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Ausgabe:

1963

Spalte:

361-362

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Elze, Martin

Titel/Untertitel:

Tatian und seine Theologie 1963

Rezensent:

Nagel, William

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr 5

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ästhetischen Aspekt der Allegorie" finden kann, wie ihn gipfelt, „daß sein Gott der Gott der Philosophen

Marrou sonst häufig bei Augustin nachgewiesen hat (S. 52 f.). Ist es denn ganz ausgeschlossen, daß nicht auch bei Tatian

£ur die Zahlensymbolik des Kirchenvaters eingehend, betont ebenso wie bei den anderen Apologeten und frühchristlichen

n. einen engen Zusammenhang mit dem Mysterienbegriff: Vätern das Gotteserlebnis im Sinne des AT und NT dem

mmd. « l ? ^'en Chiffern (sief), unter denen uns Gott Brauch der Zeit gemäß in das Gewand der Rhetorik und der

prophetische und eschatologische Botschaften übermitteln will' Philosophie gekleidet wurde? Wohl nicht zufällig fehlt in den

!' sonst sorgfältigen, wenngleich knappen Registern jedweder Ver-

AIs Prinzipien der Bergpredigtexegese Augustins zeigt H. weis auf AT und NT.

vor allem das Bestreben, den Text- und Sachzusammenhang zu Die Interpretation des Diatessaron von dem für die Oratio

Derucksichtigen und die Schrift durch die Schrift selbst zu er- postulierten Leitmotiv her muß als gewagt bezeichnet werden.

Aiicl : x n ISt, dem"adl 0 Konstitutives Element der Der Verfasser verzichtet hierbei auch auf den Beweis seiner

nl*?"* V WüT* ^spekulativen Bemühung, 3) Ar- Thesen. Sollte der Verfasser der Oratio wirklich der des

flu '"u" P?leLmik' /> Illustrierendes Beispiel (S. 56) - Diatessaron sein, so müßte die Evangelienharmonie energisch

~T Hervorhebung der Widerspruchslosigkcit zwischen AT zur Interpretation der Oratio herangezogen werden. Die Kom-

he*nA - T v™st„H- gegen Ende seiner Arbeit ins- Position des Diatessaron liegt außerhalb aller Philosophie und

Desondcrc curch eine Parallelisierung der Seligpreisungen mit ist nur als Resultat einer auch für die anderen Syrer typischen

ZLJ7?*iKn (JCS- 1i'2)-rULn,d de", Xatcrunserbitten- woJmit personIi*en, an Jesus orientierten Frömmigkeit zu begreifen.

2u^'*d,e Bedeutung der Zahlensymbolik: untermauert wird. Durch diese Bemerkungen sollte ersichtlich werden, daß

in SM 7 * 'r ?Cmcrk.un* abdaß Augustin nicht nur der Verf. sich an komplizierte Grundsatzfragen herangewagt

•n i>M, sondern in vielen spateren Werken - bis zu den und unseren Dank verdient hat

Kctractationes hin - an der Auslegung der Bergpredigt gearbei- Lo,pzig WaI(er N

rct nabe. fcr halt als Ergebnis fest, daß schon das Frühwerk sich -

-durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen exegetischer Aucoin Mi,„ au,,*;,,, a »• j i l ru r

GenauicV^ff ,,„A *u ~i • j. Ts £ « -j j u . * ary Al°ysius: Augustine and John Chrysostom: Com-

vjwiauigkeit und theologischer Tiefe auszeichne und betont, mentators on St. John's Prologue.

daß „gemessen an den wissenschaftlichen Standards seiner Sciences Eccldsiastiqucs XV, 1963 S. 123—131.

«7 ,ma" ihm aU* dcn wissenschaftlichen Wert nicht ab- Hacndler, Gert: Das Christentum und die Germanen bis Bonifa-

sprecnen könne (S. 66). Insbesondere über die letztere Schluß- tlus- Berlin: Evang. Verlagsanstalt [1961]. 135 S. kl. 8° = Quellen,

rolgerung dürfte noch kein endgültiges Wort gesprochen sein, ausgewählte Texte a. d. Geschichte d. christl. Kirche, hrsg. v.

da doch der feste Maßstab für eine Beurteilung" fehlt. Bei aller q ow u- W.Schultz. H. 16,1. DM 3.80.

Hochschätzung der gewissenhaften Arbeitsweise Holls fürchten U ° "j Ch- A- M" OI PROTOKTISTOI: Acerca de Ia pneumato-

wir, daß er nur infolge einer etwas zu apologetischen Einstel- Cienri, C'emt"t,eI, Alejandrl.no-

lung zu dieser Ansicht gelangen konnte. C,a y Fc XVI11' 1962 S" 37-"-

Hallo (Saale) Hans-Joachim D i es n e r CfDnttn...

^'"chen geschichte: mittelalter

Elze, Martin: Tatian und seine Theologie. Göttingen: Vandenhoeck Seckler M,. r__., ...__, 0.__■ ... , .

& Ruprecht 1960. 137 S. gr. 8" = torschungen zur Kirchen- und Main2 Matth7'c r u v hfl ^TVm" aqum-

Dogmengeschichtc, Bd. 9. DM 14.80. " Ma»h'as-Grunewald-Verlag [l96l]. 281 S. 8». Lw. DM 24.80.

