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Ausgabe:

1963

Spalte:

770-771

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Kirchner, Hubert

Titel/Untertitel:

Johannes Sylvius Egranus 1963

Rezensent:

Höß, Irmgard

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 10

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geschichte, in der Cambridge eine besondere Rolle gespielt hat. Die umfangreiche Bibliographie, das Personen- und Sach-
Hier war in der Zeit Maria der Katholischen (1553-58) eine Verzeichnis und vier Bildtafeln vervollständigen die wichtige
Heimat reformatorischen Lebens. Travers wurde in Cambridge Darstellung. Unter den Bildtafeln befinden sich die Bridlesmith
Fellow and Magister des Trinity College und kam mit dem Gate in Nottingham mit dem noch heute vorhandenen Geburtsradikalen
Puritanismus in Berührung und betätigte sich in ihm. haus Travers und ein Plan des Trinity College vom Jahr 1591,
Damit trat er in Gegensatz zu dem Leiter des College, dem dem Gründungsjahr des College. Travers hat von den Gebäu-
späteren Erzbischof von Cambridge, John Whitgift. Als dieser den die erste Beschreibung gegeben.

i. J. 1570 neue Statuten für das College aufstellte, die eine Dem Verfasser gebührt der Dank. Er hat das Wissen um

stärkere Kontrolle der Puritaner vorsahen, verließ Travers Travers und den Presbyterianismus im Zeitalter der Elisabeth

Cambridge und ging nach Genf, über dessen religiöse Zustände gefördert. Sein Buch muß auch zu einer Berichtigung des Art.

er auch durch Augenzeugen wie Bodley, den Gründer der Travers RGG VI3, 1009 führen: 1579 in 1580, 1585 in 1586,

Bodleian Library, Kennntis hatte. In Genf erlebte er vom Jahr SOwie hinsichtlich der Gründe seiner Amtsniederlegung am

1571 ab den Geist Calvins, wie er durch Theodor Beza wach- Trinity College in Dublin.

gehalten wurde. Hier traf Travers seinen Kampfgenossen Tho- Berlio Walter Delius
nias Cartwright, der ebenfalls angesichts der Gegnerschaft

Whitgifts England verlassen hatte. In Genf verfaßte Travers .

sein kirchenrcchtliches Werk Ecclcsiasticae diseiplinae et Angli- 'vrcLh"er' Hub"V Johannes Sylvias Egrami.. Ein Beitrag zum

, , v .n u _i u r» • <. Verhältnis von Reformation und Humanismus. Berlin: fcvang. Ver-

canac cec csiac ab iIIa aberrationes, plena c verbo Dei et • , . .____ . , .. ., 6

1., .. ... , , ' I . , . . i t->- 'agsanstalt 19611. 60 S. gr. 8° = Aufsatze u. Vortrage z. Tiieo-

diluc.da expl.catio, dessen Vorrede Cartwright schrieb. Die logic u Reilgi0nswiSSenSChaft, hrsg. v. E. Schott u. H. Urner, H.21.

Prüfung der Drucktypen dieses anonymen Werkes hat ergeben, kart dm 2jo.

daß Michael Schirat in Heidelberg der Drucker war (1574). Der ^ £ burti m Luther etwa gieichaltrige

Das Werk hat für den enghsdien Calvin.smus erhebliche Be- Johannes Wüdenauer £ „ hort zu de„ Randfiguren

deutung bekommen. Das Buch schildert dann die Tätigkeit der Reformation6gesdlidltc. Nur für eine kurze Spanne seines

Travers als Pfarrer der enghsdien calv.n.stischen Kaufmanns- Lebens _ _ ^ ^ n ^.^ Konflikts mit

gememde In Antwerpen in den Jahren 1578 - 80. Bereite nach Thomas Müntzer, der damals zwar auch noch wenig bekannt

unf Monaten untersagte der Vorsitzende der englischen Kauf- war> wenjg spater aber jm Br nkt der Auseinandersetzungen

leute Travers die weitere Amtsführung, weil dieser im Gottes- im reforniatorischen La stehen solItc> eine großere ßedeu-

d.enst nicht ausschließlich das Book of Common Praycr benut- tung Dgß £ ^ ^ ^ ]ntercs6e verdient,

*en wollte. Die nächsten Jahre in Antwerpen sind von erfolg- zeigt dje hjer an2U2ei de Untersuchung, die aus der Berliner

losen Versuchen erfüllt. Travers erneut seine Amtsführung zu (Humboldt-Universität) Dissertation Ks hervorgegangen ist.

ermöglichen. Schließlich tritt er zurück und erreicht, daß Für dcn auߣr£n Ablauf yon £graM unstetem ubcn kann der

Cartwright (1 582) sein Amt ubernehmen kann. Travers wurde Verf. kaum Neues beibringen. Nach seinem Weggang aus Zwickau,

nun in England vorübergehend Pfarrer und Erzieher im Hause wo er von 1515 bis 1521, unterbrochen von einer Reise nach Ober-

des Schatzkanzlers Lord Burghley, der in den verschiedenen Deutschland zu Erasmus und anderen Humanisten, als Prediger an

Perioden von Travers Leben empfehlend und schützend für die- «• Marten tätig war, litt es ihn nirgends mehr lange; aus Joachims-

sen eingetreten ist und dem Travers, wie seine Briefe zeigen, Kulmbach, Sagan/Schlesien und Merseburg hört man von ihm.

zu großer Dankbarkeit verpflichtet war. Auf seine Empfehlung ist, d!cLSPu£r verwischt, bis er 1534 nodima s als Prediger nach

fciuutr LAinKD.irK.eu vc.F , . K 7* Joachimsthal berufen wurde, wo er im folgenden Jahr gestorben ist.

