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Ausgabe:

1963

Spalte:

673-676

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Nautin, Pierre

Titel/Untertitel:

Lettres et écrivains chrétiens 1963

Rezensent:

Campenhausen, Hans

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 9

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Gnilka, Joachim: Der Täufer Johannes und der Ursprung der christ- Rolle, wo vom Frieden und der Eintracht der Kirche die Rede
liehen Taufe. ist- Aber der Verf. geht noch weiter und sieht diesen Gegen-
Bibel und Leben 4, 1963 S. 39—49. satz auch in anders bestimmten Konflikten unausgesprochen
Haible, Eberhard: Die Kirdic als Wirklichkeit Christi im Neuen mitspielen, wobei er angebliche Schismen und Häresien mit
Testament. Recht eher als Richtungs- und Gruppenkämpfe innerhalb der
Trierer Theologische Zeitschrift 72. 1963 S. 65—83. katholischen Gemeinden versteht. (Auch die Polemiken und
Mundle, Wilhelm: Das apostolische Osterkerygma nach l.Korin- Schriften gegen Markion sollen in erster Linie katholische
ther 15,1—20. Enkratiten im Auge haben.) So gehört beispielsweise das Brief-
Lutherischer Rundblick 10, 1962 S. 141—153. fragment, in dem Dionys die Apostel Petrus und Paulus in
Mußner, Franz: „Volk Gottes" im Neuen Testament. „schmeichelhafter" Weise vor dem römischen Bischof erwähnt,
Trierer Theologische Zeitschrift 72, 1963 S. 169—178. angeblich in ein Schreiben hinein, das diesen vor allem für
Nielen, Josef Maria: Macht und Ohnmacht der Christen. Ein Beitrag ejne Tjnterstut:zung der milden Richtung gewinnen 6oIlte, die
zur ntl. Auffassung der Kirche. Dionysios selber vertrat. Auch der berühmte Märtyrerbericht
Bibel und Leben 4, 1963 S. 1-19. , , aus Vienne und Lyon, für dessen Abfassung durch Irenaus neue,
Rasco. Emilio: La oraeiön sacerdotal de Cristo en la tierra segun stiIjstis(Jie Gründe beigebracht werden, ist nur die Antwort auf
Hebr. 5,7. cjnen Brjef de6 Bjsch0fs von Ephesos und hatte vor allem (?)
Gregorianum XLIII, 1962 S-/23-755. d» Zweck, ihm moralisch gegen eine rigoristische Partei der
Ries Julien: Ncu.estamcntlichc eschatolog.sche Grundzu e ,„ dem M„ Hilf»telhng zu geben.

manischen koptischen Hynjncnbud, von Mcd,n et Madi. V * * Bezugnahme auf den Mon-
Trier« Theologische Zci schuft 72. 1963 S. 117-121 ^ ^gfc ™* ^ dann unwahrsdlein.
Schlier. Heinrich: Auslegung des 1. Thessalomcherbr.efes (4,13 ^ ^ ^ ^ ^ ^ aiIgcmeinerc rigoristische Bewe-
—'•11). gung gehandelt hat, von der die Entwicklung des Montanismus nicht
Bibel und Leben 4, 1963 S. 19-30. scriarf 2U trenn£n ist; vgl. H. Kraft, Theol. Zeitschr. 1 1 (1955)
Schnackenburg, Rudolf: Zur formgcschichtlichen Methode in 249 ß. Es ist schade, daß der Verf. das sog. Polykarpmartyrium, in
der Evangelienforschung. Wahrheit ja gleichfalls ein Brief, den Eusebios fragmentarisch mit-
Zeitschrift für katholische Theologie 85, 1963 S. 16—32. teilt, in seine Betrachtung nicht mit einbezogen hat; denn es gehört
Smith, D. Moody: John 12, 12 ff. and the Question of John's Use natürlich auch in diesen Umkreis hinein. Interessant sind Beobachtun-
of the Synoptics. gen "b" den Umfang der Gemeinden und einleuchtend die Vermu-
Journal of Biblical Literature LXXX1L 1963 S. 58-64. »ung, daß Irenaus schon Bischof von Vienne war, ehe er die Leitung
Thurneysen, Eduard: Die Bergpredigt. 5., durchges. Aufl. Mün- von Lyon - nach dem Tode des Pothinus - ebenfnk ubern^
chen- Kaiser 1963 44 S. gr. 8« = Theol. Existenz heute, hrsg. v. D,c Vereinigung beider Gemeinden wäre also nicht ursp^inglich. Doch
cnen. Nawer 77 a' *' wird dies zusammen mit der kurzen, treffenden Anmerkung S. 25,1
K. G. Steck u. G. E.chholz N.F Nr. 105 DM ^ pegen Karl Müllers Deutung des Episkopats im Pontos schwerlich
Wennemer, Karl: Theologie des „Wortes im Johannesevangehum. ^ ^ großcn Zusammenhang entwickelte Verfassungs-
Scholastik XXXVIII, 1963 S. 1—17. geschichtliche Theorie im Ganze» zu stürzen. Was über die Stellung
Willkomm, Heinridi: Die Hoffnung Israels. von Ephesos in Kleinasien S. 36 ff. vermutet wird, erscheint mir z.T.
Lutherischer Rundblick 10, 1962 S. 131—141. anachronistisch und ganz phantastisch. — Der Exkurs zur Biographie

des Irenaus enthält S. 93 übrigens einen seltsamen Trugschluß: daß

fi1ftrt11?NPt?QrHW.HTR' ALTE KIliCHE er seiner Jugend noch den alten Polykarp in Smyrna gehört hat,

mniinr>lULi5linil;iii^. n*>* bangt doch nicht, daß er die Stadt vor dem Erwachsenwerden ver-

