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Ausgabe:

1963

Spalte:

518-522

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Kenyon, Frederic George

Titel/Untertitel:

Der Text der griechischen Bibel 1963

Rezensent:

Schrage, Wolfgang

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 7

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NEUES TESTAMENT tenen Material. Es liegt nicht eigentlich ein Kommentar zum

Neuen Testament vor, sondern eine Charakterisierung des

Strack, Hermann L, o. Paul Billerb eck: Kommentar zum Rabbinentums in der Umwelt des Neuen Testaments und der

Neuen Testament aus Talmud und Midrasch. VI. Bd.: Verzeichnis christlichen Gemeinde, die im Anschluß an die neutestament-

der Schriftgelehrten. - geographisches Register, hrsg. v. Joachim liehen Aussagen erfolgt. Das wird durch das geographische

fe^sV i FdTtob" gr^S» DM 25.1 PLt. 196L «2f** jj" * ^»n.. etwa ein Viertel des

„. , , " . , „ , , „..... Uanzen beanspruchenden Teil des 6. Bandes dargeboten wird.

Die 4 Bande des Werkes von Strack und Billerbeck und Denn hier ergibt sich die Möglichkeit des Vergleichs und der

den 5., den rabbinischen Index, den J. Jeremias 1956 heraus- Nachprüfung der neutestamentlichen Itinerare, aufgrund der

gegeben hat hat Walter Bauer besprochen, vgl ThLZ 81 (1956) intimen erst noch auszuschöpfenden Ortskenntnisse in Palästina

675. Nach dem Tode des Gelehrten hat der Unterzeichnete und Jerusalem, die für bzw. von den Rabbinen bezeugt sind,

die Besprechung des 6. Bandes übernommen. Walter Bauer hat Die ]dfitete muhse]i und entsagungsvolle Arbeit be_

bei al er Hochachtung und allem Lob für die Lebensle.stung des deutet so in gewissem Sinne überhaupt erst die Eröffnung des

eigentlichen Verfassers Paul B.llerbeck die Kritik an seiner Zugangs zu dem Werk von Strack-Billerbeck von der richtigen

grundsätzlichen Haltung nicht unterdrückt, daß eigentlich nur Seite her. Dafür werden alle Benutzer den beiden Herausgebern

Äußerlichkeiten des judisch - rabbinischen Hintergrunds des Dank wissen

Neuen Testaments mit dem Material aus Talmud und Midrasch r^a^ ^

V. 1 . . j j i i ii.. , , n i , uicllon Georg Ii e r t r n m

belegt sind und belegt werden können und daß besonders die

Schriften des Neuen Testaments mit einem mehr hellenistischen Kenyon, Frederic G.: Der Text der griechischen Bibel. Überarb. u.

Hintergrund so kaum die richtige Beleuchtung erfahren. Trotz- ergänzt v. A. W. Adams. Aus d. Engl, übers, v. H. B o 1 e ws k i.

dem kann die von Billerbeck geleistete Arbeit für den Neu- 2. Aufl. Berlin: Evang. Verlagsanstalt u. Göttingen: Vandenhoeck

testamentler von hohem Wert sein, wenn der Stoff mit genü- & Ruprecht [1961]. 200 S. gr. 8°.

gender Sachkenntnis und Kritik gebraucht und wenn er richtig Die Neuauflage des textkritischen Handbuches von

erschlossen wird. Das ist gewiß schon in reichem Maße durch F. G. Kenyon wird von jedermann schon darum begrüßt werden,

die dem 4. Band vom Verfasser selbst hinzugefügten Register weil es eine schmerzliche Lücke ausfüllt, denn neben dem

geschehen. Diese Erschließung aber ist im Sinne und als Ver- „Handbuch der Textkritik des NTs" von H.Vogels (19552) gibt

mächtnis des Verfassers durch Joachim Jeremias und seinen es kein anderes Werk in deutscher Sprache, das den Studenten

Mitarbeiter Kurt Adolph im 5. Band weitergeführt und nun im und bis zu einem gewissen Grade auch den Spezialisten zuver-

6. Band zum Abschluß gebracht worden. lässig, übersichtlich und verständlich über die wesentlichen

Dieser 6. Band bietet das Register der in dem Werk ge- Fragestellungen und Ergebnisse dieses Arbeitsgebietes zu orien-

nannten Rabbinen mit über 900 Namen, von denen gewiß die tieren vermöchte. Die textkritischen Lehrbücher von Gregory

große Menge nur ganz selten zitiert werden, etwa 40 aber und Nestle - v. Dobschütz sind durch die Handschriftenfunde

immer wieder als die Gewährsmänner der rabbinischen Anschau- und Untersuchungen der letzten Jahrzehnte veraltet, auch wenn

ungen auftreten. Neben nur allzu seltenen Zeugnissen der sie sich im einzelnen immer noch als unentbehrlich erweisen.

