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Ausgabe:

1963

Spalte:

590-591

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Braumann, Georg

Titel/Untertitel:

Vorpaulinische christliche Taufverkündigung bei Paulus 1963

Rezensent:

Jeremias, Joachim

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589

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 8

590

Sie zeigen, daß Israel und Juda dem Einfluß der kanaanäichen
Kultmythologie ausgesetzt waren. Gewiß nicht mit dem Ergebnis
, daß diese nun die bestimmende Komponente war; aber daß
das Joelbuch einem „sauberen Jahwismus entstammt" (im Gegensatz
zu einem „stark synkretistisch gefärbten Kultleben")
(S. 8), wird man doch in dieser Weise kaum sagen dürfen.

Von den unter 2. und 3. genannten Ergebnissen B.s ist für
den Verf. von bes. Wichtigkeit, daß Joel „der Periode vor
Arnos angehört" (S. 108; vgl. auch S. 32; 37 ff.; 60). Arnos 5,
18 ff. ist dabei für B. das Kriterium: Wo der Tag Jahwes als
Gericht an Israel gesehen wird, gehöre er der Zeit nach Arnos
an, wo er als Gericht an den Heidenvölkern (aber Heil oder
zumindest Rettung für Israel oder einen Teil davon) verstanden
wird, sei er der Zeit vor Arnos zuzuweisen. Das aber ist doch
wohl zu einlinig gesehen. — Die Beziehungen des Joelbuches zu
Obadja, Hosea und zu den Eliageschichten sind wohl teilweise
(wenn auch nicht in der vom Verf. behaupteten Stringenz) feststellbar
; sie 6ind aber nicht im Sinne der zeitlichen Nähe zu
verstehen, sondern zeigen, daß gleiche oder ähnliche Motive
und Vorstellungen immer wieder in gleichen oder ähnlichen
Situationen wirksam werden (wenn man nicht in Einzelpunkten
eine direkte Einwirkung dieser Texte auf das Joelbuch für
wahrscheinlicher hält).

Hatte bereits Kapelrud für den Grundbestand des Buches
erkannt, daß hierin eine Liturgie vorliege, die Beziehungen zum
Thronbesteigungsfest Jahwes und zum altorientalisch-kanaanä-
ischen Fruchtbarkeitskultus aufweise (in welchem Sinne und in
welchem Maße diese Ansicht berechtigt ist, sei hier dahingestellt
), so sieht B. nun im ganzen Buch „den Verlauf eines
längst verschollenen Festes" geschildert, „dessen Lebendigkeit
nichts zu wünschen übrig läßt" (S. 107). Daß diese These zu
willkürlichen Konstruktionen führt, zeigt die Auslegung an
vielen Stellen.

Die im Vorstehenden zum Ausdruck gebrachte abweichende
Beurteilung kann den Dank nicht schmälern, den wir B. dafür
schulden, daß er aufs neue das Joelbuch zum Gegenstand der
Diskussion gemacht hat. Jeder Sachkenner weiß um die Größe
und Vielfalt der Probleme, die gerade das Joelbuch aufwirft,
und zugleich darum, in welch großer Verlegenheit sich die atl.
Wissenschaft noch immer gerade diesem Büchlein gegenüber befindet
. Besonders beeindruckend an dieser Auslegung ist, daß
man ihr abspürt, daß sie von einem Mann geschrieben ist, der
bereit ist, auf die Anrede zu hören, die in diesem Text laut
wird, und deT darum weiß, daß letztlich alles wissenschaftliche
Bemühen des Exegeten im Dienste der Verkündigung zu stehen
hat.

Jena Manfred Weise

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D u s, Jan: Die altisraelitische amphiktyonische Poesie.

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Fohrer Georg: Der Aufbau der Apokalypse des Jesajabuches (Is

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ZAW 75, 1963 S. 3—27.
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n NEUES TESTAMENT

r

Braumann, Georg: Vorpaulinisdie christliche Taufverkündigung bei
Paulus. Stuttgart: Kohlhammer [1962]. VI, 88 S. gr. 8° = Beiträge
z. Wissenschaft vom Alten u. Neuen Testament, 5. Folge, hrsg. v.
K. H. Rengstorf u. L. Rost, H. 2. Kart. DM 12.—.

