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Ausgabe:

1963

Spalte:

713

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Schulze, Udo

Titel/Untertitel:

Das Verhältnis der ʺgeistlichen Homilienʺ des Ps. Makarios zu den übrigen Schriften Symeons von Mesopotamien 1963

Rezensent:

Schulze, Udo

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713

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 9

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Christus beglaubigt; und fünftens in der Geschichte, wo es als Moti- jüngste Auslegung unseres Begriffes, daß sein religionsgeschichtlicher

Vierung des historischen Prozesses, als Kriterium für das historische Ort die spätjüdische Apokalyptik gewesen sein muß. Die These lautet

Urteil, und als Ziel der Geschichte dient. Schließlich wird Tillichs also, daß dort, wo Paulus verstanden wurde, ein seiner Apokalyptik

Gebrauch des Begriffes des „unmittelbaren Gewahrwerdens" in seinem analoger ontologischer Horizont vorliegt und daß ein solcher Voraus-

Bemühcn. auf das Problem der relativen und absoluten Sinnlosigkeit Setzung dafür ist, den Zentralbegriff der paulinischen Theologie zu

der Geschichte eine Antwort zu geben, untersucht. verstehen. Die ontologische Fragestellung ist also in die Exegese mit

In einem Schlußabschnitt wird die Frage nach der Angemessenheit e'nzubeziehen.

seiner Methode der Geschichtsdeutung gestellt. Am Beispiel von Die Musterung der religionsgeschichtlichen Quellen ergibt, daß

Tillichs ,,Korrelationsmethode" (die der apologetischen Theologie an- der Begriff dik. th. in seinen Wurzeln auf das kultische Verständnis

gemessene Form des gläubigen Realismus) — nach der Theologie als der Gottesgerechtigkeit im Alten Testament zurückgeht, seine termino-

ein Dialog zwischen „der christlichen Botschaft" auf der einen Seite logische Ausprägung aber erst in der Apokalyptik erhalten hat.

und der „Situation" auf der anderen Seite getrieben wird — wird ge- Dt. 33,21 ist kein Gegenbeweis. Wie schon der Parallelismus mem-

zeigt, daß ein Gespräch zwischen den zwei Korrelationspolen nur brorum nahelegt, muß rtTP ttVVt gegen die masoretische Punktation

dann möglich zu sein scheint, wenn die beiden Pole auf jenes Element als Plural gelesen werden. Die Stelle spricht, wie das Alte Testament

in ihnen, welches mit dem unmittelbaren Gewahrwerden identisch ist, sonst durchweg, von Gottes heilschaffenden Rechtstaten für Israel

reduziert werden können. Damit vermag die Korrclationsmethode (im hei|igen Krjeg) sejnen p- ^ £m dje Apokalyptik kennt de„

einen Sinn in der aufeinander bezogenen christlichen und säkularen . . . , f

Geschichte nur insoweit zu erkennen, als sie auf die letzte Identität fischen Gebrauch des Singulars. 1 QS 10, 25f., 11,12, 1 QM 4, 6

zurückgeführt werden können. Darauf wird die Frage gestellt, ob 6'10 zel2en den Begrlff terminologisch rein, äthHen 71,14,

eine solche Geschichtsdeutung dem zufälligen und einzigartigen Cha- V" 10' '01'J< 4-Esra 8, 36 ist er den Texterfordernissen nach leicht

«ktcr geschichtlicher Personen und Ereignisse gerecht wird, oder ob aD8ewandelt worden. Gottes Gerechtigkeit meint überall Gottes eige-

ims hier eine Denkweise begegnet, die mit den Kategorien „Bot- "** s*opferisches Walten, nicht die menschliche Gerechtigkeit vor

schaff" und „Situation" den historisch bedingten Sinn der Geschichte Schöpferisches und worthaftes Handeln sind dabei identisch,

mit ihrem einzigartigen und unableitbaren Charakter leugnet und sie ^as ab£.'"a!, kennt den Be«rlff nidlt- A- Oepkes anderslautende The-

durch eine idalisicrte trans-historische (oder besser sub-historische) f."5 '"LZ 78 (1953) 257-264 beruhen im Kern auf einer irrigen

Pseudo-Geschichte ersetzt. Station des Targums Jeruschalmi II zu Dt 33,21.

