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Ausgabe:

1963

Spalte:

693-695

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Holm, Søren

Titel/Untertitel:

Dogmatik 1963

Rezensent:

Hornig, Gottfried

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693 Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 9 694

Freimütigkeit, mit der der Verfasser dem Naturwissenschaftler führung ein durchaus unkonventionelles, eigenständiges Ge-
die Kontinuität des Übergangs vom Tier zum Menschen als präge besitzt. In loser Reihenfolge, bisweilen ohne ersichtlichen
Arbeitshypothese zugesteht. Er selbst ist allerdings überzeugt, Zusammenhang, werden in 31 Kapiteln teils dogmatische
daß die Forschung eines Tages die grundsätzliche Kluft Hauptthemen, teils aktuelle Problemstellungen systematischer und
zwischen Mensch und Tier endgültig zeigen wird. religions- philosophischer Art abgehandelt. Theologiegeschichtlich
Diesem naturwissenschaftlichen Beitrag, der eine weltan- betrachtet, läßt sich in den Ausführungen Holms 6owohl der
schauliche Grundhaltung nicht verleugnet, ist ein rein theolo- Einfluß der Theologie Luthers, Grundtvigs und Kierkegaards,
gischer Aufsatz zum Thema der Hominisation vorausgeschickt als auch das sachliche Gewicht einer durch Lessing, Schleier-
(S. 13-90). Hier berichtet der Innsbrucker Dogmatiker Karl macher, Adolf von Harnadc, Troeltsch und Bultmann vermittel-
Rahner (SJ) über die bisherigen Festlegungen des kirchlichen ten kritisch-wissenschaftlichen Tradition feststellen. Von hier
Lehramtes zu diesen Fragen. Er geht ein auf „die Aussage der aus erklärt sich auch die kritische Distanz zu bestimmten For-
Offcnbarungsqucllen über die Anfänge des Menschen" und er men der zeitgenössischen Theologie. In Karl Barths „paradoxabehandelt
„theologisch-philosophische Fragen", die sich be- 1er Theologie" sieht Holm eine tiefgreifende Unklarheit gegenziehen
auf den Zusammenhang von „Geist und Materie", den über dem ontologischen Problem der Dogmatik. Aus ähnlichen
..Werdebegriff", die Erschaffung der geistigen Seele" und das Gründen steht er auch der von A. Nygren und G. Aulen verVerhältnis
von „biblischer Urgeschichte und Evolutionstheo- tretenen Lunder-Theologie ablehnend gegenüber (vgl. S. 40 f.).

rie". Mit Aussagcmitteln, die der Theologie und der Philoso- i «.___■ . . . v , m <n*-i ui j au j...

Phie entnommen sind und die modernen Auffassungen Raum seines VvWIom^ R i4i 1 l 1 % u i " Ä

lassen, entfaltet Rahncr die grundsätzliche Anschauung, die Werkes Rechenschaft abgelegt. Er zieht den .flicht«!

hinter dem Beitrag Overhages steht. B«e 8 r n V°n "1 • 'f V u g,ebTraudl!.e
Abschließend sei auf einige Druckfehler hingewiesen: 165.34 Die^ ." *rlstl- Glaube , ,T)le christ . Lehre",
untersuchte statt untersuchten; 175,1 steht statt stehen; 235, 22 'fT*. dogmatik ) als zu anspruchsvoll erscheinen. Mit dieser
sinnfälligen statt sinnfällige; 270,13 zu ergänzen: nach; 319,24 las- »itelwahl soll zugleich angedeutet werden, daß die Ausführunsen
statt läßt; 330,19 entfällt der Punkt; 331, 25 eins statt eine; gen revidierbar sind und nur relative Geltung beanspruchen.
3 57, 19 vollem statt vollen. Holm betont, daß es sich bei 6einer Dogmatik um einen zeit-

Lcipzig _ Ingetraut Ludoipl.y bedingten, durch die religiöse Erfahrung und Individualität des

Autors bestimmten Versuch handelt, den Inhalt des Christen-
Haas, Adolf: Der Präsenzakt, ein unerkannter fundamentaler Lebens- tums in systematischer Form darzustellen,
akt. Einleitend werden zunächst der Religions- und Theologie-
Scholastik XXXVIII, 1963 S. 32-53. begriff, sodann die Fragen nach dem Objekt der Theologie und
— Zeugung und Präsenz. Die beiden Grundakte des Lebendigen. Ein den zu verwendenden dogmatischen Methoden erörtert. Im
Beitrag zur Naturphilosophie des Lebendigen. folgenden scheint die Anordnung des Stoffes eines bestimmten
Stimmen der Zeit 172 (88. Jg. 1962/63) S. 23-34. Planes zu entbehren. Es überrascht jedenfalls, daß die Christo-
Lachenmann. Hans: Von Alpha bis Omega - Teilhard de logie erst relativ spät (in Kap. 18 f.) zur Darstellung gelangt
Chardin. und ihr nicht nur die Ausführungen über Gott, Schöpfung,
Deutsches Pfarrerblatt 63, 1963 S. 129-133. Mensch, Offenbarung und Sünde, sondern auch der Versuch
Leys, R.: Teilhard dangercux? einer Formal- und Realbestimmung des Christentums vorge-
B'jdragcn 24, 1963 S. 1—20. ordnet werden. Ebenso wird der Inhalt der Verkündigung Jesu

