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Ausgabe:

1963

Spalte:

587-588

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Blank, Sheldon H.

Titel/Untertitel:

Jeremiah: man and prophet 1963

Rezensent:

Wolff, Hans Walter

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Seite 1

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587

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 8

588

zu tun vermögen. So ergänzt die S. 30 und S. 64 f. stehende
ausführliche Erörterung von iöiörrjtot; und seiner Varianten
in 2,23 die knappen Angaben des Apparats auf das glücklichste
, namentlich auch im Hinblick auf die Variante der
Syrohexaplarischen Übersetzung des Mar Iso'dad von Merw,
über die S. 29 f. auch einige allgemeinere Bemerkungen gemacht
werden. Sonst mag nur noch mitgeteilt sein, daß Ziegler
für Sapientia keinen hebräischen Urtext annimmt, für Kap.
1—9 dieses Urteil freilich dann doch etwas einschränkt, indem
er S. 64, Anm. 1 die Frage, ob wenigstens für Kap. 1—9 ein
hebräisches Original vorlag, als noch nicht geklärt betrachtet.
Erfreulicherweise darf man auf baldiges Erscheinen des nächsten
Teilbandes, der Jesus Sirach enthalten soll, rechnen. Wie das
Vorwort zum vorliegenden Teilband mitteilt, war das Manuskript
des folgenden schon Ende 1961 fertiggestellt.

Halle/Saale OltoEiflfeldt

jfe"Blank, SheldonH.: Jeremiah. Man and Prophet. Cincinnati: Hebrew
Union College Press 1961. XII, 260 S. 8°. Lw. $ 6.50.

Dieses Buch ist aus dem lebenslänglichen Umgang eines
jüdischen Gelehrten mit den Jeremia-Überlieferungen erwachsen
. Es bietet nicht einen Kommentar, sondern stellt den freien
Versuch dar, einen besonderen Menschen zu entdecken und ihn
als Propheten zu verstehen.

Der erste Teil behandelt „das Leben eines Propheten"
(S. 9—64). Dabei wird nicht eine freie Rekonstruktion der
Historie Jeremias geboten. Vielmehr läßt sich B. leiten von
jenem biographischen Fremdbericht eines mitleidenden Augenzeugen
, den uns das Jeremiabuch selbst bietet. Demgemäß setzt
er mit dem Anfang der Regierungszeit Jojakims und den so
datierten Ereignissen um die Tempelrede Jeremias ein. Er beginnt
allerdings nicht mit dem Text jener Quelle nach Jer. 26,
sondern behandelt vorweg die Tempelrede selbst nach Jer. 7.
Schon hier zeigt sich die freie Art, die Texte unter sachlichen
Gesichtspunkten zu ordnen. Sie werden in einer eigenen Übersetzung
geboten. Textkritische Anmerkungen finden sich nur
selten, wo sie unumgänglich erscheinen. Mit kurzen Erläuterungen
und Reflexionen wird Text um Text zu einem Ganzen gefügt
. So führt B. den Leser an Hand der datierten Texte bis
in die letzten Tage Jerusalems und bis nach Ägypten. — Der
zweite Teil sammelt die „Dokumente der Selbstenthüllung" des
Propheten (S. 67—171). Hier bietet er alle jene Texte von der
Berufung nach Jer. 1 an bis hin zu den prophetischen Konfessionen
, die das innere Ringen Jeremias mit Gott und seinem
Amt erkennen lassen. In diesem Abschnitt liegt der Schwerpunkt
des ganzen Buches. Dabei handelt es sich zum größeren
Teil um Stücke, die schon früher veröffentlicht wurden („The
Confessions of Jeremiah and the Meaning of Prayer": HUCA
21, 1948; „Doest Thou Well to be Angry? A Study in Self-
Pity": HUCA 26, 1955; „Of a Truth the Lord Hath Sent Me,
An Inquiry into the Source of the Prophet's Authority": The
Goldenson Lecture for 1955, H. U. C. Press, Cincinnati 1955).
Dem sind nur drei Kapitel insbesondere über Texte aus der
Frühzeit Jeremias wie die Berufung und Belege der Fürsprache
des Propheten für sein Volk vorangestellt. (Als wichtiger Beleg
der Fürbitte Jeremias wird dabei 28, 6 eingehend behandelt!
S. 96 ff.). — Teil 3 behandelt den Inhalt der prophetischen Botschaft
(S. 175—245). Hier möchte B. mit Textbeispielen die
vom Propheten ei schlosseren „Werte" herausarbeiten. Diese
erkennt er zunächst in der Einsicht, daß nur gerechte Gesellschaft
sichere Gesellschaft ist, sodann in der Hoffnung auf
Erneuerung. Einsicht führt zu vertiefter Durchsicht. — In einem
Anhang werden noch historische und literarische Einzelheiten
diskutiert (S. 232—245). Dabei fällt die grobe Datierung auf:
Jeremias Wirken wird von 630— 580 angesetzt; Zedekias
Regierungszeit soll entgegen den neueren chronologischen Einsichten
schon 598 begonnen haben; Gedalja soll von 587 —
circa 582 gewirkt haben. Daran ist zu erkennen, daß B. nicht
an der Neubearbeitung der historischen und literarischen Probleme
lag. So bezieht er sich denn auch im Vorwort mit betonter
Dankbarkeit auf die Arbeiten seines Lehrers Moses
Buttenwieser und auf den Kommentar von Paul Volz (1928).
Jüngere Kommentare und Untersuchungen haben für ihn keine

Bedeutung gewonnen. So muß denn das Buch zur Hauptsache
als eine aus eigenem Umgang mit den Texten erwachsene
Anleitung zum Nacherleben gewertet werden.

