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Ausgabe:

1963

Spalte:

669-670

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Opitz, Helmut

Titel/Untertitel:

Ursprünge frühkatholischer Pneumatologie 1963

Rezensent:

Hegermann, Harald

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 9

670

In religionsgeschichtlicher Beziehung lassen sich die Unter- örterung der Charismata ein (97-111); auch bei Hermas besuchungen
des Verfs. erweitern. Auch das Judentum hat ein hauptet O. das Fehlen der urchristlichen Charismata. „Gabe des
charakteristisches Sinnbild: den siebenarmigen Leuchter: auf Geistes ist für Hermas ... mit Geistbesitz gleichzusetzen" (98).
wie viel jüdischen Denkmälern erscheint er als eindeutige Im übrigen fällt auf die mancherlei Besonderheiten der Geist-
Kennzeichnung des Judentum«I Er wird von den Christen ge- aussagen bei Herma6 manches neue Licht, wobei sich auch der
rade nicht übernommen. Hier wird mir der Symbolcharakter der Vergleich mit 1. Clemens oft als förderlich erweist (vgl. 52—55;
Bilder und Zeichen, die der Verf. für das Judentum anführt, 66; 85; 87 f. u.a.). Schon hier achtet O. besonders auf die
geradezu zweifelhaft. Es gibt also auf diesem Gebiete Unter- Möglichkeit außerchristlicher Einflüsse auf Hermas (62 f.; 70—75
schiede: 6ie müssen untersucht werden! Valentinische Gnosis).

Ahrenshoop Johannes Leipo 1H1 Im dritten Teil stehen für „die religionsgeschichtliche

Ableitung der Geistvorstellung bei Clemens und Hermas" (124)
Opitz, Helmut: Ursprünge frühkatholischer Pneumatologie. Ein ganze 2; Seiten zuj. verfügung. ijnter <}em Thema „Das VerBeitrag
zur Entstehung der Lehre vom Heiligen Geist in der romi- hältnU zy LXX„ wjrd lediglidl der Ausdruck „pneuma hegemo-
schen Gemeinde unter Zugrundelegung des I. Clemens-Briefe, und njkon„ ^ überse deg psalm 5Q (5l) herangezogen;
des „Hirten des Hermas. Berlin: Evang. Verlagsanstalt i960). . . . c 6. ,. ,. ,. £ ,°
155 S S« = Theologische Arbeiten, hrsg. v. H. Urner, Bd. XV. nidlt einmal Sap. 7, 22 ff. Interesse verdient hier die Konfron-
Hlw DM 11 50 tation des Clemens mit der zeitgenossischen romischen Stoa

_!. . , .. r , .. „ i n;,.*„r (130—132) und des Hermas mit dem wieder aufgelebten, alt-

Die in etwas verkürzter Fassung gedruckte Baseler Disser- ' n . .___. »

i/ic ui . „ .. 6 A r> u .ii r ,m romischen, jetzt stoisierten Genienglauben (143—149).
tation behandelt in zwei Hauptteilen (A. Der Heilige Geist im ' .f. r
1. Clemensbrief S. 11-51; B. Der Heilige Geist im „Hirten" Die Arbeit stoßt durchaus mit Erfolg auf schwierigem Jedes
Hermas S. 52-123) und einem Schlußteil (C. Die Wurzeln '«"de vor und ist darum zu begrüßen; sie leidet darunter, daß

j •• • j i- ■ a. a. r>;« ,„i;„;^»^»e^i,;^.fli^i^ Ah- "Ie Frenzen zu weit gespannt sind. Sie vermittelt neben rundes
romischen Geistbegriffes — Die religionsgeschichtliche AD j- . c. , . 6 . , x--.ii * n m v.»
■ , n . . . l . ri „„„ „„j u,,™,,- c 124 aierten tinsichten eine reiche Fülle von Anregungen. Dem Verleitung
der Gastvorstellung bei Clemens und Hermas 5. i-^ :...„ „ ,. , r ? • . , . , „
, „~ j c li n * .r^, irii a;~ r-».*l*.U~. „„„ i riotnpns tasser ging es allerdings um mehr. Er versucht aus den beiden
—149, dazu Schlußwort 150—152) die Ueistlehre von 1. Siemens „ . » «> &

j ii i » t -i • j i„™~,„i„„;c,+,„ r;mnd- r°mischen Schriften eine genuin und original romische Linie in

und Hermas. Im ersten Teil wird die kosmologische Oruna . » b cu««*»„« J,,,

„,.,,. , n . . , , „„„,„,4,,.. rw Heilige aer pneumatologie zu erarbeiten und sie aus der Situation der

struktur der Gcistlehre des 1C1 deutlich gemacht: „Uer Heilige & v___, A,

• • j ii. j. i u v^,™ w„u „n^l r,e- schritten zu erk aren. Es ist ein interessanter Versuch. Aber

Geist ist in dem zyk ischen und harmonischen Welt- und ue

' , ii j ■___ ci^t, r.r,tc he- dle „Ursprünge hegen hier doch wohl weiter zurück, und die

schichtsbi d des Clement das Medium, dessen sich Uott oe v„ . , r * ZT, . . , „ . „ • „, 7 ■„

dient, um . . . Störungen der Harmonie der Schöpfungsordnung, .Pneumatologie eines Clemens hat in seiner Zeit

die in der Geschichte - nicht im Kosmos - auftreten, je und «"»nn.gfalt.ge Analogien.

v. uti , , Röblingen Harold Hege rma n n

je zu beseitigen (S. 30). Das Besondere gegenüber verwandten
Texten, etwa Ign. Eph. 19, ist dabei die Einordnung auch des

