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Ausgabe:

1963

Spalte:

660-661

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Barr, James

Titel/Untertitel:

Biblical words for time 1963

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 9

66Ü

worden 6ind, sondern es sind auch innerhalb der einzelnen
Kapitel im Text die meisten Partien unverändert übernommen
und nur in den Anmerkungen die nötigen Hinweise auf die
neuere Literatur und die jüngsten Funde angebracht worden,
wobei der Verfasser sich auch der Hilfe H. Bengtsons und besonders
A. D. Nocks zu erfreuen hatte. Die Abbildungen sind
die gleichen geblieben, und die Register haben keine wesentliche
Erweiterung erfahren. Sehr bereichert sind die Ausführungen
über die Dionysosmysterien samt ihren westgriechischen
Ausläufern S. 99f. 246f. 358ff., kein Wunder, da Nilsson hier
das Fazit seines einschlägigen Buches v.J. 1957 ziehen konnte.
Auch die Darstellung des Monotheismus S. 569ff. hat sich noch
mehr differenziert; dabei wird die vorbereitende Bedeutung dieser
Erscheinung für das Christentum nun weniger für den Hochgottglauben
als solchen betont als für die Vorstellung des
Mesites, für die allerdings nur schwache Vorgänge im Heidentum
auszumachen sind. Wichtig ist auch der S. 42 eingefügte
Hinweis auf die „heiße Religiosität" Kleinasiens, wo sich das
Christentum früher und weiter verbreitet hat als irgendwo
sonst. Von den orientalischen Religionen wird S. 698 f. nochmals
zusammenfassend festgestellt, daß sie wegen ihrer nie
ganz gelösten nationalen Bindung und wegen des Mangels an
einer die einzelnen Gemeinden übergreifenden Organisation dem
wirklichen Universalismus des Christentums nicht gewachsen
waren. Plutarchs Schrift über Isis und Osiris wird S. 325 als
exemplarisch für die Geistesrichtung genommen, die die Religiosität
der Kaiserzeit beherrschen sollte. Die Astrologie hebt
sich S. 270 ff. in ihrer hellenischen Systematik von den mittlerweile
noch deutlicher gewordenen babylonischen Grundlagen
ab; dagegen wird S. 722 f. auf die nichtgriechische Herkunft der
Vorläufer und Hauptvertreter des Neuplatonismus ein starker
Nachdruck gelegt. Wir haben allen Anlaß, der viridis senectus
Nilssons für die Erneuerung auch dieses zweiten Bandes seiner
griechischen Religionsgeschichte dankbar zu sein, mit der sich
der Benutzer getrost up to date fühlen kann.

Bonn Hans He rt er

A n w a n d e r, Anton: Monotheismus.

Theologie und Glaube 53, 1963 S. 50-52.
Baaren, Th. P. van: Enkele methoden van divinatie in Afrika.

Nederlands Theol. Tijdschrift 17, 1962 S. 81-97.
Binkley, Luther J.: What Characterizes Religious Language?

Journal for the Scientific Study of Religion 2, 1962 S. 18—22.
Cohn, Werner: Is Religion Universal? Problem of Definition.

Journal for the Scientific Study of Religion 2, 1962 S. 25—33.
H i d d i n g, K. A. H.: De huidige taak der godsdienstwetenschap.

Nederlands Theol. Tijdschrift 17, 1963 S. 274-282.
Holmer, PaulL.: Scientific Language and the Language of Religion.

Journal for the Scientific Study of Religion 1, 1961 S. 42—55.
Hoßfeld, Paul: Das Tao des Tao-te-king.

Theologie und Glaube 53, 1963 S. 125-130.
Panikkar, Raymond: Zwei Beiträge zum Verständnis des Hinduismus
.

Quatember 27, 1962/63 S. 51—59.
Q u i 1 e s, I.: La doctrina del No-Yo en el Budismo tradicional y
contemporaneo.

Ciencia y Fe XVIII, 1962 S. 211-273.
Schmidt, Werner: Baals Tod und Auferstehung.

Zeitschr. f. Religions- u. Geistesgeschichte XV, 1963 S. 1—13.
W a x, Rosalie, and Murray W a x : The Magical World View.

Journal for the Scientific Study of Religion 1, 1962 S. 179—188.
Williams, J. Paul: The Nature of Religion.

Journal for the Scientific Study of Religion 2, 1962 S. 3—14.

Winter, Gibson: Methodological Reflection on "The Religious
Factor".

Journal for the Scientific Study of Religion 2, 1962 S. 53—63.
Wolff, Kurt H.: Surrender and Religion.

Journal for the Scientific Study of Religion 2, 1962 S. 36—50.

BIBELWISSENSCHAFT

Barr, James: Biblical Words for Time. London: SCM Press [1962].
174 S. 8° = Studies in Biblical Theology No. 33. 13 s. 6 d.