Frömmigkeit oder exegetischen Traditionen sind es Rechtssätze Es war darum eine gute Idee, das Werk ("The Text of the Greek

sowie Sitten und Gebräuche, die da überliefert werden. Dazu Bible. A Student's Handbook") des allseits anerkannten Direk-

kommen eine Fülle von kulturgeschichtlichen, archäologischen tors des Britischen Museums, der sich als Paläograph, Textkriti-

und geographischen Einzelheiten, die, wenn man sie sich für ker und Herausgeber der Chester Beatty Papyri einen Namen

bestimmte Traditionsträger nach dem Register zusammenstellt, gemacht hat, ins Deutsche zu übersetzen.

den einzelnen Rabbi in etwa nach seiner Umwelt und wohl Die erste hier nicht besprochene Auflage in deutscher
auch nach seinem Wesen charakterisieren können, soweit solche Sprache erschien 1952. Sie hat sich inzwischen als Lehrbuch und
Traditionen als Hintergrund für das Neue Testament gesammelt Einführung in die Textkritik bewährt, war jedoch schon beim
sind. So ergibt sich etwa für Gamaliel, den Alten, den Lehrer Erscheinen nicht mehr ganz up to date, da das Buch in engli-
des Paulus, ein Bild seiner klugen, menschenfreundlichen Hai- scher Sprache bereits 1937 herausgekommen war und man sich
tung als Gesetzeslehrer und der stark geprägten Familien- bei der Übersetzung nicht dazu entschließen konnte, ihm we-
frömmigkeit, aus der er kommt und die er weitergibt, so daß nigstens die von W. G. Kümmel (Theol. Rundsch. 1938, 214)
sich der Stammbaum seiner Familie bis in die Zeit der Amoräer erwünschte Ergänzung der Literaturangaben beizufügen. Um so
(Gamaliel VI., Anfang des 5. Jahrhunderts) verfolgen läßt. Die gespannter durfte man auf eine Neubearbeitung des Werkes
dem Band 6 beigegebenen Stammtafeln ermöglichen für die sein. A. W. Adams hat sich der gewiß nicht leicht zu lösenden
wichtigeren Namen auch dem Nichtfachmann die Übersicht über Aufgabe unterzogen, die Arbeit des 1952 verstorbenen Autors
die Zusammenhänge der Traditionen und ihre ungefähre zeit- „auf den neuesten Stand" zu bringen (S. 8). An der Anordnung
liehe Einordnung. Bei der alphabethischen Aufzählung der und Stoffeinteilung des Buches hat sich gegenüber der 1. Aufl.
Rabbinen werden jeweils zunächst Aussprüche jedes einzelnen nichts geändert. Das 1. Kapitel unterrichtet über die Aufgabe der
Gelehrten sowie Berichte über ihn und sonstige Erwähnungen Textkritik und — ein wenig zu kurz — über die Entstehung der
mitgeteilt. Es folgen Aussprüche des Betreffenden, die von spä- handschriftlichen Varianten, weiter über die Einteilung der
teren Tradcnten bezeugt werden und schließlich Traditionsgut, Texte in Handschriftenfamilien und Textrypen und über die
das mit Angabc des Autors von dem Betreffenden weiterge- Materialien (Papyrus, Pergament) und Fonnen (Rolle, Kodex) des
geben wird, alles, soweit es bei Strack-Billerbeck zitiert ist. antiken Buchwesens. Das 2. Kapitel bietet dann einen beson-
Die wenigen Namen der vorchristlichen Zeit und die des ders nützlichen Überblick über das griechische Alte Testament
Zeitalters Jesu und des Neuen Testaments bis zum Ende des und die Forschung am Septuagintatext (Entstehung, Inhalt und
I.Jahrhunderts (i. g. etwa 60) und die geringe Zahl deT Tradi- Bezeugung der LXX) sowie über die anderen griechischen Über-
tionen, die sich in diese Zeit zurückverfolgen lassen - eine Setzungen des Alten Testaments und die lateinischen, koptischen
kritische zeitliche Einordnung konnte verständlicherweise in dem und syrischen Übersetzungen der LXX. Kapitel 3 bringt eine
großen Werk nicht gegeben und hier natürlich auch nicht nach- durchaus hinreichende Bestandsaufnahme und Beschreibung der
geholt werden - geben allerdings kaum ein deutliches Bild, wichtigsten ntl. Papyri. Majuskel- und Minuskelhandschriften.
Immerhin ragen einzelne Gestalten durch die Menge oder auch Kapitel 4 geht auf die Bedeutung und den Texttyp der alten
die Art des über sie gebotenen Materials hervor, so daß sich Bibelübersetzungen und Väterzitate ein. Kapitel 5 berichtet
wohl Vergleiche mit den Gestalten des Neuen Testaments über die Geschichte des gedruckten Textes von der Gutenberg-
(kaum mit Jesus selbst) oder auch mit dem Lehrer der Qumran- bibel bis zu Tischendorf und Westcott-Hort und Kapitel 6 über
gemeinde ermöglichen lassen. Dabei dürfte sich Jesu Urteil be- die wichtigsten Entdeckungen undI Theorien seit 1881 (Sinaistätigen
, daß die rabbinische Frömmigkeit sich weithin in *yrer. Codex Washingtonianus. Ferrar- und Lake-Mtnuskel-
Außerlichkciten erschöpft. So führt das Register auf die rieh- gruppe Streeters und von Sodens Theorien Chester Beatty Patige
Fragestellung gegenüber dem von Strack-Billerbeck gebo- Pyn, <P"). Das besonders wichtige letzte Kapitel wendet sich