erörtert, ehe von dem Verkündiger selbst die Rede ist. Auf
SYSTEMATISCHE THEOLOGIE de" Kirchenbegriff wird bereits in Kap. 11 ausführlich eingegangen
, während die Ausführungen über die Sakramentslehre
Niesei, Wilhelm, D. Dr., DD.: Das Evangelium und die Kirchen. (Taufe und Abendmahl), die kirchliche Hierarchie und den
Ein Lehrbuch der Symbolik. 2., überarb. Aufl. Neukirchen/Moers: kirchlichen Kult erst in den Kapiteln 25 — 28 erscheinen. Ähn-
Neukirchener Verlag d. Buchhandlung d. Erziehungsvereins 1960. lieh wie bei P. Althaus rückt auch bei Holm die Trinitätslehre
XI, 300 S. gr. 8°. Kart. DM 24.50; Lw. DM 27.50. ans Ende der Dogmatik und wird unmittelbar vor der Eschato-
Die erste Auflage dieses Buches habe ich in dieser Zeit- logie abgehandelt,
schrift (ThLZ 84, 1956, Sp. 194 ff.) ausführlich besprochen. In Eingesprengt in die Darstellung dieses traditionell dog-
«W neuen Auflage hat der Verfasser die Kapitel über die Ang- matischen Stoffes sind einige Kapitel, die ungewöhnliche Über-
jikaner und die Baptisten neu geschrieben und ein kurzes Schriften tragen, und aktuelle systematische Probleme behan-
Kapitel über die Kongregationalisten hinzugefügt. Dadurch ist dein, welche für das Ganze der Dogmatik Relevanz besitzen.
der Umfang etwas gewachsen. Im übrigen hat er, abgesehen Zu dieser Gruppe dürfen wohl Kap. 9 mit seinen interessanten
von einigen Verbesserungen, die Darstellung der ersten Auflage Reflexionen über „Orthodoxie und Ketzerei", das kontroversbelassen
; denn er meinte sich an das sehr laute Echo aus dem theologische Kapitel 10 „Autonomie und Theonomie", die
romisch-katholischen Bereich nicht kehren zu sollen, da man Stellungnahme zur Frage der Entmythologisierung in Kap. 13
keine einzige Unrichtigkeit nachgewiesen habe (vgl. das „Mythos und Symbol" sowie das Kap. 16 „Gott und die GeVorwort
der neuen Auflage). Auch sonst hat der Verfasser An- schichte" gerechnet werden.

regungen aus kritischen Besprechungen seines Buches offen- jn dem Kgp 9 nat i_i0]m nichts Geringeres als den Versuch

sichtlich nicht beachtet. Erfreulich ist die viel bessere druck- einer Ehrenrettung der Ketzer und Ketzerei unternommen. Es

ethnische Ausstattung der zweiten Auflage. ist eine weitverbreitete, aber - wie der Verf. betont - gleich-

F'ankfurt/Main Karl Gerhard Steck wohl unzulässige Betrachtungsweise, das Recht oder Unrecht

einer Ketzerei nach ihrem geschichtlichen Erfolg oder Mißerfolg

H ?1 m, Soren | Dogmatik. Kopenhagen : Kobenhavns Universitets zu bemessen. Johann Hus wäre dann zu Recht verbrannt wor-

™nd til Tilvejcbringelse af Lae remidier; Hirschsprungs Forlag i- den. Holm geht es freilich nicht um eine nachträgliche Reha-

Komm. 1962. 480 S. 8°. Geb. Dan. Kr. 45.—. bilitierung einzelner Personen oder als ketzerisch verurteilter

Z« den Theologen, die sich der Grundhaltung eine« moder- Lehren, sondern um den Nachweis, daß es neben der konserva-

ncn wissenschaftlichen Liberalismus verpflichtet fühlen, zählt tiven und bewahrenden Haltung der Orthodoxie auch einer

Hrf d" dä"»*c Religionsphilosoph und Systematiker S0ren Einstellung bedarf, die aus dem Wahrhe.tsbewußtse.n heraus

H°'m (Kopenhagen). Nach zahlreichen Veröffentlidmngen - auf Protest und Erneuerung bedacht kt D.e Kirche bedarf nach

T^. ,Mon<>graphien über Schopenhauer. Grundtvig, Kierkegaard. Holm der Ketzerei, um nicht in überlieferten Lehrformen zu

JF? T JasPcrs «™ie gewichtigen religionsphilosophischen erstarren, und der Ketzer bedarf der Kirche um nicht in eine

Werken (vgl. ThLZ 1960 Nr 7 Sp 546 f ) - hat Holm nun subjektivistische Willkür zu geraten. Es ist darum unrichtig,

cne Dogmatik vorgelegt,'die in Aufbau, Form und Gedanken- in dem Ketzer einen Feind der Kirche zu sehen, den es zu be-