Sollte dies der Fall sein, so wird die Frage nach der Zulänglich- Paulus übernimmt also, wenn er (2. Kor 5, 21, Rom 1, 17, 3, 4 f.,
keit der Korrclationsmethode Tillichs für die Apologetik unausweich- ,', 26/ 10-3 und ahnlich Phil 3, 9) von dik. th. spricht, einen apo-
lich. Die Methode wird von derselben Situation, deren Fragen zu be- yptls*en »erm. techn. Den Anstoß zur Übernahme des Begriffes
antworten sie sich zur Aufgabe macht, unterhöhlt, denn die Situation *~"e,nt "ulus von der vorpaulinischen Abendmahlstradition her erhallst
gerade durch einen Relativismus gekennzeichnet, der die Art von f™ 2U habe (vgl. Rom 3, 24 f.). Das Ganze der paulinischen Theo-
Idcntitätsphilosophie, von der Tillich so tiefgehend abhängt, zunichte ' °f,e w,rd aber nur verständlich, wenn Paulus darüber hinaus selb-
mneht Ist diese Annahme richtig, dann ist eine auf diese Weise an- ,!? auf apokalyptisches Gedankengut zurückgegriffen hat. Dik. th.
gestclite Geschichtsdeutung außerstande, der Geschichte jenen Sinn zu ci- , G°tteS ci?ene' sidl mitteilende (Phil 3, 91) weltweite
verleihen der von dem heutigen Menschen - den Tillich doch an- „„°pfert,;eu.e- Diese Treue wird in Form eines Rechtsbegriffes ausge-
sprechen möchte - glaubwürdig angeeignet werden kann. SZ We'' für, die Welt der Apokalyptik der Kosmos Gottes großes

rorum geworden ist. Mit seinem kosmischen Verständnis erweitert
- und modifiziert Paulus das auf das Gottesvolk beschränkte Verständnis
von dik. th. in der christlichen Tradition vor ihm. Dik. th. wird
Schulze, Udo: Das Verhältnis der .geistlichen Homilien' des Ps.- zur Signatur und Abbreviatur der gesamten paulinischen Theologie.
Makarios zu den übrigen Schriften Symeons von Mesopotamien Der paulinischen Eschatologie: Weil es in ihr um die Tat-Werdung
(= Ps.-Makarios) Diss. Göttingen 1962. 200 S. des Gottesrechtes bis in die Leiblichkeit des Menschen hinein geht.
Die' Makariosforschung der letzten Jahrzehnte (vor allem durch J?" P""1^**« Christologie: Weil nur mit Hilfe der neuen Konzep-
Stiglmnyr, Villecourt, Dörries und Strothmann) hatte die messalianl- "°? mvon dsich die disparaten chr.stologischen Traditionselemente
sehe Herkunft des „makarianischen" Schrifttums erwiesen und als Ver- £™ 'a"en » das Vorherrschen der Präex.stenzchnstologie bei
fasser einen Symeon von Mcsopotanien ermittelt. Außerdem hatte man uWrLr n" w,rd: Der paulinischen Ekklcsiolog.e: Weil auch die
außer den bereits bekannten 50 „geistlichen Homilien" und den Opus- ^h°nung al|CT traditionellen Bezeichnungen für Kirche bei Paulus
cula ascetica weitere Sammlungen von Schriften desselben Mannes ge- d,e Vorstellung vom kosmischen Chnstusleib nur verstandheh
f"nden. Die 50 Homilien enthalten also nur eine Auswahl aus einem _au,;nj*Tn *,e am Leitfaden der Neufassung von dik. th. erfolgt. Die
Kroßeren Schriftcncorpus. Daher stellte sich die Aufgabe, die Prinzipien 5 ' JVs*e Rechtfertigungslehre erweist sich nun als Gesamtvollzug
des Sammlers dieser Auswahl zu untersuchen. Einen wichtigen Hinweis 'hremT.We?CT. me^ als Anthropologie zu verstehenden)
Kab der Schlußsatz der letzten Homilie. Dieser Satz stammt nicht vom P' ""'s*en Theologie. Das Verbum dikaioun/dika.ousthai zeichnet
Autor, sondern vom Sammler. Er weist darauf hin. daß ihm noch wei- hZiZT° W'r u_ ,h: *"* eine 5°7clation ™n Sf!"s' "nd *eAtS'
tere Schriften vorgelegen haben, daß ihm jedoch die aufgenommenen "S"™» aus- ^ bezeichnet das In-Kraft-Treten der dik. th.. und zwar
Stücke für die Absicht seiner Sammlung genügen. Ihm geht es darum, T e'nes «'"«gründenden, worthaften Geschehens. Hier wird
daß die Leser ihre Erkenntnisse vermehren sowie in der Gnade Gottes f"io„gr'V des Geistes zum ontologischen Interpretament der Recht-
und in der „Kraft der Wahrheit" wachsen. Er will also ein Erbauungs- rffi"8*^re' dii Taur€ zu ihr€™ °rt- Die D!aLekj'k V?" U,"d
bl'ch schreiben - nicht mit eigenen Worten, sondern indem er Reden f'e'"* ma*t die Frage nach Rechtfertigung und Endgericht für Paulus
"•«. eines angesehenen Mönchsvaters sammelt. Den häretischen Ursprung " °.e™ Slnne lösbar, daß dort die sarkische Existenz des Menschen
d" Schriften hat er nicht mehr erkannt. Dabei ordnet er das aufge- ™" , ■ ^ *! G°ttCS W°ft ruhe"de Pncumat'sdle Existenz je-
"ominene Material nach eigenen Gesichtspunkten, streicht oder ändert do<*c ,bew£ahrt wird. Gott nimmt seine in der Taufe ausgesprochene
anstoßige Gedanken. So wenig ein moderner Herausgeber so verfahren ^euscnoptung also nicht zurück.