Mainz-Ingelheim Hans Walter IV o I f f

Bic, Milos: Das Buch Joel. Berlin: Evang. Verlagsanstalt [i960].
112 S. 8°. Hlw. DM 7.20.

Die von dem Prager Alttestamentier vorgelegte Auslegung
des Joelbuches ist aus Gastvorlesungen hervorgegangen, die er
im Herbstsemester 195 8 an der Theologischen Fakultät der
Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg gehalten hat (vgl.
Rückseite des Titelblattes). Der Verf. hat diesen Vorlesungscharakter
weitgehend beibehalten. Nicht zuletzt darin wird es
begründet sein, daß die Interpretation oft bis zur direkten Anrede
durch Aktualisierung der Botschaft des Textes vorangetrieben
wird (vgl. den abschließenden Satz S. 108: „Jenes uralte
Büchlein bleibt so der Kirche eine Aufforderung dessen, der von
Anfang an einer jeglichen Abgötterei den Kampf erklärt hat
und allein als Gott und König ... in der ganzen Welt — die
doch sein ist — verehrt werden will"). — Den Haupteil der
Untersuchung bildet die fortlaufende Erklärung des Textes
(S. 10—105). Vorangestellt ist eine sehr kurz gehaltene Einleitung
(S. 5—9) mit den §§ 1 (Inhalt), 2 (Problematik) und 3
(Entstehungszeit); abgeschlossen wird das Ganze durch „Schlußbemerkungen
" (S. 106—109).

Das besondere Merkmal für die vorgelegte Untersuchung
B.s ist die Wertschätzung der altjüdischen Tradition für das
Verständnis und die historische Einordnung des Joelbuches.
Dies zeigt sich einmal in der Gliederung des Textes durch B.,
die der hebräischen Parascheneinteilung folgt (lediglich 4, 9—17.
18—21 werden zusammengezogen), zum anderen in der Ernst-
nahme der Einordnung des Buches unter die ersten sechs Kleinen
Propheten, worin die Ansicht vom hohen Alter des Joelbuches
zum Ausdruck kommt.

Die Übernahme der Parascheneinteilung ak Gliederungsmaßstab
des Textes ist sicherlich darin begründet, daß der „sachlich
einzig mögliche Weg" der ist, „vom Schlußbild auszugehen,
d. h. das Buch in seiner jetzigen Form als Einheit aufzufassen"
(S. 8). Das die Forschung seit Jahrzehnten bes. beschäftigende
Problem, ob mit zwei zusammengearbeiteten Teilen zu rechnen
ist, läßt er „als unwichtig dahingestellt" sein. Wenngleich B.
einräumt, daß „mehrere ursprünglich selbständige Abschnitte
der Gesamtkonzeption einverleibt wurden", steht für ihn fest,
daß wir „über deren Ursprung und Sonderleben . . . nicht das
Geringste ausmachen (können)" (Zitate S. 8). Demzufolge wird
auch in der ganzen folgenden Auslegung diese Fragestellung
völlig außer Ansatz gelassen. Die Gesamtanschauung über den
Aufbau des Joelbuches wird abschließend (S. 107) dahingehend
zugespitzt, daß „seine Einheitlichkeit nicht im geringsten bezweifelt
werden (kann)".

Die Ernstnahme der altjüdischen Tradition über das hohe
Alter des Joelbuches begründet B. damit, daß es die „polemische
Auseinandersetzung mit der Welt des Baalismus" (S. 106)
zum Inhalt habe. Wesentlich sind ihm dafür drei Ergebnisse
seiner Exegese: 1. das ugaritische Epos AB liefert eine Reihe
von Sachanalogien; 2. die „engste Verwandtschaft" der im
Joelbuch und den Eliageschichten „vertretenen Vorstellungs-
kreise"; 3. die Sachnähe zwichen Joelbuch und Hoseabuch, sowie
die „inhaltliche Verwandtschaft zwischen Joel und Obadja"
(Zitate S. 106). Als „festliegendes Ergebnis" habe zu gelten,
daß Joel der Periode vor Arnos angehöre (S. 108).

Daraus ergibt sich, daß „wir im Joelbuch einen uralten
Text besitzen, der sachlich noch in die Zeiten der Kämpfe des
Jahwismus gegen den Baalismus zurückgreift und seine Entstehung
irgendeiner judäischen Reformbewegung verdankt". B.
schlägt dafür die Regierungszeit des Joas (8 36—797) vor (S. 108).

Es ist im Rahmen dieser Rezension nicht möglich, auf die
genannten Ergebnisse der Exegese B.s im einzelnen einzugehen.
Nur soviel sei angedeutet:

Die Wichtigkeit der ugaritischen Texte für das Verständnis
bestimmter Vorstellungen und Ausdrücke des Joelbuches
(bereits von Engnell und Kapelrud erkannt) ist unbestreitbar.