erneut angeregten Melanchthonforschung dar.

Einzelberichtigungen und Zusätze: S. 33: Ober Melandithon»

Sonntagslektionen vgl. auch Georg Helts Wittenberger Predigttagebuch
(seit 1 533) (Archiv für Reformationsgeschichte Bd. 17 [1920], S. 185 f.
195-208. 241-275). - S. 58, Z. 1 v.u.: „feyl" (Fehler) ist kein oberdeutsches
Wort; auch bei Luther begegnet es sehr oft. — S. 61: Bereits
zu Z. 3 und 25 (und nicht erst auf S. 62) hätte Anm. 10 gehört.

— S. 62: Spalatins Redeweise war im Vergleich zu der Melanchthons
keineswegs „schwerfällig und ungewandt"; er war vielmehr ein durchaus
gewandter Übersetzer. — S. 78: Johann Carions Chronik in
Melanchthons Bearbeitung erschien nicht schon Anfang Januar, sondern
i-ret im Mai 1532 (zu dem falsch datierten Melanchthonbrief [CR 1,
567 f. Nr. 1032] vgl. Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandel»
Bd. 16 [1893], S. 134 f.; außerdem kehrte Bugenhagen erst am 30.
April 1 532 nach Wittenberg zurück). Zu Melanchthons Anteil an dieser
Arbeit vgl. CR 2, 505 und 516 sowie vor allem seinen Brief an
Carion vom 17. August 1531 (A. Warburg, Heidnisch-antike Weissagung
in Wort und Bild zu Luthers Zeiten [Heidelberg 1920], S. 72
—74). — S. 80: Der (irrtümlich als Abt von Ursperg bezeichnete) Verfasser
der Chronik war Propst Konrad von Lichtenau. — S. 86, Z. 5
lies: Rhadinus (vgl. S. 87, Z. 15). — S. 103, Z. 16 ist hinter: „u.a."
das irreführende Komma zu tilgen. — S. 110, Z. 2 v.u. lies: bemühte'.

- S. 131, Z. 5 v.u. lies: Grunenberg. — S. 141 ff. fehlt bei den abgedruckten
Melanchthontexten öfter die Angabe von Bibliotheksfundorten
der betreffenden Drucke. Nr. 1 (S. 141), 2 (S. 146),
3 (S. 152 f.) und 5 (S. 170) befindet sich u.a. auf der Stadtbibliothek
Nürnberg, Nr. 9 (S. 220 f.) und auch Nr. l im Melanchthonhaus zu
Bretten. — S. 238, Anm. 1 ist „Arch. f. Reform. Gesch. 8," zu ersetzen
durch: „2. Aufl. Leipzig". — S. 240, Anm. 1 lies: W. Friedensburg
. — S. 241, Anm. 13: Vgl. dazu Archiv für Reformationsgeschichte
Bd. 12 (1915), S. 132—136 (Abdruck von Melanchthons Vorrede). —
Ebd. (Mel. als dtsch. Schriftst.) Anm. 2: Zu den Melanchthonüberset-
zungen des Justus Jonas vgl. auch die ausführlichere Zusammenstellung
bei G. Kawerau, Der Briefwechsel des Justus Jonas Bd. 2
(Halle 1885), S. XXI1I-XXXI. - Ebd. Anm. 4 (und auch S. 244, Anm. 5)
ist statt der populären Zusammenfassungen auf den wissenschaftlichen
Aufsatz im Archiv für Reformationsgeschichte Bd. 45 (1954), S. 196
— 232 zu verweisen. — S. 242, Anm. 11: Strobels Angaben sind überholt
durch die Bibliographie der Chronik Carions bei E. C. Scherer.
Geschichte und Kirchengeschichte an den deutschen Universitäten
(Freiburg 1927), S. 468^472. — S. 243, Anm. 7. 11.19 lies: Nr. 5. 4. 8
(statt: 6.5.7). - Ebd. Anm. 9 lies: Einl. S. XXVI (=CR3, 271). -
Ebd. (Im Kampf usw.) Anm. 2 lies: CR 6, 842 ff. (weitere Kopien liegen
in der Herzog-August-Bibliothek zu Wolfenbüttel [12.9 Aug. fol.
und 71 b Heimst.] vor). — Ebd. Anm. 3 lies: 281 f.

Göttingen HansVolr

Gr in, Edmond: Deux sermons de Pierre Viret. Leurs themes theolo-
giques et leur actualite.

Theologische Zeitschrift 18, 1962 S. 116—132.
H n e n d 1 e r, Klaus: Ecclesia consociata verbo Dei — Zur Struktur

der Kirche bei Melanchthon.

Kerygma und Dogma 8, 1962 S. 173—201.
Jansen, John Frederick: Calvin on a Fixed Form of Worship — A

Note in Textual Criticism.

Scottish Journal of Theology 15, 1962 S. 282—287.
J o r d a h n, Bruno: Luther und das gottesdienstliche Gebet.

Luther — Zeitschrift der Luthergcsellsdiaft 33, 1962 S. 116—127.
K 1 c n k, G. Friedrich: Karl V. Der letzte Kaiser des Abendlande«.

Stimmen der Zeit 170 (Jg. 87, 1961/62), S. 430—440.
Lortz, Joseph: Luthers Römerbriefvorlesung (Grundanliegen).

Trierer Theologische Zeitschrift 71, 1962 S. 129—1 53.
Ludolphy, Ingetraut. Luther als Beter.

Luther — Zeitschrift der Luthergesellschaft 33, 1962 S 128—141.
Mülhaupt, Erwin: Was kann und soll man nach Luther von einem

Konzil erwarten?

Luther — Zeitschrift der Luthergesellschaft 33, 1962 S. 94—115.

KIRCHEN- UND KONFESSIONSKUNDE

Lossky, Vladimir: Die mystische Theologie der morgenländischen
Kirche. Übers, v. M. Prager. Graz-Wien-Köln: Verlag Styria [1961].
317 S. 8° = Geist und Leben der Ostkirche, Bd. I: Texte u. Studien
z. Kenntnis ostkirchl. Geistigkeit, hrsg. v. E. v. Ivanka. Lw.
DM 19.80.

Vladimir Lossky, Sohn des bekannten Philosophen Nikolaj
Lossky, gehörte zu den bekanntesten Religionsphilosophen der
heutigen russischen Emigration, die sich aber zum Moskauer
Patriarchat halten. Seine Aufsätze und Monographien beschäftigen
sich mit allen geistigen Äußerungen der Orthodoxie, einschließlich
der Ikonenmalerei und ihrer Bildertheologie. Nach