Wie in seinem in ThLZ 87 (1962) 262-265 durch Th.
Boman eingehend besprochenen Buch The Semantics of Biblical
Language bekämpft Barr auch im vorliegenden den s. E. grundlegenden
Irrtum, es bestünden Zusammenhänge zwischen
grammatischen oder lexikalischen Tatbeständen der biblischen
Sprache(n) und dem biblischen Denken (161. 160). Eine bündige
biblische Theologie kann, so betont er, nur auf den Aussagen
(statements, subjects, Communications, things Said usw.)
der Bibel aufgebaut werden, nicht auf ihren Wörtern (147); sie
ist zu begrenzen auf die Gegenstände, die tatsächlich (actually)
in der Bibel behandelt werden (157). Von daher ergibt sich
eine grundsätzliche Ablehnung der nach Barr unglücklichen
Neigung der gegenwärtigen Forschung zu Wortstudien, die mit
den Kommentaren rivalisieren, und eine ebenso grundsätzliche
Polemik gegen theologische Wörterbücher insgesamt (155) und
gegen das von Kittel - Friedrich herausgegebene insbesondere;
auch Cremer, der den oben zuerst genannten grundlegenden
Irrtum nährte (131), und Kögel, der die bloß lexikalische Arbeit
verachtete (111), die Barr gerade wieder als entscheidend
herausstellen möchte (z.B. 116), werden nicht vergessen. U.a.
ist es nach Barr eine Verkehrung der Tatsachen anzunehmen,
ein Gegensatz zum griechischen Denken sei ein Schlüssel zur
Interpretation des NTs (160). Barr exemplifiziert seine Thesen
an der Behandlung der Wörter für Zeit und Ewigkeit im AT
durch C. v. Orelli1 (zunächst in Kap. IV), der von xaiQÖe und
XQÖvog durch J. Marsh2 und J. A. T. Robinson'1 (zunächst in
Kap. II) und der von xaigög und alwv durch O. Cullmann*
and others (zunächst in Kap. III). Das Buch ist in erster Linie,
zumindest dort, wo speziell über die ,Wörter für Zeit' gehandelt
wird, der Kritik der Arbeitsweise der Genannten gewidmet
, vor allem der drei letzten (die Arbeit Barrs berührt stofflich
also besonders das NT). An ihnen will er zeigen, daß die
Begriffsuntersuchung ein Irrweg zur Gewinnung biblisch-theologischer
Einsichten ist. Speziell für die Herausarbeitung eines
Zeitverständnisses liefert die Bibel nach B. kein ausreichendes
Material (153). Läge im NT ein spezifisches Zeitverständnis
vor (was B. offenbar bezweifelt [158]), so kann es zumindest
für die Urchristenheit nicht wichtig gewesen sein; sonst müßte
im NT dieser Unterschied herausgestellt werden (148 f. 157).
Die biblische Theologie hat sich zu konzentrieren auf die Aussagen
über Gott, Sünde, Vergebung, Kreuz usw., nicht auf das,
was nur zwischen den Zeilen vermutet werden kann (157).

Natürlich ist es beispielsweise richtig, daß bei biblisdien Untersuchungen
nicht ohne weiteres von irgendeinem fixierten, spezifischen
außerbiblisdien Verständnis einer Vokabel auszugehen, sondern die
ganze Breite möglicher Bedeutungen im Auge zu behalten und aus
dem unmittelbaren Kontext (der .syntaktischen Umgebung', wie Barr
sagt [1 54.156]) die spezielle zu gewinnen ist (entsprechend übrigens,
daß in der Verwendung des griechischen Begriffs im deutschen bzw.
englischen Text einer Übersetzung oder Interpretation die Gefahr des
Verzichtes auf eine genaue Festlegung im Kontext gegeben sein kann,
usw.). Indessen ist die Interpretation des Einzeltextes ihrerseits lexikalisch
ein komplexer Vorgang, in dem die verschiedenen Bedeutungsmöglichkeiten
des Wortes auch nach der theologischen Seite an dem
Text erprobt werden müssen. Das gilt ebenfalls von den spezifischen
Bedeutungen eines Wortes (wie etwa xaw<k). die in verschiedener
Intensität auf den Wortsinn an bestimmten Stellen einwirken können.
Es ist im übrigen nicht ernsthaft zu leugnen (Barr formuliert freilich
z. T. so, als leugne er eine solche Möglichkeit schlechthin), daß jedenfalls
die zentralen Wörter im NT ihren besonderen Inhalt weitgehend
vom urchristlichen Glauben her erlangen (etwa axavgög, fiixnmvv,
vtös). Entsprechendes kann in bestimmtem Umfang auch von Wörtern
gelten, bei denen das weniger in die Augen springt. Schließlich

') Die hebräischen Synonyma der Zeit und Ewigkeit (Leipzig 1 871)-
s) The Fulness of Time (London 19 52).
3) In the End, God . . . (London 1950).

*) Christus und die Zeit (Zollikon 1946); dazu R. Bultmann.
ThLZ 73 (1948) 659—666; zu Barrs Angriffen inzwischen Cullmann
a. a. O. 3. Aufl. (1962) 26 f.