Christusgeschehens in eine Schöpfungstheologie und nicht in Jan.« M. Prof. Dr.: Kerygma und hstonsdier Jesus

eine solche der neuen Schöpfung (S. 24 u. ö.). Christus ist Zun* / Stuttgart: Zwingl. Verlag [i960], 192 S. gr. g». Kart,
schon als der Präexistente pneumatischer Heilsträger, indem er 7.80. ■

durch Schriftwort und Vorbild wirksam ist; sein Kommen be- Das Problem des historischen Jesus ist in der neutesta-

deutet die Offenbarung des Abschlusses der Schöpfung, indem mentlichen Forschung seit dem programmatischen Vortrag, den

er die Gnade der Buße bringt (S. 48. 31). Aus den ntlichen t. Kasemann auf einer Tagung Alter Marburger im Oktober
Charismata sind bei Clemens menschliche Tugenden geworden, 1953 in Jugenheim gehalten hat, wieder aufgelebt Die Kritik

mit der Demut als Zentraltugend, da sie Einfügung in die an der Leben-Jesu-Forschung des 19. Jahrhunderts hatte in der

Pneumatisch-kosmische Harmonie und so immer neu Anteil am ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Anschluß an A. v Harnack,

Pneuma bewirkt (S 31 f 44 46; 24-27). Eigentliche Gabe des A. Schweitzer und J. Weiß besonders aufgrund der form-

Geistes ist für Clemens nur der Geist- und damit Heilsträger, geschichtlichen Methode (R. Bultmann) zu der Erkenntnis der

und das sind für die Gegenwart des Clemens die von den Apo- Unmöglichkeit einer Biographie Jesu im historischen Sinne gesteh
her eingesetzten und geistbegabten Amtsträger (40-46). fuhrt, und die sogenannte pneumatische Exegese (K. Barth)
Durch solche Medien" (42.47), die mit überirdischem Wissen konnte von ihren Voraussetzungen aus eine historisch-psycho-
ausgerüstet sind, das sie zu einer demütig-überlegenen Haltung logische Darstellung Jesu nur als theologisch illegitim an-
inmitten aller „Störungen" befähigt, wirkt die Friedensmacht sehen .
des Geistes in die Geschichte hinein (48). . Natürlich ist die historisch-kritische Arbeit an den Quel-

Clemens wende sich mit dieser Geistlehre gegen die neuen len der Jesusüberlieferung nie aufgegeben worden. Abgesehen
Führer in Korinth, die O. im Anschluß an Peter Meinholds Auf- von der französischen oder englischen Forschung, die von der
satz in ZKG 1939 als ekstatische Pneumatiker versteht; ihre Nachkriegsproblematik der deutschen Theolog.e in den 20er
Bezeichnung als neoi, was nach O. „Neuerer" bedeuten soll, Jahren zunächst nur wenig berührt wurde, haben auch in
führt O. zu der für seine Gesamtschau wichtigen These, in Rom Deutschland Forscher wie .Jeremias das Erbe der exakt -
feien die urchristlich-ekstatischen Phänomene bislang unbe- Wissen und zeitgeschichtlichen Forschung bewahrt und unter
kannt gewesen (S. 20 u. ö.), und die kosmisch-pneumatische ganz anderen Gesichtspunkten hat E. Stauffer e.n B, d von der
Schau des Clemens solle das fehlende „Geisterlebnis" als ein Geschichte Jesu entworfen, dem zugle.di Gegenwartsbedeutung
eigenes römisches ersetzen (25 u.ö.). «kommen sollte. E. Käsemann, der Schüler Bultmanns, aber

Im zweiten Teil verzichtet O mit Recht darauf. Her- war es, der die Wiederaufnahme der Frage nach dem histon-
-s zu systematisieren Hermas benutze verschiedene dogma- .dien Jesus bis in die Kreise um Bul mann und Barth angeregt
'sehe Entwürfe der Tradition geleitet jeweils von bestimmten hat, wahrend Barth selbst auf dem Standpunkt verharrte, daß
Lehranliegen, wie er z. B in Sim V 6. 7 auf den Bahnen einer es nur Glaubenserkenntnis der Person Jesu geben könne. Die
Erhöhungschristologic denkt um am Vorbild des irdischen wissenschaftliche Rekonstruktion seines Lebens muß dann a s
Gottessohnes zu zeigen, wie der Mensch mit dem Heiligen ein theologisch illegitimer Versuch erscheinen, die eigene Exi-
Geiste zusammen arbeiten müsse (S 76). Der Geist ist hier Stenz auf etwas zu gründen, was vom Menschen her nachprüfbar
als Hypostase und in seiner wTkung al schöpferische Lebens- ist. Aber wir kennen Jesus nach dem. Fleisch nicht mehr_ M.t
macht gesehen, überwiegend abe denke HermL den Geist als diesem umstrittenen Satz seilte endgu t.g die historische Frage-
eme von oben her einfallende, „metercologisch-animistische" Stellung aus der theologischen Debat e ausgeschaltet werden.
(S. 63) Kraft, die in Form von Einzelgeistern dem einzelnen Bultmann verband die eigene: formgesch.cht .che Kr.t.k mit der
Menschen zugeordnet wird welche in ihm ihre Durchschlags- Barthschen Position und m.t der Ex.stenzph.losoph.e. Die e.gent-
kraft" „in Sittlichkeit sublimieren" (S 64) doch" so, daß die liehe Existenz im Sinne der Philosophie entspricht dabei der
Mitwirkung des Menschen selbst über das Gelingen des Geistes- eschatologischen Existenz im Sinne des Kerygma. Dieses aber
Wirkens entscheidet (67). Einen breiten Raum nimmt die Er- fordert eine ganzheitliche Begegnung mit der Person Je«»