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1963

Kategorie:

Bibelwissenschaft

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 6

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s*endem 8. und 11. Jahrhundert stammen. In einem aus- ALTES TESTAMENT
ruhrlichen, 45 Seiten umfassenden Vorwort werden diese Textgrundlagen
dargestellt und gewürdigt Damit tritt dieses Psal- Textus. Annual of the Hebrew University Bible Project. Vol. IL,
terium neben eine ganze Reihe gerade während des letzten ed- hV C. Rabin. Jerusalem: Magnet Press. The Hebrew Univer-
Jahrzehnts entstandene Ausgaben des lateinischen Psalters, die VI, 150, 30 (= 62) S. 8 Taf. gr. .
in Rom herausgebracht wurden Von dem Jahrbuch „Textus", dessen 1. 1960 erschienener
Das Psalterium S. Hieronymi de Hebraica Ueritate inter- Band ThLZ 86, 1961, Sp. 752 f. gewürdigt worden ist liegt
pretatum trägt hier den Namen Psalterium Hispanum (VIII 21), J,etzt der B^d vor, der dem Zweck der Reihe gemäß wie
wie die ganze Serie ja hier Vulgata Hispana bezeichnet wird. der erste einerseits die von der Hebräischen Universität ge-
Diese Benennung wird damit begründet, daß sich in Spanien Plante kritische Ausgabe der Hebräischen Bibel unmittelbar
eine gute Tradition der Vulgata findet. Dies nun wird so er- vorbereiten hilft, andererseits textkritische Aufsätze allgemei-
klärt, daß Hieronymus mit einem Lucinius aus Baetica in Brief- nerer Art bringt und so mittelbar jenem Plane dient. Dabei ist
Wechsel stand, der sich aus den Antworten des Hieronymus er- d'e Grenze zwischen den beiden Gruppen schwer zu ziehen,
kennen läßt. Auf Grund dieser Freundschaft muß nach der Vielmehr gehen sie ineinander über, und so mögen die Beiträge
Übersetzung durch Hieronymus eine Vulgata - Handschrift nach zum vorliegenden Band hier nach ihrer von ihm selbst vorSpanien
gelangt sein, die somit das Original darstellt. Die hier genommenen Gruppierung vorgeführt werden. „I. Text and
vorgelegte Textausgabe stützt sich nur auf Handschriften. Xersions" umfaßt sechs Aufsätze, nämlich P. E. Kahle, Pre-
Liturgische Texte und Sammlungen können nicht hinzu- Mas«oretic Hebrew (S. 1-7); N. H. S n a i t h, The Ben Asher
gezogen werden, da diese Übersetzung nicht so tief in den Text (S. 8 — 13); S. Talmon, The Three Scrolls of the Law
kirchlichen Gebrauch eingedrungen ist, um deutliche Spuren *"at were Found in the Temple Court (S. 14-27); M. G o s h e n-
zu hinterlassen. Ebensowenig können hier spanische kritische Gottstein, Biblical Manuscripts in the United States
Ausgaben verwendet werden. Indessen steht eine Reihe von js-28-59. 1 Taf.); C. R a b i n, The Ancient Versions and the
Rezensionen zur Verfügung, die den Text mit anderen Psalmen- indefinite Subject (S. 60—76); J. S h u n a r y, An Arabic Talsir
Übersetzungen zusammenarbeiteten, deren älteste neben der ?| tne Song of Deborah (S. 77—86). „II. Dead Sea Texts" enteruierten
Handschrift des Lucinius eine Rezension des Peregri- ^ält nur einen Beitrag, nämlich D. N. F r e e d m a n, The
nus aus dem 5. Jahrhundert ist. An Druckausgaben liegen zu Massoretic Text and the Qumran Scrolls: A Study in Ortho-
Grunde die von Johannes Martinay, Paris 1693 — 1706 und die |raPhy (S. 87—102); „III. Massorah" zwei, zunächst G. E. Weil,
umfangreiche und sorgfältige von H. de Sainte-Marie, Cittä del ProPositions pour une etude de Ia Tradition massoretiquc baby-
Vaticano 1954. Auch hier sollen die vorliegenden Textausgaben Jpnienne (S. 103—120) und dann I. Y e i v i n, A Babylonian
nicht überboten werden, sondern das erarbeitete Material zu- "agment of the Bible in the Abbreviated System (S. 120—139.
sammengefaßt und in den Rahmen der Polyglotte eingefügt jj Taf.). Zu „IV. Notes and Communications" gehören D.
werden, wie in dem Vorwort S. 1 -123 ausführlich dargetan £1 u s s e r, The Text of Isa. XLIX, 17 in the DSS (S. 140-142),
wird- B- Kedar-Kopfstein, A Note on Isaiah XIV, 31 (S. 143
Es zeigt sich also, daß bei diesem ganzen so weitreichenden /C145) und L Y e i v i n, The Vocalization of Qere-Kethiv in A
Unternehmen keine völlig neuen und selbständigen text- (S. 146—149). Als „V. Supplement" wird geboten L. Lip-