„Die Arbeit setzt sich zum Ziel zu untersuchen, ob und
inwiefern Paulus in seinem Kerygma" (gemeint ist: in seiner
Theologie!), „soweit es die Taufe betrifft, ältere christliche
Tradition in einer festen Gestalt übernimmt, weitergibt oder
weiterentwickelt" (S. l). Und zwar möchte der Verfasser die von
Paulus aufgegriffenen Tauftraditionen vor allem auf motivgeschichtlichem
Wege in den Griff bekommen, d. h. durch die
Untersuchung solcher „Motive", die sich einerseits mit außer-
paulinischen Motiven berühren und andererseits für Paulus ungewöhnlich
sind; er konnte dabei an vielfältige Vorarbeiten,
vor allem von O. Michel in seinem Römerbriefkommentar, anknüpfen
. Es sind sieben Aussagenkreise, die sich auf solche
Weise als von vorpaulinischer Taufterminologie beeinflußt erweisen
: 1. Rettung und Sündenvergebung, 2. Umkehr, 3. Tod
und Auferweckung, 4. Erniedrigung und Erhöhung, 5. Gottes
Gabe (Geist, Sohnschaft, Versöhnung, Gnade), 6. Gottes Wille,
7. Gegensatzpaare (Einst/Jetzt, Fleisch/Geist). Diese übernommenen
Taufüberlieferungen hat Paulus nicht nur in Taufaussagen
verwendet, sondern auch auf Zusammenhänge übertragen,
die über diesen Rahmen hinausgreifen.

So bereitwillig man dem methodischen Ansatz zustimmen |
wird, so unbefriedigt bleibt man leider von der Durchführung.
Der Verf. arbeitet vorwiegend mit Hilfe von Assoziationen
und läßt sich durch eine große Kombinationsfreudigkeit immer
wieder zu gewagten Hypothesen verleiten, die die Texte und
damit auch die Willigkeit des Lesers, dem Verfasser zu folgen,
überfordern.

Zu Gal. 3,27 (Xginzov eve&voao&e) wird „als Hintergrund der
Aussage" die Johannestaufe herangezogen, weil auch vom Täufer
Mk. 1,6 ein evdveodai ausgesagt wird: xai f^v 6 'Imävrtjc: evSedvfitvoc:
Tgi^ac xa/iijXov xai Ccovrjv SeQ/iarixtjv.. „Das Anziehen Christi ist
der Inbegriff für die zugeeignete Gabe an den Täufling, Gürtel und
Kamelhaarkleid sind Inbegriff für das von Gott bestimmte Prophetsein
" (S. 25, Anm. 65). In Wahrheit zeigt aber doch schon das verschiedene
Subjekt (Gal. 3, 27: der Täufling, Mk. 1,6: der Taufende)
und das verschiedene Objekt (Gal. 3, 27: Christus, also persönliches
Objekt. Mk. 1,6: Mantel und Gürtel, also sachliches Objekt), daß
die beiden Stellen schlechterdings nichts miteinander zu tun haben.

An der Wüstengeneration hatte Gott trotz der „Taufe" kein
Wohlgefallen (l.Kor. 10. 5: ovx . . . cvdoxtjoev 6 &snc:), sein Wohlgefallen
ist die Rettung (1. Kor. 1, 21), die Taufstimme redet vom
Wohlgefallen am Sohn (Mk. 1, 11 par.). Aber das berechtigt doch
nicht dazu, nun auch die Stellen, an denen Paulus von seiner auf
Israels Rettung gerichteten evdox/a (Rm. 10,1) und seinem evtioxetv
redet (1. Thess. 2, 8), für „urchristliche Taufsprache" zu erklären
(S. 68 ff.); schon das Nebeneinander von cvlioxia rtjs e/iij; xaQSiai