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Ausgabe:

1963

Spalte:

46-47

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Jahrbuch für Antike und Christentum 3.1960 1963

Rezensent:

Campenhausen, Hans

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 1

alles ganz richtig, wenn auch keine neue Entdeckung. Der Wert wird. 1870 kam die Erklärung der Unfehlbarkeit und des

der Abhandlung dürfte pädagogischer Natur sein: sie mag für Universalepiskopates des Papstes. Der Ultramontanismus wurde

den Studenten, der auf sie stößt, eine Einführung in die Ge- u. a. von dem frommen Professor J. M. Sailer in Landshut, spä-

schichte der Kirchengeschichtsschreibung sein. Wer sich freilich ter Bischof in Regensburg, kritisiert, aber er siegte. Daß er

das Thema ernsthaft überlegt, wird rasch dessen inne, daß siegte, führte gewissermaßen eine Zersplitterung mit sich. Die

tiefer gegraben werden muß. Das wird vor allem deutlich, Intoleranz des Papsttums siegte. Intoleranz schafft Zersplitte-

wenn man sieht, wie wenig scharf die großen Wendepunkte er- rung.

faßt sind; sowohl über Eusebs Arbeit als auch über das refor- Die hier besprochene Arbeit von Arne Palmqvist zeigt
matorische Verständnis läßt sich Eindringenderes sagen, und eingehende Kenntnis der Kirchengeschichte, gute wissenschaftwichtiger
als die Notierung von mancherlei Literatur wäre es liehe Methode und hervorragende darstellerische Fähigkeit,
gewesen, über vorhandene fruchtbare Betrachtungen nachzu- Mahnt) Herman Sehl y ter
denken, es 6ei nur an die Ausführungen von Ed. Schwartz1 und

K. Holl2 erinnert. Die Abhandlung wäre dann mehr als eine Kuhnert, Wilhelm: Kirchengeschichte als gestaltende Kraft der

fleißige Kompilation geworden'. Diaspora.

Tübingen Hans-Dietrich A11enHorf Die evangelische Diaspora 33, 1962 S. 8—18.

K u p i s c h, Karl: Bismarck und Luther.

') Ges. Schriften 1 110 ff. Kirche in der Zeit 17, 1962 S. 339—343.

*) Ges. Aufsätze 1« 523 ff. Tschizewskij, Dmitrij: Gab es im alten Rußland echte Mysti-

*) Die Leistungen der einzelnen Kirchenhistoriker sind nicht ^„f

immer ausgewogen beurteilt; so ist der große Tillemont gründlich Evangelische Theologie 22, 1962 S. 304-309.

verkannt, wenn er als Muster eines Stoffsammlers vorgestellt wird. Wolf £rnst. Tradition und Rezeption _ Zur Frage mA „df und

„neu" in der Theologiegeschichte.

Palmqvist, Arne: Kyrkans enhet och papalismen. Zusammenfas- Evangelische Theologie 22, 1962 S. 326—337.
sung: Die Einheit der Kirche und der Papalismus. Stockholm-Göte-

teÄuÄS s^ÄJ^Ld^LCu^ KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Schwcd. Kr. 18.—.

Dt-, i j v i j j r> ü , • .„ur Jahrbuch für Antike und Christentum. Hrsg. v. Franz -

te Einheit der Kirche und der Papalismus ist ein 6enr . ._ »

r . . i j, _ .. . i_ Joseph Dolger-In6titut an der Universität Bonn. Schriftleitung:

interessantes Thema. Es ist nicht nur in diesem Zeitalter der Th. Klauser, A. Stuibcr, A.Hermann. Jahrgang 3/1960. Münster/W.:

Ökumene sehr aktuell, sondern war es auch in vergangenen Asdiendorff [1961]. 160 S. m. 12 Abb., loTaf. 4°. Kart. DM 19.50;

Zeiten. Das Thema ist ungeheuer umfangreich und verwickelt, i_w. DM 22.50.

und als der Dozent für Kirchengeschichte in Uppsala Dr Arne Der drjtte Band defi JbAuC. reiht sich scinen Vorgängern

Palmgren es aufnahm, wählte er den Weg, für jede Haupt- würdjg gn und Jft ebenso unentbehrlich fur jeden Besitzer des

Periode der Kirchengeschichte ein für das Thema besonders Rac £g wjrd wkder >>Beiträ zur Geschichte des

wichtiges Verhältnis zu untersuchen Dieses Verfahren ist zu Kreuzeszeichens" aus F. J. D ö 1 g e r s Nachlaß eröffnet, die

empfehlen weil es einen gewissen Überblick über die Entw.ck- heufe bd der neu emachten Diskussion um das Kreuzeszeichen

lung im Großen so we auch tiefere Einsichten an mehreren auf beson(Jeres Interesse reAnen könne„ ^ handelt skh djes.

