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Ausgabe:

1963

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 9

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notwendige „Missionsaufgabe", „Mission unter Apostaten" zu tritt, nach Gräßmann, das andere Übel: „Die Sache des Untertreiben
(189, 184). richte ist ein Text" (104) und Gr. fragt: „Geht es um eine Be-
Was ako tun? gegnung mit Jesus als dem Christus, oder geht es um das
Auf der vorletzten und letzten Seite deutet Gr. nur an: Kennenlernen und Verstehen biblischer Texte?" (105) Ist das
Es sind kleine, lebendige Gemeinden zu bilden, die sich ihrer eigentlich eine wirkliche Alternative? Christus kommt durchs
Verantwortung der jungen, der „zweiten Generation" gegen- Wort zu uns. Dies Wort wird uiw nicht abseits vom biblischen
über wieder bewußt werden. Die Lehrgangselemente des bis- Zeugnis begegnen. Daher begreife ich auch Gräßmanns Satz
herigen kirchlichen Unterrichts (die Notengebung, die Übungs- "'cht, daß missionarische Verkündigung ohne Rückgriff auf ein
arbeiten, der Pflichtcharakter u. a.) sowie die traditionelle Me- **ucn erfolgen müsse (164). Muß nicht Verkündigung ohne
thode müssen abgebaut werden (190 f.). „Hier gibt es noch Rückgriff auf die Schrift im Schwärmertum enden? Sicher ist
viele Aufgaben zu bewältigen. — Wir stehen . . . weitgehend Verkündigung „eine personale Angelegenheit" (166), aber sie
doch vor Neuland" (191). Schade, daß hier das Buch endet. erfolgt durch das Medium des Zeugnisses der Bibel, durch das
Denn man wüßte gern genauer, wie der Verfasser sich die Be- verbum externum. Warum werden bei Gr. „Sache" und Person
wältigung der neuen Aufgaben (welcher?) denkt. so gegenüber gestellt?

Es seien noch einige kritische Äußerungen zu dieser Kritik Weiter: Der kirchliche Unterricht wird von Gr. ausschließ-
der Praxis des Religionsunterrichts gestattet. Die kritische j^1 a's „Lehrgang, der Begriffe bildet, Wissen vermittelt und
Durchleuchtung der kirchlichen Unterrichtspraxis ist sicher not- Kenntnisse einschult" (171) verstanden, der daher die Möglich-
wendig. Aber kommt viel dabei heraus, wenn man einen Teil- *eit der Mission nicht zulasse. Warum eigentlich nicht? Nur
aspekt absolut setzt? Das Buch leidet unter der doppelten müßte freilich Lehre im Sinne des Neuen Testaments interpre-
Zwangsvorstcllung: 1. An aller Misere des heutigen Religions- tlert und entsprechend weitergegeben werden. Daher halte ich
Unterrichts sind die Formalstufen schuld. 2. Die Religionsdidak- aucn nicht viel von der Unterscheidung zwischen Lehre und
tiker von Ziller und Rein (die Wurzeln liegen bei Aristoteles Verkündigung. Das ist schon neutestamentlich nicht durchzu-
und Herbart) bis einschließlich Barth und Bultmann sind den halten. In, mit und unter Lehre kann sich Verkündigung, und
Formalstufen hörig. Ergo — siehe 1. ebenso: in, mit und unter Verkündigung wird sich Lehre er-
Daher ist die durchgeführte Typisierung oft gewalttätig, eignen. Die Frage, ob es im kirchlichen Unterricht um Verkün-
und es gibt mannigfache Wiederholungen. Wird der Verf. wirk- dlgung oder Lehre geht, ist deshalb unecht,
lieh Barth gerecht, wenn er dessen hermeneutische Schritte als Summa summarum: Gräßmann hat es sich mit seiner
ein zeitliches Nacheinander deutet? (Siehe 77 u. Anm. 247). Kritik zu leicht gemacht. So einfach und so undifferenziert lie-
Hat der Verf. sich nicht die Frage gestellt, ob sich das geistes- gen die Verhältnisse nicht, daß man alle Misere der heutigen
wissenschaftliche Verstehen nicht in ihm eigenen Kategorien Unterrichtspraxis den Formalstufen zuschreiben kann. Hat das
vollzieht, die man nicht einfach mit den Formalstufen identifi- Gr. auf der vorletzten Seite seines Buches nicht auch erkannt,
zieren darf? Und hat er sich nicht weiter gefragt, ob nicht auch wenn er meint, daß eine Änderung der Lehrpläne und eine
durch die Tatsache, daß das Evangelium in einer Urkunde, in Besserung der Methoden „nur Kon-ekturversuche an den Sym-
einem Buch, überliefert ist, die von ihm so perhorreszierten Ptomen" sind, daß sie „aber das Problem nicht an einer seiner
Schritte zum Verstehen dieser Urkunde fordert? Es gibt keine Wurzeln fassen" (190)? So sehr wir daher dem Verfasser zu-
sPezielle biblische Hermeneutik (siehe hierzu das ausgezeichnete stimmen: schafft kleine, lebendige Gemeinden, die sich für die
Buch K. Frörs: Biblische Hermeneutik, München 1961), es gibt junge Generation verantwortlich wissen — ist das nicht zu all-
auch keine nur dem Evangelium gemäße Didaktik. Es gibt gemein und zu vage gesagt, nachdem man auf 189 Seiten alles
allerdings evangeliumsfremde Methoden. Ist der Drei- oder in Frage stellte? Gräßmann 6ollte möglichst bald ein zweites
Zweischritt eine dem Evangelium so fremde Methode? Ist er Buch schreiben und uns wissen lassen, wie er seinenReligions-
nicht dem Evangelium, von dem wir nun mal nicht anders als Unterricht gestaltet und wie e r das vor uns liegende „Neu-
durch das „Buch" hören, adäquat? Gerade der zweite oder dritte «nd" zu bewältigen hofft. Die Feststellung allein: „Hier gibt
Schritt will ja helfen, den Graben, der sich beim Lesen und es noch viele Aufgaben zu bewältigen" (191) hilft uns nicht.
Verstehenlernen der Urkunde auftut, zu überwinden? Hier Darmstadt Friedrich Hahn

