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Ausgabe:

1963

Spalte:

358-359

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Heutger, Nicolaus

Titel/Untertitel:

Evangelische Konvente in den welfischen Landen und der Grafschaft Schaumburg 1963

Rezensent:

Moeller, Bernd

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Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 5

358

Walls, A. F.: "Stone" and "Wood" in Oxyrhyndius Papyrus L

Vigiliae Christianae XVI, 1962 S. 71—76.
Walter, Nikolaus: Zur Analyse von Mc 10, 17—31.

ZNW 53, 1962 S. 206—218.
W e n z, Helmut: Mythos oder historisch zeichenhaftes Heilsgeschehen?

Theologische Zeitschrift 18, 1962 S. 419—432.
Winter, Paul: Markus 14, 53b. 55—64 ein Gebilde des Evangelisten.

ZNW 53, 1962 S. 260—263.

KIRCHENGESCHICHTE: ALLGEMEINES

Miscellanea Historiae Ecclesiasticae. Congres de Stockholm
aoüt 1960. Louvain: Publications Universitaires; Editions Nauwe-
laerts 1961. 167 S. gr. 8° = Bibliotheque de la Revue d'Histoire
ecclesiastique, Fase. 38. bfr. 180.—.

In diesem Bande veröffentlicht die „Commission Internationale
d'histoire ecclesiastique comparee" im Internationalen
Histcrikerverband zehn Referate, die in den SpezialSitzungen des
Stockholmer Internationalen Historikerkongresses vom August
1960 dargeboten wurden; ein Vorwort dazu schrieb der Präsident
der Kommission J. N. Bakhuizen van den Brink aus Leyden.

Von den sechs Aufsätzen des ersten Teiles haben die drei
ersten die Idee der Kirche als gemeinsames Grundthema.
W. H. C. F r e n d - Cambridge behandelt (S. 9-22) „The Roman
Empire in the Eyes of Western Schismatics during the Fourth
Century A. D.", mit besonderem Eingehen auf die Donatisten.
Thomas M. Parker - Oxford beleuchtet, vor allem auf Ladner
und Ulimann sich beziehend — „The Medieval Origins of the
Idea of the Church as a 'Societas perfecta'" (S. 23—31). Michael
J. W i 1 k s - London würdigt — mit Schwergewicht auf dem
6päten Mittelalter — „The Idea of the Church as ,Unus homo
perfectus' and its Bearing on the Medieval Theory of Sover-
eignty" (S. 32—49). Darauf folgen zwei missionsgeschichtliche
Beiträge: Hans-Dietrich Kahl- Gießen bietet aus eigenen mehrjährigen
Studien zum 8. —13. Jhdt. „Bausteine zur Grundlegung
einer missionsgeschichtlichen Phänomenologie des Hochmittelalters
" (S. 50—90), mit der Forderung stärkerer begrifflicher
Differenzierung (Missionsobjekte - Missionssubjekte; Glaubensausbreitung
-Kultausbreitung; Vorgehen gegen außerkirchliches
und innerkirchliches Heidentum; direkter und indirekter Missionskrieg
) und der Warnung vor allzu isolierter Betrachtung
begrenzter Einzelschauplätze. A. da Silva Rego - Lissabon
steuert einige Bemerkungen über „Portuguese Discoveries and
Modern Missionary Apostolate" bei (S. 91—95), die auf das
Zurücktreten der älteren Ausbreitungsform (durch Eroberung)
hinter der jüngeren (durch Entdeckung, mit Ausbildung von Eingeborenen
in Portugal zu künftigen Missionaren ihrer Heimatgebiete
) hinweisen. Den Schluß des ersten Teiles bildet ein
biographischer Ausschnitt von R. Aubert - Louvain „Mon-
seigneur Dupanloup au debut du Concile du Vatican" (S. 96
— 116), der in den Aufruf zu planmäßiger Sammlung und Veröffentlichung
der Teilnehmerbriefe als einer der wichtigsten
Quellen für unsere Kenntnis des Konzils ausmündet und damit
die Brücke zum zweiten Teile schlägt.

Dieser nämlich — ausschließlich deutschsprachig — bietet
vier Referate mit konkreten Arbeitsberichten und -Programmen.
Kurt Aland- Münster („Der gegenwärtige Stand der patristi-
schen Arbeit in Deutschland", S. 119—136) sieht deren neuerlichen
Aufschwung in Westdeutschland während der letzten
15 Jahre vor allem in folgenden Vorgängen begründet: wachsende
Teilnahme der klassischen Philologen und Althistoriker
an den Problemen der patristischen Epoche, nachdrückliche Hinwendung
deutscher protestantischer Kirchenhistoriker zur Frühzeit
des Christentums, Leistungen der Kommission für spätantike
Religionsgeschichte und der Patristischen Kommission der
Akademien, deren vorläufige Arbeitspläne skizziert werden.
Hermann H e i m p e 1 - Göttingen berichtet über „Das Max
Planck - Institut für Geschichte und die .Germania Sacra' "
(S. 137—146), deren Programm zeitlich (Ausgreifen über die
Reformation bis zur Säkularisation) und sachlich (stärkere Berücksichtigung
des eigentlichen geistlichen Lebens) erweitert
werden 6oll; ein Beispiel dieser zeitlichen Ausweitung greift der

