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1963

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585

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 8

586

Dankenswert ist ein umfangreicher Aufsatz von E. Benz:
„Der Übermensch - Begriff in der Theologie der Alten Kirche."
Der Begriff stammt an sich aus dem Hellenismus, hat auch eine
Wurzel im Alten Testamente (Ps. 81,6 LXX = Jo. 10, 34).
Montan wendet ihn auf den Christen an, ebenso Clemens von
Alexandrien und Origenes, später der bekannte christliche
Erbauungsschriftsteller Heinrich Müller in Rostock (f 1675).
Man darf vergleichen, daß gelegentlich hervorgehoben wird:
die Christen seien streng genommen nicht nur in Christus,
sondern selbst Christusse (wie Verehrer des Bakchos Bakchoi).

W. Eltester erzählt eine geradezu romantische Geschichte
: er schildert, wie er 1938 auf dem Athos eine längst
gesuchte Justinhs. fand, unterstützt von dem griechischen Theologen
Kallinikos. Leider handelt sichs um eine junge Hs., die
aus dem Erst druck abgeschrieben wurde.

N. Walter (,,Der angebliche Chronograph Julius Cassia-
nus") zerstört ein altes Trugbild. Er zeigt, „daß der Chronograph
Cassian, wie ihn Schürer (III 476) ohne Umschweife nennt,
ein Ergebnis wissenschaftlicher Legendenbildung ist".

Art und Absicht von Clemens' „Teppichen" macht
E. Fascher anschaulich, in einer Untersuchung über den
Logos - Christus als göttlichen Lehrer; dabei werden verwandte
Linien im Paidagogos benutzt. Es wird sichtbar, in welchem
Maße die Philosophie für den Griechen dieselbe Bedeutung hat,
wie für den Juden das Alte Testament.

G. Delling schöpft aus einer Quelle, die in unserer
Zeit wohl über Gebühr vernachlässigt wurde: den Sprüchen des
Sextus, einem wertvollen Beleg für die Hellenisierung des
Christentums. Er untersucht nach Form und Inhalt die genannten
Sprüche, insbesondere ihre Beziehung zum Alten und Neuen
Testament. Das Ergebnis ist im Einzelfalle sehr verschieden.
Für die volkstümliche Art des Buches scheint bezeichnend, daß
die Synoptiker den stärksten Einfluß ausübten, unter ihnen Mt.,
der auch sonst im kirchlichen Leben am stärksten hervortritt.
So knüpften die Sentenzen wohl an die christliche Mission an
und dienten ihr.

L. Früchtel bringt ,,Origeniana" : er untersucht die
Origenes-Papyri von Tura, d. h. die Auszüge aus den Büchern
gegen Celsus und die Stücke aus dem Römerbriefkommentare.
Es zeigt sich wieder einmal, daß Lesarten, die zweifellos Verderbnisse
sind, schon in den Papyri vorkommen können.

M. R a u e r bietet ein Stück Dogmengeschichte. Er geht
von dem bekannten altkirchlichen Streit um die Auffassung der
Hexe von Endor aus und benutzt sie, um Origenes' Lehre vom
Paradies zu klären. Diese ist mehrdeutig und fügt sich nicht
in allen Teilen in seine Gesamtanschauung. Origenes bezeichnet
die Überlieferung vom Paradiese nicht als mythos, obwohl er
hier verschiedenfach Anstoß nehmen müßte, sondern scheint
6ich zu einer realen Existenz des Paradieses zu bekennen.

Eine altkirchliche Weihnachtspredigt würdigt und übersetzt
H. D ö r r i e s. Sie 6tammt von dem „Mönchsmystiker" Symeon-
Makarios und ist nicht umfangreich. Aber sie ist auch für die
Christen der Gegenwart eine wirkungsvolle Zusammenfassung
all dessen, was wir Christus verdanken. Das gleiche gilt von
dem Hymnus, in den die Predigt zuletzt übergeht.

K. Treu schenkt uns eine ausgezeichnete Vorarbeit zu
einer Ausgabe der Opuscula des Makarios (MPG 34, 841). Die
von ihm besprochene Kiewer Hs. stammt aus dem 13. oder
14. Jahrhundert und bietet einen besseren Text als die Erstausgabe
des Possinus (1684), auf die Migne zurückgeht. Wir
erhalten von Tr. eine Liste der wesentlichen Varianten, in die
auch Lesarten von drei Moskauer Hss. und einer Hs. von Upp-
sala eingefügt sind. Abschließend wird festgestellt, daß die
fälschlich sog. Opuscula II — VII des Makarios eine einzige in
150 Kephalaia geteilte Kompilation bilden.

Für die Arbeit am Makariostext des Typus I entwickelt
H. B e r t h o 1 d ein Programm, das oft bis in die Einzelheiten
geht. Es vermittelt zugleich eine Übersicht über einen guten
Teil des verwickelten Makarios-Problems.