Kann, so sehr hat der unbekannte Sammler dem Werk des Messalianer- Neben Paulus taucht der Begriff dik. th. auf Matth 6, 33. Er meint

ruhrers einen Dienst getan: Er verhilft durch seine Auswahl einem hler' gut apokalyptisch, Gottes eigenes Rechtswalten. Ahnlich Jak 1,20

Kroßen Teil der Schriften zu kirchlicher Geltung (vom orthodoxen und - hellenistisch interpretiert — 2. Petr 1, 1.

jvionchtum bis zu Arnold und Wesley), die sie ohne ihn kaum er- Abschließend wird in einem Ausblick gefragt, wie die paulinische

•ngt hätte. Verkündigung der dik. th. heute angemessen interpretiert werden kann,

welchen Anhalt sie am irdisdien Jesus hat und was von hier aus

Rechtfertigung heißt. Dik. th. meint die die Welt verpflichtend heim-

ruh Imacher, Peter: „Dikniosyne theou bei Paulus". Diss. Tü- suchende Treue des Schöpfers zu seiner Schöpfung. Jesus kann auf

b'ngen 1962. 251 S. Grund von Lukl8. 9—14, Matth 1 8, 23-35, 20,1—16, Lukl5, 11—32,

Die Arbeit bemüht sich, den paulinischen Begriff der dikaiosyne von den Antithesen der Bergpredigt her vor allem aber wegen des

h^ou zu erhellen. Ihren Ausgangspunkt und zugleich ihre Fragestel- Pa"'onsgeschehens der Zeuge der Treue Gottes genannt werden^ Dies

'"UR gewinnt sie an einer Darstellung der Auslegungsgeschichte des ^ mehr, als wenn man mit Jesus nur den Glauben an die Macht der

griffe* von dcn aposto|is(Jlcn vstcr^an bjs zur Gegenwart. In den Liebe: einsetzen läßt (E.Fuchs). Rechtfertigung schließlich bedeutet die

^tausend Jahren Interpretationsgeschichte ist der paulinische Begriff verpflichtende, den Menschen erneuernde Berufung des Einzelnen in

"nL " Z*** verstanden worden, wenn ein dem paulinischen den durch Jesus eröffneten Raum der Begegnung mit Gott, eine Be-

ve H,CH °der wcni^enS vergleichbares Gottes-, Menschen- und Welt- 'tifung. welche in die Sendung fuhrt und nur ,n ihr Bestand hat

K Barth '« Rc.CSdliCnt,idl RcScbcn war. Konkret: Bei Augustin, Luther, ^6,18. 22).
Schlatt- Schlauer und in neueren Arbeiten, welche von Barth und
Lr ausgehen. Mit zunehmender Deutlichkeit zeigt gerade die