Mb wurde Travers durch den Bischof von London Vorleser im - „ , ., .. ■ j a c

«u,ut; , ravti* uuiui u g0 , d Schwergewicht der Untersuchung in der Auf-

T«nple (1 581. 85). Hier trat Travers ,n einer, fur ihn Verhängnis- he„ dergposition di/E in dem Geisteskampf seiner Zeit

vollen Gegensatz zu seinem jüngeren Kollegen und Schwager eingenommen hat. Dieser Aufgabe unterzieht sich der Verf.

Richard Hooker der einer der fuhrenden Theologen des Angh- la yjer Absdinittcn| in dene/er Egrans Selbstverständnis als

Manismus wurde. Das gegenseitige Verhältnis wurde nicht HnnMist djc def Wahrheit nadlweist> die

n,?r/a,lH°J?kcr MastcrIdcs Tc™P 1C, WUrdC'cund/'"e Pe"SIon Sakraments- und die Rechtfertigungslehre behandelt, die von

» di Verhandlungen im Inner Temple. im Staatsrat und ,m den Auff e„ Luthers ab grenzt werden. AIs ErgcbniS

farlament schließlich Travers zugesprochen wurde. Die weiteren dieser mJ Ana, können wjr festhalten: Egran war

Auseinandersetzungen zwischen Travers und Hooker wurden [„ erster Ljnje Humanist sejn Lejtbi]d waT Erasmus von Rotter.

«WA Streitschriften und Predigten und Gegenpredigten im dam. wje brf md Humanismus uberhaupt lag audl

lemple geführt, bis der Erzbischof Travers ein Predigtverbot bej jhm ^ Na4drudc auf der Ethjk ßej al]cr Abhängigkeit

und damit Travers Dienst im Temple trotz verschiedener von Erasmus wgr £ jedodl sdlon >uf Grund seineT Tätig.

"«titutionsvcrsuchc beendet war. In der Zeit seines Dienstes keit a]fi predjger stärker a,g djeser auf dje Reform der Kirche

»jj Temple schrieb Travers sein Book of Discipline, das vom orientiert. Das kann seine anfängliche Nähe zu Luther erklären.

Jaly 1 587 an wichtig für den Presbyterianismus wurde. Travers Aber audi ^ predjger b]jeb E jn crster Linie Humanist und

w»«Mete sich nun als Moderator der Londoner Classis und als resignierte mehrfach vor den Anforderungen des Amtes, um

korrespondierender Sekretär der übrigen englischen Classes der seinen eigenen ]nreresscn nachzugehen.

Presbyrerianischcn Bewegung. Gegen sie schritt die königliche Luthers Methode der Schriftauslegung von Paulus her lehnte

"ochkonimission ein und inhaftierte vorübergehend Cartwright E. ab, der historisch dachte und meinte, daß jeder Teil der Schrift

u"d einige Anhänger. Der Verfasser macht deutlich, daß es un- für sich verstanden werden müsse: freilich hat er selbst in der Praxis

m°Rlich ist die einzelnen Schritte Travers in dieser Zeit aufzu- di«en fast modern anmutenden Gedanken nicht durchgehalten, indem

^llcn. Ein Msc. in der Bibliothek des Lambcth Palace zeigt, «*• Jf^«t und speziell die Bergpredigt - als Konsequenz

daß Twi„— j . j • » n- r.i....«iW» der lncs humanist sehen Interesses an der Ethik — in den Mittelpunkt

u I ravers dort vernommen worden ist. Die Geenerschatt der na}^ y^ m1j scriptura nidete er ab und erkannte die

tn'Rin, die Feindschaft des Erzbischofs, die Verdächtigung der Kjrdie ^ ^ berufene Autorität der Schriftauslegung an. In dem

Ptcsbyterianischen Bewegung als eine antinationale führte da- Streit mit den Zwickauer Minoriten zeigte sich schon deutlich, wel-

ma,s zum Zusammenbruch des Presbyterianismus. dies Gewicht er auf das Zeugnis der Evangelien wie auf die Lehr-

„ Die weitere Tätigkeit Travers als Provost am Trinity «Wort* der Kirche legte. Der Begriff der unsichtbaren Kirche blieb

Collec.» in n„i ,. f, „,„.,„ j„m ic-anrler der ™l fremd: sein Kirchenbegriff zielte immer auf die bestehende

UtüvSJl n1'' ' WC,d;C L°rd i&L A S! der A™^kirche. Die Lehrautorität der Kirche sah er in den Konzilien

n|vcrs,tat Dublin, verdankte, wurde infolge der Wirren der reprasentjert ^ Besdllüsse er zwar für korrekturfähig hielt. ,o-

*rcn Aufstände und dem drohenden Bankrott des Colleges fern ^ Verbcsscrung durdl ein Konzil vorgenommen würde. So er-

Va* vierjähriger Amtsführung beendet (1594—98). Die letzten kannte E. außer der Schrift und den Kirchenvätern als den ersten

Jahre Travers in England (1598—1635) konnte der Verfasser Schrift in terpreten auch die Konzilien und die Kirche als Quelle der

2Ur hier und da aufhellen Zusammenfassend behandelt das Wahrheit an, womit er den altkirchlichcn Standpunkt vertrat.

Buch die Bedeutung Travers für die Kirche Englands im 16. Es Sakramentsichre blieb verglichen mit Luther oberflächlich: er

""^ 17. Jahrhundert schwächte die Bedeutung der Sakramente für den Glauben entschie-