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Ausgabe:

1963

Spalte:

501-508

Autor/Hrsg.:

Hiltner, Seward

Titel/Untertitel:

Theology and Pastoral Care in the United States 1963

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Theologische Literaturzeitung 8 8. Jahrgang 1963 Nr. 7

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solche Stoffe hierher gehören, die M. Dibelius zum Mythus und vermutlich sogar der ältesten theologischen Durchdringung der

K. Bultmann zu Geschichtserzählung und Legende rechnen, ohne Passionstradition sein55. Hier wird nicht weniger behauptet, als

daß wir behaupten möchten, alle dort behandelten Stoffe wären daß Jesu Tod das letzte Gericht an Welt und Tempel einleitet

hier einzuordnen. Kein Wunder, daß die Gemeinde wegen Mark. 14, 25 das neue

Trinken im Gottesreich alsbald erwartet haben dürfte. Später
7. Neue Kategorien im weiteren Sinne mögen apokalyptische Worte tradiert worden sein, um den
Auch die Frage der apokalyptischen Tradition urchristlicher Naherwartungsschwund zu verhüllen; später ist sogar das
Prägung bedarf noch einer genaueren Behandlung. Formal ent- Kreuz selbst zu einem Zeichen der Parusie geworden50. Daß es
hält die synoptische Apokalypse jüdisches Material in christ- dies werden konnte, überhaupt, daß man apokalyptische Gedan-
licher Redaktion4". Aber wann und wo hat die urchristliche kengänge übernehmen durfte, wird damit noch nicht erklärt.
Gemeinde das Material übernommen? Im Dienste der These Indem man apokalyptisch redet, polemisiert man noch nicht so-
vom Schwund der Naherwartung antwortet hierauf E. Gräs- rort wider den Unglauben, der die Naherwartung leugnet. Viel-
6er5", man habe die apokalyptischen Stoffe aufgenommen, um mebr ist zu fragen, ob die apokalyptische Auslegung des Kreu- j
das Schwinden der Naherwartung zu überdecken. Sehen wir ^escredo überhaupt erst die spezifisch urchristliche Form der
von den methodischen Mängeln dieser Arbeit ab51, so bleibt Naherwartung und der Apokalyptik hervorgerufen habe. War
immer noch offen, wer die Apokalyptik reproduziert habe, und, £jer urchristlichen Prophetie zunächst die Aufgabe zugefallen, die
falls es sich nicht um eine Einzelperson, sondern um eine ^tunde des Kreuzes mit jüdisch-apokalyptischen Mitteln als
Gemeindefunktion handelte, wo die Übernahme stattfand. Stunde des Einsetzens der letzten Weltwehen zu deuten, so
E. Käsemann''2 weist neuerdings auf den Stand der judenchrist- mußte ihr im Zuge der Entwicklung bald auch die andere zu-
lichen Propheten hin. Ihm gelingt besonders in gewöhnlich wachsen, das Schwinden der Naherwartung zu interpretieren,
zu ,,Q" gerechneten Stoffen der Nachweis einer alten Struktur ü>e Naherwartung wäre dann natürlich nicht das Motiv der
prophetischer Rechtssätze. Danach hätte der urchristliche Pro- urchristlichen Theologie, sondern nur ein Nebenprodukt einer
phet für das innerweltliche Verhalten der Gemeindeglieder die bestimmten Interpretationsform urchristlicher Theologie, die
positive oder negative Vergeltung des alsbald erwarteten s'cn am Ärgernis des Kreuzes erprobte und bewährte. So beRichters
angekündigt63. In diesem Falle hätte es urchristliche |lnn5 die urchristliche Theologie, wenigstens im Bereich der
Apokalyptik bereits vor dem Naherwartungsschwund gegeben! ^assionstradition, mit der Kreuzesfrage. Möglicherweise hat
Man kann diese Linie noch weiter ausziehen, wenn man auf diese Erkenntnis umfassendere Bedeutung, als wir von hier aus
die offenbar früher als die meisten Stoffe aus ,,Q" zur Tradition *u erkennen vermögen. Hier genügt es jedoch, die historischen I
gewordene Leidensgeschichte zurückgreift, die traditionsge- rragen wenigstens an einem Punkte bis zu ihren letzten theo-
schichtlich möglicherweise älter als das gesamte apokalyptische logischen Konsequenzen verfolgt zu haben.
Material der Synoptiker ist. Daß Jesu Sterben dort die ganze Mit vorstehenden Hinweisen haben wir versucht, wenig-
Weit in Mitleidenschaft zieht, und d.h. konkret, daß es eine stens an ein paar wenigen Punkten aufzuzeigen, inwiefern und
Sonnenfinsternis und das Zerreißen des Tempelvorhanges pro- m welcher Richtung sich die gegenwärtige Forschung über den
voziert Mark. 1 5, 33. 38), auch daß eine etwas spätere Schicht methodischen Standpunkt der älteren Formgeschichte hinaus-
dieser Tradition54 das Wort vom kommenden Richter in Jesu bewegen könnte und sollte. U. Wilckens57 hat in einer Bespre-
Mund legt (Mark. 14, 62), dürften Anzeichen einer sehr alten, chung zur neuesten Auflage der Formgeschichte von M. Dibelius