heißt es ja gerade: heraus aus der Distanz, aus der Historie, -

aus der Objektivierung! Auch die interpretierende Methode

Steinwands (ebenso Fror, Angermeyer u. a.M), die mit Recht um Flender, Helmut: Gottes Gebot und Lebenswirklichkeit — Ein Bei-

dje Einheit von Bericht und Zeugnis weiß, muß das Zeugnis trag zur Evangelischen Unterweisung im Jugendalter.

von damals als Zeugnis von heute und für heute sagen und also Monatschrift für Pastoraltheologie 52, 1963 S. 95-104.

doch den Zweischritt wagen. Gerade durch den zweiten oder Merkel, Friedemann: Das siebente Gebot — Gebot der Freiheit.

drittcn Schritt wird die Perikope, die in sich selbst Bericht und Monatschrift für Pastoraltheologie 52, 1963 S. 70-75.

Zeugnis für die Gemeinde damals darstellt, zum An- und Zu- Stürmer, Karl: Um einen neuen Katechismus.

sPruch für den Menschen heute. Zum Übel der Formalstufen Kirdie in der Zeit 18, 1963 S. 98-100.

VON PERSONEN

Bibliographie Herbert Braun

zum 60. Geburtstag am 4. Mai 1963

(Zusammengestellt von Luise Schottroff-Klein, Mainz)

1930

1948

4- Plutardis Kritik am Aberglauben im Lichte des Neuen Testaments,

^enditsgedanke und Rechtfcrtigungslehre bei Paulus. Untersudiun- In. Anf ](Mg H 9 $.1-26.

gen zum NT H. 19. Leipzig: Hinrichs 1930, XI, 100S.

v * 1949

1940 5- Exegetische Randglossen zum 1. Korintherbrief. Theologia Viato-

. rum 1948/49, S. 26—50.

V1M BcRrcnzunR u"d die Offenheit der Kirche nach CA VII und ,951

"'• In: Kirche und Amt I, Beiträge zur Evang. Theologie. Bd. 2, 6. Die Überwindung des Liberalismus auf der Ebene des Kritizismus

""dien: Lempp (1940), S. 3—18. (Besprechung von R. Bultmann, Theologie des Neuen Testaments,

• »M Leiden Christi. Eine Bibelarbeit über den 1. Petnwbrief. 1. Lieferung 1948): Verkündigung und Forschung 1949/50 (1951),

'neologi.ch,. Exi!tcnz heut H. 69. München: Chr. Kaiser 1940. L|5r€ru"8 S. 49-67.

5ö 3- 7- ..Der Fahrende . ZThK 48, 1951. S. 32-38.