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Ausgabe:

1963

Spalte:

355-356

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Aron, Robert

Titel/Untertitel:

Die verborgenen Jahre Jesu 1963

Rezensent:

Bammel, Ernst

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355

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 5

356

fuhrungen nötig und fruchtbar ist, blickt er auf das Alte Testament
und auf das spätere Judentum, wobei Philo und Josephus
als Zeugen für die Essener — das sind nach Meinung des Verfassers
Vertreter der Qumiangemeinde — zu Worte kommen.
Jesus selbst aber und die christliche Gemeinde erscheinen überwiegend
im Gegensatz zu der Sekte, wenn auch auf manche
Erscheinung im Urchristentum von den Qumrantexten her
neues Licht fällt.

Es 6ei zweitens auf die sorgfältigen Einzeluntersuchungen
und Gegenüberstellungen hingewiesen, die noch durch einige
Exkurse ergänzt werden. So behandelt der Verfasser: .Wahrheit'
in den johanneischen Schriften, das .Geheimnis' im Neuen
Testament und im rabbinischen Schrifttum, weiter: die Polemik
der Sekte und der Kampf gegen die falsche Lehre im Neuen
Testament, und schließlich bietet er eine Reihe von Beispielen
der geistlichen Schriftauslegung in den Schriften der Qumran-
sekte. Wie Offenbarung und Schriftstudium in Spannung zueinander
stehen, so treten in den Anschauungen der Gemeinde
auch sonst Zwiespältigkeiten hervor: auf der einen Seite der
Ernst der Gesetzeserfüllung und daneben die Spielereien mit
Worten und Begriffen — Hinweise darauf, die im einzelnen umstritten
sein mögen, durchziehen die ganze Arbeit —, innerliche
Frömmigkeit und äußerliche Gesetzlichkeit, ein hoher
Anspruch auf Offenbarung und der Formalismus der Offenbarungsinhalte
charakterisieren diese Gemeinde zwischen dem
Alten und dem Neuen Testament, die dem Kommenden entgegenharrt
und doch im Vergangenen stecken bleibt.

Die Auseinandersetzung mit der Forschung tritt zurück;
Quellenangaben, Stellungnahme in den oft noch nicht endgültig
gelösten Textfragen und Literaturverzeichnisse zeigen
die Ansatzpunkte des Verfassers in der bisherigen Forschung.
Ein StellenregisteT ermöglicht die Übersicht über das verwendete
Material. Mit der theologischen Fragestellung aber stößt
der Verfasser in Neuland vor. Vor allem für die Erforschung
der Methode der Schriftauslegung im neutestamentlichen Zeitalter
sind neue Grundlagen geschaffen, auf denen in der exegetischen
Arbeit am Alten und Neuen Testament weiter zu
bauen sein wird. Die relative Geschlossenheit oder sogar Abgeschlossenheit
der Qumrangemeinde wird dabei zur Gegenüberstellung
mit den anderen in Frage kommenden Gemeinden
des pharisäischen und rabbinischen und des hellenistischen
(Septuaginta-) Judentums und des judaistischen und hellenistischen
Christentums herausfordern.

Gießen Georg Bertram

Aron, Robert: Die verborgenen Jahre Jesu. Aus dem Franz. übers.

v. K. Mahr. Frankfurt/M.: Scheffler [1962]. 280 S., 29 z.T. färb.

Abb. a. Taf., 1 Ktn.-Skizze. gr. 8°. Lw. DM 22.80.

Die Welle christlich-humanistischer Jesusromane ist in
unseren Tagen durch eine Vielzahl jüdischer Darstellungen abgelöst
worden. Der Verf. des vorliegenden Buches unternimmt
es, das Milieu Nazareths, Jesu Sprache und Beruf, das Leben
in der Synagoge, das jüdische Kirchenjahr, Jesu Begegnung mit
dem Talmud und die politische Welt seiner Zeit zu skizzieren.
Dies alles soll zur Illustrierung von Lk. 2,40—52 dienen. —
Was ein guter Roman leisten kann, die Profilierung der Berichte
und die Verlebendigung der Zeit, das ist in dieser
Mischung aus Darstellung, Reflexion und halbwissenschaftlichen
Eklektizismen nur sehr teilweise erreicht. Die Beleuchtung des
Lebens Jesu erfolgt unter Verwendung von Material, das überwiegend
spät ist (die apokalyptische Literatur fehlt ganz) und
das an ntl. Nägeln aufgehängt wird, die kaum dazu geeignet
sind.

Der Verf. bekennt sich in eindrucksvoller Weise zu Salvador
und Benamozegh (auf des letzteren das Christentum einbeziehende
Geschichtstheologie hat zuletzt H. J. Schoeps in
seinem Paulusbuch S. 270 f. hingewiesen). Wenn man so die
.verborgenen Jahre Jesu' als Chiffre für eine historisierende
Darstellung unserer eigenen Zeit nimmt — und das tut der Verf.
selbst im letzten Abschnitt — ist das Buch nicht uninteressant:
als kennzeichnend für die Position eines orthodoxen und doch
christentumsfreundlichen Judentums. Aber man legt es unbefriedigt
aus der Hand, wenn man in ihm nach einer Erhellung des
Lebens Jesu sucht.

Die recht flüssige Übersetzung (jedoch S. 270: Leserin statt
Lektorin) hat gegenüber dem Original durch eine Reihe von
zusätzlichen Anmerkungen und die Einfügung zahlreicher, wenngleich
nicht immer ganz passender Abbildungen gewonnen.
Dennoch fragt man sich, ob der Verlag wohl beraten war, als
er die Übersetzung eines solchen Opus vornehmen ließ.

Erlangen/Cambridge Ernst Bammel

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Bibel und Kirche 17, 1962 S. 102—105.