kritischen Ausgaben angestrebt, sondern die vorliegenden Ar- ^cnuetz, Mishael ben Uzziel's Treatise on the Differences
beiten zusammengefaßt werden sollen, so daß in der Biblia Berween Ben Asher and Ben Naphtali" (S. n:-N = 1-58), und
Polyglotta ein übersichtlicher Querschnitt durch das gesamte den Abschluß bilden hebräische Zusammenfassungen der eng-
Text- und Überlieferungsmaterial geboten werden kann. Die ''scn oder französisch geschriebenen Aufsätze (S. =S - IM =
beiden von T. Ayuso bearbeiteten Psalterübersetzungen geben 5?~62)- Dieser Nennung der Titel, die bei den meisten Bei-
zunächst eine erste Probe von dem Ergebnis dieser Bemühungen tragen zeigen, worum es geht, seien nur ein paar Bemerkungen
und stellen eine beachtliche Leistung dar. Ob und inwiefern 2U den Beiträgen hinzugefügt, deren Überschriften ihren Inhalt
diese Polyglotte einmal ein gutes Hilfsmittel zur textkritischen ni°lt ohne weiteres erkennen lassen. S n a i t h stellt fest, daß
Arbeit werden kann, muß die Zukunft erweisen. Es wäre viel- au"er dem Leningradensis (L) und dem Aleppo-Kodex (A) auch
leicht zu fragen, inwiefern eine Wiederholung jener Compluten- einige sephardische (spanische) Handschriften Ben Asher-Text
sischen Polyglotte des Kardinals Ximenes heute noch einen aufweisen. Talmon zeigt an den in der Überschrift seines
gleichen Sinn haben kann wie damals. Ist doch die Problematik Aufsatzes genannten drei Handschriften, daß die Bemühungen
der einzelnen Text- und Übereetzungsformen eine andere, viel um die Schaffung eines maßgebenden Bibeltextes zwar schon im
differenziertere, als sie im 16. und 17. Jahrhundert war! Läßt • Jahrhundert v.Chr. im Gange waren, daß aber die wissen-
nicht die Herstellung einer Polyglotte immer die Absicht ver- schaWiche Diskussion weiterhin Textvarianten erhalten hat.
muten, durch den Vergleich der Versionen zu einem Archetypus Aus Gosh'en-Gottsteins Aufsatz verdient Hervorhebung
vorstoßen zu können, eine Absicht, die durch die moderne Tr>e Missing Part of the Aleppo Codex and the Manuscript
Textforschung verlassen ist? of. Sapir's Collations" (S. 53-59. 1 Taf.), weil hier gezeigt
Mag man über die Textgrundlagen und -eestaltune sowie Mird' daß die Handschrift 729 des Jewish Theological Seminary,
die Verwendung des Quellenmaterials bisweilen anderer Mei- ?ew Kollationen des Aleppo-Kodex enthält die Sapir
nung sein, so sind doch auf jeden Fall die große Mühe und die ™r einem guten Jahrhundert gemacht hat, und daß diese Kolla-
Umsicht, die auf diese Arbeit verwendet werden bewunderungs- '0"en Lesarten aus den verloren gegangenen Te.Ien des Kodex
würdig. Die beiden übrigens sdiön alg^tatete^ Bände die Flusser legt dar, daß DSIa für Jes 49, 7 die ,920
bisher vorliegen, steigern die Hoffnungen^Td Ewartungen, die V0" H- Windisch geforderte Übersetzung „Deine Erbauer
an die folgenden Bande zu richten sind Vor a^doA muß ^neller sein als die, die die*.zerstörter. rechtfertigt;
den Leser jene eine Hoffnung bewegen, die nämlich daß diese K eJ a ' " K o p f s t e i n liest Jes 14 3 b,? ^ n ni , j
anderen Bände recht bald folgen mögen »«nd keiner flieht in seinen Aufgeboten und 1 e v i n faßt
Halle/Saale « roigen mögen. das Ergebnis seiner Mitteilung „The Vocalization of Qere-
_ Gerhard Wa,,,, Kethiv in A" dahin zusammen, daß die Vokalisation des Aleppo-
Kodex von einem Karaiten herrühren müsse. Besonders dankbar
Schweizer. Eduard: Die historisch-kritische Bibelwissenschaft wird das Supplement begrüßt werden, weil es Mishaels Ab-
und die Verkündigungsaufgabe der Kirche. handlune von der bisher nur ein Teil, nämlich der von
tvangehsche Theologie 23, 1963 S. 31-42. L i p s c h u e t z in seincr Bonner Dissertation von 1935 „Der
^iriermaJnn'-rC,aus: Was ist cin< exegetische Aussage? Bibeltext der tiberischen Masoretenschulen: Ben Ascher - Ben
Mrcne m der Zeit lg. i963 S. 42-45. Naftali" veröffentlichte Ausschnitt, vorlag, vollständig bringt.
Zimmcrli Walter: Die historisch-kritische Bibelwissenschaft und und höchst erfreulich ist, daß Band III von „Textus" Einleitung
FvanSJr tT*? gabe der Kirdle- und Kommentar zu dieser Abhandlung bringen soll,
tvangehsche Theologie 23, 1963 S. 17-31. Halle/Saale OttoEiBfeldt