~m~d d~i ,i c aic j ^edenken wider dies Werk ausgesprochen. Eine entspre-

4 l SSSToStSa^Li ^Verzögerung in den syn- ^Kritik an der Untersuchung von R. Bultmann steht bisoptischen
Evangelien und in der Apostelgeschichte, BZNW 22, i9602. " n°* aus. Vielleicht können diese Ausfuhrungen hier we-

51) E. Grässer postuliert streng deduktiv a priori eine spezi- "gstens den Ansatz zu einer solchen bilden. Indem wir aber
fisch apokalyptische Lehrform Jesu, aus der sich völlig logisch alles rogramm und Durchführung der für das Neue Testament ausübrige
ergibt: Eine vorkritische Auswertung der Überlieferung I Im ^"'aggebenden Werke zur formgeschichtlichen Methode einer
übrigen vermisse ich eine echte Auseinandersetzung mit der Tatsache Kritik unterziehen müssen, ist zugleich das Recht erwiesen, eine
apokalyptischer Kyrios-Traditionen im 1. Thessalonicherbrief. ..altere Formgeschichte" von der kritischen Anwendung der

") E- Käsemann, Die Anfänge der christlichen Theologie, ZThK formgeschichtlichen Betrachtungsweise abzuheben,

57/1960, S. 162 ff.; vgl. schon: Sätze Heiligen Rechtes im Neuen -_—-

Testament, NTS i, S. 251 ff. 55) Die älteste Schicht der Passionstradition kannte den Opfer-

*) Die Naherwartung gilt als vorgegebenes Element. Das lineare gedanken noch nicht. Sie war trotzdem ein theologischer Entwurf,

Denken der Apokalyptik mache christliche Theologie erst möglich. allerdings von apokalyptisch-prophetischem Gepräge.

Das scheint mir über das Ziel hinauszugehen. ) W. Bousset, Der Antichrist, 1895, S. 154 ff.

''',) G. Schille, Das Leiden des Herrn, ZThK 52/1955, S. 201 f. ) U. Wilckens, ThLZ 86/1961, Sp. 272-276.

Theology and Pastoral Care in the United States

By Seward Hiltner, Princeton

If Europeans are to understand what "pastoral care" means 1* best documented1. This is not a defect so long as it is re-

and suggests in the United States, it is first necessary to alter cognized that documentary riches or poverty is not in itself

»Wo assumptions that would usually be made. an adequate criterion for identifying what is most important,

The first correction is linguistic in nature. "Pastoral care" °r m°st permanent, about the "cura animarum." Although not

and "Seelsorge" are not precise Synonyms. "Seelsorge" and at tat undertaken consciously nevertheless the use of the

-eure d'ämes" a,re literal translations of "cura animarum." term P*toral care' in the English language hat be« an

Much of the history of the „cura animarum" in the west - in attc«Pt to alter this bias of the cura animarum. Pastoral

terms of documents and records, by far the greatest part - care ™y still involve correction or discplme (however de-

concerns diseipline in the sense of penance, correction, and but decsions involv.ng such correction of the person by

guidance of the person by the group, with or without the fje group are not necessar.ly^central or foca in pastoral care

Person's consent or initiative. Those aspects of the „cura Wnnciple. this re-opens the opportumty for pastoral care

animarum" which represented no conflict between the person ,} ^ ^ McNeilI, ..A History of the Cure of Souls" (New York:

na the group, such as ministry to the Sick and bereaved, wert Harper and Brothers, 1951). Although the reader will recognize impor-

aken for granted and litt]e represented in the documents excep tant exceptions to this Statement, as in the literature of consolation,

ln the form of letters or general exhortations. Thus a history or in Luthers "Letters of Spiritual Counsel" (Philadelphia: The West-

°f the western "cura animarum" even such a remarkable work minster Press, 195 5), all these together present only minimal infor-

as that of John T. McNcill, tends to give most weight to what mation in contrast to such documents as the penitentials.