Die für den Druck nur in Einzelheiten überarbeitete Unter- des jetzt In mT^™ ^T^XF", eine"'S*ülcr

suchung lag im WS 1957/58 als Dissertation der evang.-theol. gebührt e„ ilT^T W'r,ke" JU^™T v'-T^

FakulfSi- Taut c i j. j n j t- • Z. 4:. ein besonderer Platz in der Flut der Veröffentlichungen

Orato ad rbmgen ^"1 tl4 frade. A Jheolo^e d<* Aquinaten. Historische und systematische

lysTe t von einem Ruckert-Schuler theologisch ana- Aspekte werden mit großer gedanklicher Kraft und einer be-

pretiel "drrn, GrucndkonzePtlon h" konsequent inter- merkenswerten Fähigkeit der Differenzierung verbunden, so daß

nach Wahr" ^ 1 ? Z?gt d" ^erf. das Streben em theologisch-philosophisches Gesamtbild entsteht, mit dem

das Leitmotiv 7 A™, ' Platonisdlen Schulphilosophie als sich auseinanderzusetzen auch für den evangelischen Theologen

schreibt d e L M '"ouT TfanS- Kap" } (S> ^-*0) V°" ßrund^tzlichem Interesse ist.

Wahrheit Kap 7t4? h^°ffiC s^mmende Au fassung der Der Grundgedanke des Werkes fußt auf dem bisher in seider
Oratio Kao i r< Tl ^ ' hte™rges*.chtl>che Fragen ner Bedeutung nicht klar erkannten, obwohl einige hundert Mal
Christentum und seine Pnl t } entW'ckel<l Tatians ,Blld VOm Z, den thomasischen Schriften vorkommenden Begriff des In-
(S. 63-ios) analvsfe« Ir v ( gCgen die Griechcn- ln 5 ",nktes. Der Autor versteht ihn als anthropologischen Grundverständnis
, die LoJoslehr/!) sJStCmfisA a- daS G0t,t£S' iT1**- als den Tfäger des neuerdings viel umstrittenen natür-
pologie Tatians und[stell * % K°Smolo8ie und die Anthro- Lehen Strebens des Menschen nach seiner übernatürlichen Betonischen
SchulphilosoDhie t. c gebni"e Einzelsätzen der pla- Stimmung. Dieses menschliche Streben zu Gott ist umgriffen
urteilt kritisch die neeativrT. .IrfZLiJrP' 6 (S' I06-126^ be' n°n, fe! Bewegung des Ausgangs aller Dinge von Gott und der
und endet mit einem r! I! altk,r*lldlen Stimmen zu Tatian Huckkehr zu ihm, der neuplatonisch geprägten Systemidee des
Diese Unter Jrh, ÜC Z" n Dlatessar°n- Jhomas. Das im Sein des Menschen angelegte Streben zu Gott
Tatians mit Z p?? g vLerdlfnt Beachtung, weil die Begegnung begründet den Entschluß zum Glauben, sofern das von außen
dem Verf in H' ITij bewiesen wird- Freilich wird man Verkündete dem Streben jenes Instinktes entspricht,
immer -ustimmen v j?s dieSer Begegnung nicht Dieser Grundgedanke wird nach einem einleitenden Über-
e^a in de T- , nnC";cZwar darf m^n nicht erwarten, daß blick über bisherige Deutungen sowie über die lehrreiche Vordem
Tml f°f ( 83~88) die Tat Gottes exakt nach gesuchte des Instinktbegriffs und seine Verwendung bei Tho-
BeLe «S2ft7? t» 'St Aber die vom Verf. gegebenen mas in drei Abschnitten entfaltet.

Verf Pntcl T TZeUfen zu wenig her. Z.B. ist die für den Der erste Abschnitt erfragt den Ort des Instinktbegriffs

InternrT j nichtige „Einheit der Wahrheit" - seine in der Gesamtbewegung des Ausgangs der Geschöpfe von Gott

prerarion des Diatessaron hängt davon ab - nur mit und ihrer Rückkehr zu ihm. Dabei erweist sich die von Bouillard

zu'd '" C'.JZl!-un' j2We' ,anrhllnderte späteren Beleg gestützt, der herausgearbeitete Wandlung der Gnadenlehre des Thomas von

dem durch die Sekundärliteratur angeboten wurde. Die den Frühwerken (bes. dem Sentenzenkommentar) zur thcolo-

i ntersuduing verdient auch deswegen Beachtung, weil der gischen Summe als bedeutsam. Hatte der junge Thomas die Bc-

ritt Tatians zum Christentum allein mit dem Streben nach kehrung als eine Angelegenheit des liberum arbitrium ohne

vKenntnis im Sinne der platonischen Schulphilosophie unter vorbereitende Gnade bezeichnet (II. Sent. 5, 2, 1 und 28, 1, 4),

rzicht auf andere philosophische Lehren und unter Ableh- so veranlaßte ihn das Bekanntwerden mit dem Semipelagianis-

ung biblischer Fragestellungen begründet wurde. Hierzu führt mus des 5. und 6. Jhdts. zu einer Änderung seiner Ansicht,

er Verf. gegen Tatian einen Indizienbeweis, der in dem Satz Seitdem hat Thomas seine Äußerungen über die Bekehrung mit