J. Irmscher widmet eine Studie dem Begriffe philo-
christos polis (anth. Graeca XVI 282). Er stellt zuerst die Lesart
mit zwingenden Gründen sicher (philochristos, nicht philo-

chrestos), dann den gemeinten Ort (wohl Konstantinopel). Es
handelt sich um ein Epigramm des Palladas (um 400), der in
gleicher Weise heidnischen und christlichen Glauben ironisiert.

Der Einfluß des Areopagiten auf Maximos Confessor
wurde bisher verschieden beurteilt. W. Völker zeigt an der
Hand vieler Belege, daß ein beträchtlicher Einfluß nicht geleugnet
werden kann, auch wenn nicht alle Belege eindeutig sind.
Der Einfluß verteilt sich nicht gleichmäßig über alle Gebiete
von Theologie und Frömmigkeit, ist aber stellenweise schon
aus den gewählten Ausdrücken beweisbar.

R. A. Klostermann liefert einen Beitrag „Zur Problematik
der russischen Bibelexegese". Man lernt daraus, welch
umfassende Arbeit hier in der Theologie der russischen Kirche
geleistet wurde. Wir kennen meist nur die Äußerungen von
Laien, besonders von Tolstoi. Die Arbeitsweise der Theologen
ist vielfach anders als wir gewohnt sind. In der russischen
Kirche wird eine eigene Überlieferung geschaffen, die mit der
byzantinischen zusammenhängt. Deutsche Arbeiten werden mehr
und mehr erwähnt und benutzt. Wir danken Kl., daß er einen
Weg in ein unbekanntes Land bahnte, der eine Zukunft vor
sich hat.

Ahrenshoop Johannes L e i p o 1 d t

Beishaw, G. P. Mellick: Theological Definition and Explanation.
Anglican Theological Review 45, 1963 S. 165—174.

Dangers, Robert: Die Zahlen in der Geistesgeschidite der Menschheit
.

Universitas 18, 1963 S. 301—310.
Düsen, Henry P. van: Theological Education in the Ecumenical Era.

The Princeton Seminary Bulletin 56, 1963 S. 4—11.
Maurer, Wilhelm: Zur theologischen Situation der zwanziger

Jahre. Anläßlich des 75. Geburtstages von Friedrich Baumgärtel

und Paul Althaus.

Lutherische Monatshefte 2, 1963 S. 165—168.
Wyckoff, D. Campbell: Can Character Be Changed? — A Protestant
Viewpoint.

The Princeton Seminary Bulletin 56, 1963 S. 50—5 8.

ALTES TESTAMENT

Ziegler, Joseph [ed.]: Sapientia Salomonis. Göttingen: Vanden-
hoeck & Ruprecht 1962. 168 S. gr. 8° = Septuaginta. Vetus Testa-
mentum Graecum, Auctoritate Societatis Litterarum Gottingensis
editum, Vol. XII, 1. DM 21.— ; Lw. DM 25.-.

Band XII, 1 der Göttinger Septuaginta ist im allgemeinen
so angelegt wie die ihm zuletzt vorangegangenen Bände und
Teilbände, die ThLZ 83, 1958, Sp. 22-24; 84, 1959, Sp. 510f.
und 86, Sp. 606 angezeigt worden sind. Die erste Hälfte des
Buches wird durch die „Einleitung" in Anspruch genommen,
die in „A Die Textzeugen", „B Gruppierung der Textzeugen",
,,C Grammatica (Orthographica)", „D Zeichen und Abkürzungen
" gegliedert ist. Die zweite Hälfte bringt dann den Text
und den Apparat, wobei die beiden immer ziemlich genau je
die Hälfte der Seiten einnehmen. Der vorliegende Teilband
weist aber seinen Vorgängern gegenüber wesentliche Verbesserungen
auf. Der Abschnitt C der „Einleitung", der sonst
fast nur Orthographica brachte und dementsprechend so überschrieben
war, führt, wie das schon seine jetzt „Grammatica
(Orthographica)" lautende Überschrift erkennen läßt, daneben
eine Fülle grammatischer Varianten vor. Die Text- und Apparat
-Darbietung aber ist dadurch vervollkommnet worden, daß
1) zwischen Text und Apparat auf jeder Seite die jeweilig in
Betracht kommenden Textzeugen genannt werden und 2) der
Apparat nicht mehr durchlaufende Zeilen aufweist, sondern
mit jedem Vers eine neue Zeile beginnt und so die Übersicht
über das Variantenmaterial wesentlich erleichtert. Von den
bewährten Beigaben verdient, obwohl oder gerade weil es im
Inhaltsverzeichnis auf S. 6 vergessen ist, das auf S. 94 stehende
„Verzeichnis der in der Einleitung ausführlicher besprochenen
Sapientia-Stellen" hervorgehoben zu werden, das den Leser mit
Art und Bedeutung der für die hier genannten rund 40 Fälle
in Betracht kommenden textkritischen Fragen viel gründlicher
vertraut macht, als es die kurzen Hinweise auf sie im Apparat