jetzige Bearbeiter der „Germania Sacra", Joseph Prinz- Münster
heraus („Eine Konfessionskarte Deutschlands als Aufgabe
der kirchlichen Kartographie", S. 147—157. Wenn hier S. 147
als „historische Karten" solche angesprochen werden, „die einen
Zustand früherer Zeiten zeichnerisch darzustellen oder auf eine
moderne topographische Karte zu bannen suchen", so wäre damit
eher das gemeint, was nach der von Heinz Quirin nachdrücklich
befürworteten und hilfreichen Terminologie als „Geschichtskarten
" anzusprechen ist, während der Ausdruck „historische
Karte" nicht das Inhalts-, sondern das Entstehungsmoment
meint, eine Karte also, deren zeitliche Distanz zu
heute sie andern historischen Quellengattungen anreiht). Schließlich
stellt Martin Schmidt- Mainz unter der Überschrift
„Probleme, Aufgaben und Möglichkeiten kirchengeschichtlicher
Kartographie" (S. 158 —166) ein Arbeitsprogramm von 64
Kartenthemen zur Diskussion, das inzwischen im Sommer 1961
Gegenstand einer lebhaften Aussprache in einem Kolloquium
des Göttinger Max Planck - Instituts geworden ist und zweifellos
weitere Kreise ziehen wird.

Mainz Ludwig Petry

Heutger, Nicolaus C, Dr. theol. : Evangelische Konvente in den
wclfischcn Landen und der Grafschaft Schauenburg. Studien über ein
Nachleben klösterlicher und stiftischer Formen seit Einführung der
Reformation. Hildesheim: August Lax 1961. VIII, 190 S., 1 Kte.
gr. 8°.

Diese interessante Arbeit, eine Münstersche theologische
Dissertation, vermittelt erstmals ein umfassendes Bild vom Fortleben
von Klöstern und Stiftern in Niedersachsen in nachrefor-
matorischer Zeit. Der Verf. hat in intensiver Quellenforschung
die Geschichte von 12 Männer- und 28 Frauenkonventen untersucht
, die über die Reformation hinaus erhalten geblieben sind,
und es ergibt sich, so sehr die Verhältnisse im einzelnen variieren
, doch ein einheitlicher Gesamteindruck: Die Reformation
ist in diesem Gebiet, wie man weiß, aufs ganze gesehen bemerkenswert
konservativ verlaufen; es ist die Erhaltung von Klöstern
— u. a. so berühmte und bedeutende wie die Benediktiner-
Abtei Bursfelde oder das Kanonissenstift Gandersheim — in
erster Linie auf den aktiven oder passiven Widerstand der
Klosterinsassen selbst oder deren Bemühung zurückzuführen, das
Klosterleben im reformatorischen Sinn theologisch zu rechtfertigen
; der Widerspruch der Reformatoren gegen das Mönch-
tum wirkte hier weniger überzeugend als anderswo, und das
wirtschaftliche Interesse der Landesherren an der Aufhebung
der Konvente war weniger groß. So wurden diese alten Institute
allmählich in das neue Kirchenwesen eingefügt und paßten sich
ihm ziemlich rasch auch in der Gesinnung an. Doch blieben erstaunlich
viele der alten Formen, vor allen Dingen das Horen-
singen, erhalten; daneben versuchte man, neue Aufgaben zu
finden, es wurden neue Schulen gegründet, die Frauenkonvente
übernahmen karitative Pflichten usw.

Spätestens seit dem 18. Jahrhundert verloren die Institute
dann freilich ganz ihren alten Sinn; ihre Pfründen degenerierten
fast überall zu Ehreneinkünften für verdiente Staatsbeamte und
Vcrsorgungsstellen für (meist adlige) Damen. Die Männerkonvente
gaben zumeist das gemeinsame Leben auf; im 19. Jahrhundert
sind die meisten von ihnen dann endgültig aufgehoben
worden, nur Loccum, das als Predigerseminar eine bedeutende
neue Bestimmung gefunden hatte, lebt noch fort, von anderen
wie Bursfelde und Amelungsborn hat sich der Abtstitel erhalten
— Amelungsborn hat seit Neuestem auch wieder einen (freilich
nicht zur stabilitas loci verpflichteten) Konvent, der unter dem
Abt Chr. Mahrenholz das klösterliche Gebetsleben wieder zu
erwecken sucht. Die Frauenstifter dagegen nahmen in den
letzten Jahrhunderten eine andere Entwicklung; von ihnen besteht
eine größere Anzahl noch heute — eines, das Georgsstift
in Hildesheim, wurde sogar erst im 19. Jahrhundert gegründet
—, die meisten haben mehr oder weniger strenge Residenzpflicht
und hüten ihre alten Sitten und Ordnungen z. T. mit
bemerkenswerter Treue und einem in den letzten Jahren, wie
es scheint, wieder angewachsenen Selbstbewußtsein.

Das Buch erscheint zu einem Zeitpunkt, an dem in der
evangelischen Kirche der Gedanke der vita communis wieder