Naut in, Pierre: Lettre, et ecrivains chretiens des II* et III« ,assenhaben muß.
siecles. Paris: Lcs Editions du Cerf 1961. 277 S. gr. 8° = Patri- Soweit ist die neue Sicht der Dinge m. b. zwar einseitig,
«tica II. NF. 30.—. arJer durchaus diskutabel. Dagegen schießt die revolutionäre
Wer den ersten Band von Nautins „Patristica" kennt Umdeutung des Osterstreits zweifellos übers Ziel. Daß Poly-
(Le dossicr d Hippolyte et de Mcliton, Paris 1953), greift mit krates auch in Kleinasien nur der Vertreter einer quartadeci-
Spannung nach diesem zweiten - und wird nicht enttäuscht. manischen Minorität gewesen sei, gegen die sich Viktor dann
Es geht hier in erster Linie um die bei Eusebios, H. E. IV-VI allein gewandt hätte, erscheint mir unhaltbar. Die als H.ntcr-
übcrlicfcrtcn Brieffragmente und die Fragen, die sie aufwerfen, ?rund der kleinasiatischen Texte vorausgesetzten hierarchischen
aber dann auch über einige weitere literarisch-kirchengeschicht- "nd konziliaren Verhältnisse sind gar nicht wahrscheinlich und
liehe Probleme besonders des dritten Jahrhunderts. Der Patristi- die Auslegung dessen, was Irenäus über die römischen Vernalt-
ker meint die Texte gut zu kennen; er fragt sich zweifelnd, nisse sagt, mehr als kühn. Aber auch hier finden sich im einlas
hier eigentlich noch entdeckt werden soll - und erlebt dann -einen interessante und erwägenswerte Bemerkungen, z. B. geeine
Fülle von Überraschungen. Der Verf. besitzt die Fähig- gen den vermeintlichen Episkopat Melitos oder gegen Viktor
keit, von Vorurteilen abzusehen und die Sätze mit dem schar- als Adressaten des Narkissos-Briefs.

fen Blick des echten Philologen wie zum ersten Mal zu lesen, Die Geschichte des Narkissos eröffnet das folgende vierte
ja. fast mit Röntgcnaugen zu durchleuchten. Leitend für die Kapitel, das der Korrespondenz Alexanders von Jerusalem geUntersuchung
ist der konsequent befolgte Grundsatz, jedes widmet ist. Bekanntlich erscheint Narkissos zwc.mal in der
Fragment vor allem darauf zu befragen, woher es Eusebios oder Bischofslistc von Jerusalem. Der Verf. vermutet im Gegensatz
den sonstigen Gewährsmännern zugeflossen, auf welchem Wege zur erbaulichen Legende, die Eusebios bietet, daß er in Wahrend
in welcher Gruppierung es sich überhaupt erhalten haben heit als Rigorist abgesetzt worden sei, und entwirft dann einen
könne, und dann wird der rahmende Text unbarmherzig ge- wahren Schauerroman, in welcher Weise Alexander die spatere
Prüft, wieweit er nicht nur eine problematische Vcrallgemeine- Rückkehr bewerkstelligt habe, um sich selbst als M.tbischof in
«Hg aus dem in der Quelle mitgeteilten oder sonst noch vor- den Sattel zu schwingen und so die unerlaubte Preisgabe se.nes
liegenden Material gewesen sei. Eine solche Kritik, die es nur kappadokischen Bistums zu kaschieren. Sowohl für Klemens wie
mit den Texten selber zu tun hat, ist immer ernst zu nehmen; für den Bischof von Antinoe w.rd - noch vor dem Fall Ort-
bloß die Schnelligkeit und Schärfe, mit der sie gehandhabt wird, genes - ein Konflikt mit Demctnos von Alexandrien erschlos-
macht ihre Schneide, wie mir scheint, mitunter auch schartig. - was nicht unwahrscheinlich ist. D.e verschiedenen Bnef-
Die ersten drei Kapitel betreffen die Briefe des Dionys fragmente werden geordnet und zueinander ,n Beziehung g.-
von Korint (1) dis SchreiV, n ™, vlnn, „nd 1 von - dies ist setzt. Interessant ist die Vermutung. Eusebios konnte die bio-
dic richtige iBffigTSB0Sn22T-^) S die Frag- graphischen Nachrichten über die Entwicklung des Origenes
rnente zum Osterstreit (3). VeSdeS ist d e Überzeugung. dessen Rechtfertieungsbrief an Alexander entnommen haben,
GßenCsatRan2eZuCitraUm d"rdl wieder aufbrechenden im ein Bruchstüdc mitteilt So wurdeyd, anr, d,e-
Gegensatz zwischen der „laxCn" Gruppe und den radikalen selben Nachrichten, die M. H o r n s c h u h ZKG 71 (i960)
R.gonstcn bestimmt worden sei Er spielt bei illen sittlichen 1 ff. 193 ff. als gänzlich legendarisch verwirft, als bestens be-
und bußtheologischen Entscheidungen und überall dort seine zeugt erweifien. M. E. sind hier beide Autoren etwas zu weit