"unkten s>ibt ohne daß die Untersuchung allzu voluminös , .. ... _ .. , c , ., .... , ,

4rA vorzuglich um Probleme der Schreibweise, nämlich um das

r ' . , , , - stehende Kreuz als Kürzung des Namens Christi und die noch

Der erste von den vier Abschnitten behandelt „Cyprian Seltsamere> damit zusammenhängende Verwendung des Kreuzes
und der Anspruch Roms auf den Primat . Hier begegnen uns aIs Abkurzung för den jesusnamcn. uona o'p p e 11 klärt
die ältesten ausführlichen Zeugnisse des Denkens der alten probleme um das Grab des Riesen Goliath", das durch eine
Kirche über den Primat Petri. Der Primatsgedanke hangt vor Nachricht des 6. Jahrhunderts für das Gebirge Gilboa bezeugt
allem mit der Lehre von der Kirche zusammen. Diese Lehre war ist £jn dreimaliger Steinwurf der Vorübergehenden ist als
der Kern der Theologie Cyprians. Er hat die Kirche zur Einig- rituelle Störung der Totenruhe aufzufassen. Die Erklärung der
keil: aufgerufen auf Grund der Lehre Christi und seiner Apostel. auffallenden Lokalisation von der Saul-Tradition her ist vieler
behauptet, daß ein jeder Bischof der uneingeschränkte Leiter iejdl(. wenjger überzeugend. An Hand eines heidnischen Natales-
seines Bezirks ist. Der Bischof von Rom hat keinen besonderen Kalenders von Ostia bietet A. Stuiber einen lehrreichen
Auttrag. Die Machtansprüche Roms siegten aber allmählich. Die Vergleich „heidnischer und christlicher Gedächtniskalender",
fapst- Kirche ist aber nicht so sehr alt. der die Eigenart des christlichen Totengedächtnisses erhellt

Das zweite Kapitel behandelt Papst und Kaiser bei der (Freiwilligkeit, Unentgeltlichkeit, Ortsgebundenheit). St. erklärt

Organisation der nordischen Kirche. Der Verfasser geht von das Aufkommen des Bischofs- und Märtyrergedächtnisses in

dem sog. Florentiner Dokument (um 1120) aus, das uns über Rom einleucäitend aus der Entstehung von Gemeindezömeterien.

die kirchliche Einteilung in Skandinavien am Anfang des 12. ,,Auf privaten Gräbern gibt es nur privates Totengedächtnis",

Jahrhunderts informiert. Das Dokument ist eines der Zeugnisse und SQ versteht man andererseits, daß auch berühmte Märtyrer,

davon daß die Metropolitenorganisation in Nordeuropa unter die dor(. bestattet warerii jn Vergessenheit geraten konnten.

Kampf zwischen dem Papst und dem Kaiser zustande kam. Der „Wie sicn dje Überlieferung eines Kultes hält und bei seinem

Kampf zeigt die Unvereinbarkeit der Auffassung der Kurie von schließhchen Untergang gleichwohl die Kultgestalt durch ihre

der Einheit der Kirche einerseits und der Bestrebung kaiser- Aufnahme in eine spätere Literatur und Kunst fortbesteht",

treuer deutscher Kirchenfürsten andererseits. zeigt A. Hermann mit einem fesselnden religionsgeschicht-

, Bibelhumamsmus und Papsttum" heißt die dritte Unter- liehen Beitrag über den Apis („Der letzte Apisstier"), der im
suchung. Fur den Bibclhumanismus ist die Kirche Christi gar RAC selbst nur mit einem Verweisartikel bedacht war. Ur-
U v Pr0n>- >' d" PaPstkir*e. Der Priester ist prünglich ein Tiernumen und Symbol göttlicher Zeugungskraft,
menr Verkundiger als Mittler zwischen Gott und Mensch. Der gewinnt der Apis seine besondere Bedeutung im Zusammenlast
soll der oberste Leiter der Kirche bleiben, aber auch den hang des Herrscherkults bis hin zu Julian, wobei die Kaiser
tutrsten kommt eine bedeutende Rolle im Reich Christi auf und interessanterweise auch die Christen das Phänomen nicht
fcrden zu. Uer Papst ist auch nicht unfehlbar und nicht absolut ganz einheitlich beurteilt haben. Ein spätes Wiederaufleben der
im Verhältnis zu anderen Geistlichen. Erinnerung zeigt sich in den Malereien Pinturicchios im Vatikan

Zum Schluß untersucht der Verfasser den Katholizismus —der Stier ist das Wappentier der Borgias — und im sogenann-

und den Ultramontanismus. Die liberale Periode Pius IX. wurde ten „Apis-Altar" Dinglingers für August den Starken, der noch

mit dem Revolutionsjahr 1848 beendet. Danach arbeitete er einige Fragen offen läßt. L. Eizenhöfer behandelt noch

ganz nach den Linien des Ultramontanismus. Er meinte, daß die einmal die bekannten, im ersten Band des Jahrbuches (S. 21 ff.)

Verwirklichung der Katholizität nur dadurch erreicht werden auch von Klaus er besprochenen „Siegelbildvorschläge des

kann, daß die Leitung der Kirche bei dem Papst konzentriert Clemens von Alexandrien und die älteste christliche Literatur".